Bildungsministerin verteidigt ihre Pläne für mehr Inklusion im Schulsystem („Menschenrecht“)

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MAINZ. Die Pläne der Ampel-Regierung in Rheinland-Pfalz sehen vor, dass Kinder mit und ohne Förderbedarf vom ersten Schultag bis zum Abschluss so viel wie möglich gemeinsam lernen sollen. Doch wie geht es mit den Förderschulen weiter? Darüber gibt es Streit.

„Die Förderschulen werden nicht abgeschafft“: Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Foto: Peter Bajer/Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hat die Pläne des Landes für ein stärkeres gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung verteidigt. «Inklusion ist ein Menschenrecht», sagte die Ministerin am Donnerstag im Landtag in Mainz. Diese Möglichkeit müsse den Kindern in der Schule auch geben werden. Dabei sei es egal, in welcher Schulformen das erfolge.

Das Schulsystem müsse dafür durchlässig sein, betonte die Bildungsministerin. Deshalb sollte nicht in der ersten Klasse bereits festgelegt werden, dass ein Kinder nur einen Weg beschreiten könne. Die Landesregierung wolle für den Ausbau der Inklusion an den Schulen in Rheinland-Pfalz aber die Förderschule nicht abschaffen.

Die Pläne der Ampel-Regierung sehen vor, dass Kinder und Jugendliche mit und ohne Förderbedarf vom ersten Schultag bis zum Abschluss so viel wie möglich gemeinsam lernen sollten. Alle Schülerinnen und Schüler, die möglicherweise den Förderbedarf Lernen aufweisen, sollen deshalb in der 1. und 5. Klasse zunächst am Regelunterricht teilnehmen. Damit soll erreicht werden, dass die Kinder nicht mehr frühzeitig auf eine Förderschule festgelegt werden, sondern mit anderen Kindern gemeinsam lernen und eine individuelle Förderung erhalten.

Die neuen Regelungen sollen zum Schuljahr 2024/2025 in Kraft treten. Das System mit Regel-, Schwerpunkt- und Förderschulen wird nach den Plänen des Bildungsministeriums erhalten bleiben, soll aber für mehr Durchlässigkeit enger miteinander verzahnt werden. Auch das vorbehaltlose Wahlrecht der Eltern bei der Entscheidung für eine Schulform soll unverändert weiter gelten. Mehr als 250 neue Planstellen für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte sollen für das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung dazu schrittweise bis zum Jahr 2026 eingerichtet werden.

Die Bildungsexpertin der CDU-Fraktion, Jenny Groß, kritisierte die Pläne der Bildungsministerin stark und sprach von einer Inklusion mit der Brechstange. Es gebe viele Stimmen von Verbänden und Lehrkräften, dass die Regelschulen seien nicht ausreichend auf den Bedarf von Kindern mit Inklusionsbedarf ausgerichtet seien. Sie warf der Bildungsministerin vor, die Förderschulen abschaffen zu wollen.

Vorletzte Woche hatten die Vereinten Nationen dafür gerügt, dass die UN-Behindertenrechtskonvention, zu der Deutschland sich bereits 2009 verpflichtet hat und die ein «integriertes Schulsystem auf allen Ebenen» vorschreibt, keine Fortschritte macht (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

„Inklusion findet faktisch nicht statt“: Verriss von Schwerpunktschulen-Modell

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4 Kommentare
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Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor

Es bleibt bei den bekannten Problemen wie mangelnde personelle und mangelnde räumliche Ausstattung. Aber Hauptsache, es wird beschlossen. Ist wie bei den Kitaplätzen, die in Ballungsräumen noch immer nicht großflächig vorhanden sind, obwohl das Recht auf ein Kitaplatz besteht.

Wer genau soll denn wann die „individuelle Förderung“ von behinderten und nicht-behinderten Kindern in großen Klassen gewährleisten? Regnet das Personal dafür vom Himmel?

Im erweiterten Familienkreis sind wir froh um die Förderschule, die meiner geistig behinderten Nichte wirklich in einer kleinen Gruppe die notwendige Förderung bieten kann.

FL62
7 Monate zuvor

Bildung ist auch Menschenrecht.

Mariechen
7 Monate zuvor

Liebe Frau Hubig! Dann bezahlen Sie uns bitte erstmal nach A13 wie auch die Förderlehrer. Wenn ich schon den Job mitmachen soll, für den ich nicht mal ausgebildet bin.

Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Frau Groß ist da einer Sache auf der Spur: es ist eine große Anstrengung und verlangt entsprechende Mittel. Die Opposition im Land sollte diesen Mitteln nicht im Wege stehen