DGB-Studie: Ausbildungsbetriebe sind oft selbst schuld, wenn sie keinen Nachwuchs finden (Schulen aber auch)

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BERLIN. Treibt ein „Akademisierungswahn“ junge Menschen an die Hochschulen? Jüngste Äußerungen aus Wirtschaft und Politik legen das nahe. Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend, der heute in Berlin vorgestellt wurde, zeichnet allerdings ein anderes Bild – nämlich das von Defiziten in vielen ausbildenden Betrieben. Die Mängelliste darin ist lang: Fast jeder dritte Azubi macht Überstunden, viele müssen Aufgaben erledigen, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben, die Betreuung durch die Ausbilder ist oft mangelhaft. Auch die Berufsorientierung an den Schulen schneidet im Bericht schlecht ab.

Ausbildung oder Studium? Vielen jungen Menschen fehlt die Orientierung (Symbolbild). Foto: Shutterstock

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer fordert angesichts des Fachkräftemangels in seiner Branche eine «Bildungswende». Man müsse weg von der Vorstellung, „dass nur ein Studium beruflichen und persönlichen Erfolg bringen kann, und hin zu mehr Anerkennung und Wertschätzung der beruflichen Bildung“. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) assistiert bereitwillig – und behauptet: „Akademische und berufliche Bildung sind unterschiedlich, aber gleichwertig“ (News4teachers berichtete). Ihr zufolge sollen vor allem die Schulen dafür sorgen, diese Botschaft dem Nachwuchs zu vermitteln. Die berufliche Orientierung müsse ausgebaut werden, sagt sie.

„Wenn die Ausbildungsqualität schlecht ist und die Perspektive fehlt, spricht es sich unter den jungen Menschen eben rum“

„Wer Fachkräfte will, muss gut ausbilden“, meint hingegen DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker. „Gerade in Branchen, die für einen rauen Umgangston und für Mängel in der Ausbildung bekannt sind, haben es die Arbeitgeber selbst in der Hand, neue Auszubildende zu finden. Wenn die Ausbildungsqualität schlecht ist und die Perspektive fehlt, spricht es sich unter den jungen Menschen eben rum“, so Becker. Ebenso sei es „kein Ausweis von Attraktivität“, wenn fast die Hälfte der Azubis im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht wissen, ob sie übernommen werden. „Wer seine Ausbildung erfolgreich absolviert, muss auch übernommen werden: Im ausgebildeten Beruf, wohnortnah, Vollzeit und unbefristet“, betont Kristof Becker. „Selbst von den Befragten, die übernommen wurden, erhält fast ein Drittel nur eine befristete Stelle und wird meist nur für ein Jahr eingestellt.“

Der Ausbildungsmarkt habe sich „noch lange nicht vom Corona-Schock erholt“, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Im letzten Jahr bekamen nicht einmal 70 Prozent aller bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz. Nicht einmal mehr jedes fünfte Unternehmen bildet hierzulande noch aus. Auf der anderen Seite gibt es aber ein enormes Potential an jungen Menschen, die keine Ausbildung finden. Über 220.000 Jugendliche stecken jedes Jahr in den sogenannten Übergangsmaßnahmen zwischen Schule und Ausbildung fest. Dazu kommen über 2,3 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben. Diesen Menschen droht ein Leben in prekärer Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Armut. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung aktiv wird und schnellstens die im Koalitionsvertrag angekündigte Ausbildungsgarantie einführt. „Sie muss aber umlagefinanziert werden, um die Unternehmen anzureizen, wieder mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und die Ausbildungskosten unter allen Unternehmen fair zu verteilen.“

„Die Jugendberufsagenturen müssen mit ihrer Arbeit sichtbarer werden und noch enger als bisher mit den Schulen zusammenarbeiten“

Schwerpunkt des diesjährigen Ausbildungsreports ist die Berufsorientierung. Die schulische Berufsorientierung schnitt in der Befragung schlecht ab: Fast drei Viertel bzw. 72,2 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen an der Schule kaum bei der Berufswahl geholfen wurde. Überdies haben nicht einmal 29 Prozent der Befragten die Berufsberatung der Agentur für Arbeit genutzt. Von ihnen gaben außerdem 40,5 Prozent an, dass sie ihnen „weniger“ oder „gar nicht“ geholfen hat. „Die Jugendberufsagenturen müssen mit ihrer Arbeit sichtbarer werden und noch enger als bisher mit den Schulen zusammenarbeiten“, sagt dazu Kristof Becker. Zudem müsse die schulische Berufsorientierung in allen Schulformen gestärkt werden. „Niemand darf verloren gehen“, betont Becker.

Mangelhaft ist oft auch die fachliche Anleitung im Ausbildungsbetrieb. So stieg der Anteil derjenigen Auszubildenden, deren Ausbilder*innen selten oder nie am Ausbildungsplatz verfügbar sind, mit 11,6 Prozent auf den höchsten seit 2008 dokumentierten Wert. Zudem gaben 13,2 Prozent der Auszubildenden an, Arbeitsvorgänge nur „selten“ oder „nie“ zufriedenstellend erklärt zu bekommen. Ausbildungsfremde Tätigkeiten wie Toiletten putzen, Gläser spülen und tagelange Renovierungsarbeiten im Betrieb mussten mehr als 11 Prozent der Befragten „immer“ oder „häufig“ erledigen. Mehr als jede*r dritte Befragte (34,5 Prozent) gab an, dass ihr/sein Betrieb keinen Ausbildungsplan vorgelegt hätte, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist.

Zudem muss knapp ein Drittel der befragten Auszubildenden (32,8 %) regelmäßig Überstunden machen und durchschnittlich über drei Stunden je Woche mehr arbeiten. Mehr als jede*r zehnte Auszubildene (11,6 %) bekommt für die Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. „Das alles sind klare Verstöße gegen das Berufsbildungsgesetz“, sagt Kristof Becker. „Wir brauchen endlich wirksame Kontrollen der Aufsichtsbehörden, um Verstöße aufzudecken.“

Zwar sind insgesamt über 70 Prozent der Auszubildenden (73,3 %) mit ihrer Ausbildung zufrieden, jedoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen: Insbesondere Industriemechaniker*innen, Mechatroniker*innen, Verwaltungsfachangestellte und Elektroniker*innen für Betriebstechnik sind deutlich zufriedener als der Durchschnitt. Berufe aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, der Zahnmedizin, dem Einzelhandel und dem Friseurhandwerk bewerten ihre Betriebe dagegen mangelhaft. Im Vergleich zu 2020 litten vor allem die Hotelfachfrauen*männer (-13,1%) und die Friseur*innen (-3,6%) unter den Auswirkungen der Pandemie. „Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Ausbildungszufriedenheit in diesem Jahr entwickeln wird. Gerade weil noch nicht absehbar ist, welche Folgen Krieg, Inflation und gestörte Lieferketten in den nächsten Monaten und Jahren haben werden, gilt es jetzt zu handeln. Die duale Berufsbildung muss gestärkt, sie muss krisenfest werden“, sagt Kristof Becker.

Die repräsentative Befragung wurde von August 2020 bis März 2022 durchgeführt. Insgesamt 14.426 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen haben sich beteiligt. News4teachers

Tag des Handwerks? Mehr Berufsorientierung? Hört endlich auf, die Lehrer zu überfordern! Ein Kommentar

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Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

In vielen Handwerksbetrieben muss man massenweise Überstunden schieben, gleichzeitig verlagen manche, dass man bis 83 arbeiten soll. Wie soll man das schaffen?

Der Lehrerberuf ist auch nicht besser. 80-Stunden-Wochen, toxische Lehrerausbilder und unklare Vorgaben stressen nicht nur ungemein, sondern lassen auch zahlreiche Beziehungen scheitern.

Da macht man doch besser einen Beruf, der einen nicht gesundheitlich zerstört und Beziehungen scheitern lässt.

Aidan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

80 Stunden haste bei McKinsey, nicht als Lehrer!

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Aidan

Lehrer: Angedacht 45-46 um Ferien aus zu gleichen. In Spitzenzeiten mit Vertretungen und Konferenzen auch mal 55 – 60 Stunden.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Jawohl! Sie sprechen es aus! Das ist die Realität! Tendenz: weitere Zunahme!!

Ferien sind ja zudem – außer Sommerferien – nur sog. „unterrichtsfreie Zeit“! Also kein Urlaub! Zeit für Korrekturen, Entwerfen von beim KuMi (fristgerecht) einzureichenden Abiturprüfungsentwürfen, inklusive detalliertem Erwartungshorizont, für die zentrale Prüfung des Bundeslandes, … .
Entwerfen von Klausuren, Schulaufgaben, Leistungsmessungen für Nachtermine, Nachprüfungen für ggf.DurchfallerInnen für jedes Schuljahr.
Erarbeiten von neuem Stoff und entsprechenden Unterrichtsreihen (z.B. für ständige Aktualisierung im Politikunterricht), … . Etc., etc..

nurmalso
1 Jahr zuvor

Fast drei Viertel bzw. 72,2 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen an der Schule kaum bei der Berufswahl geholfen wurde. Überdies haben nicht einmal 29 Prozent der Befragten die Berufsberatung der Agentur für Arbeit genutzt. Von ihnen gaben außerdem 40,5 Prozent an, dass sie ihnen „weniger“ oder „gar nicht“ geholfen hat. „Die Jugendberufsagenturen müssen mit ihrer Arbeit sichtbarer werden und noch enger als bisher mit den Schulen zusammenarbeiten“,
Gefühlt machen wir an der Gesamtschule ab Klasse 7 überwiegend Berufsorientierung, in Deutsch, in Klassenlehrerstunden, in den Fächern Gesellschaftslehre,Arbeitslehre Technik, Wirtschaft und Hauswirtschaft; Praktika ab Klasse 8. Und es nutzen (ob sie wollen oder nicht) 100% der Schüler*innen die Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Ein Mensch der Agentur sitzt nämlich regelmäßig in der Schule und dort hat jede/r in Klasse 9 und 10 so oft Termine, bis ein Plan für die Zukunft steht.

Ausbildungsfremde Tätigkeiten wie Toiletten putzen, Gläser spülen und tagelange Renovierungsarbeiten im Betrieb mussten mehr als 11 Prozent der Befragten „immer“ oder „häufig“ erledigen.
Davor allerdings schützt auch ein Studium nicht…
Klassenräume streichen, Regale aufbauen, Fenster putzen (damit die Fensterbilder gut zur Geltung kommen), Erbrochenes aus Klassenraumwaschbecken und Jugenherbergsbetten entfernen, täglich Klassenräume nachfegen, Tafeln gründlich putzen, etc.
Mag einigen hier bekannt vorkommen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Die Wirkung der Berufsorientierung in Schulen wird überbewertet. Man soll immer früher damit anfangen (bei uns in SH ab Klasse 7), aber die Kids wollen eigentlich gar nicht.
Was viele zu vergessen scheinen, ist, dass die Konfrontation mit der Notwendigkeit, irgendwann arbeiten gehen zu müssen, insbesondere für diejenigen, die tatsächlich nach der 9. oder 10. Klasse eine Ausbildung beginnen sollen, oft das Gegenteil auslöst, als man es sich wünscht. An meiner Schule, wo wir relativ viel BO betreiben, sehe ich nicht, dass das wirklich fruchtet.
Ich befürchte die unzufriedenen Schüler*innen haben sich so geäußert, weil sie hofften, dass die Schule ihnen Wunschausbildungsplätze besorgt.
Wie auch in vielen anderen Lebensbereichen hat sich auch hier die Erwartungshaltung Richtung Schule verändert. Schulen sollen junge Menschen auf das Leben vorbereiten, aber am liebsten komplett. Dinge, für die die Eltern zuständig sind, sollen die Schulen erledigen.
Eine Schule kann aber kein Kind dazu bringen, sich für einen bestimmten Beruf zu begeistern, wenn die Eltern zuhause vermitteln, dass arbeiten doof und anstrengend ist.
Nicht, dass ich BO abschaffen wollte (einigen hilft das immer), aber man darf nicht die Schulen verantwortlich machen, wenn nicht das gewünschte Ergebnis herauskommt.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

„Die meisten Kinder wollen später mal was mit den Händen arbeiten – bis die Eltern sich einmischen“

Werbeslogan des Handwerkerverbandes auf Großplakaten in vielen Städten.

…und jetzt sind wieder die Schulen (mit-) Schuld??

Ach kommt, Leute…dieses „Schwarzer-Peter-Spiel“ ist einfach nur noch lächerlich.

Mom73
1 Jahr zuvor

Als Handwerkerin mit Meistertitel im Einzelhandel arbeitend, kann ich das nur bestätigen!
Überstunden gehören zum Alltag, sehr schlechte Bezahlung und absolut unterbesetzt. Die Arbeitszeiten auch. 1x im Monat einen freien Samstag. Arztgänge oder andere persönlich wichtige Vorhaben einzuplanen ist kaum möglich.
Azubis werden als Vollzeitkraft eingeplant und finden kaum Zeit zum üben, genauso wie die Zeit zum Vermitteln im Tagesgeschäft nicht möglich ist.
Die Dumpingpreise an allen Ecken und Enden, der Geiz ist Geil Wahn, erfordert immer mehr Arbeitseinsatz mit weniger Personal um über die Runden zu kommen. Dem Chef bleibt da gar nicht viel anderes übrig.
Kein Wunder, dass unter diesen Bedingungen keiner mehr diesen Job machen will.

Maja
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mom73

Dürften Sie den Meistertitel aus eigener Tasche finanzieren?

Mom73
1 Jahr zuvor
Antwortet  Maja

Ja, das durfte ich…

Aidan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mom73

Verstehe ich nicht! Du bist Handwerkerin/Meisterin und arbeitest im Einzelhandel?Das kann ja sowohl eine Bäckerei sein als auch ein Laden wie Netto! Wieso nicht mehr im Handwerk? Und warum machst dich als Meister nicht selbstständig? Nachfragen nach guten Handwerkern gibt es enorm viele!

Alla
1 Jahr zuvor

Das fast 29% der Jugendlichen die Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit genutzt haben, zeigt die hohe Resilienz dieser Jugendlichen. Dort einen Termin zu bekommen (das Telefon ist nicht besetzt, auf E-Mails wird kaum geantwortet) ist sehr anstrengend. Schade, dass 40% trotzdem nicht gut beraten wurden. Sind die Berufsberater dort vielleicht nicht professionell genug? Oder liegt es am Beratermangel?

Aidan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Die „Berufsberatung“ der Agentur für Arbeit ist und war schon immer fürn Arsch! Dort arbeiten Menschen als Berater die auch selbst nirgends unterkommen würden!
Trifft natürlich nicht auf alle Mitarbeiter dort zu, aber da gibt es schon überdurchschnittlich viele auf die das zutrifft!

Pkue
1 Jahr zuvor

Ich würde von unseren Schüler/innen in den Bvj-Klassen oder Hauptschulklassen auch die meisten nicht einstellen. Sie haben aber völlig abgehobene und unrealistische Berufsvorstellungen, trotz Berusvorbereitung, Praktika etc. Zu für sie geeigneten Vorstellungsgesprächen gehen sie auch überhaupt nicht mehr hin. Und die Berufsberatung ist eine Katastrophe und völlig phantasielos, Schema F. Einem seit Jahren arbeitslosen deutschen Jugendlichen, der eine Lkw-Ausbildung hat, aber nicht fährt, haben sie soeben einen sechsmonatigen Kompetenzkurs Deutsch Mathe angeboten, aber keine einzige Stelle, trotz hunderttausenden offenen Stellen. Eine andere Möglichkeit, als allen Jugendlichen bis 35 die finanzielle Unterstützung komplett zu streichen, sehe ich eigentlich nicht mehr. Wenn die Jugendlichen und ihre Eltern nicht selbst um eine gute Zukunft bemüht sind, bilden wir nur noch Leute aus, die niemals arbeiten wollen und können und nur auf ihre „Rente“ warten. Klingt wirklich nicht schön, ist bei uns aber Alltag. Ist aber natürlich nur die Schuld der Schule, Lehrer und Gesellschaft, eh klar!

Aidan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pkue

du meinst er hat nen LKW-Führerschein?
Ist cool, früher hat die Bundeswehr das einem als Wehrpflichtiger bezahlt!
Als Fahrer für Speditionen bist aber auch arm dran, viel Stress, schlechte Bezahlung und kein Respekt weder von der Gesellschaft noch der Politik!
Und ein permanenter Kampf mit Dumping Konkurrenten aus Osteuropa!
Wer da keinen Bock drauf hat, kann ich absolut nachvollziehen!

Carsten60
1 Jahr zuvor

Alle jammern über Studienabbrüche und geben den Hochschulen die Schuld. Aber kaum jemand schimpft über die Abbrüche von Berufsausbildungen, und die Schuld daran hat offenbar niemand.

Testa
1 Jahr zuvor

Stimmt leider auch – die Betriebe müssen mehr tun.

Aidan
1 Jahr zuvor

Also ich habe ne Ausbildung im Sozialen Bereich gemacht! Ausbildungsvergütung ist besser als in den meisten Branchen, heute noch mehr als bei mir damals! Nach der Ausbildung wird es halt finanziell ungemütlich…
Überstunden waren Standard und in der Berufsschule wurde von völlig weltfremden Dozenten die alle an der Uni studiert hatten, weltfremdes Zeug vermittelt! In über 10 Jahren Berufserfahrung konnte ich 90% von den vermittelten Inhalten in der Praxis nicht verwenden!
Die Berufsschule vermittelt sehr oft Inhalte, die von der Praxis entfernt sind, was bei den Schülern zu Frust führt!
Gibt immer noch Berufe bei denen man viel zu wenig Ausbildungsvergütung bekommt, kein Wunder, dass da keiner ne Lehrer machen möchte!
Wobei man auch sagen muss, es tut sich ziemlich überall was zum Besseren was Arbeitsbedingungen und Gehälter angeht, aber das geht zu langsam und kommt zu spät!

Schattenläufer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Aidan

Inhalte werden von der KMK in Abstimmung mit den Firmen der Wirtschaft (IHK / HWK) zusammengestellt und sind verpflichtend.

Dass man nur 20% gebrauchen kann ist normal. Wenn man 100% der Inhalte der Berufsschulen später verwendbar machen wollte, dann müsste man die Berufe viiiiiel kleinschrittiger Einteilen.

Industriemechaniker haben eben zwei Schwerpunkte in der CNC gesteuerte Fertigung und in der Steuerung der Maschinen durch Pneumatik, Hydraulik, oder per EDV über SPS und ähnliches.
Je nach dem wo ich später arbeite, werde ich nie wieder eine CNC Programm schreiben müssen oder falls doch in einer firmeninternen Programmiersprache. Dafür steuere ich permanent Anlagen.
Andere werden nie Anlagen steuern und statt dessen Teile auf CNC Maschinen fertigen.
Wieder andere werden weder steuern noch fertigen sondern ihr Leben beim Schmieröl in der Wartung verbringen.
Alle gehören aber zum Berufsbild des Industriemechanikers.