„Schlimmer Tag“: Nach rund 170 Jahren endet Schultradition auf Insel Nonnenwerth

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REMAGEN. Tränen und Trauerballons: Traurig haben sich Hunderte Schüler von einer Inselschule verabschiedet, die dauerhaft geschlossen wird.

Das Hauptgebäude des Klosters Nonnenwerth, zu dem auch das Gymnasium gehört. Foto: Günter Ruch / Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

Nach fast rund 170 Jahren hat am Freitag mit vielen Kindertränen die Schultradition auf der Rheininsel Nonnenwerth bei Remagen geendet. An ihrem letzten Schultag vor den Sommerferien ließen mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler des rheinland-pfälzischen Gymnasiums an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen schwarze Luftballons als Zeichen der Trauer aufsteigen. Auf daran befestigten Kärtchen hatten sie Botschaften geschrieben. Nonnenwerth hatte wegen seiner vielen Schüler aus NRW mit Geschwistern in dortigen Schulen eigene Regelungen der Ferien – in Rheinland-Pfalz beginnen sie diesmal erst am 23. Juli.

Nach einem Gottesdienst auf Nonnenwerth setzten die Mädchen und Jungen zum letzten Mal in mehreren Fahrten mit der linksrheinischen Fähre mit Blasmusik von Schülern und Lehrern ans Ufer bei Remagen über. Dort verabschiedeten sie sich mit Blumen und Umarmungen von ihrer privaten Ganztagsschule.

Schulleiterin Andrea Monreal sagte: «Das ist ein ganz schlimmer Tag, ein trauriger Tag.» Sie verabschiedete sich am Fähranleger einzeln von allen Schülern. Diese müssen die Schule wechseln. Wiederholt hatten sie für den Erhalt ihres Gymnasiums demonstriert. Auch Politiker suchten nach einer Lösung – vergeblich.

Der private Schulträger und Inseleigentümer Peter Soliman begründete die Schließung mit unzureichendem Brandschutz im denkmalgeschützten riesigen Schulgebäude. Davon habe er beim Kauf der Insel vor rund zweieinhalb Jahren von den Nonnenwerther Franziskanerinnen nichts gewusst. Mit mehreren hunderttausend Euro sei die Fortführung des Unterrichts wenigstens bis zum Schuljahresende ermöglicht worden.

Der Aufwand für eine dauerhafte Beseitigung der Brandschutzmängel werde laut Soliman von Experten auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt. «Diese Kosten können wir in wirtschaftlich vertretbarer Weise schlicht nicht stemmen», erklärte er. Trotz intensiver Suche sei unter diesen Umständen zu seinem Bedauern auch kein anderer Schulträger gefunden worden. Die Schülerzahl sei in seiner Zeit gestiegen und das diesjährige Abitur hätten alle bestanden.

Für Aufsehen sorgte, dass in einem Exposé eines Immobilienmaklers in dem Schul- und Klostergebäude mit rund 20.000 Quadratmetern Fläche 47 Luxuswohnungen in Aussicht gestellt wurden. Schöner wohnen auf der Insel: Viele Schülereltern sehen hier das wahre Motiv für Solimans Kauf des Eilands Ende 2019. Laut dem Elternbeirat sollen die zuvor hier angesiedelten klammen Franziskanerinnen 12,5 Millionen Euro bekommen haben. News4teachers / mit Material der dpa

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4 Kommentare
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Carsten60
1 Jahr zuvor

@ Redaktion: Könnten Sie vielleicht noch recherchieren, wieso die Franziskanerinnen über 100 Jahre lang diese Schule betreiben durften und erst jetzt von fehlendem Brandschutz die Rede ist? Galten die Regeln für die Franziskanerinnen nicht? Man sollte eigentlich meinen, dass der Rhein beliebig viel Löschwasser hergibt und dass Brände gerade an dieser Stelle weniger problematisch sind.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Hier steht es für historische Gebäude etwas anders:
https://www.vdl-denkmalpflege.de/fileadmin/dateien/Broschüren/Brandschutz_im_Baudenkmal.pdf
Da ist die Rede von „Bestandsschutz“ und von einer regelmäßigen (!) „Gefahrenverhütungsschau“. Die hätte ja wohl irgendwann schon vor dem Verkauf stattfinden müssen, das kann nicht erst danach entdeckt worden sein.
Wenn beim kürzlichen Kaufvertrag Mängel verschwiegen wurden, wäre das ein Grund, davon zurückzutreten. Aber es ist auch davon die Rede, dass der Käufer von Anfang an beabsichtigte, dort gewinnträchtige Luxuswohnungen zu bauen und nur eine Ausrede suchte, die Schule eben nicht weiterzubetreiben. Das ganze riecht nach Korruption und Immobilienspekulation.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Und wie kommen die Löschmittel auf die Insel? Wenn die Brandgefahr am höchsten ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Fähre wegen Niedrigwasser nicht fahren kann oder nur teilbeladen werden darf, ebenfalls am höchsten.

Ich sach ma so:
Wenn es keine staatliche Ersatzschule in den Händen der Benediktinerinnen wäre, die Ausnahmen von den restriktiven Vorschriften des baulichen Brandschutzes wären schon früher ausgelaufen.