BERLIN. Sollen Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz zu einem weiteren Schuljahr verpflichtet werden, wie es die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) plant? Das 11. Pflichtschuljahr soll sicherstellen, dass Jugendliche, die nach Ende ihrer Schulpflicht keine reguläre Berufsausbildung beginnen, weiter schulische Förderung erhalten. Die Grünen-Fraktion ist dagegen. Sie setzt stattdessen auf mehr Beratungsmöglichkeiten.

Mit dem Schuljahr 2024/2025 will die schwarz-rote Koalition in Berlin das 11. Pflichtschuljahr einführen. Die Idee ist nicht neu: Schon 2016 verfolgte die damalige Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) die Idee eines elften Pflichtschuljahres für Schülerinnen und Schüler ohne Ausbildungsvertrag. Den aktuellen Plänen zufolge sollen sich die neuen Klassen an den Berufsschulen befinden, wie der rbb berichtet. Demnach plant Bildungssenatorin Günther-Wünsch, dass das zusätzliche Schuljahr gezielt auf die Berufswelt vorbereiten soll, „mit Maßnahmen, die es schon gibt. Dazu zählen die überbetriebliche Ausbildung und die integrierte Berufsausbildungsvorbereitung.“
Grünen-Fraktion will Berufsorientierung in der Mittelstufe ausbauen
Die Berliner Grünen-Fraktion sieht die Pläne der Bildungsverwaltung allerdings skeptisch. Klar sei, dass das bisherige System nicht allen Jugendlichen gerecht werde, heißt es in einem Positionspapier der Fraktion, für das die jugendpolitische Sprecherin Klara Schedlich verantwortlich ist. „Insbesondere Jugendliche mit Förderbedarf und junge Menschen mit Behinderungen sowie aus sogenannten sozial benachteiligten Verhältnissen bleiben oft auf der Strecke“, räumt Schedlich ein. Klar sei aber auch, dass gerade Jugendliche, bei denen nicht sicher sei, wie es nach der Schule weitergehe, durch ein verpflichtendes 11. Jahr in einem Klassenraum keine gute Berufsorientierung erhielten. „Wir möchten allen Jugendlichen ein Angebot machen, neue Fähigkeiten zu entdecken, Orientierung zu geben und den Spaß am Lernen zurückzugewinnen.“
Die Grünen-Fraktion schlägt vor, die Angebote zur Berufsorientierung in der Mittelstufe an allen Schulformen auszubauen sowie ein flexibles sogenanntes Perspektivenjahr mit umfangreichen Beratungs- und Orientierungsangeboten für alle Jugendlichen anzubieten, die nach der 10. Klasse nicht wissen, welchen Weg sie einschlagen möchten. Es soll aber niemand dazu gezwungen werden. „Wenn an Schulen die Beratung ausgebaut wird, erhalten mehr junge Menschen eine Perspektive“, heißt es in dem Positionspapier. „Durch den Einblick in die Arbeitswelt sowie die Reflexion über eigene Stärken und Talente lernen Jugendliche, welcher Beruf zu ihnen passen könnte und wie sie eine Ausbildungsstelle finden.“ Es werde nicht gelingen, Jugendliche zur Berufsorientierung zu zwingen. „Wir müssen ihnen ein gutes Angebot machen.“ News4teachers / mit Material der dpa
Bildungsforscher fordern mehr Berufsorientierung (auch schon in Kitas und Grundschulen)
Gibt es in Berlin keine Berufsschulpflicht wie in Baden-Württemberg?
Berlin sei das AV-Dual empfohlen, einer Schulart in Baden-Württemberg, die alle einsammelt, die keinen Hauptschulabschluss oder keinen Ausbildungsplatz haben.
Kleine Klassen, große Probleme.
Gibt es in NRW schon lange. Alle Berufsschulpflichtige minderjährige Jugendliche werden in Ausbildungsvorbereitungsklassen unterrichtet.
Und bei fast allen weiß man nach zwei Minuten auch wieso sie keinen Ausbildungsplatz haben.
Aber dämlicherweise hat NRW die BUS-Klassen für KAoA abgeschafft.
In NRW gilt die Vollzeitpflicht bis zum Ende von 10 Vollzeitschulbesuchsjahren. Beträgt die Verweildauer in der Schuleingangsphase der Grundschule (Klasse 1 und 2) drei Jahre, so werden nur zwei Jahre angerechnet.
Die Schulpflicht besteht bis ans Ende des Schuljahres in dem ein(e) Schüler*in das 18. Lebensjahr vollendet. Wer die Sekundarstufe I ohne Abschluss beendet muss ein Berufsvorbereitungsjahr besuchen. Alle anderen absolvieren sofern sie keine Ausbildungsstelle haben oder den Schulbesuch in einer gymnasialen Oberstufe fortsetzen das Berufsgrundschuljahr.
Die Abschaffung der BUS-Klassen war wirklich selten dämlich!
Es gibt zwar noch andere sinnvolle Projekte mit guter Betreuung der Jugendlichen, aber leider nicht in der erforderlichen Menge.
Einfach nur ein Schuljahr mehr ist verschwendete Zeit.
In die Werkstätten der Berufsschulen statt in normale Klassenräume und dann zusätzlich in verpflichtende Praktika?
Ginge das? Keine Kapazitäten? Sinnlos?
„Schulmüde“ heißt das schöne Wort für einen Großteil dieser Jugendlichen. Ein zusätzliches Schuljahr macht sie dann wieder „schulwach“, also einfach ein Jahr mehr von dem was nicht geklappt hat, in einer Gruppe in der noch mehr als in ihrer letzten Klasse ähnliche Gedanken haben. Klingt wie ein echtes Erfolgsrezept, besonders an den sowieso schon völlig überforderten und unterbesetzten Berufsschulen. Alternativ vielleicht ein besserer Betreuungsschlüssel, schulbegleitende Praktika, feste Bezugspersonen? Ach nee, kostet ja und die Grünen wollen das so ähnlich, kommt auf keinen Fall…
Machen wir uns mal gerade: Wer tatsächlich ohne Abschluss abgeht, der verweigert sich AKTIV.
Spätestens wenn man an GS (und je nach Grad ideologischer Verstrahlung) einzelnen anderen Schulformen das würdelose Notengeschacher, das Unter-Druck-Setzen von KuK in der Probezeit usw. in Zehner-Jahrgängen mal live mitbekommen hat weiß man das.
Jetzt könnte man entweder regelkonformes Verhalten erzwingen (zeitgeistig unvorstellbar, Gesetze gäbe es, ist halt politisch nicht möglich) – oder man akzeptiert halt, was lange vorher gesellschaftlich bestellt wurde und nun geliefert wird:
1. Richtiges Verhalten erzwingen – will man nicht.
2. Aktive Verweigerung mit pädagogischen Worten auflösen – geht nicht. Pädagogische Arbeit setzt freiwilliges Mitwirken voraus.
3. Folge: Manche schaffen es dann halt nicht.
Siehe oben, alle Schulen sind überlastet, ernsthafte intensivere Einzelbetreuung für schwierige Fälle nicht möglich. Pädagogische Arbeit setzt eine persönliche Beziehung voraus, jedenfalls bei ‚aktiver Verweigerung‘ und kann (!) dann sogar Ergebnisse bringen. Vor dem großen Knüppel und Schüler abschreiben vielleicht erst einmal ernsthaft versuchen? Ich sitze jedes Jahr in 10er Konferenzen GS und kann es kaum ernst nehmen, das stimmt leider. Ich treffe aber auch immer wieder SuS, die mit Glück (oder eben ‚Geschacher‘) ihren Abschluss und einen Ausbildungsplatz bekommen haben und ihr Leben plötzlich gut im Griff haben. Manche schaffen es nicht, aber ohne Unterstützung, angepasst an diese zunehmenden Fälle, schaffen es noch mehr nicht.
Rein interessehalber: Warum kann man SuS nicht durchfallen lassen, die die Anforderungen nicht erfüllen? Jede Lehrkraft kann doch begründet entscheiden, welche Note gegeben wird. Das ist doch gerade in Mathe sehr nachvollziehbar. Was kann man da „schachern“? Wir haben im BVJ (Berufsvorbereitungsjahr) sehr hohe Abbrecherquoten und Durchfallquoten. Wenn die Leute die Anforderungen für den Hauptschulabschluss nicht erfüllen und diese sind schon sehr niedrig, dann bekommen sie den auch nicht. In der FO (Fachoberschule) starten wir teilweise mit 28-30 SuS. Am Ende der 12. Klasse bekommen deutlich weniger einen Abschluss, der Studierfähigkeit! bescheinigt. Sollen die Eltern doch dagegen klagen, wenn ihnen die Note nicht passt.
„Kann“ man schon – als Bildungsdrohne, Model „leicht gepanzert“, Rechtschutzversicherung, Bekannter ist Anwalt Schwerpunkt Beamtenrecht.
Darum gehen die feigen SLs ja an die verwundbaren und leichtgläubigen ran:
– KuK in Probezeit
– schüchterne/unsichere KuK auf Konferenzen in die Ecke drängen mut drei-, teils vierfachen Nachfragen, ob man „dem Schüler den Abschluss verbauen will“ und ähnlichen Psychotricks
Das „ernsthaft versuchen“ bringt halt nix, wenn alle wirksamen Instrumente von der SL aus ideologischen Gründen aus der Hand geschlagen werden.
Sie können den KuK da beim „ausbrennen“ geradezu zuschauen, weil tausend leere Wrte nix daran ändern, wenn z.B. SuS garnicht zur Schule kommen, dauerbekifft sind usw.
Gottchen, bitte nicht.
Aus Lehrersicht.
Da sowieso gegen diese Klientel nichts durchgesetzt wird und sie sich aktiv verweigern (ohne aktive Verweigerung kann man sich HA10 quasi ersitzen, Notenschiebung im Abschlussjahr tut ein übriges) – ist der weitere Schulaufenthalt schlicht sinnlos und wird zur Qual für alle Beteiligten.
Lieber in Praktika – gerne bezahlt, wenn Basisqualifikationen da sind – oder freiwilles soz. „Jahr“.
Diese Jugendlichen sind fertig mit der Schule, dem Lernen und dem System..
Sie fielen durch’s Raster und werden sich und ihre Anti-Haltung nicht über Nacht ändern (können).
Unser dolles Schulsystem lässt diese Kids außen vor – auch wenn WIR noch so viel differenzieren, beraten, Rücksicht nehmen ….
Aus langer Erfahrung:
NEIN, nicht das „böse System“ lässt „die“ hängen, in der übergroßen Mehrheit der Fälle versauen „die“ sich durch…
– renitentes, absichtliches Dauerstören
– Aufnahme von Substanzmissbrauch
– freiwilliges Abdriften in kleinkriminelle Szenen
den Schulabschluss.
In NRW den (ex-) HA10 NICHT schaffen?
Da muss man schon aktiv gegensteuern, um den NICHT zu bekommen.
Kein Lehrer „will“ das so, SLs schon dreimal nicht.
Das muss man sich hart erkämpfen, absvhlusslos raus zu gehen.
Da gehe ich teilweise mit.
Doch – unser „dolles Schulsystem“ ist nicht flexibel und kaum in der Lage, zu differenzieren (was wir bei jedem Schüler jede Stunde jeden Tag…).
„Alle unter einem Dach“ hat Grenzen.
ESAler brauchen (bei richtiger Mitarbeit) immer noch mehr Zeit, als die MSAler. Das alleine wurde bei dem „Konzept“ „Alle …. Dach“ nicht im mindesten berücksichtigt.
Wir sollen (hust, röchel) auf MSA-Niveau arbeiten…. Lachhaft. Damit hängen wir die ESAs – ehrlich, die gibt es und es werden immer mehr! – stündlich ab.
Obwohl differenziert wird.
ESAler lernen anders – und wir beballern sie mit zuviel Material.
Die müssen raus, ausprobieren, hämmern, sägen, schrauben….
Dann gäbe es auch wieder mehr Interesse am Handwerk.
Deren Köpfe sind für soviel Theorie nicht gemacht – da ist Praxis angesagt.
Und richtig – man kann niemanden zwingen. Weiß jeder, der das Wort „Psychologie“ kennt. Sagt jeder Therapeut, jeder Psychologe, jeder Sozialarbeiter, ….
Uns sind irgendwann die Hände gebunden.
Viele meiner Schüler sind prima im Praktikum – versagen aber bei der Bearbeitung von Aufgaben – analog oder digital ist dabei völlig egal.
https://www.gew-hb.de/aktuelles/detailseite/der-blick-ueber-den-tellerrand. Es lohnt sich, dass dänische System der Elftersskole zu betrachten. Binationale Schüler haben eine solche besuchen können und das war für ihre Berufsfindung sehr wichtig, unter anderem, weil sie verschiedene Gebiete kennen lernen konnten. Eine Schülerin lernt jetzt beispielsweise Goldschmiedin.Den Beruf hatte sie vorher gar nicht auf dem Radar. Doch so ein System ist nicht für umsonst zu haben. Und der Gedanke der Volljährigkeit wird bei unseren nördlichen Nachbarn sehr ernst genommen, die Unabhängigkeit von jungen Menschen vom Elternhaus ist ein geradezu staatliches Ziel, daher bekommen auch Studenten eine Unterstützung und einen Wohnheimplatz.
Jugendliche ohne Ausbildungsplatz ein Jahr in der Schule parken. Macht gewaltig Sinn.
Wer soll dort eigentlich unterrichten?
Mit welchem Ziel?
Oder richtet sich das an Kolleginnen und Kollegen mit großer DVD Sammlung?
Es werde nicht gelingen, Jugendliche zur Berufsorientierung zu zwingen. „Wir müssen ihnen ein gutes Angebot machen.“
„Also tragen wir den Hund zum Jagen…“? Da stellt sich die immer wieder aufploppende Frage, ob man Menschen zu Arbeit verpflichten kann, wenn sie dazu in der Lage sind oder ob eine Gesellschaft es sich leisten kann, „Leistungs- und Anstrengungsverweigerer“ durchzufüttern? Ich finde, dass eine grundsolide Konsumhaltung zulasten anderer nicht geduldet werden muss- in einer Gesellschaft mit offenkundigen wirtschaftlichen und sozialen Problemen nicht geduldet werden kann.
.“…oder führen das Pferd an den Fluss, wo es dann letztlich doch dazu bereit sein muss, selbstständig zu trinken?“
Angebote über Angebote, die dann oftmals von der Zielgruppe schulterzuckend zurückgewiesen werden oder mit der Aussage retourniert werden „Was bekomme ich da – was habe ich davon – ich hätte aber lieber…!“
Zu meiner Zeit – also quasi im letzten Jahrtausend – haben meine Eltern mich beizeiten mit evtl Berufsperspektiven gelöchert. Das war sehr erhellend und v.a. deutlich verbindlicher, als das zu erwartende Salbadern der LuL hinsichtlich der zukünftigen Traumberufe bei überfütterten Blagen, die nicht ihre eigenen sind.
Verbindlichkeiten schaffen – das können hier faktisch nur die Eltern – sorry! – aber so ist das nun mal. M.M.n.