Digitale Lernmedien erst für Neuntklässler? AfD: Reicht – Elternschaft: Reicht nicht

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ERFURT. Das Land sollte alle Schülerinnen und Schüler mit Geräten für den digitalen Unterricht ausstatten – meint die Elternvertretung von Thüringen. Rot-Rot-Grün plant dies erst ab Klasse fünf. Der AfD ist das viel zu früh: Sie will erst Neuntklässler mit Computern versorgen.

Mit 15 gibt’s dann einen Lerncomputer – wenn’s nach der AfD geht. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Freie Lernmittel, digitale Assistenten und mehr Elternmitbestimmung in der Schule: Die Landeselternvertretung dringt auf Verbesserungen bei der Digitalisierung des Unterrichts. Bisher gebe es nur Lernmittelfreiheit in Bezug auf Schulbücher. «Das muss erweitert werden auf digitale Medien, Software und eben auch Geräte», sagte Sprecherin Claudia Koch am Donnerstag. Mit der Digitalisierung kämen große finanzielle Herausforderungen auf die Familien zu. «Das muss einfach kostenfrei sein.»

Im Landtag werden derzeit mehrere Vorschläge zur Änderung des Schulgesetzes diskutiert. Der Entwurf von Rot-Rot-Grün sieht unter anderem vor, für digitalen Distanzunterricht eine gesetzliche Grundlage schaffen. Außerdem sollen digitale Lernmittel wie Tablets oder Laptops kostenlos für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden – allerdings nicht sofort für alle.

Geplant ist, dass jeweils die fünften Klassen an den Schulen die Geräte bekommen sollen und dann mit in die jeweils höheren Klassen mitnehmen. Dieses Modell würde etwa 6,5 Millionen Euro pro Jahr kosten. Linke-Bildungspolitiker Torsten Wolf sagte, die Digitalisierung sei ein Bildungsauftrag. Die Schüler seien damit nicht nur in ihrer Schulkarriere, sondern später auch im Beruf konfrontiert.

Koch forderte die Lernmittelfreiheit schon von der Grundschule an. Wolf sagte, dass man diesen Vorschlag «sehr ernst» nehme. Er wies aber darauf hin, dass dies das das Fünf- bis Sechsfache des bislang im Entwurf vorgeschlagenen Modells kosten würde.

Der bildungspolitische Sprecher der Thüringer AfD-Fraktion, Denny Jankowski, forderte Konzepte, «wann und wo der Einsatz von digitalen Endgeräten im Unterricht pädagogisch und didaktisch sinnvoll ist». Seiner Meinung nach sei das erst ab Klassenstufe neun der Fall. «Sollte dann der Erwerb eines digitalen Endgerätes für jeden Schüler der höheren Klassenstufen notwendig sein, muss die Anschaffung auch durch die Lernmittelfreiheit abgedeckt werden.» News4teachers / mit Material der dpa

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Carsten60
1 Jahr zuvor

„kostenlos“
Was passiert eigentlich, wenn die Kinder ihre Tablets in ihren Ranzen haben und diese durch die Luft werfen mit dem Resultat, dass die Tablets defekt werden? Wer kommt für den Schaden auf? Selbst Füllfederhalter sind schon durch Gewalt unbrauchbar geworden, Schulbücher werden zerfleddert, alles kann ruiniert werden. Taschenrechner sollen doch von den Eltern beschafft werden, oder nicht?
Ab welcher Klassenstufe, das kann man diskutieren, es ist eigentlich keine hochpolitische Angelegenheit der Parteipolitik. Ich würde meinen, in Kita und Grundschule ist das alles (zumindest vorläufig) entbehrlich. Also: frühestens in Klasse 5, aber vielleicht auch später. Und was später im Beruf verlangt wird, sollten vielleicht die Azubi-Ausbilder sagen und nicht ein Links-Politiker. Lesen und Schreiben sollen immer noch wichtig sein, habe ich wahrgenommen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass ein Tablet so lange Zeit durchhält, fünf Jahre halte ich bei iPads für möglich, bei androidgeräten oder einfachen Laptops sind es eher drei. Das Diebstahlproblem kommt noch oben drauf.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Dinger müssen auch

a) gepflegt werden
b) einsatzbereit sein (aufgeladen)
c) ständig upgedated werden
d) spätestens nach drei Jahren verschrottet – äh, nachhaltig entsorgt, werden
e) ersetzt werden

Georg
1 Jahr zuvor

Die Überschrift ist missverständlich. Es geht nicht um einen Antrag der AfD, gegen die die Elternschaft ist, sondern um verschiedene, laut Artikel derzeit gleichgestellt diskutierte Vorschläge, wobei der Elternschaft der wahrscheinlichste Vorschlag ab Klasse 5 auch noch nicht weit genug geht.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Didaktisch sinnvoll erst ab Klassen stufe 9?
Mist, dann sollte ich meinen Fünftklässler jetzt z.B. die Anton App wohl wieder verbieten, was? Und der British Council muss auch all die Angebote für Kinder …
Mentimeter, Finja.fli, segu Geschichte, Padlet und seine Look-a-likes … Ade?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

ja, wenn man auf Fachwissen ohne Schnickschnack wert legt.

nein, wenn man den Vorschlag der spd und die Forderung der Elternschaft zugrunde legt.

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Sie wissen schon, dass z.B. die Anton-App Fachwissen festigt, oder?

Und was verstehen Sie unter Schnickschnack? Den Taschenrechner? Schließlich gibt es ja auch Logarithmentafeln und Rechenschieber!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Das Hauptproblem ist das Ablenkungspotenzial und die aufgrund der digitalen Geräte deutlich gesunkene Aufmerksamkeitsspanne.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Was Sie schreiben, ist — wie immer — so richtig von Tiefsinn und Redlichkeit geprägt eine vorbildliche Argumentationsweise. 🙂

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Zu wenig alternativ, ich weiß.

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Natürlich nicht, keine Sorge. Notizenapp für Aufzeichnungen ohne vorher eine brauchbare Handschrift sicher zu beherrschen, Geometrie ohne Zirkel und Geodreieck (wer braucht schon Feinmotorik), Privatchats im Unterricht, Fotos und Videos von Mitschülern und Lehrkräften mit fröhlichem Mobbing, lustiges Sperren von Geräten der Mitschüler durch falsche Passwörter und auch die genannten netten Wisch-und-weg-Anwendungen mit automatischer Korrektur, das kann doch nicht früh genug kommen. Es geht nichts über angeleitete Kreativität und geführte festgelegte Lektionen. Wie gesagt, keine Sorge, das alles wird als Elternwille kommen, hat nur mit Unterricht und Erziehung zu eigenständigem Denken wenig zu tun. Sieht aber für die Eltern danach aus, deshalb wird es spätestens in Jahrgang 5 losgehen. Politiker und Schulleiter können auch ihre Digitalaffinität in schönen Pressefotos zeigen, da wirken kleinere Kinder immer besser als die Pubertiere, die alle aus der eigenen Familie kennen.
Jahrgang 9 würde reichen, um zum mittleren Abschluss ausreichende Grundkenntnisse zu haben, auf die Oberstufe vorzubereiten und mit einem Akku bis zum Abitur zu kommen. Das Spaßprinzip ist in dem Alter auch nicht mehr so ausgeprägt, Argumente fangen an zu wirken und die Technik wird manchmal wirklich als Hilfsmittel wahrgenommen. Nicht dass das irgendeine Bedeutung hätte.
Wer einen leichten Zynismus oder Ironie findet, darf die behalten.

Last edited 1 Jahr zuvor by vhh
DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Alternativer Falter!

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Sehr substantiell, war aber zu erwarten. Ist es zu anstrengend, den Unterricht selbst vorzubereiten und das auch noch individuell? Schon ok, kein Problem…
Sorry, muss jetzt weiter Zitronen falten!

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Seit die Schüler*innen das Internet zur Verfügung haben, sind sehr viele nicht nur viel besser in Englisch, sondern auch interessierter daran.
Meine Fünftklässlys lieben die Anton App zum Vokabellernen. Auch die Angebote des British Council (nichts Geringeres als das Äquivalent zum Goethe Institut!) sind zu empfehlen. Interaktive Tools sind toll. Methodenwechsel ist bei einer 90-Minuten-Taktung essentiell.

BTW: Erarbeiten Sie denn für jede Stunde immer noch sämtliche Arbeitsbögen neu, dass Sie mir hier einen solchen Vorwurf machen?
Wenn ich meine Stunden plane, schaue ich natürlich nach, wann ich was einsetze. Und wenn man die Anton App so nutzt, dass man sie gezielt für die eigenen Schülys einsetzen will, dann dauert die Vorbereitung sogar länger.

Ich frage mich, ob Ihr Problem einfach nur darin besteht, dass Sie per se gegen alles Neue sind.

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Sie werden kaum die „früher-war-alles-besser“-Fraktion überzeugen können. Die halten auch Kreidetafel und OHP heute noch für eine geeignete Klassenraumausstattung.
An meiner Schule gibts die seit mindestens 5 Jahren nicht mehr und es gibt keinen Kollegen, der die wieder zurück haben will.

Und jetzt haben wir halt den nächsten Schritt der Digitalisierung, die nicht von der Schule, sondern von der Gesellschaft vorgegeben wird.
Das bedeutet ja nicht, dass alles im Unterricht blinken und tuten muss, aber ich sehe absolut nichts, was gegen den gezielten Einsatz spricht.

Außer: Früher war halt alles besser. Also, wirklich alles. Ganz sicher!

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Vorurteile sind auch Urteile. Ich bin also vermutlich ein alter Sack, der sich seine Kreidetafel zurück wünscht. Selten so gelacht, das kann kaum weiter von der Realität entfernt sein. Ich arbeite jeden Tag daran, KuK beim IT-Einsatz zu unterstützen, ob App oder Hardware, das bringt aber auch eine differenzierte Sichtweise auf Vor- und Nachteile mit sich.
Im MINT-Bereich ist Jahrgang 5 zu früh, eine ganze Reihe von Fähigkeiten ist mit Tablet schwieriger zu erlernen. Zugegeben, dafür lernen sie vielleicht, das Ziel auf einem anderen Weg zu erreichen. Schön, aber so lange wir Kernlehrpläne haben, stehen dort auch die klassischen Anforderungen drin. Man kann natürlich diskutieren, ob die nötig sind, wird aber nicht.
Das Totschlagsargument von Kreidetafel und OHP bzw gegen alles Neue ist in meinen Augen ein Mangel an Argumenten. Eine Verbesserung des Ergebnisses sollte objektiv nachweisbar sein, um eine Veränderung komplett einzuführen , sonst bleibt von Veränderungen nur ein subjektives „ich finde das so besser“. Ist auch ein Argument, aber kein allgemein gültiges. Die wissenschaftliche Diskussion sinnvoll oder nicht ist immer noch komplex und geht eher in Richtung „abhängig von Situation und Einzelfall“.
Wir haben nur noch 2 Jahrgänge ohne komplette Tabletversorgung, ca 1/3 Räume Digitalboard, 2/3 Kreidetafel und die Meinungen im Kollegium sind sehr vielfältig, sowohl jahrgangs- als auch fachbezogen. OHP gibt es übrigens seit Jahren keine mehr.
Die Bemerkung zur Unterrichtsvorbereitung war meine Reaktion auf den ziemlich sinnfreien „alternativen Falter“, kleine Spitze musste sein.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

„Der bildungspolitische Sprecher der Thüringer AfD-Fraktion, Denny Jankowski, forderte Konzepte, «wann und wo der Einsatz von digitalen Endgeräten im Unterricht pädagogisch und didaktisch sinnvoll ist». Seiner Meinung nach sei das erst ab Klassenstufe neun der Fall.“ Es geht um diese Position der AfD. Und der habe ich widersprochen, weil ich ganz andere Erfahrung gemacht habe.
Ihre Kritik an meinem Beitrag klang wie eine Rechtfertigung der AfD-Position und klingt nach erneutem Lesen immer noch so.
Sie scheinen MINT-Lehrkraft zu sein. Zum Gebrauch in diesen Fächern kann ich nichts sagen. Tue ich ja auch nicht. Umgekehrt haben Sie meine Argumente komplett ignoriert. Ich arbeite mit Kreide UND digital. Und habe während der Corona-Zeit sehr viel dazugelernt. Die Digitalisierung bietet viele neue Möglichkeiten, die ich ab Klassenstufe 5 auf keinen Fall missen möchte.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich verstehe viele Kolleg*innen hier nicht.
Es scheint nur schwarz oder weiß zu geben. Dazwischen geht nichts bei euch?

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

DAGEGEN!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Seufz, die meisten Eltern sind ja leider such schon digital geprägt bis abhängig und süchtig.

Wie können die verstehen, was unsereins meint?

Da werden die Kiddys schon mit vier Monaten (!) (arte: smart kids – oder zumindest sehr dicht dran am Titel 😉 )
stundenlang vor Smartphone oder Tablet gelegt.

Die glauben vermutlich wirklich, sie tuen den Kindern was Gutes.

Also – her mit den Tablets alle drei Jahre spätestens! Nichts ist zu teuer für die Kids, viel aber umsonst und ungesund.

Reicht es nicht, wenn die Kids zu Hause täglich stundenlang mit den Geräten beschäftigt sind? Müssen wir die Bildschirmzeit noch verlängern?

Egal! Liebe Eltern – es sind eure Kinder.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Für Anton & Co braucht man kein eigenes Tablet. Computerräume und Stationen mit Tablets oder Laptops gibt es in vielen Schulen seit Jahrzehnten.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Wieder mal eine Diskussion darüber, dass doch endlich ganz viele Ipads an die Schüler verteilt werden. Alles weil Schlagwort Digitalisierung.

Bisher kenne ich nur ein Programm (Geogebra), welches man tatsächlich in der Breite des Fachunterrichts benutzen kann. Alle anderen Programme sind maximal Insellösungen, die man vielleicht ab und an verwenden könnte.
Ernsthaftes Arbeiten geht mit Tablets nicht. Man schaue sich dazu einfach mal die Arbeitsgeschwindigkeit der Oberstufenschüler an, wenn sie ein Tablet verwenden.

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Meine Erfahrungen sind komplett andere. Plötzlich haben alle Schüler ihre Arbeitsmaterialien dabei, insbesondere auch die Aufzeichnungen von vor drei Wochen. Alle Arbeitsblätter, die ich so verteile, belasten weder den Kopieretat noch die Umwelt, eine Exceltabelle ist schnell angelegt, ein Graph von allen schnell erstellt usw. usw. Die Arbeitsgeschwindigkeit von mit den Geräten geübten Schülern unterscheidet sich meiner Erfahrung nach nicht vom Papierzeitalter.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Wenn die Arbeitsgeschwindigkeit bei gleichem Ergebnis nur dieselbe ist, dann müssen Sie sehr viel kopiert haben, um die Anschaffungskosten zu kompensieren. Ich sehe durchgehend, dass die Streuung nach unten zunimmt.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Was verspricht sich die Elternschaft davon?

Carsten60
1 Jahr zuvor

Ich sehe keine Antwort auf die Frage, was eigentlich passiert, wenn Kinder die kostenlos überlassenen Tablets usw. so schlecht behandeln, dass sie schnell defekt werden? Oder gar — das wird’s wohl auch geben — auf dem Schwarzmarkt verkauft werden mit der Schutzbehauptung, sie wären gestohlen worden? Soll dann jeweils ein neues Gerät übergeben werden, und wie oft? Auch Handys sollen schon öfter mal zu roh behandelt worden sein, so dass z.B. die Anzeige nichts mehr anzeigt.
Und die alten Tafeln für Kreide haben viele Jahrzehnte überstanden, wie lang wird denn die Lebensdauer von digitalen Tafeln sein? Halten die das aus, mit Gegenständen beworfen zu werden?
Hat schon mal irgendwer die Gesamtkosten der Digitalisierung von Schulen (also den langfristigen Bedarf pro Jahr einschließlich allem: Ersatzbeschaffungen, Strom, Software-Lizenzen, zusätzliche Fortbildung und Betreuung durch Fachkräfte) ausgerechnet? Reichen zwei Milliarden €, also pro Schüler 180 € ? Und wie viele Lehrer könnte man damit beschäftigen? Das wären mindestens 30.000, oder?