Rechtsextreme Übergriffe an Schule: Behörden prüfen (auch) Konsequenzen für die Schulleitung

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Nach dem Brandbrief von Lehrkräften zu rechtsextremen Vorfällen an ihrer Schule im Spreewald wollen die Behörden die Vorwürfe aufarbeiten – ergebnisoffen. Dazu gehöre es auch, mögliche disziplinarische Konsequenzen für die Schulleitung zu prüfen.

Im Netz kursiert dieses Foto, das Schülerinnen und Schüler der Schule zeigen soll – einige zeigen den Hitlergruß. Foto: Screenshot

In einem in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Brief beklagen Lehrkräfte der Oberschule in Burg, sie seien täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Zudem erlebten sie eine «Mauer des Schweigens». Lehrkräfte und Schüler, die offen gegen rechtsorientierte Schüler- und Elternhäuser agierten, fürchteten um ihre Sicherheit» (News4teachers berichtete).

Die Pädagogen beklagten auch, dass Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik fehle. Die Kritik werde geprüft und Gespräche mit den Beteiligten geführt, teilte das Bildungsministerium in Potsdam auf Nachfrage mit. «Die Schule braucht Ruhe und selbstverständlich muss das Thema aufgearbeitet werden.»

«Ob gegebenenfalls disziplinarische Konsequenzen gezogen werden müssen, ist ergebnisoffener, regulärer Teil einer solchen Prüfung»

Das Schulamt Cottbus ist mit der Aufarbeitung befasst. Es führe weitere Gespräche mit der Schulleitung, den Lehrkräften sowie Eltern- und Schülervertretungen, teilte das Ministerium in einer Stellungnahme mit. «Gemeinsam mit der Schule werden anschließend geeignete und gewünschte Angebote der Demokratiebildung gestaltet.» Dies werde auch von einem Schulberater unterstützt, der auf Extremismusprävention spezialisiert sei.

Die Kritik am Umgang mit extremistischen Äußerungen und Symbolen werde ebenso geprüft wie Vorwürfe gegen die Schulleitung. «Ob gegebenenfalls disziplinarische Konsequenzen gezogen werden müssen, ist ergebnisoffener, regulärer Teil einer solchen Prüfung.» Das Bildungsministerium will außerdem vor den Sommerferien ein Fachgespräch für Lehrkräfte zu Gewalt und Extremismus an Schulen organisieren.

Brandenburgische Schulen meldeten bislang jährlich zwischen 24 und 53 mutmaßlich extremistische Vorfälle, wie das Bildungsministerium bekanntgab. Vor den Schilderungen von rechtsextremen Vorfällen an der Schule in Burg seien es im laufenden Schuljahr 2022/23 insgesamt sechs Vorfälle gewesen. News4teachers / mit Material der dpa

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Georg
11 Monate zuvor

Wird auch das Schweigen des Schulamts geprüft? Vermutlich nicht…

NichtErnstZuNehmen
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Schonmal was von Dienstweg gehört? Wenn die Schulleitung nix weiter gibt, wie soll das Schulamt dann geschwiegen haben?

Mika
11 Monate zuvor

Schon mal den obigen Artikel gelesen?
„Die Pädagogen beklagten auch, dass Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik fehle.“
Ehe sich im Regelfall verbeamtete Lehrkräfte an die Presse wenden, haben sie versucht, auf dem Dienstweg das Problem zu lösen. Leider passiert auf dem Dienstweg genau das, was die Lehrkräfte beschreiben: nichts. Und erst wenn sich das Problem eben nicht durch Ignoranz seitens Schulleitung, Schulamt und Kultusministerium von selbst löst, wenden sich Betroffene als letzten Hilferuf an die Öffentlichkeit- so wie in Burg.

Mika
11 Monate zuvor

Und die Lehrkräfte haben sich garantiert auch an Schulamt und Kultusministerium gewandt, nachdem die Schulleitung nicht reagiert hat. Unser Schulamt hat uns jedenfalls zwei Tage später eine Anweisung geschickt, uns stets an den Dienstweg zu halten und keinesfalls das Kultusministerium direkt zu kontaktieren!

Carsten60
11 Monate zuvor

„Dienstweg“
Dieser Dienstweg ist ein ideales Instrument, um Konflikte und peinliche Vorfälle unter der Decke zu halten. Nach diesem Verfahren wurden auch die sexuellen Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen vertuscht, weil nach dem Dienstweg auch da erstmal die kirchlichen Oberen zuständig waren, obwohl einiges auch strafrechtlich relevant war und insofern eigentlich staatliche Behörden zuständig gewesen wären.
Wenn Whistleblower immer den Dienstweg einhalten würden, dann würden viele Dinge nie aufgedeckt. So verzichten viele eben auf den Dienstweg und schweigen. Dann kann die höhere Behörde feixend sagen, ihr sei ja gar nichts bekannt. So wie den Herren Bischöfen auch nie was bekannt war.

Fräulein Rottenmeier
11 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Nein, das wird nicht geprüft. SL steht ganz allein da und wenn es brenzlig wird, haftet man in dieser Position evt. privat. Ordnungsmaßnahmen werden von Rechtsanwälten kassiert, weil durch Fehler in den Formularen Formfehler generiert werden.
Schön ist die Welt….. Nicht.