BERLIN. Zum Weltlehrkräftetag am heutigen 5. Oktober machen sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) für den Kampf gegen den Lehrkräftemangel stark – und mahnen dringend notwendige Investitionen im Bildungssystem an.
„Lehrkräfte leisten einen unverzichtbaren pädagogischen Beitrag in den Bildungseinrichtungen und für die Gesellschaft. Das muss in mehr Wertschätzung und einer deutlich besseren Finanzierung des gesamten Bildungssystems sichtbar werden“, stellten die beiden größten Bildungsgewerkschaften in Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung fest. Der Welttag 2023 steht unter dem Motto: „Gute Bildung braucht Lehrkräfte – Lehrkräftemangel weltweit bekämpfen“.
GEW und VBE machten deutlich, dass es für das Engagement der Lehrkräfte mehr Unterstützung und bessere Arbeitsbedingungen brauche: „Die Profession muss wieder attraktiver werden. Nur so schaffen wir es, wieder mehr junge Menschen für den wunderbaren Lehrberuf zu gewinnen.“ Dieses Anliegen unterstützt auch das Europäische Gewerkschaftskomitee für Bildung und Wissenschaft (EGBW).
Laut Schätzungen der UNESCO werden bis zum Jahr 2030 weltweit über 69 Millionen neue Lehrkräfte benötigt, damit der Mangel nicht immer größer wird. Die Bildungsinternationale (BI), der weltweite Zusammenschluss von 400 Bildungsgewerkschaften, appelliert mit ihrer Kampagne „An die Öffentlichkeit gehen! Bildung finanzieren“ („Go Public! Fund Education!“) an die Regierungen der Staaten, stärker in Lehrkräfte und eine qualitativ hochwertige öffentliche Bildung zu investieren.
„Lehrkräfte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt unserer Demokratie“
„Wir brauchen eine Kehrtwende in der Bildungspolitik: jetzt! Als Anschubfinanzierung schlagen wir ein 100-Milliarden-Euro-Programm vor. Die zusätzlichen Gelder sollten beispielsweise in den Ausbau des inklusiven Ganztags an Grundschulen fließen. Das ist ein zentrales gesellschafts- und bildungspolitisches Projekt, das einen wichtigen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten kann – insbesondere für Kinder aus armen und bildungsfernen Familien“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Die GEW unterstützt die Protestbewegung „Bildungswende jetzt!“, die unlängst Demonstrationen in rund 30 Städten gegen den Bildungsnotstand organisiert hatte (News4teachers berichtete).
Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE, betont das Miteinander aus Bildung und Demokratie: „Lehrkräfte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt unserer Demokratie. Schülerinnen und Schüler müssen dazu befähigt werden, sich an den teils komplizierten demokratischen Prozessen beteiligen zu können. Die Politik muss diesen Stellenwert endlich erkennen, die Arbeitsverhältnisse vor Ort entscheidend verbessern und bundesweit massiv in die Gewinnung neuer Lehrkräfte investieren.“
Mit Blick auf die gestern veröffentlichten Daten der Statistikbehörde Statista zum Quer- und Seiteneinstieg in den Schuldienst – berichtet wird ein deutlicher Anstieg, wie News4teachers berichtete – erklärt Brand: „Die Zahlen zeigen: Das Arbeiten mit Kindern und die Sinnhaftigkeit des Berufs ziehen nicht nur Menschen an, die bereit sind, das Lehramtsstudium abzuschließen, sondern auch viele andere, die aus der Wirtschaft, anderen Studiengängen oder Ausbildungsberufen in die Schule wechseln. Das könnte ein Gewinn für die Schule sein – wenn es wenige Personen wären, die gut vorbereitet, berufsbegleitend qualifiziert und angemessen begleitet werden könnten. Diese Bedingungen gibt es aber nicht. Die Realität sieht also so aus, dass Personen im Quer- oder Seiteneinstieg Zeit binden, welche die Bestandslehrkräfte nicht haben.“ Es gebe keine oder zu kurze Kooperationszeiten und nicht in allen Bundesländern eine ausreichende Vorbereitung.
Hinsichtlich Schulen in schwierigen sozialen Lagen erklärt der VBE-Chef: „Zudem heißt der in den Statistiken sichtbare Anstieg nicht nur, dass mittlerweile nahezu überall Personen ohne Lehramtsqualifikation eingesetzt werden. Es heißt auch, dass vor allem an Schulen, die wenig attraktiv sind für jene, die sich ihren Arbeitsort aussuchen können, eine sehr hohe Quote an Menschen im Quer- oder Seiteneinstieg zu beobachten ist. Dort also, wo wir die höchste pädagogische Qualität bräuchten, haben wir die höchste Anzahl an Menschen, welche die pädagogische Qualifizierung, wenn überhaupt, teilweise erst berufsbegleitend erhalten. Damit wird man weder Kindern und Jugendlichen noch jenen gerecht, die sich für das Arbeiten in der Schule entscheiden.“
Der Weltlehrkräftetag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen.
Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben. Die BI ist der internationale Dachverband von rund 400 Bildungsgewerkschaften aus 170 Ländern. Sie vertritt weltweit fast 30 Millionen im Bildungswesen Beschäftigte. GEW und VBE sind Mitglieder der BI.
und für die Lehrkräfte Angleichung der Arbeitsbedingungen an den Status quo
Reallohnverluste 17-18 Prozent kompensieren sowie Inflationsprämie
Angleichung der Arbeitsstunden pro Woche zwischen 30 und 40 Std
homeoffice Möglichkeiten 2 Tage die Woche
attraktiv werden für neue Arbeitnehmer*innen
„Reallohnverluste 17-18 Prozent“ wie immer belegloses Geschwurbels …
Ha ha…
Demnächst wird es bei den TV-L-Verhandlungen heißen:
„Kein Geld, weil Steuereinnahmen brechen wegen der beginnenden Rezession ein, notleidende Kommunen müssen unterstützt werden, Energie- und Industriesubventionen müssen bezahlt werden, 49-Euro-Ticket für die Länder so teuer, usw. usf. Seit dankbar, dass ihr [für andere] im öffentlichen Dienst arbeiten dürft! Inflation geht doch schon wieder [temporär] zurück [bleibt aber deutlich positiv]!“
40-Stunden-Woche und Homeoffice? SWK und Hattie empfehlen das genaue Gegenteil („Auf die Lehkraft [vor Ort] kommt es an!“. „Wollt ihr die Kinder aus egoistischen Motiven im Stich lassen? Seit ihr alles „Schontypen“, habt ihr den ’sokratischen Eid‘ [Zierer] nicht geleistest?“
Warum soll es ausgerechnet DIESMAL anders sein als in den vergangenen 20 Jahren seit Einführung des TV-L ???
Die „Begleitmusik“ der Medien zu den demnächst startenden Tarifverhandlungen des TV-L liegt doch schon fertig produziert in den Schubladen…
Gen Z: „Lehramt [und generell öffentlicher Dienst]? Ich bin doch nicht blöd!“
Kann ich so unterstreichen. Es ist ermüdend, wie Deutschland seine Lehrkräfte behandelt.
Dann ab in die Gewerkschaft und mitarbeiten damit sich das ändert.
Also ich mache ungefähr fünf bis sechs Tage Home Office wie wohl die meisten Lehrkräfte, da sich mein Büro/Arbeitszimmer zuhause befindet. …
Ja, ist ’ne Binse und nicht wirklich das, was man unter Home Office versteht, jedoch sind in unserem Beruf nun einmal Bindung und auch Beziehungsarbeit notwendig, so dass Home Office, je jünger unsere S*S sind, keine wirkliche Option ist.
Ja toll.
Und gestern war Welttierschutztag.
https://www1.wdr.de/nachrichten/welttierrschutztag-tierheime-100.html
Parallelen entdeckt?
Die wichtigsten Parallelen: Wird immer schlimmer. Interessiert: Niemanden.
Willkommen in der „Umwelt- und Bildungsrepulblik“ Deutschland. Hier findet jeder Umwelt und Bildung gut, solange es einen persönlich nichts kostet…
Ich weiß nicht, warum, aber ich kann den Begriff „Lehrkräfte“ nicht mehr hören/lesen!!! Da finde ich mich auch überhaupt nicht wieder. In der „Lehrerin“, dem „Lehrer“ schwingt so viel mehr mit.
Ich will keine Lehrkraft (oder Leerkraft?) sein…
„Weltlehrkräftetag“ – schaurig…
Für mich schwingt in Ihrer Vorliebe nur Genderideologie noch deutlicher mit als in „Lehrkräften“. Ihnen mag das gefallen, mir nicht!
Sprache ernst zu nehmen, gefällt mir.
Danke, das war auch meine 1. Reaktion. Aus unserem Lehrerzimmer ist erst ein „Lehrkräftezimmer“ und schlussendlich ein „Personalraum“ geworden. Einfach nur gruselig.
… na dann wissen die Schüler doch gleich, wo sie ihr Personal finden. 🙂
Dann weiß doch die Unesco sicher auch, in welchen anderen Ländern der Welt Lehrermangel herrscht oder andere Defizite im Bildungssystem. Gibt es dazu eine Publikation? Ich kann nicht mehr glauben, dass es überall sonst besser ist.
Lernt überhaupt nicht leicht, wenn die Kinder schon in der 5. Klasse ganz am Anfang des Schuljahrgangs Vertretungen in der Mathe bekommen. 4 Stunden Mathe, 4 verschiedene Vertretungen, davon eine Vertretung überhaupt keine Mathe kann. Da helfen die Brettspiele kaum.
Doch, tun sie trotzdem!
Sind Sie sich da sicher? Also, wenn man morgens in die Schule kommt und auf dem Vertretungsplan steht man für die 1. Stunde als Vertretung für Fach x in Klasse y, … Wie qualitativ wertvoll ist dann wohl diese vertetene Stunde? Klar lernen die Schüler meist auch in dieser Stunde etwas, aber ist es das, was eigentlich dran wäre?
Und dann wundert sich noch jemand, warum ich zurück in der Homeschooling will.
Da haben die Kinder wenigstens noch eine Chance wirklich zu lernen, wenigstens nötige Zeit dafür, die Inhalte zu vertiefen, ohne viel Aufwand und Stress. Mit dem Genuss und Begeisterung.
Liebe Verbände, gut gemeint, aber besser Windräder bauen und auf die drei Flügel schreiben: mehr Lehrkräfte – mehr MPT-Kräfte – angemessene Raumausstattung. Spart viel Zeit/Arbeit und Gebetsmühlen laufen schon seit Jahrhunderten problemlos. Die Wirkung dürfte allerdings auch ähnlich sein.
Lehrermangel weltweit? Das ist mir aber auch neu. Ich kenne es aus der Dritten Welt eher so, dass viele Lehrer unter großen Widrigkeiten mit einer sehr motivierten Schülerschaft arbeiten. Und dass von den Kindern wiederum viele Lehrer werden wollen, um anderen Schülern das Gleiche zu ermöglichen. Da hapert es nicht an Bewerbern, sondern an staatlicher Finanzierung.
… und in Ländern der Dritten Welt, weiß man auch um den Nutzen von Bildung. Mir sagte mal eine junge Frau aus einer Flüchtlingsfamilie, ihre Eltern und Großeltern haben ihr immer gesagt: „Du kannst im Leben alles verlieren, aber was du im Kopf hast und mit deinen Händen kannst, das kann dir keiner nehmen!“
Wie wahr! 🙂
Und das haben deutsche Eltern und Großeltern noch nie gesagt? Viele haben auch alles verloren, z.B. bei der Vertreibung im Winter 1945 aus den ehem. Ostgebieten, viele sind später mit einer kleinen Tasche aus der DDR geflohen, als das noch möglich war. Für die alle galt der zitierte Satz genauso. Darunter sind prominente Leute wie Günter Grass und Gräfin Dönhoff.
In meiner Generation wurde das auch noch so vermittelt (sowohl mein Mann als auch ich stammen aus Vertriebenen-Familien) – Bildung ist wichtig! Leider scheint das aber zunehmend vielen nicht mehr klar zu sein. Warum und wann hat sich das geändert?