Fachkräfte-Mangel in Kitas spitzt sich zu: Städte wollen Unqualifizierte einstellen

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DÜSSELDORF. Über 1000 Kitas mussten zuletzt Betreuungsstunden kürzen, Gruppen oder sogar die ganze Einrichtung schließen – allein in Nordrhein-Westfalen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels dringt der Städtetag auf unkonventionelle Lösungen.

Lassen sich sich mit „weiterbildungsbereiten“ Unqualifizierten Bildungsstandards in den Kitas halten? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Als Antwort auf chronischen Fachkräftemangel in den Kitas schlägt der nordrhein-westfälische Städtetag vor, auch weitergebildetes Personal ohne einschlägige Berufsausbildung einzusetzen. «Der Fachkräftemangel in den Kindertageseinrichtungen in NRW spitzt sich weiter zu», sagte der stellvertretende Vorsitzende des Städtetags NRW, Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) in Düsseldorf.

«Es wird für die Städte und andere Träger immer schwieriger, die Betreuungszeiten anzubieten, die Eltern für ihre Kinder brauchen.» Wenn dann noch eine Krankheitsphase dazu komme, reiche die Personaldecke oft nicht mehr aus, um die Betreuung aufrecht zu erhalten.

«Das Land muss jetzt handeln», verlangte der Städtetagsvize. «Die Städte suchen händeringend Fachpersonal. Es gibt aber keines.» Daher müsse NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) sich jetzt endlich bewegen und den Einsatz von geeignetem, weiterbildungsbereitem Personal ermöglichen.

«Solche Ergänzungskräfte könnten helfen, die Situation zumindest kurzfristig zu entspannen», betonte Eiskirch. Das Land solle daher ein Qualifizierungskonzept für diese zusätzlichen Kräfte erarbeiten und dabei die Kommunen, die beiden Landesjugendämter sowie die Wohlfahrtsverbände und Kirchen beteiligen.

«Die Personalverordnung des Landes muss in dieser akuten Situation flexibler werden», forderte Eiskirch. Außer «rein kosmetischen Änderungen» sei aber bislang nichts passiert. Zwar sei der Einsatz von Psychologen, Sport- und Kunstpädagogen in Kitas ermöglicht worden. «Das sind aber Berufsgruppen, die selbst vom Fachkräftemangel betroffen sind», stellte der SPD-Politiker fest.

«Frühkindliche Bildung im Kita-Bereich muss wie Schulbildung als Landesaufgabe öffentlich finanziert werden»

Das Land müsse den Fachkräftemangel in den Sozial- und Erziehungsberufen endlich systematisch angehen. Dazu gehörten mehr Ausbildungskapazitäten sowie die schnellere und einfachere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

Darüber hinaus fordert der Städtetag finanzielle Entlastung der Träger. «Frühkindliche Bildung im Kita-Bereich muss wie Schulbildung als Landesaufgabe öffentlich finanziert werden», sagte Eiskirch. Ein höherer Landesanteil an der Finanzierung der Kindertagesbetreuung ermögliche auch eine Bezahlung von Auszubildenden in der Kita.

Laut einer kürzlich veröffentlichten Vorlage des Familienministeriums musste etwa jede zehnte der rund 10.700 Kindertagesstätten in NRW im Februar wegen Personalmangels ihre Angebote teils drastisch einschränken. In einer im März vorgestellten Befragung von Kita-Leitungen für den Verband Bildung und Erziehung bestätigten 99 Prozent, dass der Personalmangel auch mehr Fehlzeiten und Krankschreibungen der Beschäftigten verursache.

Paul hatte den Mangel eingeräumt, gleichzeitig aber betont, dass dieser «nicht einfach mit einem Fingerschnipsen», sondern nur kontinuierlich und mit einem Bündel an Maßnahmen bewältigt werden könne. Ein Sofortprogramm der Landesregierung sei ein erster Schritt zur Entlastung. News4teachers / mit Material der dpa

Personalnot: Kommunen wollen „Flexibilität“ bei Kita-Standards – Verdi: „Offenbarungseid“

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Studienrat
1 Jahr zuvor

Auch hier erinnere ich wieder gerne an die gescheiterten Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, bei denen man gerade einmal 8% mehr Lohn über 27 Monate locker machen wollte.

Gleichzeitig gibt beispielsweise Baerbock 137.000 Euro Steuergeld im Jahr für Visagisten aus.

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Studienrat

137.000 Euro ist doch o.k..Wenn ich mitbekomme, was die Frauen beim Friseur zahlen, kann dass schon zusammenkommen, Schließlich müssen die Akteure ja Tag und Nacht, im Innland und im Ausland zur Verfügung stehen.
Und wenn man bedenkt, dass bei 365Tage x 24 h nicht mal der Mindestlohn gezahlt wird. Tststs…..

Mona
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Bitte als Ironie kennzeichnen…

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mona

War der Meinung, das war offensichtlich. Aber anscheinend sehen das hier einige anders.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Kinderschminken wird jedenfalls längst nicht so gut bezahlt, obwohl man dabei viel kreativer sein kann. Ein toller Job für ErzieherInnen, die ein Vielfaches mehr verdienen, bzw erhalten wollen

Aber im Ernst: Helmut Schmidt soll immer ungeschminkt geblieben sein. Und das sah gar nicht so doof aus.

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Anna-Lena mit Tigerkopf wäre sicherlich intressant. Was der russische Ausenminister wohl dazu sagen würde?
Ist das jetzt der Pume oder der Leo?

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Ja, was Lawrow sagen würde kann ich mir gut vorstellen: „Ach, ihr armen Deutschen habt doch gar keine Tiger (mehr – doppeldeutig). Wozu diese Fassade?“.

uesdW
1 Jahr zuvor

Es ist halt alles eine Sache der Definition, was letztendlich unter „Betreuung“ verstanden und definiert wird.
Wo keine Fachkräfte sind, kann ich auch per Gesetz keine herzaubern.
Die einzige Möglichkeit ist es denn Level abzusenken, und Betreuung in Form des Aufpassens zu definieren. Das Thema frühkindliche Bildung wird dann erst mal zurückgestellt.

Peter Dumbinski-von-Schnarrenberg
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Ach und der Fachkräftemangel hat sich plötzlich über Nacht entwickelt oder wie?

uesdW
1 Jahr zuvor

Wir erleben es doch aktuell wieder. Es wird ein Gesetz erlassen, wohlwissend das das Fachpersonal nicht da ist, die Geräte nicht zur Verfügung stehen und die Infrastruktur nicht da ist.
Um die Umsetzung machbar ist, intressiert erst mal niemand.

Und es war jedem klar, dass der Anspruch auf einen Kita-Platz auch ohne Ukraine-Krieg oder Flüchtlingskrise sehr schwierig wird.

Zum Fachkräftemangel:
Ich kenne die Kriterien der Ausbildung und er Bezahlung seit 25 Jahren. Das ganze ist eine Frechheit, aber damals gab es dennoch anscheinend genügend Personen, die den Weg gegangen sind, weil sie halt den Beruf als Berufung gesehen haben. Und die Arbeitgeber haben das ausgenutzt.
Allerdings hat sich die Situation in der Zwischenzeit geändert.

Fakt ist, der gesetzliche Anspruch ist da, die Kräfte nicht. Die Kommunen müssen reagieren, also was werden sie tun. Ohne „erwachsene“ Person geht es nicht. Also werden die Anforderungen runtergeschraubt, in der Hoffnung, dass diese Aufsichtspersonen gefunden werden.

Die Bedenken und die Folgen für die Kinder werden erst mal auf die Seite geschoben, weil erst mal der gesetzlichen Umsetzung Folge geleistet wird.

Und genau das passiert jetzt. Ich glaube auch nicht, dass sich bezüglich Ausbildungsdauer und Bezahlung sich die nächsten Jahre etwas ändern wird.
Aber ich lasse mich gern vom Gegenteil überraschen.

Mona
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Auch hier, bitte als Ironie kennzeichnen…

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mona

Ich bin mir nicht sicher, ob er das an dieser Stelle nicht doch tatsächlich meint. Viele sind derart pragmatisch und nehmen es hin, dass uns die Abwärtsspirale so erwischt wie die Pflegenden in Krankenhäusern und Seniorenbetreuung. Früher konnten Schwestern noch mit Pfegenden zur Mobilisation in den Park gehen. (Sogar mit Kassenpatienten!) Und heute sind schon seit vielen Jahren die „Grünen Damen“ für die Kommunikation da.
Markus Breitscheidel hat nach seiner zweiten Under-cover-Recherche in Altenheimen festgestellt, dass es nach seinem Enthüllungsbuch (Ein Bestseller!) nicht besser, sondern noch schlimmer geworden ist.

Je mieser die Betreuungsbedingungen, um so eher werden wir als die „weltbesten Erzieherinnen“ bezeichnet. – Meine Erfahrung: In Kindergärten, in denen einst geltende Standards noch nicht völlig außer Kraft gesetzt wurden, wird man nicht so mit Lob überkübelt.

Wenn es darum geht, Kleinkinder wegzuorganisieren, um die Berufstätigkeit beider Elternteile zu ermöglichen, wird souverän ausgeblendet, dass die Jüngsten mehr Körperkontakt, Zuwendung und Pflege brauchen als ältere Kinder. Das ganze System krankt doch an der personalintensiven Betreuung der Jüngsten und den Verlängerungen der Öffnungszeiten. – Erstaunlicherweise scheint es einen Konsens zu geben, dass eher die Betreuungszeiten verkürzt werden, bevor es heißt, der Rechtsanspruch für unter Dreijährige muss eingeschränkt werden.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

@Angelika Mauel

Genau.
Und immer noch brennt die Kerze von beiden Enden und von allen Seiten!
Was dabei herumkommt? – Eine Riesensauerei, in jeder erdenklichen Bedeutung des Wortes „Sauerei“.

Mittlerweile wird klar, dass sich die seit Jahrzehnten (!) verfehlte Personalpolitik übelst rächt.
Und es „wächst“ auch nichts mehr nach, weil allzu viele junge Menschen bei ihren Eltern (die in sozialen Berufen tätig sind) mit ansehen konnten bzw. mussten, wie dummdreist diese

  • ausgenutzt,
  • vertröstet,
  • veralbert,
  • verlacht oder
  • angestänkert wurden und immer noch werden.

Habe ich etwas vergessen? – Ach ja: Die mehr oder weniger „fette“ Kohle für „ein bisschen Spielen und Basteln“ oder die total „fette“ Kohle für lässige Halbtagsjobs, vorausgesetzt es sind ohnehin nicht schon wieder Ferien …
Konnte ja auch keiner aaaaaahnen, dass auch das alles mal Wirkung zeigt.
Tjoa.
Nu isses soweit. *schulterzuck*

Und weiter „oben“ aus der „Nieten-in-Nadelstreifen-Etage“ tönt es immer noch: „Augen zu und volle Kraft voraus, Segel hissen und Daumenschraugen noch weiter anziehen!

Und währenddessen, an der Basis (hier exemplarisch aus RLP):
„Die Gräfenauschule in Ludwigshafen schlägt Alarm: 40 Erstklässler der Grundschule müssen wahrscheinlich die erste Klasse wiederholen.
Die Schulleiterin der Gräfenauschule im Stadtteil Hemshof Barbara Mächtle sagt, sie sei „überrascht und schockiert“ gewesen, als sie erfahren habe, dass 40 Schüler wohl die erste Klasse wiederholen müssen. „Oh je, das sind ja zwei Klassen!“, so Mächtle.
Kinder in Gräfenauschule brauchen viel UnterstützungIn der Grundschule sind die Wände im Flur vollgehängt mit selbstgemalten Kinderbildern und mit Fotos von besonderen Ereignissen, als zum Beispiel die Feuerwehr zu Besuch war. Auf den ersten Blick wirkt die Gräfenauschule wie eine gewöhnliche Grundschule und doch brauchen hier viele Kinder zusätzliche Unterstützung. Denn viele Kinder könnten schlecht Deutsch oder kämen aus bildungsfernen Familien, sagt die Schulleiterin. Deshalb gibt es zusätzliche Förderkräfte, die den Lehrern zur Seite stehen. Doch das hat diesmal nicht gereicht.

Außerdem gibt es in ganz Ludwigshafen zu wenige Kita-Plätze. Im Unterricht zeige sich schnell, dass manche Kinder nie in einer Kita gewesen seien. Viele Kinder müssten zum Beispiel erstmal lernen, still auf ihrem Platz zu sitzen und sich zu konzentrieren. „Wie halte ich einen Stift, wie schneide ich mit der Schere?“ Das, was Kinder in der Kita lernen – „das fehlt dann.“ Und das müssten die Kinder in der Grundschule nachholen.
…“
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/ludwigshafen-brennpunkt-grundschule-40-kinder-erste-klasse-bleiben-sitzen-100.html

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Puh! Das ist ja schlimmer, als man es sich üblicherweise vorstellt. Aber auch anderswo Kinder doch noch besser dran sind, ist es nicht in Ordnung, wie das System versagt.

Weil die Misere nicht mehr schöngeredet werden kann, verstehe ich auch nicht, warum es immer noch keine Petition zur Einschränkung oder Abschaffung des Rechtsanspruchs für die unter Zweijährigen gibt. Überall dort, wo die Krippenerzieherinnen öfter krank sind oder fehlen, werden Kräfte aus den Regelgruppen abgezogen. Externe Vertretungskräfte gibt es kaum noch. Und so bekommen die Kleinsten oft zu wenig verlässliche Zuwendung (Manche haben in zwei Jahren schon mehr als zwei Bezugserzieher gehabt) und sobald eine Kraft in der Krippe mit den reinen Pflegearbeiten überfordert ist, muss eine Kraft aus einer anderen Gruppe dort aushelfen. Ältere Kinder erhalten nicht mehr die Förderung, die sie vor dreißig Jahren erhielten – ohne dass damals so ein Getöse um die Bildung veranstaltet worden wäre. Die älteren leiden psychisch unter dem Zeitmangel der Fachkräfte natürlich nicht so sehr wie die Jüngsten. Aber ihre Vorfreude auf die Schule und der Eifer, Aufgaben zu lösen, kommen entschieden zu kurz.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Das ist nicht die einzige Möglichkeit. Was wäre, wenn Fachkräfte sagen würden, dass sie nicht mit Ungelernten arbeiten? – Dann müssten die Gruppen verkleinert werden und die Langzeitbetreuung würde wieder abgebaut.

Früher hatten katholische Schulen, die vom Staat finanziert wurden, zwar nicht mehr das Recht, sich ihre Lehrer alle auszusuchen, aber sie hatten ein erweitertes Recht, Lehrer, die ihnen nicht zusagten, abzulehnen. Dieses Recht müsste den Erzieherinnen meiner Meinung nach zugebilligt werden. Und macht man das nicht, hat man aus dem tragischen Mord an der kleinen Greta nichts, aber auch nichts gelernt. Eine Berufsanfängerin, die immer wieder als ungeeignet für die Arbeit in Kitas befunden wurde, konnte – ohne Arbeitszeugnisse oder Praktikumsbescheinigungen vorzulegen – eine Stelle nach der anderen ergattern.

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Bei der Auswahl bezüglich unfähigen Personal bin ich sofort auf ihrer Seite.
Das Fachkräfte die Zusammenarbeit mit Ungelernten die Zusammenarbeit verweigern, wäre arbeitsrechtlich ein intresannter Ansatz, der allerdings auch negative Folgen für die Fachkraft haben könnte. Das mag ich aber nicht beurteilen.

Ich glaube, zur Zeit ist jede Fachkraft um jede Unterstützung dankbar, sofern es passt. Und das die Gruppen deswegen kleiner werden, glaube ich jetzt auch nicht.

Sandra
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Dann bist du aber unprofessionell, weil du nicht mit jedem arbeiten kannst. Außerdem suchen heute die Träger die Mitarbeiter*innen aus. Nicht die Kita selbst (zumindest in der Regel)

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sandra

Ist das etwa richtig, dass die Träger die Mitarbeiter aussuchen?

Übrigens habe ich nicht gesagt, dass ich nicht mit jedem arbeiten könnte. – Als Springerin habe ich nie einen Einsatz vorzeitig abgebrochen.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sandra

Zu schnell abgeschickt: Vor dreißig Jahren kannte ich es nicht anders: Die Kitaleitung und fast alle aus dem, Team lasen die Bewerbungen. Außer der Leitung war meist noch die Gruppenleiterin während des Vorstellungsgesprächs dabei. Und bei der Hospitatiion wurde dann sehr darauf geachtet, eine geeignete Fachkraft zu finden. Es bewährte sich die flach Hierarchie. Die Leitung hatte ein Interesse am Okay der Gruppenleitung und sie erwartete, dass ihr Vorschlag vom Träger angenommen wurde. Das war dann auch meist der Fall.

Leider ist das heute nicht mehr so. Stattdessen wird mehr über Teamarbeit geredet und es wird Geld für Supervision ausgegeben.

Benjamin Kuba
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

Resignieren kann doch nicht die Antwort sein. Es sind Fachkräfte da, nur ist die Wertschätzung weiterhin Null, von der Politik, genauso von der Gesellschaft. Corona hat das mit dem Brennglas gezeigt.
Alle wurden genannt von Frau Merkel…Pflegekräfte, Lehrer, Einzelhandel etc.die ihr Leben „riskiert“ haben, um durch die Pandemie zu kommen. Die Erzieher*innen wurden nie erwähnt, sie waren komplett ungeschützt in Zentimeter Abstand bei den Kindern, damit die Eltern arbeiten gehen können. Nie wurden sie erwähnt, das hat Spuren hinterlassen. Und jetzt geht die fehlende Anerkennung weiter… Jetzt heißt es jeder Arbeitsuchende kann den Job machen, selbst in der Gesellschaft gibt es diese Ausrufe: „Es gibt doch so viele Geflüchtete Fachkräfte, die können das doch machen!“…Den Eltern geht es zu 80% auch nicht um Qualität, für die ist die Kita gut, wenn die Kinder einigermaßen gerne hingehen und ab und zu etwas Gebasteltes zu Hause ankommt.
Das ist doch schon in vielen Fällen auch kein verantwortungsvolles Aufpassen mehr. Wenn dann Kinder zu Schaden kommen, durch Unfälle, durch sexuelle Übergriffe oder Gewalt, dann ist das Geschrei groß, wie konnte das passieren, wer hat dann am Ende die A…-Karte?!?! Natürlich die Erzieher*innen und Leitungen.

Sapperlot
1 Jahr zuvor

Ohhhh…Überraschung. Jahrelang tot-gespart….von wegen gute Bezahlung….wo sind denn die Männer? Die ergreifen lieber einen anderen Beruf, denn von einem Erziehergehalt kann man keine Familie ernähren…alleinerziehende Frauen übrigens auch nicht. Und die Freistellung der Leitungen gibt es immer noch nicht, werden schön im Gruppendienst einberechnet, dabei arbeiten sie gar nicht am Kind. Es ist einfach so unfassbar , dass jetzt alle so einen auf Überraschung: wir haben seltsamerweise keine Fachkräfte machen. Ja, warum denn nur? Und dann soll der Bildungsstandard noch weiter abgesenkt werden und irgendwer nach irgendeinem Kurs „betreut“ ( ich hasse dieses Wort, es ist komplett irreführend) dann die Kinder? Armes Deutschland, arme Kinder…

gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Für Fachpersonal – Die Ausbildung im Überblick
Erzieher/in ist eine landesrechtlich geregelte schulische Aus- bzw. Weiterbildung an Fachschulen, Fachakademien und Berufskollegs.
Sie dauert in Vollzeit 2-4 Jahre, in Teilzeit 2-6 Jahre und führt zu einer staatlichen Abschlussprüfung. Andere landesrechtlich geregelte Aus- und Weiterbildungen im Bereich Erziehung dauern in Teilzeit 15 Monate bis 36 Monate und führen zu einer staatlichen Abschlussprüfung bzw. einem Zertifikat. (arbeitsagentur.de)

Crashkurs als Kinderverwahrer mit Zertifikat (analog der Tagesmutter ein Pflegenachweis), oder was sollen sich Eltern dann unter
„auch weitergebildetes Personal ohne einschlägige Berufsausbildung einzusetzen“ vorstellen.

Marhat
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Diese Aufregung verstehe ich nicht. Da muss man doch nur Basteln und Vorlesen können. Das kann doch nicht so schwer sein.
Lehrer kann doch auch Jeder Dahergelaufene.
Ist doch besser als gar keine Betreuung.

Englisch-Freund
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

„Kinderverwahrer mit Zertifikat“ trifft es sehr gut.
Am Ende müssen es dann die Eltern entscheiden (wenn es ihnen möglich ist!!), ob sie das wertvollste was sie haben unter diesen Umständen in einer Betreuung wissen wollen.
Ohne das große Fass aufzumachen,aber ich finde die Anspruchshaltung mancher (!!) Eltern bedenklich. Es sind auch diese Ansprüche, die Einrichtungen dazu zwingen auf solche „Lösungen“ zurückzugreifen. Ein Kind ab 6 Monate von Montag bis Freitag von 7 bis 17h in Betreuung zu geben, bindet eben extrem viel Personal, das evtl. an anderer Stelle gebraucht würde..

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Die verkürzte Ausbildung (2 Jahre) ist in NDS die zum/zur sozialpädagogischen Assistent:in,
das sind in der Regel die Zweitkräfte in den Gruppen, sie leiten normalerweise selbst keine Gruppe.
Das ist nicht neu erdacht, sondern seit vielen Jahren so, wohingegen angehende Erzieher:innen weitere 2 Jahre Ausbildung absolvieren.
https://bildungsportal-niedersachsen.de/erzieherinnen/ausbildung-in-vollzeit

Ungelernte einzustellen heißt aber, dass gar keine entsprechende Ausbildung vorliegt.
Ein gängiges Mittel um Kosten zu sparen, das so auch in Schulen für die Betreuung am Mittag, für den Ganztag und auch zur Aufsicht (statt Vertretungsunterricht in Grundschulen eingesetzt wird – und zwar nicht aus der Not, sondern fest seit 20 Jahren. Das Personal wird nach Ausbildung eingestuft und bezahlt, die Gelder reichen aber für qualifiziertes Personal nicht aus, um die Zeiten abzudecken.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Wurde bereits über Hütehunde nachgedacht? Das ist keine Ironie.*

(*Ironie)

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Hütehunde… Hahahaha, you made my day!!!

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ein richtig erzogen er und gut geführter Hütehund kann gerade auf kleine Kinder eine enorm beruhigende bzw. beim Spielen anregende Wirkung haben.

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Und wichtig ist, was Hinten heraus kommt.
Hütehunde disziplinieren meist Schafe.

Die lieben kleinen Schäfchen, „unsere Zukunft“. :-))

447
1 Jahr zuvor

🙂

Ist was dran.

Wären wir nochmal in der Situation und in heutigen Zuständen – lieber ein Hütehund als „Unqualifizierte Angelernte“ (also auf gut deutsch Arbeitslose von der Straße mit Vierwochenkurs, oder ähnliches).
Der Hütehund passt wenigstens auf das Kind mit ganzem Herzen auf und kuschelt/spielt gerne.

Bei der Frage, wer diese „Unqualifizierten“ sind muss man sich nämlich auch mal fragen, wer da so kommt…

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Sie haben schon einen Titel: Therapiehund!

Mona
1 Jahr zuvor

Die im Beruf verbliebenen, oft noch vollständig über vier Jahre auf eigene Kosten ausgebildeten EuE erkennen jetzt hoffentlich, wie wenig wert sie sind und wie entbehrlich sie erst in Zukunft sein werden. Schon jetzt kenne ich in BW Einrichtungen, in denen ungelernte Hilfskräfte bis auf ein paar Euro fast so viel wie vollqualifiziete EuE auf dem Lohnzettel stehen haben.

Raus aus dem Job, solange es noch so viele Alternativen gibt!

Mehr als ein Job ist das schon lange nicht mehr und „sozial“ ist an dem Beruf nur noch, dass die Träger nicht mehr als absolut notwendig dafür zu bezahlen brauchen.

Ein gewisses Verständnis habe ich für die Kommunen. Die bekommen aktuell so viele zusätzliche Ausgaben ohne eigenen Handlungsspielraum aufgebürdet, dass sie eben dort sparen müssen, wo sie es noch können… Dass die Kommunen nun ausgerechnet bei den Kindern und einer angemessenen Betreuung „haltet den Dieb“ schreien, ist trotzdem maximal unseriös.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor

Eigentlich habe ich nichts gegen Ungelernte. Ich habe selbst als Ungelernte angefangen. Auf der Stelle einer Kinderpflegerin mit Berufserfahrung. – Und wie heute war man als Anfängerin schnell allein mit allen Kindern. Nach einem Monat allein mit der eigenen Gruppe. Und zu Beginn des dritten Monats durfte ich die Kinder einer fremden Gruppe bei offener Tür betreuen, während die dort eingesetzte Kinderpflegerin mit meiner Gruppenleitung arbeitete… Wir wurden auch früher schon als Manövriermasse mal hier und da eingesetzt. Allerdings zählte das Kindeswohl und die Sicherheit mehr. Heute werden Bewerber eingestellt, die man früher nicht einmal zur Hospitation gebeten hätte.

Es gibt wirklich tolle Alltagshelfer – aber es gibt auch viele Handysüchtige. Wenn etwas passiert, wird geprüft, ob die Leitung diese Bewerberin beim Ausflug als Begleitung hätte mitgehen lassen dürfen.

Denkmann
1 Jahr zuvor

Mein Eindruck: Kitas erziehen Kinder zu phantasielosen und unselbständigen Untertanen. Die Politik muss endlich damit aufhören, in Kindern irgendwelche biologische Baustellen zu sehen. Es sind bereits Menschen!

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Denkmann

Oder „Humankapital“ für die Wirtschaft. Scholz träumte von der „Lufthohheit über den Kinderbetten“, Renate Schmidt meinte, „Wir müssen lernen, was Liebe ist. Da kann der Staat helfen“. Und von Ursula von der Leyen will ich gar nicht erst anfangen.

Die Erziehung zum Mitläufertum sehe ich auch als chronisches Problem an. Eltern sollten sich mal am Tag der offenen Tür den Buchbestand von Kindergärten ansehen! Ein Tipp: Soziales Lernen mit Kindern“ von Ökotopia. Da gibt es Anregungen dazu, die Kinder „Hausherr im Kreis seiner Sklaven“ spielen zu lassen und ein Spiel namens „Heiratsvermittlung animiert zu einer Art „Speed Dating“. Kinder sollen sich immer wieder schnell einen neuen Partner suchen und sich dann mit bombastischen Namen einander vorstellen…

Solche Extrembeispiele werden in der Praxis jedoch eher nur kurz angelesen und nicht mit den Kindern „zur Förderung der Soziakkompetenz“ nachgespielt.

Fazit: Von Bildungswissenschaftlern und anderen „Experten“ wurden schon viele rezepthafte Animationsvorschläge zur Bildung „entwickelt“. „Herzlichen Glückwunsch! Du bist jetzt ein Gefühlsexperte!“ – Unsere „F(l)achliteratur“ ist reif fürs Kabarett, – Zu „Gefühlsexperten“ wurden allerdings noch nicht die Ungelernten in Kitas ernannt, sondern Kinder! Nachdem eine als „Trainerin“ bezeichnete Erzieherinnen ihnen was mit der Handpuppe Smily vorgekaspert hatte.

Sorry,es regnet gerade und ich hoffe so sehr, dass dieser Bildungsschmu auf Kosten der Freiheit der Kinder endlich mal ein Thema wird. – Man denke auch an den als „Spiel“ bezeichneten Sprachtest „Delfin vier“

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor
Antwortet  Denkmann

Siehe den Beitrag von 447: Thema Hütehunde.

Um der Digitalisierung Willen könnte man auch selbstprogrammierte Hüteroboter für Kindergärten entwickeln.
Nebst Drohnenschwärmen, die disziplinierend eingreifen. (Wattebällchen verschießen, Würfelzucker abwerfen…)
Und das Alles natürlich mit KI ausgestattet.

Schöne neue Zeiten werden viele noch erleben (müssen). 🙂

Benjamin Kuba
1 Jahr zuvor

Es werden wieder nur Symptome bekämpft, statt Ursachen behoben. Jede unqualifizierte Kraft muss begleitet werden von einer Fachkraft oder der Leitung, der Gewinn in der Regel marginal. Das Spiel basiert nur auf Glück. Überdies wird dadurch die Anerkennung dieses Berufes weiter gesenkt. Nach dem Motto: Kann ja jeder machen, mit ein paar Wochenendstunden Fobi.
Es geht nie um die Kinder und die Fachkräfte, es geht schlichtweg darum, die beiden Elternteile in Arbeit zu halten.
Entwicklungspsychologie wird in der Regel gar nicht berücksichtigt, es geht nur noch um Betreuung, nicht um Bildung. Bildung ist den privilegierten Haushalten vorbehalten.

Die Kita soll die Kinder auf die Schule vorbereiten, die Schule dann die Kinder auf die berufliche Karriere, um dann dem System als Fachkraft und Konsument zur Verfügung zu stehen.

Überdies ist die Fachkraft-Kind-Relation eine Katastrophe, er beschönigt weniger als es der reine Personalschlüssel tut.
Es ist unmöglich für die vorhandenen Fachkräfte die Bildungselemente umzusetzen, die sich die Schule wünscht. Wir haben bei uns eine Migrationsquote von über 80% in der Kita, hinzu kommen Geflüchtete aus Syrien und der Ukraine, diese Familien sprechen in der Regel nicht ein Wort Deutsch.

Mich ärgert es häufig, wenn Politiker*innen behaupten, sie wüssten was in den Kitas los ist… ja vielleicht wissen sie es, aber sie haben es nie tagtäglich, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Es ist ein Unterschied etwas zu wissen oder etwas erlebt zu haben.
Ich weiß auch aus den Medien wie es in Kriegsgebieten aussieht, ich habe es aber selbst noch nicht erlebt in einem Bombenhagel zu stehen.

Und es geht auch nicht primär um die Entlohnung, es geht um die Rahmenbedingungen, es geht um Anerkennung und Wertschätzung und es geht darum diesen Beruf attraktiv zu machen für den Nachwuchs… 7% steigen jährlich aus diesem Beruf aus, doch nicht wegen des Geldes.
Warum machen so wenige Männer diesen Beruf? Warum werden Männer immer noch etwas verdächtig angeschaut, wenn sie in diesem Beruf arbeiten?

Es gibt so viele Gründe, warum das System Kita so nicht funktioniert und auch nicht so weiter gehen wird.

Das mit den unqualifizierten Kräften würde man in keinem anderen Berufsfeld so machen… KFZ-Werkstatt… wir nehmen mal jemand, der ein Auto hatte. Da würde jeder sich an den Kopf fassen. OP-Saal, würde man niemand unqualifiziertes haben wollen, nicht mal bei Maler und Lackierern. Aber auf Kinder können wir jeden Arbeitssuchenden loslassen.

Jedes Mal unkreative Lösungen, die bitte nichts kosten. Am Ende zahlen nur die Kinder und die Fachkräfte den Preis.

Jenke
11 Monate zuvor

Wir hätten keinen Fachkräftemangel, wenn Kindereinrichtungen nicht zum Familienersatz verkommen. Das können Einrichtungen nämlich nicht leisten und wollen die meisten Pädagogen auch nicht und die Eltern eigentlich auch nicht und die Kinder sowieso nicht. Stärkt endlich die Familien, so dass sie von 50/50 gut leben können und sorgt dafür, dass man auch in Teilzeit Karriere machen kann,damit Eltern wieder ihrer wichtigsten Arbeit nachgehen :Der Kindererziehung. Wenn man denen nicht weiter von Anfang an Inkompetenz einredet, nur damit sie ihre Sprösslinge immer länger und früher in sogenannte Bildungseinrichtungen geben (nicht zur Bildung, sondern damit Mami und Papi malochen) gewinnen sie vielleicht auch an Kompetenz zurück. Die verbliebene Zeit in der Einrichtung kann dann qualitativ hochwertig stattfinden, dazu noch bessere Bezahlung und schon haben wir genug Fachkräfte. Und vielleicht in Zukunft auch wieder weniger Kinder mit Entwicklungsdefitziten und Auffälligkeiten.

Studentin
8 Monate zuvor

Leider gibt es auch Fachkräfte, die überqualifiziert sind, sich aber z.B. keine Leitung zutrauen, doch für weniger Gehalt gern tätig würden. Manchmal sind dies Menschen, die eine angenehme Tätigkeit suchen, aber die als unbezahlbar gelten, da sie schon ein ähnlichen alten Diplom oder einen Magisterabschluss haben. Und was ist mit Absolventen des Bachelors Psychologie? Sie haben meist auch pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie studiert. Weiterführende Master sind sehr rar bzw.erfordern mittlerweile teilweise einen 1,0er Bachelorabschluss. Sie suchen Fachkräfte? Das ist richtig, sie müssen in die Personalschlüssel hinein.