Armut beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit von Schülern – und sie nimmt zu

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STUTTGART. Kinder und Jugendliche sind in Deutschland überaus stark von Armut bedroht. Die Sorgen der Eltern ums fehlende Geld gehen an den Jungen und Mädchen nicht spurlos vorbei. Das zeigt sich deutlich auch an den Schulen, wie eine neue Studie bestätigt.

Armut beschädigt das Selbstvertrauen – und damit die Motivation, in der Schule erfolgreich zu sein. Zumal dann, wenn die Bedingungen ohnehin schwierig sind (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Ein großer gesellschaftlicher Konflikt wie die Kinderarmut spiegelt sich an Schulen oft im Kleinen. Hier fehlt das Federmäppchen oder Schreibheft, dort das Pausenbrot, der eine wird kurz vorm Schulausflug stets krankgemeldet, die andere war noch nie im Museum, geht nicht zum Kinderarzt oder kann nicht schwimmen. Lehrerinnen und Lehrer sind da so etwas wie ein Frühalarm, weil sie fast täglich mit den Kindern und Jugendlichen zusammen sind, wie eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung – das Schulbarometer – zeigt.

Sie beobachten demnach, dass die Armut der Eltern auch immer deutlichere Spuren im Klassenzimmer hinterlässt bei den Jungen und Mädchen. Kinderarmut ist aus Sicht der Lehrkräfte in allen sozialen Lagen präsenter als im Jahr zuvor, wie das Schulbarometer zeigt. Ein «dramatisches Ergebnis» sei das, sagt Dagmar Wolf, die den Bereich Bildung der Robert Bosch Stiftung leitet.

Jede dritte Lehrkraft gab in der Befragung an, Kinder und Jugendliche machten sich häufiger Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie als bislang, in sozial benachteiligten Lagen ist es sogar jede zweite (48 Prozent). Ebenfalls mehr als jede Dritte (37 Prozent) nimmt fehlendes oder unzureichendes Schulmaterial wie Hefte oder Bücher wahr, häufiger als früher kommen Schülerinnen und Schüler auch ohne Frühstück in die Schule (30 Prozent). Ein Viertel der Lehrkräfte berichtet, ihre Schüler nähmen seltener an mehrtägigen Klassenfahrten teil. Und 16 Prozent stellen häufiger als im vergangenen Jahr fest, dass ihre Schüler das Essensgeld gar nicht oder zu spät bezahlen können.

«Fehlendes Geld im Elternhaus verhindert die Teilhabe junger Menschen am sozialen und kulturellen Leben. Das hat auch Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit»

«Armut ist für Betroffene äußerst schambehaftet», sagt Wolf. Eltern, Kinder und Jugendliche hätten Strategien, um die eigene prekäre finanzielle Lage nicht öffentlich sichtbar werden zu lassen. «Sie empfangen beispielsweise keinen Besuch zu Hause oder reichen bei außerschulischen und mit Kosten verbundenen Aktivitäten kurzfristig eine Krankmeldung ein.»

Wolf warnt zudem vor den Folgen der Armut: «Arme Kinder werden zu oft zu armen Erwachsenen. Dieser Kreislauf muss durchbrochen werden», sagt sie. «Fehlendes Geld im Elternhaus verhindert die Teilhabe junger Menschen am sozialen und kulturellen Leben. Das hat auch Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit.»

Pädagogen müssten «armutssensibel» werden und sich bewusst sein, dass es Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln gebe. «Sie müssen nicht nur in der Lage sein, die Auswirkungen von Armut auf Kinder und Jugendliche zu erkennen, sondern auch Stigmatisierungen entgegenwirken.» Armut lasse sich Kindern nicht immer ansehen. Deshalb müssten Lehrkräfte die Quote der Schüler aus Sozialtransfer-Familien kennen, sagt Wolf. «Sie müssen wissen, wo es zu Hause Schwierigkeiten gibt, um sensibel vorgehen zu können.»

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) spricht von einer «gefährlichen» Entwicklung. «Dass ist eine Schande für ein reiches Land wie Deutschland», sagt der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand. Armut wirke sich direkt auf die Lernfähigkeiten der Kinder aus. Schülerinnen und Schüler gehörten bereits in Corona-Zeiten zu den Hauptleidtragenden, das dürfe sich in der Inflation nicht wiederholen (News4teachers berichtete).

Tatsächlich macht sich Kinderarmut in der Bildung bemerkbar, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unlängst ergab. „Beispiele sind etwa der weniger regelhaft verlaufende Schulstart armer Kinder, ihre niedrigere Versetzungsquote, eine schlechtere durchschnittliche Benotung oder seltenere Gymnasialempfehlungen. Auch haben Kinder aus Haushalten mit SGB II-Bezug deutlich seltener Zugang zu Ressourcen, die schulischen Erfolg erleichtern. So haben ca. 13 Prozent der Kinder in Haushalten mit SGB II-Bezug keinen geeigneten Lernort zu Hause – verglichen mit 0,7 Prozent in Familien mit gesichertem Einkommen. Knapp einem Viertel der Kinder in Haushalten im SGB II-Bezug fehlt ein Computer mit Internetanschluss“, so heißt es in der Untersuchung (News4teachers berichtete auch darüber).

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes können knapp 2,2 Millionen der etwa 14,3 Millionen Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter 18 Jahren als armutsgefährdet gelten. Betroffen sind vor allem Jungen und Mädchen in alleinerziehenden Familien oder in Familien mit drei und mehr Heranwachsenden.

Weil Armut relativ ist und sich nicht allein am Geld bemessen lässt, wird in Deutschland meist der Begriff «Armutsgefährdung» verwendet. Wenn jemand weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung hat, gilt er als «armutsgefährdet» – Kinder und Jugendliche aus solchen Haushalten ebenfalls. Die Schwelle lag laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr für eine alleinlebende Person bei etwa 1250 Euro netto im Monat.

«Wir sehen, wie stark Armut verbreitet ist und wie sehr sie hineinragt in die Verhaltensentwicklung»

Kinderarmut ist keineswegs die einzige Baustelle der Lehrkräfte im Klassenzimmer, aber sie kann die Quelle sein für weitere Konflikte, wie auch das jüngste Schulbarometer wieder zeigt. Auffallend ist, dass Befragte vor allem das Verhalten der Schüler nennen, wenn es um die größte Herausforderung in ihrem Beruf geht (34 Prozent). Mehr als drei Viertel der Lehrkräfte beobachten Konzentrationsprobleme in ihren Klassen (81 Prozent). Ungefähr ebenso viele klagen über zu starken Onlinegebrauch zum Beispiel durch Handys (79 Prozent), zwei von drei sind es sogar an den Grundschulen (66 Prozent). Jede dritte Lehrkraft (31 Prozent) nimmt Ängste bei den Kindern und Jugendlichen wahr. Die meisten machen sich auch Sorgen wegen Motivationsproblemen (70 Prozent) oder Aggressivität (27 Prozent), allerdings haben diese Werte im Vergleich zur Corona-Pandemie abgenommen.

Einen Hebel sieht Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (München), in der gezielten Sozialarbeit, die aus ihrer Sicht noch deutlich stärker ausgebaut werden muss. «Dass es eine Not gibt und den dringenden Bedarf, die Unterstützung für Schulen in sozial schwachen Lagen auszubauen, wird sehr, sehr deutlich», sagt sie. «Wir sehen, wie stark Armut verbreitet ist und wie sehr sie hineinragt in die Verhaltensentwicklung.» News4teachers / mit Material der dpa

Studie zur Kinderarmut: Investitionen in junge Menschen (einschließlich in deren Bildung) rechnen sich für Staat und Gesellschaft

 

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Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor

„Pädagogen müssten «armutssensibel» … bewusst … in der Lage … Auswirkungen von Armut erkennen … Stigmatisierungen entgegenwirken… Deshalb müssten Lehrkräfte … Sozialtransfer-Familien kennen … «Sie müssen wissen … Schwierigkeiten … sensibel vorgehen …»

PS: Neue gesucht, die müssen.

SoBitter
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wen man dem Beruf nicht mehr gewachsen ist…

Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

… könnte das normal sein.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

„Wenn man dem Beruf nicht mehr gewachsen ist…“ – Der Beruf wird von Kultusministerien ausgestaltet (mehr muss man eigentlich nicht wissen) und ist infolgedessen über Jahrzehnte enorm gewachsen, was Aufgabenvielfalt und Belastungen angeht, während die Zahl der Lehrkräfte eben nicht dementsprechend gewachsen ist.
Finden Sie den Fehler in Ihrer Argumentation?

Freiya
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Eier legen, Wolle liefern, Milch geben,…

PFK
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

„Reichtumssensibel“, das fehlt hier irgendwie im „Wertekanon“…

Flix
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Das Erennen der Problematik ist nicht das Problem.
Das Fehlen an Einfluss-Möglichkeiten belastet und kostet uns Zeit und Nerven.

Ulrike
7 Monate zuvor

Ich finde es schwierig, zu definieren, wo Armut anfängt.
Die Kinder, von denen ich weiß, dass sie aus prekären Verhältnissen kommen, kaufen das Frühstück oft beim Bäcker, obwohl das Butterbrot zu Hause nur ein Drittel kostet, sie haben ein Handy mit 8 oder 9 Jahren, mittags gibt es Fertiggerichte (auch deutlich teurer als selbstgekocht) und sie haben eine höhere Menge an elektronischem Spielzeug.
Das Mittagessen wird übrigens über Bildung und Teilhabe in GT-Schulen finanziert und auch für Klassenfahrten kann man Unterstützung beantragen.
In unserer Schule bekommen Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen eine Grundausstattung (Stifte, Spitzer, Radiergummi, Lineal, Malblock etc.), oft sind nach 2-3 Tagen diese Dinge schon verlorengegangen.
Daher sehe ich nicht die materielle Armut als das eigentliche Problem, sondern das sich-zu- wenig-Kümmern der Eltern ist das Hauptproblem: Den Kindern ein Essen/Vesper richten, Schulsachen in Ordnung halten, Vorlesen statt elektronischer Bespaßung etc.
Geld hilft da nicht weiter!

Marc
7 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike

Habe ich auch schon mehrfach geschrieben. Ich verstehe nicht wie immer mehr Studien auf die Idee kommen, dass Bildungserfolg vom Geldbeutel abhinge. Nachhilfe, Grundausstattung, Klassenfahrten, OGS, alles wird vom Jobcenter bezahlt. Arm dran sind nur meist dann die, die für wenig Geld noch arbeiten gehen.

Tatsächlich liegt es wirklich am Elternhaus, dem Stellenwert von Bildung, Normen und Werten und auch Verhaltensweisen.
Aber diese Erkenntnis würde wohl bedeuten, dass viele Gelder fehlgeleitet worden wären und man müsste eingestehen, dass viele neue Armutsfamilien einfach nicht nur arm, sondern bildungsfern und kaum integriert sind. Da scheint Armut eine bessere Ausrede. Und Fördergelder gibts dann gleich auch noch mehr

Karen Blümchen
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Ich würde noch ergänzen, dass einige Eltern kein Deutsch sprechen, einige können nicht lesen und nicht schreiben.
Einige haben null Tagesstruktur.
Wie sollen die ihrem Kind in der Schule helfen?
Und das ist, auch wenn das immer nach rechter Meinungsmache riecht, oft ein Migrationsproblem.
Im Prinzip bräuchte jede Familie eine Familienbetreuung.
Nur Obstkisten und Bleistifte zu sponsern greift viel, viel, viel zu kurz.
Wenn Zehnjährige mit erklären, dass sie die “ Scheiß- Schule“ nicht brauchen, hat nicht nur die „Scheiß- Schule“ ein Problem…die Erwartungen und Ansprüche einfach immer weiter zu senken, ist eine seltsame Reaktion.
Die Schüler/innen brauchen wertige Abschlüsse. Eine gute schulische Ausbildung. Fertigkeiten und den Glauben in die eigenen Fähigkeiten.
Und die Schule braucht Unterstützung, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, das Beste aus Ihnen herauszuholen, sie zu bilden, zu stärken, zu erziehen.
Hier kein Geld zu investieren, ist der Beginn eines Kreislaufs. Wir entlassen immer mehr Schüler/ innen ohne Schulabschluss.
Und weiter geht die wilde Fahrt…und das wird deutlich teurer.

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  Karen Blümchen

Wenn man die Ausländer direkt fragt, wollen sie, dass ihre Kinder Ärzte oder Anwälte werden. Aber sie haben keine Ahnung, wie man dort hin kommt.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Diese Sorte SuS behme ich gerne in meine Kurse auf. (Keine Ironie)

Dort kann man als Lehrer endlich mal richtigen Unterricht machen, etwas bewirken und mitbeinem.guten Gefühl nach Hause gehen.

SoBitter
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Das sagen sie der alleinerziehenden Mutter, die mit zwei Jobs noch Aufstocken muss doch Mal ins Gesicht.
Dieser flache Populismus hier ist einfach nur zum speien.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Wie wurde sie „alleinerziehend“?
Wo kommen die zwei Kinder her?

Aha, danke auch.

Und ja, Sie haben recht: Das müsste man vielen Leuten viel öfter ins Gesicht sagen.
Dann gäbe es nämlich weniger solche Probleme und weniger (letztlich moralisch unschuldige) Opfer – nämlich deren Kinder.

NichtErnstZuNehmen
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Wie bitte?
Was ist dass denn für ein erbärmlicher Populismus hier?
Selbst schuld oder wie? Wie wird man so wie du?

Unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Demnach sind Alleinerziehende also Schuld am

– Scheitern der Beziehung
– Flucht der/s Erzeuger*in
– Tod des anderen Elternteils
….

Hoffentlich ist 447 nur ein weiterer Troll.

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Eine einfach nur beschämende Argumentation.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Er sagte doch: „Arm dran sind nur meist dann die, die für wenig Geld noch arbeiten gehen.“

So, da ist dann die Mutter offensichtlich drin/gemeint. Ansonsten muss man mit zwei Jobs nicht aufstocken. Geschweige denn bräuchte es – ohne es zu wollen – auch keine zwei Jobs.
Da läuft dann halt systematisch etwas falsch. Man könnte hier dann auch an der Stelle auf das bedingungslose Grundeinkommen hinweisen. Vielleicht wäre das „fairer“.

Ansonsten hat 447 nicht komplett unrecht. Jeder Mensch trifft Entscheidungen und/oder sie werden für einen getroffen. Die (möglichen) Konsequenzen sollte man halt auch in betracht ziehen. Wer Kinder bekommt, kann am Schluss natürlich mit den Kindern alleine dastehen.
Das abzudecken obliegt eben dem Sozialstaat und/oder der jeweiligen Person. Trotzdem entscheidet man sich entweder bewusst für Kinder oder es passiert halt. Welche „Startbedingungen“ man hat, weiß man doch. Ansonsten mal nicht immer durch jegliche Bereiche im Leben absolut naiv sich bewegen.
Die Kinder haben sich nicht entschieden, ob/dass sie darunter leiden müssen.

Das ist natürlich auch in „Extremfällen“ der Fall…. starker Missbrauch, starke Suchten usw.
Ab und an sollte man halt überlegen, was man so im Leben macht und wie man lebt.

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Studien kommen auf die Idee ROFL Wie haben sie das Abitur geschafft?

Schade
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Kann ich so nur bestätigen. Geld wird in diesen Familien teilweise nach sehr fragwürdigen Gesichtspunkten ausgegeben. Und Geld, dass den Familien zusteht, wird teilweise nicht abgerufen, weil Antrage nicht gestellt oder die Beibringung notwendiger Unterlagen zu lange verschleppt wird.
Die Kinder werden teilweise vom Mittagessen abgemeldet, weil der eine Euro Eigenanteil andauernd vergessen wird zu bezahlen. Arbeitshefte werden einfach nicht bestellt, obwohl die Familien das Geld schon längst erhalten haben. Teilweise fragen wir noch im 2, Halbjahr nach Material, was direkt nach Schuljahresbeginn bereits gebraucht wurde.
Um Kindern aus prekären Verhältnissen effektiv zu helfen, müssten die Kinder UNABHÄNGIG vom Mitwirken der Eltern unterstützt werden. Schulmaterial direkt von der Schule, Gelder für die Klassenfahrt direkt vom Jobcenter an die Schule, Nachhilfe gibt es direkt IN der Schule, wenn der Lehrer dies für notwendig erachtet. Auch gesundheitliche Fürsorge sollte IN der Schule erfolgen, damit das Kind nicht drei Jahre darauf warten muss, dass die Eltern sich endlich z.B. um den Augenarzt- oder Logopädentermin kümmern.
Was mich so frustet ist, dass Eltern, die staatliche Hilfen erhalten, keinerlei Einbußen der Unterstützung befürchten müssen, auch wenn sie ihrer Erziehungspflicht in keinster Weise nachkommen. Die Kinder werden nur unregelmäßig zur Schule geschickt, haben kaum/kein Material dabei, die Eltern gehen weder zum Elternabend noch zu Elternsprechtagen. Fachärzte werden nicht aufgesucht, Therapieangebote nicht wahrgenommen usw. Und was passiert? Nichts!

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  Schade

Die guten alten Schulärzte und Impfungen vermisse ich auch.

Fakten sind Hate
7 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Man kann den Bildungserfolg auch nicht besonders gut definieren. Ein Abituranschluss an einer Brennpunktschule ist beispielsweise weniger „wert“ als ein Abitur an einem Elitegymnasium. Das bewerte jedoch nicht ich, sondern die einstellenden Firmen bzw. die Unis in den ersten paar Semestern.

Ich (Brennpunktschule) habe regelmäßig Abiturienten die noch nichtmals wenige fehlerfreie Sätze schreiben. (Jaja, kann ich auch nicht) Und sehe gleichzeitig, was das Nachbargymnasium für Kandidaten mit gleichem Abiturschnitt raushauen.

Von den ganzen Vorteilen „reicher“ Familien möchte ich garnicht anfangen:
Musikunterricht (Klavier) seit früher Kindheit = bessere Note im Musikunterricht

Sprachreisen=bessere Noten in der entsprechenden Sprache

Einzelnachhilfe statt bestenfallls Gruppennachhilfe =bessere Note in Mathe

Usw.

Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike

Dann müssen die LuL noch armutssensibler vorgehen und dann weiß ich auch nicht, aber irgendwelche Experten werden es schon wissen und den LuL erläutern.

NichtErnstZuNehmen
7 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike

Und was können die Kinder für ihre Eltern? „Tja, deine Eltern sind halt kacke, Pech gehabt.“ So etwa?

Hier mit dem fetten sicheren Beamtengehalt und der gesicherten Pension so lapidar zu meinen, man wüsste auch nur ansatzweise, wie es ist arm zu sein und sich dann noch zu erdreisten, „Geld hilft da nicht weiter!“ hier hinzuschreiben macht mich sprachlos.

Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, auch nur ein Kind zu verlieren. Schon jetzt fehlen massenweise Azubis und qualifizierte Arbeitskräfte. 2,2 Mio Kinder wachsen in Armut auf. Das sind genau 2,2 Mio zuviel. Damit der Laden hier läuft, brauchen wir jeden Einzelnen. Also müssen wir alle so gut es geht fördern. Schuldzuweisungen sind da äußerst kontraproduktiv.
Die Grundausstattung könnte man in der Schule deponieren wenn sie Zuhause verloren geht. Das Essen in der Schule organisieren. Die Hausaufgaben in der Schule erledigen lassen und dort zusammen lernen, wie man seine Sachen in Ordnung hält. Lesepaten sind auch was tolles. Sie für Vereine begeistern. Das ginge alles, wenn man es wollte. Aber solange lieber alles polemisiert wird und so viele drauf anspringen, muss man ja nix ändern. Diese Ignoranz wird sich noch bitter rächen.

Ulrike
7 Monate zuvor

„Und was können die Kinder für ihre Eltern? „Tja, deine Eltern sind halt kacke, Pech gehabt.“ So etwa?“ Nein so sicher nicht! Was ich mit meinem Kommentar ausdrücken wollte, ist, dass man zunächst mal Eltern in die Pflicht nehmen sollte, anstatt immer staatliche Hilfe einzufordern. Z.B. gibt es oft die Forderung nach Schulfrühstück. Nicht, weil die Eltern kein Geld haben, sondern, weil sie nicht für die Kinder aufstehen wollen.
Es muss mehr Möglichkeiten geben, die Fürsorgepflicht der Eltern einzufordern und diese ist KEINE Frage des Geldes: Ich sorge dafür, dass mein Kind vernünftig isst, dass es genug Schlaf bekommt, dass es sich draußen bewegt, dass es soziale Kontakte hat, dass es gewaschen in die Schule kommt, dass es nicht den ganzen Nachmittag vor Bildschirmmedien hockt, etc.
Und noch etwas persönliches: Ich habe nicht immer von einem „fetten Beamtengehalt“ gelebt. Als meine Kinder klein waren, haben wir zu viert von einem halben Gehalt gelebt (war etwa so viel wie Sozialhilfe). Trotzdem gab es gesundes Essen, ordentliche Kleidung (secondhand), Urlaub (mit Fahrrad und Zelt) und viele Unternehmungen mit unseren Kindern,- sie waren zufrieden und haben sich gut entwickelt.
Wenn Eltern sich nicht um ihre Kinder kümmern wollen, muss man es einfordern. Wenn sie sich nicht um Ihre Kinder kümmern können, muss man Hilfestellung bieten. Aber nicht einfach Geld rüberschieben und erwarten, dass es dann klappt!

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike

welche Möglichkeiten gibt es denn? Wenn ein komplett desorganisierter alkoholkranker Elternteil irgendetwas nicht auf die Reihe kriegt schwebt ihnen was vor? Das würde mich echt interessieren weil es etwas vom jammern über Dinge hat die man eh nicht ändern kann, man kann nämlich schlechte Eltern nicht dazu zwingen gute Eltern zu werden.

Und mein Sohn profitiert von meinem Wohlstand, Urlaube in schicken Hotels, Ausflüge, Zoobesuche, Essen gehen, kann mir wirklich keiner erzählen das diese Art von Freizeitgestaltung nicht besser ist als Freizeitegstaltung in Armut. Das man sich bei beidem gut entwickeln kann, geschenkt, aber die Frage ist: Ist es wünschenswert? Nö ist es nicht.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Wenn man, in Ihrem Beispiel, dem alkoholkranken Vater mehr Geld gibt, dann geht es dem Kind besser?

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

„Alkoholkranker Elternteil“ ist i.d.R. nur zu 50 % ein Vater. Sucht und Co-Abhängigkeiten mal nachzulesen könnte da sicher besser informieren.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

@geht´snoch
Okay, also dem alkoholkranken ELTERNTEIL mehr Geld geben, hilft dem Kind?

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Noch mal: ich hatte nicht gefragt was NICHTS nützt sondern was nützt. Solche Kolleg*innen LIEBE ich, völlig inaktiv aber im Hintergrund rumnölen das sie DAS nicht gemacht hätten-

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ja dann geht es dem Kind besser. Was sie offensichtlich nicht finden, aber dann vermisse ich halt immer noch eine Antwort auf die Frage wie man diesen schlechten Vater zwingen kann ein guter zu werden. Wenn sie die frage nicht beantworten nölen sie einfach nur rum.

Tigrib
7 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Damit das Kind nicht in solchen Verhältnissen aufwachsen muss, gibt es das Jugendamt.
Aber deren Mittel und Personal sind leider begrenzt und deren Handlungsmöglichkeiten leider auch oft…

Karen Blümchen
7 Monate zuvor

Sehe ich genauso. Ist es nicht absurd, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, die Deutsch lernen zu lassen anstatt dafür zu sorgen, dass Schüler/innen in Deutschland verdammt noch mal nicht in Scharen ohne Abschluss die Schulen verlassen. Die sind doch nicht alle doof. Aber es braucht mehr Geld, Unterstützung, Personal, schon in den Kitas.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

Natürlich haben Sie recht, dass jedes einzelne Kind wertvoll ist und wir es uns nicht leisten können, auch nur ein Kind zurückzulassen. Sie glauben gar nicht, wie sehr sich ein Lehrer darum bemüht, dies auch zu unterstützen. Die meisten arbeiten sich den A…. ab, damit auch jedes leistungsschwächere Kind gesehen und gefördert wird.
Mit Ihren Vorschlägen zur Abhilfe liegen sowas von richtig, aber und jetzt kommt ein Ihnen bekanntes Aber:
Wie sollen wir das umsetzen, wenn es gerade an Schulen , die es bitter nötig hätte personell gut aufgestellt zu sein, gerade da an Personal mangelt? Wie soll man Hausaufgaben machen in der Schule, wenn es weder genug Lehrkräfte gibt, noch OGS-Kräfte?
Wer bezahlt die Grundausstattung für die Kinder, wenn der Schuletat das in keiner Weise abbildet? Und wie man seine Sachen in Ordnung hält, versuchen wir den Kindern jeden einzelnen Tag beizubringen….manchmal jahrelang mit mäßigem Erfolg.
Wer bezahlt das Essen für die Kinder, wenn es den Eltern nicht einmal 1€ wert ist und die Bildungskarte zum wiederholten Male nicht aufgefüllt wird, weil es Eltern schon wieder vergessen haben zum Amt zu gehen und dies zu beantragen? Die Verbände (AWO, etc.) sind am finanziellem Limit und können nicht pro bono arbeiten.
Wir polemisieren nichts, wir sind auch wütend, genauso wie Sie. Und das führt dann manchmal zur Resignation, weil wir das Elend jeden Tag sehen und uns jeden Tag daran abarbeiten. Das ist anstrengend und macht kaputt und müde und unzufrieden.
Aber Ignoranz brauchen sich Lehrer nun wirklich nicht unterstellen lassen, das ist unverschämt!

NichtErnstZuNehmen
7 Monate zuvor

Ich habe Lehrern nicht pauschal Ignoranz unterstellt. Ich bin selbst Lehrer und arbeite mit genau diesen Jugendlichen. Aber den politischen Entscheidern, denen attestiere ich hiermit die totale Ignoranz auf diesem Feld. Man könnte das alles umsetzen. Das Geld dazu ist da und das Personal findet man auch, wenn man es ordentlich bezahlt und jetzt ein Programm dafür ins Leben ruft, um langfristig genug Personal auszubilden. Ausreden lasse ich da einfach nicht mehr gelten. Ich bin mittlerweile zum Schluss gekommen, dass es genau so gewollt ist. Es ändert sich seit Jahrzehnten nämlich nichts grundlegendes, obwohl alle Verbände stetig darauf hinweisen.

Und Eltern in die Pflicht nehmen klingt ja immer gut und schön, aber das funktioniert einfach nicht. Manche bekommen es zeitlich nicht hin, anderen fehlt da einfach das Bewusstsein oder die Kraft oder was auch immer. Mittlerweile ist das Phänomen ja auch in nicht Armutsbetroffene Kreisen zu beobachten, Stichwort Wohlstandsverwahrlosung. Deswegen müssen wir das in die Hand nehmen bei den Kindern, wo das zuhause so ist. Anders geht es einfach nicht.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

„Deswegen müssen wir das in die Hand nehmen bei den Kindern, wo das zuhause so ist. Anders geht es einfach nicht.“
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Bitte nennen Sie ganz konkrete Maßnahmen, die Sie und ich und alle Lehrer umsetzen können, ohne das Arbeitspensum ins weiter Unermessliche zu steigern. Wer genau zahlt jetzt das Geld für die Arbeitsmaterialien der Kinder?
Wer genau lernt mit den Kindern im Nachmittagsbereich? Wer bezahlt das Mittagessen, wenn Eltern die Bildungskarte nicht auffüllen lassen? Wer nimmt die Eltern an die Hand, um mit ihnen zum Amt zu gehen?

Wo sollen all die Menschen herkommen, die ihrer Vorstellung nach unterstützend zur Verfügung stehen?

Jetzt Sie.

Ernsthaft?
7 Monate zuvor

Wenn man das gesellschaftlich und politisch wollte, dann ginge das. Wenn nicht, sieht man nur Probleme und stellt die als unlösbar hin.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Ernsthaft?

Das ist mir zu allgemein. Ich wollte von „NichternstzuNehmen“ wissen, welche ganz konkreten Verantwortlichen er/sie sich für die konkreten Maßnahmen vorstellt.
Politischen und gesellschaftlichen Willen einzufordern, führt doch zu nichts…..oder vom vielen Reden ist das Essen nicht auf dem Tisch.

NichtErnstZuNehmen
7 Monate zuvor

Mal überlegen, wer ist für die Bildungspolitik in Deutschland zuständig… sorry komme grade nicht drauf. Muss jetzt kochen, damit nachher was zu essen auf dem Tisch steht.

Mika
7 Monate zuvor

Eigentlich wäre das, was Sie beschreiben, der Arbeitsbereich der Jugendhilfe, nicht der der Lehrkräfte. Die Jugendhilfe ist jedoch personell ähnlich miserabel ausgestattet. In meiner Schule arbeiten wir in diesen Fälle. viel mit den KollegInnen der Jugendhilfe zusammen – für die Jugendhilfemitarbeiter ist das Arbeitszeit, für mich „mit dem Deputat abgegolten“. Ich kann einfach nicht mehr leisten, es geht nicht mehr!

NichtErnstZuNehmen
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Das habe ich so auch nicht gemeint. Mit den jetzigen Rahmenbedingungen kann jeder nur sein bestes geben und es wird nie reichen. Da muss sich viel ändern. Und dass sowas hier passiert, glaube ich schon lange nicht mehr.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

Genauer! Ihre Einlassung ist nichtssagend .

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor

@Fräulein Rottenmeier:

Volle Zustimmung.

Lena Hauenstein
7 Monate zuvor

Das klingt so, als sollte man grundlegend und für alle auf Sachleistungen umstellen. Dann kommen die Sachbearbeiter, die jetzt Anträge checken an die Schulen und machen das. BuT nehmen wir aus den Familien und stecken es direkt an die Schulen. Im Kindergarten meiner Tochter gibt es jetzt ein Schulfrühstück, davon haben viele Kinder mehr, als von höherem Bürgergeld.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Lena Hauenstein

Nein, ich wollte nur darlegen, dass es mit der Forderung mach Änderung nicht getan ist. Konkrete Maßnahmen sind zielführend und nicht das bekannte Mimimi….

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor

„Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, auch nur ein Kind zu verlieren.“ – Wirklich? Auf diese Idee wäre ich nie gekommen (und würde wohl auch niemand anders kommen, außer natürlich Kultusminister:innen), wenn man sich die Ausstattung und die Ressourcen anschaut, die dem deutschen Schulsystem zugestanden werden.

Tigrib
7 Monate zuvor

Naja. Aber alles den Eltern abzunehmen ist schon ein wenig zu bequem.
Der Ansatz müsste meiner Meinung nach auch hier sein, (leicht abgewandelt) Hilf uns, es selbst zu tun.

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike

„Ich finde es schwierig, zu definieren, wo Armut anfängt.“ Bürgergeld. Da wird inzwischen inflationsbedingt gehungert.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Ulrike

Drohne 447 schwebt über den Schulhof – armes Kind detektiert, schwer von Armut relativ betroffen – soll gefühlige Armutssensibilität in den Speicher geladen werden?

Erstmal scannen…
…. Handy: Iphone für ca. 700 EUR, Turnschuhe aus Plastik (die nach einem Jahr kaputt sind): 150 EUR. Jogginghose oder Jogginghosenkorrelat…

… Drohne 447 wird angesprochen: „Ey, haben Sie vielleicht 50 cent für den blauen Chip?“ (Mittagessenchip)

Arbeitsspeicher zurückgesetzt, Standartauskunft aktiviert: „Ich habe kein Bargeld dabei.“

Unpopuläre Aussage komnt jetzt: Ein Großteil der (relativen) Armut ist ganz stumpf selbst verschuldet – und daran kann man (leider!) nix ändern.

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Und woher weiß die Drohne, dass das Kind arm ist, wenn es aufgrund der Ausstattung doch gar nicht arm wirkt? Machen Sie das an dem Satz „Haben Sie 50 Cent?“ fest, an Gerüchten im Kollegium, am aussehen oder Bildungsstand der Eltern oder schnüffeln Sie in Akten herum, die Sie nichts angehen?

Caro
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ich weiß nichht, welche Paranoia Sie verfolgt, aber es gibt keine „Akten, die mich nichts angehen“.

In den Schülerakten steht nur das, was die Eltern bei der Schuleinschreibung angegeben haben und was sich so im Lauf der Jahre ergänzt oder ändert.
Falls es uns mitgeteilt wird.

In den Notfalladressenabfragen ebenfalls: Was uns mitgeteilt wird.
Oft auch je nach Einstufung:
Bei manchen Schülern müssen Notfallmedikamente gegeben werden, bei anderen wird ein quersitzender Pups zum Notfall aufgebauscht und manche bleiben auch bei schweren Erkrankungen sehr vage, um nur ja eventuelle Teilnahmen an attraktiven Unternehmungen nicht zu gefährden.

Von Berufen und finanzieller Situation wissen wir genau Nullkommanull.

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  Caro

Na, dann ist es aber interessant, was Lehrer hier so über ihre prekär lebenden Schüler und was die sich alles leisten können, raushauen.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Was denn so? Mit Sicherheit nichts, was in den Schülerakten vermerkt. Und in Schülerakten findet man mit tödlicher Sicherheit nichts über die soziale Situation einer Familie.
Oft sind es aber die Eltern selber, die über ihre Situation sprechen. Aber diese Informationen verlassen das Schulgebäude nicht.

Indra Rupp
7 Monate zuvor

Ich glaube, nur wenige Familien erzählen, dass sie Bürgergeld Bezieher sind, wegen Stigmatisierung.
Wenn Eltern sagen, sie sind arm dran, kann das viel bedeuten. Das sagen nämlich so ziemlich alle. Bauern sind arm dran, Ärzte, Lehrer,… Und viele, die man für arm hält, haben aber ein Auto und genug im Kühlschrank.
Wenn also trotzdem jede Menge Lehrer hier über arme Eltern, die sich teures leisten lästern, bedeutet das genau was?

Ernsthaft?
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Populistischen Bullshit. Kommt da sonst nix 447??

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Der „standardisierte“ Scan, nur wo ist die Pointe?

SissyS
7 Monate zuvor

Armut an einem fehlenden Pausenbrot oder einem fehlenden Mäppchen festzumachen, empfinde ich als vollkommen falsch!
Ich sehe das Problem eher darin, dass es sich um soziale und emotionale Verwahrlosung des Elternhauses handelt, als um Armut. Ob für den Schwimmunterricht oder die Klassenfahrt müsste man mit dem Nachwuchs vielleicht mal in die Stadt und einen Badeanzug, Schwimmbrille oder festes Schuhwerk besorgen. Schlicht sich mit dem eigenen Nachwuchs auseinanderzusetzen und Zeit investieren. Viele Eltern haben keine Ahnung wer ihre Kinder eigentlich sind. Es ist daher sehr einfach zu sagen „Wir haben dafür kein Geld.“ statt „Wir haben nur keinen Bock irgendwas zu machen.“ Schule soll das Rundumsorglospaket als Dienstleister bieten. Es ist also weniger finanzielle Armut als eher geistig-emotionale Armut in den Elternhäusern.

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  SissyS

Wie sich wohl von finanzieller Armut Betroffene fühlen, wenn sie hier lesen müssen, dass sie in Wirklichkeit genug Geld hätten, das tatsächliche Problem vielmehr ihre „geistig- emotionale“ Defizite seien…!?

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  SissyS

„…vielleicht mal in die Stadt und einen Badeanzug, Schwimmbrille oder festes Schuhwerk besorgen“ – Das kostet Geld (die Fahrt ebenso wie die Sachen selbst), das manche Familien schlicht nicht zur Verfügung haben, selbst bei sorgfältigster Finanzplanung.

Ein Zweifelnder
7 Monate zuvor

Dabei wäre die Lösung doch so einfach:
Wirklich kostenfreie Bildung.
Schule „All-Inclusive“.
Mittagessen und Betreuung? Für alle kostenfrei.
Unterrichtsmaterial, Arbeitshefte, Bücher Stifte, Zirkel, Radiergummi, Lineal, Eintrittsgelder und Klassenfahrten? Ebenfalls kostenfrei. Busticket, Musikschule und Vereinsmitgliedschaft (je 1 mal) noch obendrauf.

Wie man das finanzieren soll? Weg mit dem Kindergeld. Denn all die o.g. Dinge kommen wirklich beim Kind an und bieten Kindern die Möglichkeit unabhängiger vom Elternhaus als im Moment ins Leben zu starten.

darkpower
7 Monate zuvor
Antwortet  Ein Zweifelnder

Aber auch dadurch lassen sich Probleme wie unregelmäßiger Schulbesuch, unsachgemäßer Gebrauch des Materials (ständiges Zerstören oder Verlieren) nicht mit auffangen…

Grundsätzlich bin ich aber auch der Meinung, dass dieser Weg effektiver wäre.

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  Ein Zweifelnder

Weg mit dem Kindergeld? Das brauchen wir für Lebensmittel.

Kevin
7 Monate zuvor

Wieso haben fast alle der Armen ein Händi? Das kostet doch auch in der billigen Version 100 bis 300 Euro. Kann die Armut Folge der Präferenzen sein?

Ulrike
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich bezweifle, dass 8-jährige Kinder ein Handy brauchen, um soziale Kontakte zu unterhalten!!!

Indra Rupp
7 Monate zuvor
Antwortet  Kevin

Ohne Handy keine Freunde, denn leider hat die Jugend nur noch ein Thema – Tiktok und Co. Wenn man nicht mitreden kann ist man außen vor, denn anderen Gesprächsbedarf gibt es bei denen leider nicht.

Möchte man ein Hobby ausüben, braucht es eine Mailadresse, oft auch zusätzlich eine WhatsApp Gruppe. Ansonsten bekommt man entscheidende Informationen nicht mit. Man wird zum Sonderling und Außenseiter, weil man immer wieder nachfragen muss und andere für einen extra Papier ausdrucken müssen. Beim Theaterhobby zB sich schnell ändernde Probentermine und Zeiten. Casting info nicht mitbekommen – der andere hat die Rolle. Oder Fußballturnier und keine Ahnung bezüglich Fahrgemeinschaft und Treffpunkt.

In der Schule das gleiche, wie beim Hobby. Elternvertretungsposten am besten an die abgeben, die in der WhatsApp Gruppe sind und direkt mit allen kommunizieren können. Die sprechen auch Mithilfe beim Fest organisieren ab und du hast dann aufgrund fehlender Info nicht mitgeholfen und bist dann offiziell unsozial, unengagiert und faul.

Kein Handy plus kein Auto plus keine Markenklamotten = lieber nicht anfreunden, sonst steckt man sich noch an und steigt auf der Treppe der Klassengesellschaft eine Stufe ab.

Münztelefone gibt es nicht mehr und wenn das Kind unterwegs sein Fahrrad kaputt hat und acht Kilometer nach Hause laufen muss, zum Schluß im Dunkeln, dann was….? Hoffentlich fährt es nicht per Anhalter…

Zum Schluß noch rechnen : Ein Handy über WLAN der Nachbarn freischalten lassen ist billiger als Internetanschluß , PC und das gute alte Telefon und ermöglicht alle oben genannten Punkte. Jaaa… hier gehen ganz viele davon aus, die armen Familien hätten zum Handy auch alle PC und Internetanschluß ^^

Schade
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das mag alles für Jugendliche gelten. An der Grundschule beobachte ich häufig, dass gerade Kinder aus prekären Verhältnissen ein Handy, eine Switch und einen eigenen Fernseher haben. Nichts davon ist förderlich für ihre Entwicklung. Wenn vom Wochenende erzählt wird, dann kommt entweder ein Schulterzucken oder irgendwas mit gedaddelt oder gezockt. Auch andere Kinder machen keine spektakulären Dinge, aber treffen Freunde, gehen auf den Fußballplatz, ins Freibad oder besuchen Oma und Opa.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

@Indra Rupp:

Danke für die in dieser Diskussion dringend benötigte Dosis Realität.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

„Zum Schluß noch rechnen : Ein Handy über WLAN der Nachbarn freischalten lassen ist billiger als Internetanschluß , PC und das gute alte Telefon und ermöglicht alle oben genannten Punkte. Jaaa… hier gehen ganz viele davon aus, die armen Familien hätten zum Handy auch alle PC und Internetanschluß ^^“

So der Nachbar Ihnen sein Passwort verrät… 🙂

Indra Rupp
7 Monate zuvor

Nee, so geht das nicht. Wir haben noch nie einen PC und WLAN gehabt. Wir gehen dann zu den Nachbarn und schalten da das Handy frei. Ich weiß nicht mal, wie das genau geht. Irgendwie so mit Video Anruf und Perso zeigen. Man hat dann natürlich nur Internet über mobile Daten. Wenn die alle sind, nachladen über Kontoserver.

Ich_bin_neu_hier
7 Monate zuvor
Antwortet  Kevin

„Wieso haben fast alle der Armen ein Händi?“ – Aus meiner Sicht gehört ein Smartphone ebenso wie ein Computer und eine funktionierende Internetanbindung für Erwachsene zur Grundausstattung, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Um Missverständnisse zu vermeiden: a) Es müssen keine teueren oder überhaupt Neugeräte sein uswusf. b) Ich bin nicht armutsgefährdet.

Nick
7 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

„für Erwachsene zur Grundausstattung“. Das trifft (noch) nicht zwingend für Grundschüler zu.

Uwe
7 Monate zuvor
Antwortet  Kevin

Warum haben die Armen Schuhe oder Hosen? Nun weil das heutzutage zur Grundausstattung gehört. Werfen sie den Armen auch vor das sie einen Herd, eine Waschmaschine und fließend Wasser haben? Und noch wichtiger? Ticken sie noch ganz richtig?

Lisa
7 Monate zuvor

Ich kann jetzt nur aus Sicht einer Hartz IV Mutter mit Universitätsabschluss schreiben. Meine Töchter gingen in Ballett, ich habe ihnen alles auf eBay ersteigert, was sie brauchten, nicht das neuste, aber zumindest das zweitneuste. Wir waren viel in öffentlichen Bibliotheken. Das Problem ist, dass heutzutage Ungleiches gleich behandelt werden soll. Das fing mit Hartz IV an. Wir brauchten wirklich einfach nur mehr Geld, um all die teuren Anschaffungen fürs Gymnasium zu bezahlen. Andere bräuchten entweder das oder aufsuchende Sozialhilfe, Suchtberatung, Sprachkurse, jemand, der sie bei der Hand nimmt, berät, ableitet und zur Seite steht.

Flix
7 Monate zuvor

Hier gibt es eine einfache Lösung. Unkompliziert und unbürokratisch. Jede SCHULE (nicht die Familien) sollte pro Kind ein festes Budget bekommen für Ausflüge, Klassenfahrten, Schulmaterial, Essen, etc. Darauf kann der Klassenlehrer in einer Klassenkasse zugreifen und solche Dinge für alle Kinder besorgen. Anträge aufüllen und bloßstellen, wenn man sich etwas nicht leisten kann oder die Eltern sich nicht kümmern, entfällt.
Zusätzlicher Bonus: Die Lehrer werden entlastet. Es geht schneller, für alle Hefte und Stifte zu besorgen, als über Wochen Listen zu führen (wer schon was abgegeben oder bezahlt hat). Einzelnen Familien hinterherzurennen und zu erklären was noch fehlt oder wo sie was beantragen sollen kostet so viel Zeit und Nerven.

Mo3
7 Monate zuvor
Antwortet  Flix

Das ist dann aber auch wieder Gießkanne …

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  Flix

Schulische Budgetverwaltung ganz ohne Anträge, Erklärungen und Nachweise – in Deutschland?
Hört man den Betroffenen mal zu, so ist das so „einfach“(?) gedachte beantragen von Leistungen mit deutscher Bürokratie wohl eine der größten Hürden für schnelle Hilfen. In großen Teilen ist eine Bewilligung allerdings von der Geschwindigkeit (Fachkräftemangel) einer genehmigenden Ämter-Sachbearbeitung abhängig. Daher auch die Lösung mittels gebündelter Leistungen für alle Anspruchsberechtigten als Kindergrundsicherung.
Wenige haben diesen greifbaren Vorteil schon erkannt und den Sinn der Erneuerung verstanden.