Studie: Jugendliche surfen 63,7 Stunden pro Woche im Netz

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BERLIN/BONN. Memes verschicken, Bilder teilen, Tiktok-Trends liken: Jugendliche verbringen 63,7 Stunden in der Woche im Internet. Das geht aus der «Jugend-Digitalstudie 2023» der Postbank hervor. Das sind 5,7 Stunden mehr als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. 2022 waren es 67,8 Stunden pro Woche. Die aktuelle Befragung wurde im Frühjahr vorgenommen.

Bei der Nutzung von Computerspielen und Internet zeigen sich bei Jugendlichen deutlich Geschlechtsunterschiede, die Mädchen anfälliger für Internetsucht machen als die Jungen. Foto: Jhaymesisviphotography / flickr (CC BY 2.0)
Jugendliche nutzen vor allem das Smartphone, um im Internet zu surfen Foto: Jhaymesisviphotography / flickr (CC BY 2.0)

«Die Zahlen sind während der Corona-Pandemie geradezu explodiert. Das hat auch zu mehr Abhängigen geführt», so Burkhard Blienert, Sucht-und Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Der Beauftragte appelliert: «Kinder und Jugendliche müssen frühzeitig – auch von ihren Eltern und in der Schule – lernen, wann und wie lange es gesund ist, mit Tablet, Laptop und Co. zu zocken.»

Insgesamt 1054 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden für die «Postbank Jugend-Digitalstudie 2023» im Untersuchungszeitraum März bis April 2023 befragt. Demnach verbringen junge Frauen insgesamt mehr Zeit im Internet als junge Männer – und das besonders intensiv mit dem Smartphone. Im Vergleich dazu sitzen Jungen häufiger am PC.

In Zahlen ausgedrückt heißt das: Weibliche Jugendliche nutzen zu 94 Prozent das Smartphone und zu 58 Prozent das Tablet, um damit ins Internet zu gehen. Bei ihren männlichen Altersgenossen greifen 85 Prozent zum Smartphone und 46 Prozent zum Tablet. Zu 48 Prozent nutzen sie demnach den Desktop-PC, um im Internet zu surfen, bei den jungen Frauen sind es mit 20 Prozent deutlich weniger. Entsprechend dem Nutzungsverhalten wünschen sich der Befragung zufolge weibliche Jugendliche besonders Smartphones und Tablets, um im Internet zu surfen.

«Das Smartphone war während der Coronakrise für viele Teenager und Teenagerinnen ein unverzichtbares Kommunikationsmittel», so Thomas Brosch, Leiter Digitalvertrieb bei der Postbank. Jetzt werde es zum Teil wieder durch physische Treffen ersetzt.

Gestiegene Internetnutzung in der Schule

Darüber hinaus wird in der Studie deutlich, dass die Nutzung des Internets für Schule, Ausbildung und Studium seit 2019 kontinuierlich zunimmt. Im Jahr 2019 waren es in der Summe 2,5 Stunden pro Tag, 3,6 Stunden 2021 und 4,3 Stunden im Frühjahr 2023. Seit 2019 greifen Jugendliche auch öfter zu Smartphones und Tablets. Dagegen verlieren Laptop und Computer langsam an Bedeutung.

Was die Mediennutzung angeht, sieht Blienert die Schulen in einer besonderen Verantwortung. «Wenngleich ich weiß, wie viel wir bereits von Schule abverlangen, müssen sie jedoch Kinder und Jugendliche mit einer anständigen Portion Medienkompetenz ausstatten», so Blienert. Und diese müsse über das reine Technikbeherrschen hinausgehen. «Denn nur wer weiß, wann das Zocken oder Fernsehen problematisch wird, kann seinen Medienkonsum reduzieren, kann Tablet und Co. abschalten und kann sich dann dabei auch kompetent unterstützen lassen.»

Anzeichen für eine Mediensucht seien Blienert demnach, wenn die Betroffenen beispielsweise ihren Umgang mit Internet und Computerspielen nicht mehr unter Kontrolle hätten und deswegen andere Lebensaufgaben vernachlässigten.

Außerdem käme laut Blienert ein neues Phänomen seit wenigen Jahren hinzu: das Dauer-Streaming von YouTube und Netflix. «Für viele junge Menschen haben diese Plattformen neben den sozialen Netzwerken einen besonderen Reiz, auch weil die Nutzung so bequem und immer verfügbar ist», so Blienert. «Hier kommt es nun darauf an, bestehende Präventions- und Aufklärungsprogramme um den Umgang mit Streaming-Angeboten zu erweitern.» (dpa)

Wissenschaftler: Intensive Nutzung sozialer Medien verringert digitale Kompetenzen

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Realist
10 Monate zuvor

Da hilft nur die Ganztagsschule… von 8 bis 18 Uhr.

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Mindestens!

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Und die massive Digitalisierung des Unterrichts, die KI und ein neues Schulfach dazu. Hybridunterricht, aber sicher doch.
Und Lüften … wobei da bin ich nicht mehr ganz auf den Laufenten.

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Riesenzwerg
10 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Da die Dinger ab Klasse 8 erlaubt sind (zumindest bei uns), werden Eltern und SuS sich ihr RECHT auf Nutzung sicherlich erstreiten…..

Hans Malz
10 Monate zuvor

Ohne Eltern wird das nix … kann man nicht oft genug betonen.

Pit2020
10 Monate zuvor

„Jugendliche surfen 63,7 Stunden pro Woche im Netz
Ey kraaaasssss – das is abba schon „KiK“ (= Kids in Kurzarbeit)?!

Und wann haben die noch Zeit zum Chillen?

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Die sind multitaskingfähig.
Die chillen BEIM Surfen.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

… alles ausbaufähig, da geht noch mehr.

Riesenzwerg
10 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Montags bis freitags von der ersten bis zur letzten Stunde 😉

dickebank
10 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Und wie immer sagt das arithmetische Mittel nichts aus, der Median wäre deutlich interessanter, ebenso die Kenntnis über Minimal- und Maximalwerte.
Nach meinen Erkenntnissen sind die rund 64 Nutzungsstunden die Nutzungsdaten vom Smartphone, die Nutzungsdaten vom schulischen Tablet kommen da noch on top.

Canishine
10 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

63,7 Stunden, 9 Stunden pro Tag, das wäre dann fast ihre gesamte Freizeit (Schule, Essen, Schlafen, falls noch möglich, …).

dickebank
10 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Samstags und Sonntags nur jeweils 9 Stunden, ich lache. Aber so ist das mit Durchschnittswerten aka arithmetischem Mittel.

Tim Bullerbü
10 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Erstaunlich, dass sie noch Zeit für den Schulbesuch haben!

Riesenzwerg
10 Monate zuvor

„Was die Mediennutzung angeht, sieht Blienert die Schulen in einer besonderen Verantwortung. «Wenngleich ich weiß, wie viel wir bereits von Schule abverlangen, müssen sie jedoch Kinder und Jugendliche mit einer anständigen Portion Medienkompetenz ausstatten», so Blienert. Und diese müsse über das reine Technikbeherrschen hinausgehen. «Denn nur wer weiß, wann das Zocken oder Fernsehen problematisch wird, kann seinen Medienkonsum reduzieren, kann Tablet und Co. abschalten und kann sich dann dabei auch kompetent unterstützen lassen.»“

Das sehe ich ganz anders!

Es muss eine Elternschulung her! Wir haben die Dinger nicht angeschafft. Das war freiwillig und privat.

WIR haben das quasi als Dauerthema im Unterricht – kommt den SuS aus den Ohren heraus.

Wir erreichen sie nicht, sie lieben das Suchten und empfinden das als Entspannung.

Übrigens – wenn sie zu Hause sind, bin ich es auch – aber bei mir. Wo also soll und muss der Einfluss auf die SuS herkommen? Grübel, grübel…..

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Erst bindet man dem Eselchen das Möhrchen direkt vor die Nase und dann sollen andere ihm beibringen, dem Möhrchen nicht ständig hinterherzulaufen.
Wäre es da nicht einfacher, dem Eselchen erst gar kein Möhrchen vor die Nase zu binden?
Oder die, die ihm das Möhrchen vor die Nase gebunden haben, bringen ihm bei, dem Möhrchen nicht ständig hinterherzulaufen?
Oder sie nehmen ihm das Möhrchen einfach ab, wenn sie der Meinung sind, das Eselchen rennt ihm zu viel hinterher?
Wir könnten auch die verklagen, die das blöde Möhrchen erfunden haben und sich jetzt eine goldene Nase damit verdienen, daß sämtliche Eselchen nur noch stupide dem Möhrchen hinterherrennen.
Ach, ich weiß doch auch nicht…..
Ich hasse Möhren.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Und wieder liebe Grüße von Prof. Spitzer.

„Digitale Demenz“ 😉

Wichtig ist, was hinten heraus kommt.
Beim Menschen: Scheis*e, also Blödheit.

Ja, Naturwissenschaftler alter Prägung sind doch nicht verwerflich. 🙂

PaPo
10 Monate zuvor

Ich wartete bereits, dass Sie Ihr ceterum censeo rezitieren oder sonstwer abermals Manfred Spitzer-name-dropping betreibt…

Ihre Renitenz, sich en einziges Mal mit den Inhalten dieses Mannes, der fehlenden Substanz seiner Behauptungen, den Auslassungen und Fehlern, den Verzerrungen, den logischen Fehlschlüssen in dessen einschlägigen WWerken auseinanderzusetzen, ist bedrückend.

Insb. auch deshalb, weil Sie ja gleichzeitig…

… (a) Ihre eigene „Prägung“ als Naturwissenschaftler immer wieder ad verecundiam exponieren und Dgl. auch als Qualitätsmerkmal von Manfred Spitzer kommunizieren, aber in keiner Weise erläutern, inwiefern das Sie oder Manfred Spitzer qua „Prägung“ als Experten in den gegenständlichen Fragen qualifizieren soll;

… (b) offenbar weder von der tatsächlichen einschlägigen Forschung irgendeine Ahung zu haben scheinen, denn entsprechende Studien sind zumindest Ihnen nicht bekannt, sonst müssten Sie nicht auf Manfred Spitzer und seine fehlsamen bis falschen Zusammenfassungen rekurrieren;

… (c) immer wieder implizit wie explizit behaupten, die einschlägigen Fragen zur gegenständlichen Thematik seien (primär) naturwissenschaftliche Fragen, hier eine methodische Dichotomie zwischen Natur- und Sozialwissenschaften konstruieren und damit zusätzlich bestätigen, dass Sie von der entsprechenden Forschung keine Ahnung haben, s. auch hier (https://www.news4teachers.de/2023/05/ed-tech-unternehmen-schaetzt-ki-marktpotenzial-im-bildungswesen-auf-10-bis-20-milliarden-us-dollar/#comment-524637) – Butter bei die Fische: Welche neurobiologischen o.ä. Forschungsergebnisse können Sie nennen, die Manfred Spitzers Behauptungen bestätigen?

… (d) glauben, die Rezeption von Manfred Spitzers Pamphleten in der ein oder anderen Form mache Sie zum Experten oder informiere Sie irgendwie hinsichtlich des tatsächlichen Forschungsstands – auf die evidenten Probleme mit Manfred Spitzers einschlägigen Werken habe ich in jüngster Zeit wieder (auch konkret Sie) bereits mehrfach hingewiesen, z.B.:

… (e) für einen Naturwissenschaftler(!) bzw. einen Wissenschaftler insg., der Sie sein wollen, ein erschreckend geringes Maß an Skeptizismus und Verständnis wissenschaftlicher Methoden und Techniken demonstrieren (ja, auch alleine bereits mittels des Umstandes, hier eine derartigte fanboy-Attitüde ggü. Manfred Spitzer zu demonstrieren), ja erschreckend niedrige Hürden aufstellen, wenn es darum geht, Sie von etwas zu überzeugen (von dem Sie offenbar bereits a priori überzeugt waren, Ihre Ressentiments scheinen mir hier ein zentrales Ausgangsproblem zu sein – Bias und so…), also weder ggü. logical fallacies (wie Ihrem eigenen Argument ad verecudniam oder den unzähligen logischen Fehlschlüssen in Manfred Spitzers Pamphleten) sensibilisiert sind, noch entsprechende Kritik überhaupt wahrnehmen oder sich eigenständig mit der Materie auseinanderzusetzen.

Und Sie verstehen wahrscheinl. auch nciht, warum man Ihrer Verklärung von manfred Spitzer hier so vehement entgegentritt, warum es problematisch ist, wenn ein akademisch gebildetet Multiplikator wie Sie, ein (nach eigenen Angaben) promovierter Naturwissenschaftler (kurz vor der Pension?) Positionen einnimmt wie die Ihrige und sich damit komplett selbst demontiert, gleichzeitig aber auch der Lehrerprofession schadet. Finden Sie sich hier (https://www.news4teachers.de/2023/06/iglu-schock-warum-smartphone-und-co-den-kindern-so-sehr-schaden-nicht-nur-weil-sie-selbst-davor-kleben/#comment-528827) wieder?

Aber was reagiert man eigtl. auf Sie, fordern Sie doch unverholen Mediengattungs- resp. Mediengattungsnutzungsverbote. Was soll man da noch schreiben?

Ich darf Sie zitieren:
„Tut mir leid, bilden Sie sich.“

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Oh je, und jetzt habe ich auch noch von „Medienkompetenz“ gelesen.
Ich lache mich schlapp. 🙂

Verboten gehört der Misthaufen.

Raus in die Natur mit den fetten Kindern.
Zu Fuß.
Stundenlang.
Bis zur Erschöpfung.

Der Zauberlehrling
10 Monate zuvor

Wie jede Studie ist auch diese erst einmal anzuzweifeln. 🙂 Postbank ….

Aber immerhin liegt der Wert nicht über 168 Stunden, was ihn plausibel erscheinen lässt.

Wenn das ein unbeschwerter Mittelwert ist, wird es welche geben, die die 168 erreichen und manche eben sehr enthaltsam leben.

Datteln ab der Fähigkeit, das Smartphone zu halten. Erlebe ich gerade im Umfeld. Nicht gut. Führt in dem Fall direkt in die Sonderschule (Förderschule).

Nein, wir brauchen da kein gesondertes Fach. Es ist schlichtweg bei manchen keine Medienkopmetenz vorhanden, auch kein Wissen als Grundlage für die Kompetenz. Andere fertigen mit ihren Tablets Aufschriebe an, die wirklich sehr gelungen und ansprechend sind – da ist nichts zu kritisieren. Die Kluft ist breit von „WhatsAPP=Internet“ bis hin zu „da füge ich schnell noch eine Graphik ein“.

Die Erzeuger sind in der Pflicht! Früher gab’s den Spruch, dass zu viel Fernsehschauen zu eckigen Augen führt. Heute ist erwiesen, dass die Jugendlichen eine Brennweite bis zum Smartphone haben und viel früher eine Brille tragen müssen. Die Sprüche sind zur Wahrheit geworden. Die Erzeuger kümmern sich auch um Klassenchats und deren Inhalten, nicht der Lehrer. Die Erzeuger erkennen auch das Suchtrisiko, wir nur die Übermüdung in der Schule. Erst gestern gab’s eine Ermahnung für eine Schülerin, die direkt vor mir sitzend mi den Daumen auf der virtuellen Tastatur herumgehämmert hat. Schaut mich an und meint „Ich habe keine Nachricht geschrieben ..“ Dumm gelaufen.

Wenn die Erzeuger nicht in die Pflicht genommen werden, können wir die Kinder auch „in vitro“ zeugen und im Brutschrank aufziehen. Nicht alles nach dem Akt auf die Erzieher und Lehrer abwälzen.

Johannes
10 Monate zuvor

So lange alle(s) nach Digitalisierung schreit, ganz gleich in welchem Bereich und mit welcher Sinnhaftigkeit!
Die Geister holen wir alle nicht mehr in die Flasche zurück- keine Chance.
So prima Homeoffice und die ganzen Online- Anwendungen in meinem beruflichen Kontext auch sind, im privat- persönlichen Bereich sind wir da sehr wählerisch und sparsam.

Und das private Verhalten der SuS und dessen Folgen ist die Aufgabe und Zuständigkeit der Eltern. Da halte ich mich raus bzw. agiere curricular konform. Ich bin nicht die Nanny der SuS und nicht der Knecht der Gesellschaft.

GriasDi
10 Monate zuvor

Zitat:
„Jugendliche surfen 63,7 Stunden pro Woche im Netz“

Gut so. Sie recherchieren sicher ständig, um Unterrichtsinhalte aufzufrischen und sich auf die nächsten Unterrichtstage vorzubereiten.