DKLK-Studie offenbart einen sich deutlich verschärfenden Personalmangel in den Kitas

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DÜSSELDORF. Ungeachtet der Herausforderungen in der Corona-Krise sowie – aktuell – durch die Aufnahme von Flüchtlingskindern aus der Ukraine hat sich die personelle Situation der Kitas offenbar noch einmal drastisch verschärft. Mittlerweile gibt eine Mehrzahl der befragten Kitaleitungen an, zumindest teilweise in so großer personeller Unterdeckung arbeiten zu müssen, dass die gesetzlichen Vorgaben zur Aufsichtspflicht nicht mehr erfüllt werden können. Dies ist ein Ergebnis der DKLK-Studie, Deutschlands große alljährliche Umfrage unter Kitaleitungen, deren aktuelle Neuauflage heute auf dem Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) in Düsseldorf vorgestellt wurde. Die Rekordzahl an Teilnehmenden – fast 5.000 Kitaleitungen haben teilgenommen – lässt erkennen, wie groß der Problemdruck vor Ort ist.

Auf dem Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) wurde die Studie vorgestellt. Foto: Fleet Events

Axel Korda, Geschäftsführer von Fleet Education Events, betont: „Die hohe Beteiligung an der DKLK-Studie lässt vermuten, dass eine große Zahl von Kitaleitungen einen sehr starken Druck empfindet. Die hohe Teilnahmebereitschaft unterstreicht die Bedeutung der Umfrage für die Bildungsdebatte in Deutschland. Wir freuen uns, den Kitaleitungen mit dem Deutschen Kitaleitungskongress und der DKLK-Studie Formate anbieten zu können, die einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland die Probleme vor Ort anschaulich machen. Der Deutsche Kitaleitungskongress ist darüber hinaus ein Forum, das dem Austausch von Ideen, viel praktischer Unterstützung und der Vernetzung dient. Wir sind stolz darauf, die Kitaleitungen in Deutschland damit bei ihrer so wichtigen pädagogischen Arbeit unterstützen zu dürfen.“

Vom Personalmangel über die Digitalisierung bis hin zur Arbeitsbelastung: Mit der repräsentativen DKLK-Studie werden Meinungen und Einschätzungen erfasst, die ein umfassendes Bild von den Herausforderungen und Problemen liefern, vor denen Führungskräfte in Kindertagesstätten aktuell stehen. Deutschlands große Umfrage unter Kitaleitungen wird von Fleet Education Events in Kooperation mit dem VBE Bundesverband sowie den drei VBE-Landesverbänden, dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg und dem VBE Nordrhein-Westfalen, unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz durchgeführt.

Deutlich wird insbesondere, dass sich die – schon in den vergangenen Jahren deutlich angespannte – Personalsituation in den Kitas aus Sicht der Kitaleitungen noch einmal verschärft hat. In immer mehr Kitas lassen sich die Vorgaben zur Aufsichtspflicht nicht einmal mehr erfüllen. Ergebnisse im Einzelnen:

  • 57 % der befragten Kitaleitungen geben an, dass sie in den zurückliegenden zwölf Monaten in mehr als 20 % der Zeit in Personalunterdeckung gearbeitet haben, also mit weniger Personal, als es etwa die Vorgaben zur Aufsichtspflicht verlangen (2021 waren es noch 40 %). 16 % der Kitaleitungen geben an, in über 60 % der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung zu arbeiten – das sind mehr als doppelt so viele wie 2021 (7 %).
  • In der Annahme, dass der Anteil der Befragten in der Stichprobe einen Hinweis auf die Anzahl der Kitas in der Grundgesamtheit gibt (in dieser Stichprobe also eine befragte Person etwa eine Kita repräsentiert), hätten nach Schätzung der Kitaleitungen über 9.000 Kitas in Deutschland über die Hälfte des Jahres in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet (in der DKLK-Studie 2021 waren es noch über 4.000 Kitas).
  • 84 % der Kitaleitungen sagen, dass sich der Personalmangel in den letzten zwölf Monaten verschärft hat (2021 waren es noch 72 %).
  • Bei mindestens 57 % der Kitaleitungen im U3-Bereich und mindestens 74 % im Ü3-Bereich ist die angegebene tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation schlechter als wissenschaftlich empfohlen (U3-Bereich: 1:3, Ü3-Bereich: 1:7,5). Im U3-Bereich hat sich das Verhältnis seit 2020 (44 %) verschlechtert.

„Das ist mit Blick auf die enorme Bedeutung des frühkindlichen Bildungsbereichs für die gesamte Bildungsbiografie von Kindern eine Katastrophe“, kommentiert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), diese Ergebnisse. „Bedenkt man, was das pädagogische Fachpersonal an Kitas in Zeiten einer andauernden Coronapandemie bereits geleistet hat und infolge zusätzlicher Herausforderungen durch die bestmögliche Integration oftmals traumatisierter Kinder aus der Ukraine künftig leisten muss, verstärkt sich der Handlungsdruck massiv. Die Politik muss ohne Wenn und Aber alles tun, was möglich ist, um diesen Zustand jetzt zu verbessern.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung beschäftigt sich mit dem Thema Gesundheit. Deutlich wird: Die schlechte Personalsituation beeinträchtigt offenbar auch die Gesundheit von Kita-Fachkräften und Kitaleitungen.

  • 93 % der Kitaleitungen stimmen der Aussage zu, dass die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen führt (2021 waren es noch 87 %).
  • Auch die Pandemie hat Auswirkungen gehabt. 84 % der Kitaleitungen geben an, dass es in ihrer Einrichtung im Kitajahr 2021/2022 coronabedingten Personalausfall gab, bei dem meistens bis zu 10 % des Personals betroffen waren.

Die Folge: Vier von fünf Kitaleitungen (82 %) fühlen sich psychisch durch ihre Tätigkeit belastet. Eine physische Belastung nehmen mehr als die Hälfte (54 %) der Kitaleitungen wahr.

Verschärfend für die Situation in den Kitas kommt hinzu, dass die Kitaleitungen wenig Wertschätzung für ihre Arbeit wahrnehmen – von Seiten der Politik und der Gesellschaft jedenfalls.

  • 75 % der Kitaleitungen stimmen der Aussage „Das Vorurteil ,Wir spielen, basteln und betreuen die Kinder nur‘ hält sich hartnäckig in den Köpfen der Gesellschaft“ zu.
  • Die große Mehrheit der Kitaleitungen fühlt sich von Kindern (100 %), Mitarbeitenden (97 %), Fachberatung (91 %), Eltern (88 %) und Trägern (87 %) wertgeschätzt.
  • Die geringste Wertschätzung nehmen Kitaleitungen vonseiten der Politik wahr. Die Wertschätzung durch die Kommunalpolitik (43 %) wird stärker empfunden als die durch Landespolitik (21 %) und Bundespolitik (18 %).
  • Über die Hälfte der Befragten (54 %) empfindet das Gehalt einer Kitaleitung nach wie vor als (eher) unangemessen.

Studienleiter Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz erklärt: „Einen großen Dank an die zahlreichen Teilnehmenden, die auch in diesem Jahr durch ihre Rückmeldungen ermöglichen, die in vielerlei Hinsicht repräsentativen Einschätzungen von Kitaleitungen quer durch die Bundesrepublik aufzuarbeiten und in den Fokus der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu rücken. In genau diesen Fokus gehören in gleichem Maße die alarmierenden Ergebnisse wie jene Erkenntnisse, die unterstreichen, dass das Arbeitsfeld der Kindertageseinrichtungen ein durchaus erstrebenswertes ist.“

Pressekontakt:

Nele Bruns

p: +49 40 66 906 959

nele.bruns@fleet-events.de

Der Deutsche Kitaleitungskongress

Der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) ist eine gemeinsame Veranstaltung von Fleet Education Events, dem VBE Bundesverband sowie den drei VBE Landesverbänden Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Deutschlands Leitveranstaltung für die frühpädagogische Bildung feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen – mit 50 Referierenden, einem Programm voller Impulse für die Praxis, einem neuen inhaltlichen Schwerpunkt (Pädagogik) und einem Olympiasieger: Der systemische Coach Andreas Kuffner, der als Ruderer mit dem Deutschland-Achter 2012 olympisches Gold holte, gibt praktische Anregungen, wie Teambuilding auch unter den herausfordernden Arbeitsbedingungen einer Kita gelingen kann. Mehr als 4.000 Teilnehmende aus ganz Deutschland werden zum DKLK 2022 erwartet. Er macht von April bis Oktober in sieben Städten quer durch die Republik live Station. Der Startschuss erfolgt in Düsseldorf am 6. und 7. April, gefolgt von Augsburg, Mainz, Stuttgart, Leipzig, Hamburg und Berlin.

Mehr Informationen unter www.deutscher-kitaleitungskongress.de.

Über Fleet Events

Die Fleet Events GmbH mit Sitz in Hamburg gehört zu Deutschlands führenden privaten Messe- und Kongressveranstaltern. Mit ihren Tochterfirmen Fleet Education Events und CE Chefs Events konzipiert und realisiert das 2006 gegründete Unternehmen Consumer- und Business-Events wie Babini (ehemals Babywelt), Eat&Style und Heldenmarkt, Fachveranstaltungen wie Chef-Sache, HGX, W3+ Fair und Photonics+ sowie die Bildungskongresse DSLK, ÖSLK, DKLK, ÖKLK, HRocks und DILK. Über die Tochter Fleet X wird mit Xircus eine eigene Online-Eventplattform entwickelt, mit der Fleet Events nun zusätzlich digitale bzw. hybride Veranstaltungen anbietet. Insgesamt organisiert Fleet Events damit heute über 50 Großveranstaltungen im Jahr sowohl live als auch digital. Die Geschäftsführung des mehr als 60 Mitarbeitende starken Unternehmens liegt bei den Gesellschaftern Dr. Thomas Köhl und Christoph Rénevier.

Mehr Informationen unter www.fleet-events.de.

Wir bemühen uns um eine diskriminierungssensible und geschlechtsneutrale Formulierung. Verkürzte Sprachformen haben rein redaktionelle Gründe und gelten grundsätzlich für alle Geschlechter.

Dies ist eine Pressemitteilung der Fleet Events GmbH.

Der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) feiert sein Zehnjähriges – mit einem besonderen Jubiläumsprogramm

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D. Orie
2 Jahre zuvor

Schlimm!!!

Lakon
2 Jahre zuvor

Am Geburtenmangel in Deutschland oder an den Abtreibungszahlen kann es jedenfalls nicht liegen.

Lehrer_X
2 Jahre zuvor

Diese Regierenden (nicht Regierung!) sind zum Kotzen. Luxus verwöhnt, Kapitalismus peitscht … wir werden nicht, wir sind Amerika 2.0. Wählen hat nicht viel gebracht, da sich die gelbe Spaßtütenpartei, die scheinbar aus einer Person besteht, so breit macht und laut ist, dass alle anderen kuschen.

Ich wünsche Herr Lindner, Frau Gebauer und all den anderen Granaten, die nach meinem medialen Wissensstand die Hauptbefeuerer solch bescheidener Zustände sind, eine fette Rechnung. In welcher Art auch immer. Und wenn es nur Karma ist. Aber wie man so ticken kann, finde ich nur noch widerlich.

Gelb und Schwarz. Die Farben, die ein Land durch Selbstbereicherung schön an die Wand gefahren haben.

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lehrer_X

Und Sie selbst malen pauschal schwarz-weiß. Wie wär’s mit etwas mehr differenzierter Betrachtung? In welchem anderen Nachbarland ist es denn so viel besser? Und welche Partei ist dort daran schuld?

Riesenzwerg
2 Jahre zuvor

Ach nee 😉