Hunderte Lehrer (genauer? unklar) fehlen kurz vor Schulbeginn – Eltern fordern mehr Anreize für gesuchte Pädagogen

46

MÜNCHEN. Die Sommerferien in Bayern neigen sich dem Ende zu – und ein Schuljahr voller Herausforderungen beginnt (auch) im Freistaat. Wird es im Winter warm genug in den bayerischen Klassenzimmern? Wie sollen die Corona-Defizite aufgeholt werden? Und gibt es überhaupt genug Lehrer?

„Mein Interesse ist, dass es an den Schulen möglichst angenehm ist, auch von der Temperatur“: Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Foto: Andreas Gebert / Kultusministerium Bayern

Wenige Tage vor dem Start in das neue Schuljahr fehlen in Bayern noch mehrere Hundert Lehrer. «Es gibt ein paar Hundert Stellen, die wir noch zu füllen haben», sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag in München. Das betreffe vor allem Grund-, Mittel- und Förderschulen. Wie viele genau es sind, teilte das Ministerium nicht mit, weil der ganz konkrete Lehrerbedarf für eine «solide Unterrichtsversorgung» noch immer unklar sei. Vieles sei noch im Fluss – «wie ein Transfergeschäft beim Fußball».

Am kommenden Dienstag starten 1,68 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern in das neue Schuljahr. Das sind 45 000 (2,8 Prozent) mehr als noch im vergangenen Schuljahr, 30.000 von ihnen Schüler aus der Ukraine. 130.000 Erstklässler beginnen ihr Schulleben, auch das mit einem Plus von 8 Prozent mehr als 2021/22.

«Es gibt kaum einen Gymnasiallehrer, der arbeiten will, und jetzt auf der Straße steht»

Die steigende Schülerzahl sei ein Grund für den Lehrermangel, sagte Piazolo. Ein weiterer wichtiger Grund sei, dass die Anzahl der Nachwuchslehrer nach wie vor nicht ausreicht. Nahezu jeder, der sich auf eine Stelle in einer Grund-, Mittel- oder Förderschule beworben habe, habe auch eine Stelle bekommen. An Gymnasien seien 65 Prozent der Bewerber an staatlichen Stellen eingestellt worden. Die übrigen Bewerber seien dann aber an kommunalen oder privaten Gymnasien angestellt worden. «Es gibt kaum einen Gymnasiallehrer, der arbeiten will, und jetzt auf der Straße steht.»

Mehr als 100.000 Lehrer habe der Freistaat derzeit insgesamt. Das ist nach Ministeriumsangaben ein Rekord. Aber: «Wir haben so viele wie noch nie, aber wir haben immer noch zu wenig», sagte Piazolo.

Dabei kommen auf die Schulen im kommenden Jahr große Herausforderungen zu: Ukrainische Schüler müssen integriert, Corona-Folgen behoben werden. Denn der monatelange Fernunterricht hat Spuren hinterlassen bei vielen Schülern – nicht nur was die Leistung betrifft, sondern auch in sozialer Hinsicht.

Dazu kommt die Frage, ob es in Zeiten explodierender Energiepreise im Winter überhaupt warm genug ist in den Klassenzimmern – vor allem dann, wenn wegen der Corona-Ansteckungsgefahr alle 20 Minuten gelüftet werden muss. «Mein Interesse ist, dass es an den Schulen möglichst angenehm ist, auch von der Temperatur», sagte Piazolo. «Wir wollen es warm haben – und weiter lüften.»

Die Eltern sehen das alles mit Sorge: «Irgendwie wird es schon laufen, das neue Schuljahr. Die Kinder werden in der Schule „verräumt“ sein und die meisten Schulstunden werden irgendwie stattfinden», teilte der Bayerische Elternverband (BEV) mit. Es sei mit großen Abstrichen zu rechnen: «Sie werden schmerzen.» (zur vollständigen Erklärung des BEV – Info-Kasten unten).

«Wir wollen A13 für alle, nicht nur für Real- und Gymnasiallehrerinnen und -lehrer»

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach gar von einer «Bankrotterklärung des Kultusministers». Der Lehrerberuf müsse attraktiver werden, forderte die Landtags-SPD. Insbesondere Grundschullehrkräfte müssten besser bezahlt werden: «Wir wollen A13 für alle, nicht nur für Real- und Gymnasiallehrerinnen und -lehrer.»

Minister Piazolo betonte dagegen, man könne nicht davon ausgehen, dass in Zeiten nie dagewesener Krisen wie einer weltweiten Pandemie oder einem Krieg in Europa alles so weiterlaufen könne wie bisher: «Wenn diese Krisen da sind, bedeutet es für uns neue Herausforderungen und auch Verzicht.» Er wünsche sich außerdem auch «ein bisschen mehr Freude und Optimismus» für den Start in das neue Schuljahr. News4teachers / mit Material der dpa

Die Erklärung des Bayerischen Elternverbands

Der Bayerische Elternverband ist nach eigenen Angaben seit dem Ende des vergangenen Schuljahres mit Protesten von Eltern konfrontiert, die den Lehrkräftemangel nicht hinnehmen wollten und die bereit seien, dafür „auf die Barrikaden“ zu gehen. „Da dies aber die Anzahl verfügbarer Lehr- und anderer Kräfte nicht vermehrt, raten wir von groß angelegten Protestaktionen ab, besonders von solchen, die Schulen und Schulämter zusätzlich belasten würden“, gibt Martin Löwe, Landesvorsitzender des Bayerischen Elternverbands zu verstehen und betont zugleich: „Gleichwohl sei hier aufs deutlichste gesagt, dass wir mit der Situation alles andere als einverstanden sind.“

Grundsätzlich erwarte der BEV vom Freistaat, dass er die Bedingungen für das gesamte Personal an Grund-, Mittel- und Förderschulen attraktiver gestaltet. „Der Markt zahlt hohe Preise für knappe Waren, dies muss auch für Schulpersonal gelten. Wo Personalmangel herrscht, müssen eben Stipendien, Prämien, sichere Verträge und höhere Eingangsgehälter eingesetzt werden, um die Erfüllung der Bildungsaufgabe zu gewährleisten. Bildung ist eine der wichtigsten Aufgaben des Staates überhaupt, daher muss er die Bedingungen für das Personal jetzt deutlich verbessern, koste es, was es wolle.“ Das grundsätzlich ehrenwerte Anliegen, dem Steuerzahler hohe Ausgaben zu ersparen, finde hier sein Ende.

«Auch die geringe Anzahl der neu eingeschriebenen Studierenden für das Lehramt an Mittelschulen gibt Anlass zu größter Sorge»

Aus Furcht vor den derzeit hohen Belastungen an den Schulen scheinen unter Lehrkräften und Studierenden der einschlägigen Lehrämter nicht nur die „Flucht“ in Teilzeit, sondern auch Studienabbrüche oder die Entscheidung, nach vollendetem Studium eine Stelle erst gar nicht anzunehmen, eine immer größere Rolle zu spielen. „Auch die geringe Anzahl der neu eingeschriebenen Studierenden für das Lehramt an Mittelschulen gibt Anlass zu größter Sorge. Wie fordern das Ministerium auf, alles zu tun, um diesen Teufelskreis sofort zu durchbrechen, damit dem System nicht noch mehr Menschen verloren gehen!“

Schon vor Jahren, als noch viele fertig ausgebildete Lehrkräfte trotz guter Noten abgewiesen worden seien, habe der BEV gefordert, gute Absolventinnen und Absolventen „quasi auf Vorrat“ an den Staat zu binden, auch ohne Planstellen. Löwe: „Schon damals hätten sie gute Dienste leisten können, etwa bei der Differenzierung und der Inklusion. Jetzt fehlen sie schmerzlich.“

Der Lehrermangel erreicht die Gymnasien. Teilzeit aufstocken? Nein, danke – Lehrer schrecken Zusatzaufgaben ab

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

46 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Sissi
1 Jahr zuvor

“ Wenn diese Krisen da sind, bedeutet es für uns neue Herausforderungen und auch Verzicht.» Er wünsche sich außerdem auch «ein bisschen mehr Freude und Optimismus» für den Start in das neue Schuljahr. “

Eieiei mir schwant Übles: in Kombi heißt das dann:
Freude über den Verzicht und Optimismus bezüglich der Herausforderungen oder auch Freude bez. der Herausforderungen.
Neiein! Da steckt Mehrarbeit drin, auf die ich mich nicht freue…..( Er war schon immer gut im Verpacken )

Ganz gefährlich wirds beim Transfergeschäft; es geht nicht um Geld sondern um km. Ab von Garmisch nach Bamberg?
“ Vieles sei noch im Fluss – «wie ein Transfergeschäft beim Fußball».“
Na, ob da Freude aufkommt….. beim Fußball wir doch geringfügig mehr bezahlt…..

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

Piazolo und der Rest der „Glorreichen 16“ hat noch nicht mitbekommen, dass sich der Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Arbeitnehmer grundlegend gewandelt hat. Früher hieß es: „Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen?“ Heute heißt es: „Warum sollte ich ausgerechnet bei Ihnen arbeiten?“

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Genau! Und wer heutzutage noch Lehrer wird, ist selbst blöd!

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

In ein paar Monaten kann das ja wieder drehen, schließlich versucht man ja aktuell die deutsche Wirtschaft zu ruinieren.

447
1 Jahr zuvor

Die Lage scheint in vielen BL ähnlich zu sein. Angesichts der extrem großen Unehrlichkeit in der schulpolitischen Kommunikation und der zur Gewohnheit gewordenen Wortverdreherei (framing) sehe ich für Lehrernachwuchs, der auch aus den richtigen Gründen und mit richtigen Voraussetzungen den Beruf wählt eher schwarz.

Als kleine Anekdote:
In den letzten zwei Jahren habe ich mehr Ref-Totalabbrüche und Studiumswechsel (bei Praxisemester-Studies) mitbekommen als alle Jahre zuvor zusammen.
Natürlich ist das kein Beweis. Passt aber zum gefühlten Trend.

Während ich zwar mit dem Beruf sehr zufrieden bin (allerdings auch meine Nische habe), machen es die jungen potentiellen KuK richtig und sprechen die einzige Sprache, die noch ernstgenommen wird: Schweigen. Und gehen.
Kommunikativ und emphatisch gute Leute werden als mittlere oder kleine Führungskräfte eben überall gesucht mittlerweile. Und die Jüngeren spielen den Poker auch eher aus, „wollen sehen“ und wollen eine angemessene Gegenleistung für ihren Arbeitseinsatz. Ich finde das völlig verständlich.

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Ron
1 Jahr zuvor

Ich denke, die Freude am Beruf und das damit einhergehende überproportionale Engagement könnten gezündet werden, wenn man veränderte Rahmenbedingungen schafft. Das aber wird für die Politik überschwer, wäre es nämlich zum Teil das Eingeständnis, dass man durch vergangene Reformen erst die Probleme geschaffen hat, vor denen manche vor Ort mittlerweile kapitulieren und sich erschöpft und desillusioniert zurückziehen.

Klunkerhase
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

DAS stimmt.

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor

So drastisch scheint der Lehrermangel in Bayern doch nicht zu sein. Zumindest das KMS zur verbindlichen Projektwoche „Gesundheit und Nachhaltigkeit“ liest sich, als könnte man personell aus dem Vollen schöpfen.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

KMSen lese ich schon lange nicht mehr, bzw. nehme sie nicht mehr ernst. Erstens verschwurbelte Sprache, die alles offen lässt, zweitens Halb- und Unwahrheiten, die die wahren Gründe der Krise einfach ignorieren. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, gepaart mit Motivation und Durchsetzungsvermögen wären längst angebracht, zusammen mit dem Dialog auf Augenhöhe, kommt aber nicht. So what? Ich muss mir das nicht mehr lange antun.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Der geübte Beamte hat (verstärkt durch die hoffentlich erhaltene akademische Bildung in unserem Fall) den kombinierten, multispektralen Mikrowellensonarscannerblick:

Innerhalb von Sekunden überfliegt man das in Unmassen und als dienstliches Unkraut auftretende, jeweils aktuelle Schriftstück zum Stand der Dinge zwischen Eurasien und Ozeanien. Anschließend, nachdem man wie gewohnt erfahren hat, dass hoffentlich nichts HANDLUNGSRELEVANTES enthalten ist – folgt man dem großen Vorbild Winston Smith und führt das Schriftstück über die Rundablage der thermischen Ökobilanzthermieverwertung zu.

„Haben Sie die dienstliche Info zu [Agitprop der Woche] schon gelesen?“
„Natürlich! Wir diskutieren im Kolleg-Unterstrich-Schrägstrich-Sternchen-Innen schon die Implikationen für das schulinterne Curry-Iculum! Das läuft!“

MeMyselfAndI
1 Jahr zuvor

Anscheinend wird die Lage „oben“ wohl nicht als so brenzlig angesehen.
Gerade erst in meinem nächsten Verwandtenkreis passiert: Studentin bewirbt sich mit 12 Stunden als Aushilfslehrkraft. Aussage vom Schulamt: Brauchen wir nicht – wir können Ihnen nur eine Stelle als mobile Reserve anbieten!!!
Sprich: Wir verheizen die Studenten und riskieren, dass sie sich aufgrund dieser Erfahrung für einen anderen Studiengang entscheiden. DAS nenne ich mal Weitsicht. Anstatt solchen engagierten jungen Menschen diesen (sowieso harten) Einstieg möglichst „leicht“ zu machen, werden sie auf diese Art und Weise ins kalte Wasser geworfen.
Bundesland: Bayern; MS

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeMyselfAndI

Ja und, Augen auf bei der Berufswahl. Wer mit dieser Erfahrung den gewählten Weg eiter verfolgt, ist selbst schuld:)

MeMyselfAndI
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Mit dieser Erfahrung? Meinen Sie, dass sie „verheizt“ werden sollte oder die Erfahrung als Lehrer zu arbeiten?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeMyselfAndI

Wie heiß muss die Herdplatte noch werden, damit man die Finger davon lässt?

MeMyselfAndI
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Das will ich an sich so gar nicht sagen. Ich bin Lehrerin und liebe meinen Beruf. (Was nicht heißt, dass ich mit allem zufrieden bin, was so abläuft!!). Es ist m.E. nach ein schöner Beruf, nur bin ich der Meinung, dass Neueinsteiger, die gleich mobil geschickt werden, diese schöne Seite einfach nicht zu sehen bekommen – eher das Extrem.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeMyselfAndI

Nun ja, da wiegen wir unsere angehende Lehrer mal besser in „Wohlbefinden“, bis sie im Beamtentum gefangen sind und nicht mehr raus können.
Ich finde dieses Denken tatsächlich verachten!!!

MeMyselfAndI
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Was meinen Sie mit „in Wohlbefinden wiegen“?

Klunkerhase
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeMyselfAndI

Entschuldigung, das sind sinnlose Anschuldigungen/Vorwürfe. Wir müssten schon die genauen Details kennen, um das einordnen zu können. Studentin? Im ersten Semester? BWL? Wollte Deutsch unterrichten? Oder Musik?

Kann denn jeder Student mal eben so als Lehrer arbeiten? Wozu dann 7 Jahre Ausbildung?

MeMyselfAndI
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klunkerhase

Hier in Bayern können Lehramtsstudenten ab dem 5. Semester (meine ich) als Aushilfslehrer arbeiten. Die Fächerkombi spielt da keine Rolle. Unterrichten müssen sie dann das, was nötig ist – zumindest war es bisher so an unserer Schule.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeMyselfAndI

Das ist unsere unbewegliche Schulbürokratie. Flexibel müssen nur die Lehrer sein, der Bildungsbehördenapparat steht wie ein Fels sich selbst im Weg, und keiner hat die Motivation, da etwas zu ändern. Lieber setzt man auf Quereinsteiger, was sicher auch mehrheitlich in die Hose gehen wird.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  MeMyselfAndI

Das richtet sich wohl nach Bedarf. Wahrscheinlich setzt man Studentinnen lieber als mobile Reserve (statt als Festkraft) ein. An meiner Schule hatten wir letztes Jahr Studentinnen als mobile Reserve.
Aktuell: Zwei mir bekannte Studentinnen bewerben sich ebenfalls als Aushilfslehrkraft. Ihre Prämisse: Schon mal in den Schulalltag reinschnuppern (statt einen anderen Job anzunehmen) kann nur von Vorteil sein. Auf der zuständigen Stelle kommt man ihnen so weit entgegen, dass sie eine wohnortnahe Stelle bzw. eine Stelle an der Praktikumsschule erhalten. Allerdings ist da auch Bedarf.

Vor Jahren durften StudentInnen noch gar nicht unterrichten. Der Lehrermangel macht es möglich, im Vorfeld damit Geld zu verdienen (wenn es auch Ausnutzung ist). Vor ein paar Jahren haben sich StudentInnen andere Jobs gesucht um etwas zu verdienen.
Wenn man es aus der anderen Perspektive sieht: Mobile Reserven richten, wenn sie Fehler machen, weniger Schaden an. (Es sei denn, sie müssen sehr lange vertreten.) Wir hatten Studentinnen um die wir zwar froh waren, aber wo es sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass sie einige fachliche Fehler machten, die Mühe kostete sie wieder rauszubekommen.

Marc
1 Jahr zuvor

„Wenn diese Krisen da sind, bedeutet es für uns neue Herausforderungen und auch Verzicht.» Er wünsche sich außerdem auch «ein bisschen mehr Freude und Optimismus»“

Hört ihr das liebe Abiturienten? Wer also ernsthaft Grundschullehrer werden möchte, soll mal gefälligst ruhig sein und Verzicht üben. Sind das nicht tolle Perspektiven?
Also ab ins Lehramt. Aber bitte nur an Gymnasien. Seid nicht so doof und lasst euch in Bayern bei der Zweiklassengesellschaft der Lehrer veräppeln. Die lernen es sonst nie. Die im Dienst befindlichen Lehrkräfte sollten auf solche Aussagen einfach knallhart mit Dienst nach Vorschrift antworten. Kaputt arbeiten für einen Staat, der einstigen Verzicht von einer bestimmten Gruppe Lehrer einfordert, könnte mich kreuzweise.

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Das Problem ist, dass mittlerweile auch „Dienst nach Vorschrift“ ohne „kapput arbeiten“ kaum mehr möglich ist.

Dietmar
1 Jahr zuvor

Obwohl überall Lehrkräfte fehlen, schließen die Bundesländer vielerorts Lehrkräfte vom Bewerbungsverfahren aus. NRW lässt auf viele Stellenausschreibungen nur Lehrkräfte zu, die bereits in NRW unterrichten: https://www.schulministerium.nrw.de/BiPo/Stella/online

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Stella ist nur für Beförderungsstellen! Da werden keine Lehrer eingestellt, sondern nur vorhandene nach oben geschubst.
Sollte man wissen.

Dietmar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Wenn eine A14-Lehrkraft sich nach NRW bewerben möchte, dann kann sie sich nicht auf die Stellen auf LEO (https://www.schulministerium.nrw.de/BiPo/LEO/angebote) bewerben. Denn dort werden nur A13-Stellen angeboten. Auf Stella werden A14-Stellen nur für Landeskinder angeboten, so dass eine stufengleiche Versetzung verunmöglicht wird. Dementsprechend kann sich diese A14-Lehrkraft nur auf A15-Stellen bewerben. Die werden aber in der Regel hausintern vergeben.

Mit anderen Worten: Obwohl das Land NRW dringend Lehrkräfte benötigt, verzichtet es auf die Bewerbungen von Oberstudienrät*innen aus anderen Bundesländern oder vom Bund.

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

NRW hat auch keinen Mangel an „A14-Lehrern“. Warum sollte man diese dann her holen?

Dietmar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Weil man Lehrkräfte benötigt. Besser A14 als Quereinsteiger, teilweise ohne Abitur.

Thomas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Klar, am besten mit A14 in die Sek 1 und dann mit mir als A12 zusammenarbeiten. Ich würde dir nichtmal die Tür aufhalten

Dietmar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Du behandelst KuK schlecht, weil du mit finanziellen Entscheidungen des Dienstherren nicht zufrieden bist?

Ist es für die Qualität deiner Sek I wirklich besser, wenn ungelernte Seiten- und Quereinsteiger an deine Schule kommen?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Auf LEO werden offene Stellen ausgeschrieben. Ob diese Stellen für bestimmte Besoldungsgruppen offen oder gesperrt sind, ist allein im Zuständigkeitsbereich der ausschreibenden Schule, die die Ausschreibung mit der Dienststelle absprechen muss. Natürlich kann sich jemand mit einer A14-Besoldung auf eine A13-Stelle bewerben. Wenn er/sie übernommen wird, muss die Frage der Besitzstandswahrung geklärt werden.
Beförderungsstellen werden in STELLA offeriert. Das bezirks- oder das länderübergreifende Versetzungsverfahren steht auf ganz anderen Blättern, da ja zunächst einmal die Freigabe geregelt werden muss. Dahinter steckt die Abmachung der Länder sich keine Lehrkräfte gegenseitig abzuwerben.

Ilse
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Die Abmachung sich gegenseitig keine Lehrkräfte abzuwerben, ist doch für den hohlen Zahn. Woher sollen die benötigten Lehrkräfte denn kommen, wenn nicht von woanders her? Hier geht es ja auch nicht um aggressives Abwerben. Hier geht es darum, keine Bewerber auszugrenzen und ein Auswahlverfahren der Bestenauslese sicherzustellen.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Es gibt nicht nur GY. In der SekI anderer Schulformen ist in NRW eine A14 -Stelle die einer Abteilungsleitung in der SekI – und das sind Funktionsstellen.

Dietmar
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Da sieht halt mal wieder die großen Unterschiede in den Schulformen. Am Berufskolleg ist A14 nicht zwingend mit einer Abteilungsleitung verbunden. A14 ist einfach die erste Beförderungsstufe – mehr nicht.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Eben, Berufsschulen sind ja auch Sek II-Schulen.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Natürlich werden auf Stella LuL eingestellt. Das sind ganz normale Ausschreibungen.

HorchHorch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Beförderungsstellen werden auch nach dem Prinzip der Bestenauslese vergeben. Da dürfen nicht einfach viele Bewerber ausgeschlossen werden.

Caro
1 Jahr zuvor

„Eltern fordern…“
Ja, das können sie gut!
Vielleicht sollten einige von ihnen sich erst einmal ans eigene Näschen fassen und sich überlegen, welchen Anteil sie mit ihren ewigen und maßlosen Forderungen an der immer negativeren Arbeitsplatzbeschreibung der Lehrer haben.

Katinka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Caro

Das dachte ich mir auch. Eltern (selbstverständlich nicht alle, aber leider eine immer größer werdende Zahl) sollten mal bei sich anfangen. Insbesondere da, wo ich arbeite, ist der Zwang, dass fast jedes Grundschulkind unbedingt aufs Gymnasium muss von Elternseite so groß, dass die GrundschullehrerInnen so lange traktiert werden, bis sie in Tränen aufgelöst die Noten so drehen, dass es fürs Gym. reicht. Wenn sie dort dann scheitern, ist das System, die Lehrkräfte usw. Schuld… Alles schon erlebt…

Klunkerhase
1 Jahr zuvor

Reflexartig werden immer wieder die falschen Rezepte vorgeschlagen (mehr Anreize) seit JAHREN und man wundert sich, dass der Lehrermangel bleibt. Kommt keiner auf den Gedanken, dass es vielleicht nicht am Geld liegt?

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klunkerhase

Nicht nur, aber auch!
Am Geld wird deutlich, wie unser Arbeitgeber mit Lehrern umgeht. Die x_te Nullrunde bei 8_10% Inflation, etliche Gerichtsurteile, die zu niedrige Besoldung attestieren, A13 seit vielen, vielen Jahren versprochen, für die meisten weiterhin Zukunftsmusik.

Welcher Arbeitnehmer würde das noch akzeptieren. Genau, keiner.

marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Klunkerhase

wer in Zeiten von Inflation, Krisen und unbezahlbaren Immobilien weiterhin darauf hofft Masterabsolventen mit A12 abspeisen zu können, braucht sich nicht wundern, wenn alle SEK2 Lehrer werden wollen.
Gleicher Abschluss, gleiches Ref, wieso dann für 500 Euro weniger in die Grundschule?
Was man vor 10 Jahren eventuell noch finanziell verkraften konnte, wird spätestens 2022 für viele zur zentralen Frage. Lieber mit 3400 netto in die Inflation als 2900.

Biene
1 Jahr zuvor

Ich glaube es kaum, diese Person ist in „Nöten“, weil ihm Lehrkräfte fehlen. Oh je. Und mir sind inzwischen genügend Fälle bekannt, bei denen es trocken von oben (Nicht SL) heißt, Sie sind ab dem übernächsten Schuljahr sowie so nicht mehr beim Staat!
Da hat wohl jemand seinen Stall nicht im Griff.
Entfristen der befristeten Lehrkräfte würde ihm einige Stellen auf Dauer sichern, aber nö, das kostet und das können wir uns nicht leisten.
(Aber einer oder mehreren Firmen das Geld hochkant…. ,die dann in einer millionenteure Villa im Ausland ein millionenteures Bankett für ihre edlen Spender abhalten)
Man erkläre mir diese Logik.
Achtung es ist Ironie enthalten, bei Fragen und Unverständnis fragen Sie den Satiriker oder Humoriker Ihres Vertrauenes.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Das Schlimme ist, dass man weit und breit keinen fähigen Kultusminister sieht, die sind alle am Rudern, Schönreden, Ignorieren, Kapitulieren, Delegieren ….. Auch hier hat man gespart und keine Experten ans Ruder gelassen. Die Krisen offenbaren nun die eklatanten Schwächen, die man früher so non chalance vertuschen bzw. abordnen konnte. Man hat das Gefühl, diese hochbezahlten Minister ziehen nur 4 Jahre ihren Posten durch, um dann sich an einem anderen zu probieren. Zum Leidwesen der Betroffenen. Dieses Hindurchlavieren funktioniert nicht mehr, auch wenn man noch so treuherzig schaut und sich ein Zuversicht heischendes Dauerlächeln aneignet.

Mutti
1 Jahr zuvor

Ich bin Mutter und verfolge die Entwicklung Umfrage Bildungssystems mit großer Sorge. Mal abgesehen von ein paar im Lehrberuf deplatzierten Menschen zolle ich Lehrkräften höchstens Respekt.

ich finde, die Rolle der Eltern wird bei diesem Thema zu wenig beachtet. Sicherlich ist ein großer Teil Ihrer Belastung der Bürokratie geschuldet. Der andere Teil unseren Kindern und unserem maßlosen Anspruch, das zu richten, was wir verbockt haben. Ich könnte, angesichts so vieler ungezogener Kinder und anmaßender Eltern, keine Lehrerin sein. Ich habe damals als Abiturientin mit dem Beruf geliebäugelt und mich, wegen immer ungezogener Nachhilfe-Kinder und unverschämter Eltern davon verabschiedet.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Erst mal – die Coronalücken kriegen wir noch weniger weg als die Coronarolls.

Das sind doch nur Wortblasen, um Eltern zu beschwichtigen.

Wir können nur einfach Unterricht machen und der Inhalt muss gelernt werden. Das Niveau ist schon runter und die Möglichkeit zum Lerneinstieg ist täglich gegeben.

Lehrkräfte fehlen – also geht nur das, was geht.

Es wird so bleiben – oder glaubt hier wirklich irgendwer an ein Wunder?