ErzieherInnen in Ausbildung warten monatelang auf BAföG: Gebauer empfiehlt Hartz IV

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DÜSSELDORF. Bei langem Warten auf BAföG-Unterstützung auf das Jobcenter ausweichen – dieser Rat der Schulministerin an angehende Erzieherinnen und Erzieher in NRW hat Verärgerung ausgelöst. Das Ministerium bedauert und räumt einen nicht hinnehmbaren Zustand ein.

Schulministerin Yvonne Gebauer rät angehenden Erzieherinnen und Erziehern, die auf Bafög warten, ALG II-Leistungen zu beantragen. Foto: Land NRW

Angehende Erzieherinnen und Erzieher müssen in Nordrhein-Westfalen monatelang auf unterstützende BAföG-Leistungen warten. Das geht aus einer Antwort des Schulministeriums auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) wies in der Antwort zugleich darauf hin: «Für eine Übergangszeit besteht die Möglichkeit, einen Hauptantrag auf ALG Il-Leistungen beim zuständigen Jobcenter zu stellen.» Die SPD zeigte sich entsetzt.

Angehenden Erziehern und Erzieherinnen solle angesichts des Fachkräftemangels der rote Teppich ausgerollt werden, mahnte der familienpolitische Sprecher der Oppositionsfraktion, Dennis Maelzer, am Dienstag. «Stattdessen bereitet ihnen Schwarz-Gelb den Weg zum Jobcenter. Das ist alles andere als wertschätzend.» Angehende Erzieher erhalten in ihrer schulischen Ausbildungszeit keine Vergütung.

Aus der Antwort des Schulministeriums geht hervor, dass die Wartezeit im Schuljahr 2021/22 im Schnitt 128 Tage betrug – 2017/18 waren es 78 Tage. Die Bezirksregierung Köln prüfe die BAföG-Anträge für ganz NRW in alleiniger Zuständigkeit und setze die Leistungen fest. Die Zahl der Anträge stieg demnach von 550 (2017/18) auf 2843 (2021/22) im Schuljahr 2021/22. Ziel sei es, die Geförderten durch Beiträge zum Lebensunterhalt und zu den Lehrgangskosten finanziell zu unterstützen.

«Die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher ist wichtig und wertvoll und wird von der Landesregierung ausdrücklich wertgeschätzt»

Das Ministerium betonte in einer Mitteilung, die langen Wartezeiten beim sogenannten Aufstiegs-BAföG seien inakzeptabel. Der Antragsstau müsse umgehend beseitigt werden. Dazu habe man bereits «alle Anstrengungen unternommen, um vor Ort die Situation zu verbessern.» Erste konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung seien beschlossen. «Die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher ist wichtig und wertvoll und wird von der Landesregierung ausdrücklich wertgeschätzt», hieß es in Düsseldorf.

In den letzten Jahren seien die Ausbildungskapazitäten deutlich erhöht worden. Aktuell befinden sich knapp 21 500 Studierende in der Erzieherausbildung, gut 2100 Personen mehr als 2017. In Nordrhein-Westfalen durchlaufen rund 60 Prozent der Studierenden derzeit eine vollzeitschulische Erzieherausbildung – und ein Großteil von ihnen beantrage das Aufstiegs-BAföG. Die anderen 40 Prozent befinden sich in einer praxisintegrierten und damit vergüteten Ausbildungsphase. Dass die Zahl der Anträge und Bewilligungen enorm gestiegen sei, liege an gesetzlichen Verbesserungen durch den Bund seit März 2020.

Der Landesregierung sei es nicht gelungen, bei der Bewilligung des BAföG eine reibungslose Organisation in der Verwaltung sicherzustellen, monierte Maelzer. Die Erzieherausbildung müsse grundsätzlich vergütet werden, forderte der SPD-Politiker. Wenn Gebauer nun empfehle, Hartz IV zu beantragen, werde das fatale Folgen haben. Fachkräfte werden auch in NRW seit vielen Jahren händeringend gesucht.

Die Gewerkschaft Verdi nannte Gebauers Hinweis auf die Jobcenter in der «Neuen Westfälischen» einen «Schlag ins Gesicht» der Betroffenen und der gesamten Branche. Ohnehin sei die Erzieherausbildung wenig attraktiv, die Abbrecherquote extrem hoch. Das Schulministerium stellte klar: «Wir bedauern, dass ein missverständlicher und falscher Eindruck durch die Antwort auf die Kleine Anfrage entstanden ist. Die Landesregierung wollte in der aktuell für die Betroffenen äußerst schwierigen Situation eine finanzielle Brücke aufzeigen, bis die Bearbeitungsdauer wieder gesunken ist.» News4teachers / mit Material der dpa

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Tatti22
1 Jahr zuvor

Feuerwehrlehrkräfte in Niedersachsen mit abgeschlossenem 2. Staatsexamen, wurden vor den Sommerferien entlassen und nach den Sommerferien wieder eingestellt. Für die Dauer der Ferien mussten wir auch Hartz IV beantragen.
Echt nicht nett!

Hilfe
1 Jahr zuvor

Wenn ihr kein Brot mehr habt, Esst doch Kuchen.
Wenn ihr keinen Verstand mehr habt, wählt am Wochenende die FDP.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Liebe Red. ,
Vielen Dank, dass ihr so prompt meine Recherchebitte per Mail zu diesem erneuten FauxPas unserer Poison Yvi bearbeitet habt.

Man könnte bei dem kopflosen Gequatsche der NTW-KuMi den Eindruck bekommen, dass sie auf keinen Fall gewählt werden will. 😉

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Wird sie ja auch nicht . Weitere 5 Jahre mit ihr als Ministerin bleiben NRW erspart . Aber sie legt offenbar Wert darauf , ihre Karriere mit Peinlichkeiten zu beenden . Erst Tests einsammeln , jetzt Hartz 4 beantragen . Mal gucken , was noch kommt . Warum sperrt die FDP die Frau nicht in den Keller ? Will sie runter auf 6 % ???

Klaus Lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Hat sie geschafft … Meinungsumfrage ZDF heute : FDP 6 % .

Georg
1 Jahr zuvor

Die Hürden für Hartz IV plus die Erniedrigung, alles offenlegen zu müssen, dürfte für eingegangene Reihe der Betroffenen zu hoch sein, um auch nur einen Cent Hartz IV zu bekommen. Wird Hartz IV-Empfang eigentlich der Schufa gemeldet? Falls ja, ist das noch ein Grund, von dem Antrag abzusehen.

ganz abgesehen davon macht sich die Gebauer mal wieder einen sehr schlanken Fuß, indem sie die Konsequenzen vom Versagen des eigenen Personals auf die Betroffenen abwälzt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

«Die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher wird ausdrücklich wertgeschätzt» – Wenn man etwas eksplizit ausdrücken muss, damit man es blickt, dann war es von alleine nicht zu erkennen.
(Hat Fraulau gesagt, als ich sie gefragt hab, was „ausdrücklich“ heißt.)

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Kluge Frau, deine Fraulau

Ich muss da mal was loswerden
1 Jahr zuvor

Gut, dass wir bald Frau Gebauer nicht mehr in den Schlagzeilen sehen werden.

Vielleicht muss sie dann auch eine Zeit lang Hartz IV beantragen.

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor

Lindner zahlt ihr bestimmt Taschengeld …

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klaus.lehmkuhl

Nee, macht der NRW-Steuerzahler, da sie nach dem Ausscheiden aus dem Amt bzw. aus dem Landtag ein Übergangsgeld bekommen wird. Keine Angst, der Absturz wird gemildert.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Die Landung in der Fettpfanne wird butterweich….und sie wird sich darin aalen und suhlen.

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Aus dem Landtag scheidet sie ja nicht aus . Platz 2 der Liste . Das wird reichen . Aber es wird ihr zusetzen : Das Volk wollte sie nicht . Und den Rest der FDP auch nicht .

TaMu
1 Jahr zuvor

Ich möchte euch Nordrhein Westfalen ja nicht entmutigen, aber als wir in Baden Württemberg Eisenmann abgewählt hatten, bekamen wir dafür Schopper. Ich bin immer noch nicht darüber hinweg und wünsche euch einen besseren Ausgang, als wir ihn hatten.

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Den haben wir . Kein Zweifel .

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Abgewählt!!!!!!

….und keiner will ein Interview mit der Kebse…wahrscheinlich hat die PARTEI sie vom Netz genommen, damit sie den Absturz nicht auch noch unpassend kommentiert.

Toxisch!!!

Das sage ich seit Monaten über diese Frau!!!

Nun kommt es wie bestellt und alle so: „Och!!“

Klaus.lehmkuhl
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Und so bleiben von Yvonne der Schrecklichen nur die kunstvoll drapierten Seidenschals von der Kö , die inhaltsfreien Reden und der Zickzackscheitel . Was für eine Bilanz für 5 Jahre !