STUTTGART. Baden-Württembergs Kultusministerium hat nach heftigen Reaktionen von Lehrkräften ein Werbeplakat zur Lehrergewinnung korrigiert. Das teilte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Montag mit. Der bisherige Spruch hatte bundesweit für Empörung gesorgt. Personelle Konsequenzen – wie vom Philologenverband gefordert – wurden jedoch nicht angekündigt.
Nach der Änderung stehe auf dem Plakat nun: «Gelandet und gar keinen Bock auf deine jetzige Arbeit? Hurraaa! Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in», hieß es in einer Pressemitteilung. Sobald wie möglich werde ein Aufkleber auf dem Plakat am Flughafen angebracht. Der erste Teil des alten Spruchs lautete: «Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?»
Unter anderem die Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes war in der Vorwoche darüber erzürnt. «Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt», teilte Karin Broszat mit. Hier werde suggeriert, dass es Lehrkräften nur um die Ferien gehe. Diese Unterstellung rücke den Berufsstand in ein unglaubliches Licht.
Schopper erklärte am Montag: «Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren. Bei uns ist niemand überhaupt nur auf die Idee gekommen, Lehrkräfte mit dem Attribut faul in Verbindung zu bringen.» Dies habe sie auch gegenüber der GEW und dem VBE deutlich gemacht hat.
«Wir sind erleichtert, dass unsere Anstrengungen dazu geführt haben, dass das Kultusministerium das Plakat korrigiert hat. Der Schrecken hat ein Ende!»
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) zeigte sich zufrieden mit der Korrektur. Der neue Spruch sei unverfänglich. «Das alte Plakat war eine ständige Provokation! Wir sind erleichtert, dass unsere Anstrengungen dazu geführt haben, dass das Kultusministerium das Plakat korrigiert hat. Der Schrecken hat ein Ende!», sagte VBE-Chef Gerhard Brand. Unzählige Lehrer hätten sich über das Werbeplakat beschwert. Der Philologenverband hatte personelle Konsequenzen gefordert (News4teachers berichtete).
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ließ über ihre Landesvorsitzende Monika Stein in Freiburg wissen: «Es ist gut, dass das Kultusministerium das umstrittene Plakat ändert. “Ohne Bock auf den Beruf” geht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht.» Das Kultusministerium müsse auch dafür sorgen, dass die jungen Menschen in den Beruf finden und dass alle Lehrkräfte gesund und professionell in den 4500 Schulen im Land arbeiten könnten», sagte Stein. News4teachers / mit Material der dpa
Keinen Bock auf Arbeit? „Diese Lehrer-Werbekampagne ist gründlich missglückt“
Die Kommata nicht vergessen!
Rücktritt nicht aus den Augen verlieren!
Sehr richtig. Aber darauf hoffen wir sicher vergebens. Im Kultusministerium kann schließlich nicht auf alles geachtet werden.
Wie sehr das Plakat entschärft ist, wenn man es mit dem sichtbar ergänzten Aufkleber betrachtet. Welche Werbungsprofis sind denn da beteiligt …
die dümmsten…
Das müssen dieselben sein, die sich die untragbare und dümmliche „The Länd“-Kampagne ausgedacht haben.
Wenn man „seine“ Lehrer nicht fragt, passiert es schon mal, dass man das Naheliegende / Wesentliche übersieht.
(„Es konnte ja keiner ahnen …“)
Am Ende sind wir die Deppen. Im ZDF wurde sich heute mittags auch erst über die Kampagne echauffiert- nicht, ohne uns am Schluss nochmal einen mitzugeben. Mit dem Verweis dass sich in den Schulen grad keiner äußere, weil die Schulen zu und die Lehrer 6 Wochen in Ferien seien.
Woran man wieder sieht wie wenig Außenstehende vom Schulbetrieb wissen. Schulen sind keine 6 Wochen vollständig geschlossen. Sekretariate sind nicht die ganzen Sommerferien über geschlossen, Schulleitungen vor Ort bzw. erreichbar, Stundenplanteams in der Schule, …
Aber muss es nicht heißen: “Mach, was dir Spaß macht!” (mit Komma)?
Das wäre ja der nächste Fauxpas!
Ja. Aber da kann man ja einen Komma-Aufkleber hinbeppen…
Oder mit Edding. Ist billiger!
So bald wie möglich. Aha, bin gespannt wie lange es dauert bis der Aufkleber alle Gremien durchlaufen hat, im neugegründeten Arbeitskreis hinreichend diskutiert wurde, dem extra dafür berufenen Sonderbeauftragten, dessen Stelle erst geschaffen und durch ein Ausschreibungsverfahren besetzt werden muss, vorgelegt, von diesem zum Durchlauf aller wichtigen Schreibtische freigegeben, durch diverse Stellen genehmigt, der Druck europaweit ausgeschrieben und vergeben wurde, mit dem auf Grund Rohstoffmangels verzögertem Druck begonnen werden konnte und die nötigen Fachkräfte, bei denen ebenfalls Mangel herrscht, beauftragt werden konnten, den Aufkleber anzubringen.
🙂 Und das Ganze nennt sich dann “im beschleunigten Verfahren”…
Klingt fast so als würden Sie den Laden von innen kennen
Ja, in meinem letzten Leben war ich Kultusminister. Und weil ich meinen aufmüpfigen untergebenen Leibeigenen während meiner Amtszeit angeblich so viel Murks zugemutet habe, für den ich allerdings überhaupt die Verantwortung zu übernehmen hatte, weil ich überhaupt nichts dafür konnte, dass ich die ganzen Fehler meiner Vorgänger ausbügeln musste, sie mit 1000 unnötigen Zusatzaufgaben belastet hätte, obwohl die faulen Säcke doch wirklich nicht arbeiteten, und sie schlecht bezahlt hätte, wurde ich zur Strafe in diesem Leben als Lehrer vorgesehen. Verstehe das wer will…
Ich habe die Sorge, dass keines der Plakate dazu geeignet ist, Lehrkräfte anzuwerben. Genauso wenig die (kalkulierte?) Aufregung und Aufmerksamkeit um den ollen Spruch.
Der Bundeswehr haben die Hochglanzplakate nichts genützt…
Moment mal, war das nicht die Dame mit den “Giftzähnen”, die man gegenüber Lehrern auspacken sollte?
Nein, Sie hatte explizit darauf verzichtet, die Giftzähne auszupacken. Aber die Ankündigung der Existenz derselben reicht.
Frau Eisenmann wollte die Teilzeitkräfte schon “flott machen”, hat es aber bis zum Ausscheiden aus dem Amt nicht geschafft.
Hallo,
statt so viel Geld in diese “Werbung” zu stecken, würden wir mal gerne unsere Gehaltserhöhung und unsere Einmalzahlung erhalten.
Mir kennet alles außer Deutsch.
Die anderen Plakate sind auch nicht deutlich besser: Dein Chef ist von vorgestern? Arbeite mit den Führungskräften von morgen! (2023-08-02 Werbekampagne Quereinsteiger Lehrkraft – Kultusministerium (km-bw.de))
Dazu kann ich nur sagen:
Dass es auch Chefinnen gibt, ist offensichtlich beim KM noch nicht angekommen, ist ja auch erst seit ca. 50 -100 Jahren der Fall!
Mein Problem ist, dass einige meiner Vorgesetzten ein Führungsverhalten zeigen, welches nicht von vorgestern, sondern aus dem letzten Jahrhundert stammt.
“Führungskräfte von morgen” habe ich im Schuldienst noch nicht erlebt, die aus den Schulbehörden haben auch nicht ansatzweise Personalführung gelernt und das merkt man ihnen deutlich an. Damit zu werben, ist schon ziemlich starker Tobak und verursacht bei dem einen oder anderen Würgreize!