Umfrage: Gros der Deutschen (auch der Jugendlichen!) befürwortet soziales Pflichtjahr

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HAMBURG. Angesichts von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg wollen viele Jugendliche etwas tun. Eine Idee, die vor wenigen Jahren kaum Anklang fand, stößt laut einer Umfrage auf breite Unterstützung.

Helfen? Ja, bitte. Foto: Shutterstock

Zwei Drittel der Deutschen befürworten nach einer neuen Umfrage die Einführung eines sozialen Pflichtjahres für Jugendliche. In einer repräsentativen Befragung für das Hamburger Opaschowski Institut für Zukunftsforschung sprachen sich im März 66 Prozent der Befragten für ein solches Jahr aus, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Im März 2019 hatten nur gut ein Drittel (37 Prozent) diese Ansicht vertreten.

Die Idee, nach der Schulzeit ein Jahr lang im Sozialbereich arbeiten zu müssen, hat besonders bei den Jugendlichen selbst an Zustimmung gewonnen. Unter den Befragten im Alter von 14 bis 24 Jahren stieg der Anteil der Befürworter von 22 auf 59 Prozent und verdreifachte sich damit beinahe.

Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski sprach von einer Zeitenwende. Die Doppelkrise von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg habe bei der Jugend eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. In Not- und Krisenzeiten erfahre die soziale Pflicht eine andere Wertschätzung, weil sie mit Sinn und persönlicher Herausforderung verbunden sei. «Der explosive Anstieg der jugendlichen Pflichtjahr-Anhänger (…) beweist, dass die junge Generation in Krisenzeiten bereit ist, mehr soziale Verantwortung zu übernehmen», stellte Opaschowski fest. dpa

Umfrage: Mehrheit gegen soziales Pflichtjahr für Jugendliche

 

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6 Kommentare
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Lanayah
1 Jahr zuvor

Warum muss es ein Pflichtjahr sein? Es gibt doch bereits die Möglichkeit, dies freiwillig zu tun. Ich sehe das Problem, dass für soziale Tätigkeiten schon zu wenig bezahlt wird, und jetzt sollen es junge Erwachsene quasi zum Nulltarif machen. Ich kenne mehrere junge Menschen, die voller Engagement ein freiwilliges soziales Jahr angefangen haben, und es letztendlich geschmissen haben, weil sie einfach ausgenutzt wurden. Diese Möglichkeit (also aufzuhören) muss es auch weiterhin geben. Da von dem Geld, was es da irgendwie gibt niemand leben kann, sind es letztendlich die Eltern, die dafür bezahlen.

Bernie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Weil eine Pflicht durchaus nicht schadet. „Damals“ war mein Bruder beim Wehrdienst und ich beim Zivildienst. Allein die Pflicht pünktlich zu sein und sich ohne große Klappe einzufügen ist eine wertvolle Erfahrung. Weiterhin hat der Zivildienst bei mir den Blick für die Berufswahl geöffnet. Ich bin absoluter Fan eines Pflichtjahres, was durchaus auch bei Einrichtungen wie Feuerwehr, THW oder auch Bundeswehr absolviert werden kann.

KARIN
1 Jahr zuvor

Glaube ich nicht!
Eine Minderheit unserer Jugend tickt leider nur so.
Nach zwei verlorenen Jahren wegen Corona, wollen unsere Jugendlichen endlich leben und ins Berufsleben starten.

Geld verdienen, das Leben genießen. Normalität erleben!

TaMu
1 Jahr zuvor

Ich sehe beruflich bedingt jeden Tag Frauen, die ihren sozialen Dienst verrichten. Neun Monate lang waren sie körperlich eingeschränkt, haben ihre Kinder geboren, sie gestillt und verbringen in vielen Fällen die Nächte mindestens zwei Jahre lang mit so wenig Schlaf, dass man unter anderen Bedingungen von einem Verstoß gegen die Menschenrechte sprechen würde. Dieses zweite Jahr verbringen sie zusätzlich mit Berufstätigkeit tagsüber, häufig halbtags, zwischen Kinderbetreuung, Arztterminen und Spielplatz, mit einem Kind, dem attestiert wird, dass zehn Infekte im Jahr normal sind und das permanent auf sie angewiesen ist. Trotz Dauerdienst verdienen sie wenig Geld und spüren die Zeit später als Rentenausfall. Sie werden parallel dazu mit dem zweiten Kind schwanger und drehen die nächste soziale Runde.
Bestimmt wäre es gut, wenn alle Menschen in Erster Hilfe, Katastrophenschutz und Verhalten in Ausnahmesituationen geschult werden würden. Aber nach einem Sozialen Pflichtjahr in einer Pflegeeinrichtung noch die privaten Kinderpflichtjahre zu leisten, finde ich zu viel. Häufig fangen sie zehn Jahre nach der Kleinkinderphase an, Angehörige zu pflegen. Ich finde die Mütter meiner Tageskinder extrem tough, sozial und leistungsbereit. Von Drückebergerei kann bei Frauen keine Rede sein.

Pit2020
1 Jahr zuvor

„Die Idee, nach der Schulzeit ein Jahr lang im Sozialbereich arbeiten zu müssen, hat besonders bei den Jugendlichen selbst an Zustimmung gewonnen. Unter den Befragten im Alter von 14 bis 24 Jahren stieg der Anteil der Befürworter von 22 auf 59 Prozent und verdreifachte sich damit beinahe.“

Von 22 auf 59 Prozent, das ist mal ein nennenswerter Unterschied.
Jetzt bin ich wirklich ernsthaft gespannt auf die – zeitnahe! – weitere Entwicklung.

Koogle
1 Jahr zuvor

Ein Plichtjahr ist eine gute Sache und auch erforderlich.

Solidarität mit anderen, Identifikation mit unserer Nation können so gestärkt werden.

Als Gegenleistung sollte der Staat die Krankenversicherung von Kindern bis zum Abschluss einer Ausbildung finanzieren und die Zeit des Pflichtjahres mit maximalem Rentenbeitrag honorieren.

Diejenigen, die zu einem freiwilligen sozialem Jahr bereit sind, benötigen kein Plichtjahr.
Aber alle anderen umso mehr.