MARBURG. Mehrere germanistische Institute hessischer Universitäten wenden sich gegen das geplante Gender-Verbot im Entwurf des Koalitionsvertrags von CDU und SPD in Hessen. Man bitte die Politikerinnen und Politiker beider Parteien «mit größtem Nachdruck» darum, die entsprechende Formulierung nicht in den Koalitionsvertrag aufzunehmen, erklärten die Institute der Universitäten Gießen, Darmstadt, Kassel und Marburg in einer Stellungnahme.
In dem Entwurf des Koalitionsvertrags heißt es unter anderem: «Wir werden festschreiben, dass in der öffentlichen Verwaltung sowie weiteren staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen (wie Schulen, Universitäten, Rundfunk) auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird und eine Orientierung am Rat für deutsche Rechtschreibung erfolgt.»
Aus Sicht der Institute wäre jedoch ein Verbot des Genderns mit Sonderzeichen durch den Entscheidungsstand des Rechtschreibrats nicht gedeckt. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte Genderzeichen im Juli weiterhin nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie eingestuft. In einer neuen Ergänzung zum Thema Sonderzeichen führt der Rat allerdings das Gendern im Wortinneren – Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen – auf. «Die Entwicklung ist nicht abgeschlossen», so erklärte der Ratsvorsitzende Josef Lange (News4teachers berichtete).
Die Institute stellen nun fest: Die Sprachgemeinschaft müsse «nach Möglichkeiten einer adäquaten Kennzeichnung aller Geschlechteridentitäten im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch suchen». Die in dem Entwurf zum Koalitionsvertrag genannten Universitäten, Schulen sowie der Rundfunk seien Orte, an denen verantwortungsbewusst mit dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe umgegangen werde. Im Hochschulalltag etwa seien die verschiedenen Formen des Genderns nicht mehr wegzudenken.
Ein Verbot des Genderns mit Sonderzeichen würde zudem nicht zuletzt an den Schulen «ein falsches Sprachbild bestärken», bei dem ein freier und selbstverantwortlicher Sprachgebrauch durch Gebote und Verbote ersetzt würde. «Dass gesellschaftliche Anforderungen an einen angemessenen Sprachgebrauch von der Sprachgemeinschaft ausgehandelt und nicht durch institutionelle Eingriffe oder Verordnungen geregelt werden, gehört zu den Errungenschaften einer Demokratie», so die Institute.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte – unmittelbar nach Veröffentlichung der jüngsten Pisa-Studie – ein Gender-Verbot für Schulen und Verwaltungen angekündigt (News4teachers berichtete auch darüber). News4teachers / mit Material der dpa
Mitglied des Rechtschreibrats sagt: „Gendern sollte nicht als Fehler gewertet werden“
Bin mal gespannt, ob dieses Verbot wirklich kommt und wer sich am Ende mit dem Blödsinn rumschlagen darf.
Wäre interessant zu erfahren, ob sich die Institute sich auch dafür stark machen, dass niemand Punktabzug oder Abwertung droht, wenn er Wörter nicht gendert. Also z.B. “Kriegsverbrecher” schreibt, statt “Kriegsverbrecher*innen” oder “Bauernverband”, statt Bauysverband oder “Steuerhinterzieher”, statt SteuerInnenhinterzieher etc. .
Ne andere Platte wäre schön. Finden Sie doch gerne mal neue Nischenprobleme, die auch nur wieder nichts Relevantes zur Debatte beitragen.
Diese Zeitverschwendung haben die Genderer angezettelt, nicht die, die den Mist jetzt ausbaden müssen.
Aber schöne Ursachenumkehr!
Blubb.
Seien Sie doch gern gegen jegliche Veränderung. Sie werden sich aber noch wundern.
Verteter des Rechtschreibrates machen sich jedenfalls dafür stark, dass das Gendern mit Sonderzeichen an Schulen nicht durch Punkt- oder Notenabzug bestraft wird. News4teachers hat darüber berichtet.
Wenn man den freien Sprachgebrauch nicht durch Verbote und Gebote einschränken möchte, sollte das m.M. aber auch für alle Bildungseinrichtungen gelten. Warum sollte da ein Unterschied gemacht werden? Macht m.M. wenig Sinn, wenn wie in Schleswig Holstein an Schulen das Gendern als Fehler gewertet werden soll, an der Hochschule aber dann genau das Gegenteil passiert.
https://www.nordschleswiger.dk/de/suedschleswig/karin-prien-verbietet-gender-sternchen-schulen
Nicht alles, was angeirdnet wird, ist es wert umgesetzt zu werden.
Ich handhabe das bei meinen Schüler*innen nach dem Prinzip “Wo keine Klägerin da keine Richterin”;-)
Kann ich mir gut vorstellen. Ich hatte zu meiner Gymnasialzeit auch einige Lehrkräfte, die glaubten die alleinige Deutungshoheit zu besitzen und nur Lösungen gelten lassen wollten, die exakt deren Meinung und den von ihnen vorgegeben Musterlösungen entsprachen. Mir waren aber die Lehrkräfte lieber, die tolerant und kritikfähig waren und auch von ihrer persönlichen Vorliebe abweichende Lösungen voll bepunktet haben, wenn sie nachvollziehbar und schlüssig begründet waren.
Sie widersprechen sich.
Das kann durchaus sein. Ich halte mich ja weder für unfehlbar noch meine Meinung für das Maß aller Dinge. Ich erwarte auch nicht, dass jeder Meinung zu teilen hat.
Aber es fühlt sich schon besser an, anderen die Sprache verordnen zu können 😉
An Hochschulen geht es in erster Linie nicht um das Gendern mit Sonderzeichen, wofür im Einzelfall Punkte abgezogen wurden, sondern um Formen des Genderns, die klarer zwischen Männern und Frauen unterscheiden als es das generische Maskulinum tut.
Und es gibt in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften durchaus Kontexte, in denen die Verwendung des generische Maskuliums zu unpräzise ist und deshalb Punkte abgezogen werden dürfen.
Welcher Kontext zum Beispiel?
Gestern haben in Bayern zwei Ärzte in einer katholischen Kirche geheiratet.
Zum Beispiel in diesem Kontext ist das generische Maskulinum unangemessen.
Brilliant!
Wieso? Aus dem Kontext (katholische Kirche) geht doch hervor, dass es sich um einen Mann und eine Frau handeln MUSS. Also ist es doch vollkommen korrekt.
Die Worte “in einer katholische Kirche” habe ich netterweise als Clue hinzugefügt. Ohne diesen Hinweis hätten mit dem generischen Maskulinum wesentliche Informationen gefehlt.
Und es hätte sich natürlich auch um einen rebellischen katholischen Geistlichen handeln können, der die Trauung vorgenommen hat. Aus dem generischen Maskulinum konnten Sie das nicht entnehmen.
? Ich hatte aber beim ersten Lesen tatsächlich vermutet, dass es sich um eine progressive Gemeinde handelt.
Warum mussten Sie vermuten? Konnten Sie es nicht herauslesen?
Sagt ein Mauerer zum anderen: “magst du ein Bier”. Antwortet der andere Mauerer: “Nein, ich bin schwanger”.
Im Fall einer Einzelperson ist ” Mauerer” tatsächlich falsch.
*Maurermann
Ja, da es “Maurer” heißt und nicht “Mauerer”. Wäre aber auch im Plural falsch.
Sagen Sie einer Grundschulklasse, einen Maurer zu zeichnen.
Sollte am Ende etwa zur Hälfte weiblich sein, hm?
@Walter Hasenbrot
Je mehr ich über Ihr Beispiel nachdenke, desto weniger verstehe ich es: Wenn zwei Menschen heiraten, wen interessiert dann der Beruf oder das Geschlecht? Die, die es betrifft (plus Familie, Freunde, Kollegen …) wissen eh Bescheid. Interessant ist es also m.M.n.nur für die Skandalpresse, die katholische Kirche, Homophobe und evtl. die Statistiker). Apropos Statistik: ich schätze 90% der Eheschließungen in D sind gemischtgeschlechtlich, also ist es doch einfacher, die Fälle, bei denen es nicht so ist und wo es aus irgendeinem Grund von Interesse/Wichtigkeit ist, dieses dann durch Kontext oder genaueres Benennen des Geschlechts zu verdeutlichen.
Ich habe auch noch ein paar Beispiele für generisches Maskulinum ohne Kontext:
Wenn Sie in diesen Fällen immer nur an männliche Personen denken, dann stimmt m.M.n. mit Ihrem Weltbild etwas nicht.
Interessanterweise seh ich bei KIK, Aldi, ernsting’s und überall rosa und blaue Kinderklamotten. ROSA für die Mädchen, damit alle sehen das es ein Mädchen ist und Jungs, für die Jungs BLAU damit alle sehen, das es ein Junge ist. Es ist irgendwie.. gegenläufig zum Gendertrend.
An einigen geht dieser komplett vorbei, weil die sich in einer anderen Bubble befinden, wo das Thema kein Thema ist.
Funfact: Bis in die 1940er war Rosa die Farbe des männlichen Geschlechts.
https://www.geo.de/wissen/19876-rtkl-geschlechterklischees-warum-die-farbe-rosa-einst-maennersache-war
Wenn man jünger ist und nicht Jahrzehnte lang mit dem generischen Maskulinum sozialisiert wurde auch?
Ich gebe zu, dass ich nicht immer darüber stolpere, bei “Lehrer” und “Schüler” aber schon.
Das alles hat aber mitnichten irgendeinem vermeintlich komischen Weltbild, sondern mit der Sozialisierung zu tun.
Vielleicht hat es aber auch etwas mit Ost- oder Westsozialisierung zu tun und nicht nur mit dem Alter? Vielleicht aber auch mit dem Selbstbewusstsein? (Ich weiß, dass ich eine Frau bin, aber für meinen Beruf als “Lehrer” spielte das meist keine Rolle und wenn es doch mal darauf ankommt, bin ich “Lehrerin”. Ich gehe auch zum “Arzt”, weil es mir egal ist, ob m/w/d, mich interessiert nur, ob es ein guter Arzt ist.) Ich habe schon als Kind gelernt: Es gibt nur 2 Sorten vom homo sapiens: Menschen und A…l…( unabhängig von Geschlecht, Bildungsgrad, Ethnie, Religion …) . Und damit bin ich bisher ü60 Jahre gut gefahren und deshalb reicht m.M.n. das generische Maskulinum.
Ach so, dann darf ich also nicht erwarten, dass man Frauen mit der für sie passenden Bezeichnung benennt? Dann bin ich also nicht selbst bewusst genug?
Ich sehe das komplett anders. Frauen und andere sind sogar heute noch in unserem recht progressiven Land teilweise unsichtbar. Jung und attraktiv – kein Ding, ansonsten dominieren nach wie vor Männer das “Geschäft”. Und das hat auch etwas mit Sprache zu tun. Sprache verändert die Sicht auf etwas. Nehmen sie nur die Rhetorik des Dritten Reiches. Hier war es zum Nachteil der betroffenen Menschen.
P.S.: Man fragt sich schon, warum es das Wort “Lehrerin” dann überhaupt gibt? Welche Blödies haben sich das bloß ausgedacht?
Im direkten Kontakt ist es m.M.n. schon richtig und ein Gebot der Höflichkeit, Personen richtig anzusprechen. Wenn es aber um mehr oder weniger abstrakte Gruppen (Berufe o. ä.) geht, wo das Geschlecht keine Rolle spielt, reicht der Einfachheit halber und für besseres Lese- und Hörverständnis das generische Maskulinum. Es sei denn, das Geschlecht spielt eine Rolle (z. B. die biologischen Unterschiede) für den Kontext. Beispiele : Bäckerinnen dürfen während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht in Nachtschichten eingesetzt werden.
… obwohl eigentlich auch bei diesem Beispiel “Bäcker” genügen würde, da ja nur weibliche Bäcker schwanger werden und stillen können. Aber in diesem Beispiel würde das g.M. tatsächlich komisch klingen. 🙂
Zum Beispiel die katholische Kirche interessiert das Geschlecht. Es handelt sich also sogar um ein kulturpolitsches Thema und wäre somit von allgemeinem Interesse. Wenn in Bayern zwei Männer katholisch heiraten würden, würde das in jeder Zeitung stehen.
Mir scheint, dass Sie das Beispiel aus ideologischen Gründen nicht verstehen wollen.
In diesem Falle macht es dann auch Sinn. Aber warum muss überall gegendert werden, wo das Geschlecht nicht relevant ist? Z. B. bei Berufsbezeichnungen. Was unterscheidet den Beruf Bäcker vom Beruf Bäckerin oder vom Bäck* ?
Wenn das Geschlecht bei Berufsbezeichnungen irrelevant wäre, wieso erhalten Männer dann im Durchschnitt mehr Geld für dieselbe Arbeit ?
Was ist so schwieig an der Bezeichnung Bäckerin ?
Warum diese unnötige Abwehr vor Präzision ?
Die gerechte Bezahlung erreicht man aber nicht durch gendern.
Reduzierte Anwendung von Sprache, die eine Sichtbarmachung von Frauen anprangert, fördert also eher eine gerechte Bezahlung?
…
Das ist eher ein Witz/Wortspiel als ein echter Kontext.
Haben Sie auch einen echten, real auftretenden Kontext? Ich meine einen wirklichen, keinen künstlichen wie die Kontexte, in die Abituraufgaben künstlich reingequetscht werden (müssen).
Wir haben einen grundsätzlichen Punkt: Wissenschaftliche Studien müssen präzise sein – da spielt es schon eine Rolle, wer exakt gemeint ist. Pisa zum Beispiel offenbart durchaus Geschlechterunterschiede bei den Leistungen von Jungen und Mädchen, zum Teil deutliche. “Schüler” allein drückt das nicht aus.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Unsinniges Beispiel. Wenn man Geschlechtern vergleicht, muss man natürlich die nichtgenerischen Pluralformen nehmen:
“Schüler:innen sind besser in Mathe als Schüler:innen” ergibt da keinen Sinn. Wie einmal mehr beim Gendern.
Wenn in einem Text, der gendert, wenn alle Geschlechter gemeint sind, von “Schülern” die Rede ist, weiß ich, dass Jungen gemeint sind – im anderen Fall eben nicht.
Gutes Beispiel also.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ich weiß da eine sehr einfache Lösung: Nur dann auf das Geschlecht eingehen, wenn es einen Mehrwert bietet.
Und wie weiß ich, dass es keinen Mehrwert bietet, wenn mir die Information vorenthalten wird? Herzliche Grüße Die Redaktion
Demzufolge müsste man IMMER genau aufschlüsseln, wieviele Personen der betreffenden Gruppe (z. B. Schüler) männlich, weiblich oder divers sind, um einen ECHTEN Mehrwert zu schaffen. Ansonsten bin ich nach wie vor der Meinung, dass das generische maskulinum ALLE abbbildet. Mehrwert entsteht in meinen Augen beim Gendern nur, wenn man explizit das Geschlecht betonen möchte (aus welchem Grund auch immer).
Diese Aufschlüsselung würde nicht passieren, weil dann deutlich werden würde, wie wenige diverse es tatsächlich gibt, im jugendlichen Alter sowieso.
Offenbar gibt es auch Meinungen von Menschen, die sich eben nicht abgebildet fühlen in dieser allein männlich definierten Subsummierung.
Ich habe auch nie verstanden, warum es Frauen gibt, die scheinbar selbstverständlich ihren Nachnamen zugunsten des anderen aufgeben.
Schön, dass dieser “Verrat an der eigenen Identität” inzwischen weitere Möglichkeiten zulässt.
Wenn es “ein Verrat an der eigenen Identität” ist, warum gründet man dann eine Familie? Für mich bedeutet Familiengründung eine neue “Familienidentität”. Darüber für welchen Namen man sich entscheidet, muss man sich natürlich absprechen. Wenn das aber schon ein Problem zweier Individualisten ist, sollten sie m.M.n. nicht heiraten und besser auch keine Kinder bekommen.. Ich verstehe z. B. nicht, wenn in einer Familie Eltern und Kinder unterschiedliche Namen haben (bei Patchwork-Familien sieht das natürlich anders aus).
Seriöse und neutrale Veröffentlichungen wissen, wann es einen Mehrwert gibt und wann nicht. Ebenso können die Leser und die in seriösen wissenschaftlichen Veröffentlichungen genannten Forscher das generische Maskulin in den allermeisten Fällen ohne psychische Schäden so einordnen, wie es gemeint ist. Das würde bei einem generischen Feminin auch so gelten.
Die Nennung von Schülern und Schülerinnen wäre auch schon eine Form des Genderns.
… nur geht das der Genderlobby nicht ansatzweise weit genug. Gegen Ihren Vorschlag haben die meisten Kritiker des Genderns auch nichts einzuwenden.
Z. B. ein Team von fünf Informatikerinnen, das durch einen Mann bereits zu “Informatikern” wird. Wie ein Öltröpfchen, das tausend Liter Wasser verändert.
Aber wenn es nur ein einziger Mann wäre würden sich garantiert alle einig werden, weiterhin “Informatikerinnen” zu schreiben 😉
Das Wort Erzieherinnen wäre realistischer angesichts des sehr kleinen Männeranteils dort und des ähnlich geringen Frauenanteils unter den Informatikern.
Ob man es in Ordnung findet oder nicht, dass es selbst dann Punktabzug geben kann, wenn man im Vorwort oder durch Fußnoten angibt, dass beim generischen Maskulinum im Plural jeweils alle Geschlechter gemeint sind, ist vermutlich Ansichtssache. Ich halte weder von Genderverboten noch von Gendergeboten etwas. Wer sich auf den freien und selbstverantwortlichen Gebrauch der Sprache beruft, sollte m.M. auch beides ablehnen. Meiner Meinung nach sollte weder der Begriff “Mieter” beanstandet werden noch “Mieter*innen” oder “Mietys”. Bei SteuerInnenzahler würde es mich aber nicht wundern, wenn es als Fehler gewertet würde.
Das kann trotzdem zu unpräzise sein. Es gibt Kontexte, in denen klar gesagt werden muss, ob eine Gruppe mehrheitlich oder ausschließlich aus Männenr oder Frauen besteht.
Das kann zum Beispiel in der Kriminalitätsforschung relevant sein. Gewaltverbrechen werden zum Beispiel zum allergrößten Teil von Männern begangen. Opfer von Sexualdelikten sind in der Mehrheit Frauen.
Das generische Maskulinum wäre in beiden Fällen zu unpräzise.
Mörder und Terroristen werden in der Regel nicht gegendert. Inkonsequent, ich weiß.
Das generische Maskulinum ist eine hochpräzise Sprachkonstruktion.
Im Plural ist die standardmäßige Interpretation generisch, im Singular spezifisch. Für abweichenden Interpretationen benötigt es einen darauf hinreichend deutenden Kontext bzw. zusätzliche Markierungen (“alle männlichen (!) Schüler”). Aus genau diesem Umstand bezieht das generische Maskulinum seine hohes Maß an Eindeutigkeit.
Ich sehe gerade, dass Sie, mehr oder weniger, das Gleiche geschrieben haben, wie ich. Sorry. 🙂
Besteht eine Gruppe ausschließlich aus Männern, benutzt man das generische maskulinum mit dem Zusatz männlich, wenn man das Geschlecht ausdrücklich betonen möchte (“männliche Lehrer”) , bei ausschließlich Frauen, die weibliche Form (“Lehrerinnen”), wenn man das Geschlecht betonen möchte. Bei gemischten Gruppen, das generische Maskulinum, welche alle umfasst (“Lehrer”), wenn das Geschlecht keine Rolle spielt. Ansonsten müsste man m.M. n.den Anteil m/w/d konkret im Verhältnis aufschlüsseln, wenn das Geschlecht im Kontext wichtig ist. Allerdings fällt mir dazu kein Beispiel ein, höchstens in Statistiken oder wissenschaftlichen Abhandlungen.
Warum also das Lesen und Verstehen unnötig mit Sonderzeichen und Sonderlauten verkomplizieren?
Die gibt es, seit es die deutsche Sprache gibt und wurden auch immer angemessen ausformuliert. Dafür brauchte man nie eine unlesbare Kunstsprache.
“Genau das Gegenteil” leistet hier aber einiges an Arbeit 😀
Bevormundung durch Genderverbote sind ja nicht ganz das Gleiche wie Freiheit, sich individuell ausdrücken zu KÖNNEN. Aber durch Fieberträume wie Genderpflicht etc. wurde das Andere wieder zur Bedrohung stigmatisiert und letzlich in wahrer Blockwartmanier weit übertroffen
Das übersehe ich beim Korrigieren konsequent.
Entscheidend ist aber, was der Rechtschreibrat als ganzer sagt. Abweichende Einzelmeinungen hat es auch schon beim Bundesverfassungsgericht gegeben. Die gelten dann aber eben nicht. Wie wäre es in diesem Fall mit einem Volksentscheid? In der Demokratie entscheidet die Mehrheit.
Soweit ich weiß, werden Schüler:innen nirgends Punkte fürs Nichtgendern abgezogen. Das ist ein rechtskonservatives Märchen, das Sie da zu verbreiten helfen.
Die einzigen, die ständig von „Verbot“ reden, sind Söder, Teile der Union und die AfD. Auf der Genderbefürworterseite redet niemand von Nicht-Gender-Verboten, oder?
Anderen Usern Dinge zu unterstellen, die sie nie geschrieben haben, ist m.E. bei Rechten aber auch bei Linken eine verbreitete Unsitte. Welche Parteianhänger die größte Intoleranz gegenüber anderen Meinungen zeigen, wurde auch schon erforscht. Ich selber halte davon gar nichts. Was der Begriff “niemand” bedeutet, lässt sich im Zweifel übrigens in Duden oder Lexion finden. Ich selber halte weder von Genderverboten noch von Gendergeboten etwas. Und wer sich auf freien und selbstverantwortlichen Sprachgebrauch betrifft, sollte das auch tun.
Es gibt mehrere Fallbeispiele von Hochschulen.
Von herkömmlichen Schulen wäre mir dagegen tatsächlich nichts bekannt. Aber das ist natürlich schwierig auszuschließen, weil Punktabzüge in Klausuren von Schülern in der Regel kein Thema in regionaler geschweige denn überregionaler Presse sind.
Die da wären?
Ist eigentlich überhaupt nicht schwer Meldungen über konkrete Fälle zu finden, soweit man das auch wirklich will.
Die FAZ hat in einem Artikel 15 Fälle an Hochschulen im deutschsprachigen Raum zusammengetragen. Darunter “Leipzig, Dresden, Tübingen, München, Aachen, Saarbrücken, Bremen und mehrfach […] Berlin, außerdem an mehreren österreichischen und schweizerischen Hochschulen”.
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/gender-pflicht-an-deutschen-hochschulen-wacklige-rechtsgrundlage-17805594.html
Gerne vollständig zitieren: “Meistens geht die Initiative von einzelnen Dozenten aus – auf wackliger Rechtsgrundlage. In den vor die Hochschulleitungen getragenen Fällen wurden sie meistens zurückgepfiffen”. Heißt: Es gibt praktisch keine strittigen Fälle. Herzliche Grüße Die Redaktion
Die Frage ist nur, wie viele Studenten die Zeit, Nerven und ggf. das Geld haben, um sich gegen so eine (mögliche) Falschbehandlung zu wehren. Was passiert, wenn die Hochschulleitung das so sieht wie die Dozenten?
Dann ruft der/die Student*in Herrn Söder an (Scherz). Herzliche Grüße Die Redaktion
Und ohne Scherz? Für die Studenten hängt es ja eine Menge dran.
Aus “meistens zurückgepfiffen” machen Sie “praktisch keine strittigen Fälle“? Nun ist “meistens” nicht “immer” und auch Fälle einer Korrektur, in welcher eine Hochschulleitung eingreifen muss, würde ich durchaus als “strittig” bezeichnen.
Letztlich handelt es sich auch nur um die Fälle, welche medial hochgekocht sind und damit mutmaßlich ohnehin ein Bruchteil der tatsächlichen Vorkommnisse.
Da sich herumgesprochen haben sollte, dass das Vorgehen rechtlich grundsätzlich auf wackeligen Beinen steht, dürfte diese Situationen so offen wie sie bisher gespielt wurden natürlich verschwinden.
Dann nennen Sie doch einen aktuellen strittigen Fall, der Anlass zum Handeln gebot – wir kennen keinen, sind aber gespannt. Herzliche Grüße Die Redaktion
Ich wünschte mir mal eine konkretes Beispiel. Die Universität, an der das stattfinden soll, den Prof. der oder die das macht und die Studenten, der bei der aktuellen Rechtslage nicht dagegen klagt, obwohl sie im Recht sind. Mir ist kein Gerichtsprozess bekannt, aber Sie können damit bestimmt aufwarten. Ansonsten unterlassen Sie endlich diese Thesen, da sie nicht haltbar sind. Meinen Schüler*innen schlage ich eine solche schlechte Argumentationsstruktur um die Ohren.
Ich bin der Meinung, dass Lehrkräfte nicht unbedingt die alten Klischees “vormittags recht und nachmittags frei” bestätigen sollten. Wen jemand glaubt, dass etwas nicht existiert, nur weil einem selber nichts bekannt ist, lässt schon einige Rückschlüsse zu. Ist ja eigentlich gar nicht schwer konkrete Fälle zu finden und Beispiele habe ich weiter oben ja eh schon verlinkt.
Wenn es unbedingt was juristisches sein soll, dann halt mal hier nachlesen:
https://www.uni-kassel.de/uni/files/Aktuelles/2021/12/Gutachten_Sachs_mit_erga%CC%88nzendem_Hinweis_PDF.pdf
Ihren letzten Satz zu kommentieren wäre der Mühe m.M. nicht wert.
Ein solches Sprachgebot stand und steht halt nicht im Raum. Es wäre ja irre, Sprachpolizei spielen zu wollen.
Die Union dagegen will es sich wohl nicht nehmen lassen, andere im wahrsten Sinne zu bevormunden…
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
(aus: Der Panther, Rilke)
Setzt sich jemand gegen das Gendern ein, heißt, ob wir keine anderen Probleme haben. Warum gilt das dann aber nicht umgekehrt? Setzt sich jemand für das Gendern ein, könnten wir doch sagen, ob wir keine anderen Probleme haben?!?
Welche Politiker*innen vom Rang Söders oder Reins setzt sich denn so für das Gendern ein?
Nein, weil Gendern die Welt rettet. Durch Bilder im Kopf. *)
Und es lenkt ab.
Genau! Und ich stelle mir immer nur Männer vor, wenn so Bezeichnungen wie “die Lehrer”, “die Erzieher”, “die Politiker” verwendet werden. Insbesondere die Bezeichnung “die Lehrer” macht mir ordentlich zu schaffen, weil ich manchmal denke, dass bestimmte Dinge doch auch für mich gelten, laut Aussagen anderer dann aber doch nicht. Vieles gilt nur für männliche Lehrkräfte.
Dann hätten Sie in der DDR den “Lehrertag” verpasst und auch nie das “Haus der Lehrer” in Berlin besucht.
Da leisten die Gleichberechtigungsbeauftragte volle Arbeit, würde ich sagen. Als Germanist (Geschlecht tut hier nichts zur Sache) sehe es genauso wie der Rechtschreibrat:
„Sonderzeichen innerhalb von Wörtern beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit sowie die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten.“
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rechtschreibrat-weiter-gegen-genderstern-als-regulaeres-zeichen-19389609.html
Und das sehe nicht nur ich so, sondern auch viele andere vom Fach: https://www.linguistik-vs-gendern.de/
Dann nutzen wir halt das Entgendern nach Hermes Phettberg.
Wir hängen einfach ein y an den Wortstamm. Die Lehrys, das Lehry. Das ist leicht verständlich, gut vorlesbar, eindeutig und grammatikalisch problemlos.
Problem gelöst. Bitte das nächste Problem.
Gendern nach Phettberg wäre eh die Lösung. Macht Texte wieder einfacher.
Die Unterschriftenliste ist ja ein wenig peinlich. Unter den angeblichen Wissenschaftlern sind auch verrentete Software- Ingenieure und Englisch-Lehrys.
Keine Altersdiskriminierung, bitte.
Das ist doch ziemlich ausgrenzend…
Soweit ich sehe, gibt es unter http://www.linguistik-vs-gendern.de zwei Listen: eine mit mehr als 1000 Sprachwissenschfatlern, Linguisten, Philologen, Lehrern und eine mit Menschen anderer Profession und Ausbildung. Unter Umständen würde ich aber Software-Entwicklern mehr Kompetenz in Sachen Sprache zutrauen als Soziologen.
Ich verstehe immer nicht, wieso an den Unis Gendern an vielen Stellen recht populär ist, schon allein weil es so hässlich ist, haben die Menschen ähnlich wie bei der Architektur den Sinn für Schönheit irgendwie verloren? Hmm, vielleicht passt es auch in unsere Zeit, da es einem Computer-Code ähnelt….Das Argument, dass alle repräsentiert werden sollen, finde ich nur für Frauen gültig…andere Geschlechtsidentitäten z.B. durch einen Doppelpunkt und eine Sprechpause zu repräsentieren ist irgendwie gar nicht elegant und recht skurril….Außerdem kann man ein gigantisches, über Jahrtausende gewachsenes Kulturgut wie eine natürliche Sprache doch nicht wegen 0,1-1% der Bevölkerung verändern…das ist unverhältnismäßig, zumal viele Transpersonen so etwas gar nicht wollen, würde ich vermuten…Ein natürlicher Sprachwandel passiert eher unbewusst und nicht politisch gesteuert, wie es hier der Fall ist….also ein Verbot von politischer Grammatik finde ich schon sinnvoll, zumindest wenn der Steuerzahler das finanziert…wenn es ein privates Unternehmen ist, sieht das ja anders aus….privat können ja auch alle nutzen was sie wollen,
sie können auch Fantasie oder Kunstsprachen sprechen….aber wenn es der öffentliche Dienst ist, finde ich schon, dass die Politik das so entscheiden kann und vielen an der Uni würde etwas weniger Ideologie und etwas mehr Wissenschaft auch gut tun, was ist nur aus meiner geliebten Philologie geworden …naja, gibt ja bestimmt auch noch viele gute Leute an der Uni…und die die gendern, sind ja hoffentlich auch ansonsten noch gut dabei, hoffe ich…
“Schönheit liegt im Auge der Betrachtenden” fällt mir dazu nur ein. Dass *** hässlich sind, kann ich gar nicht finden. Wie gesagt …
“Das Argument, dass alle repräsentiert werden sollen, finde ich nur für Frauen gültig…”
Ich kann Ihnen als Frau versichern, dass noch nicht einmal das so ist.
Verbot ist nicht zielführend. Wer sich zutraut, fehlerfrei zu gendern, soll das gerne tun. Wenn man die Schüler warnt, dass jedes Wort zu viel einen Fehler beinhalten könnte, lassen sie es meistens im Interesse ihrer Note. Kein Schüler tut mehr als er muss.
“Freier und selbstverantwortlicher Sprachgebrauch in den Schulen”
Wie frei sollen wir denn sein bei Deklination und Konjugation, bei der Wahl des casus, beim “Denglisch” usw.? Ich wusste gar nicht, dass ich so frei bin und dass ausgerechnet die Germanisten das so sagen.
Und wer ist die “Sprachgemeinschaft”, die das “aushandelt”? Sind das vielleicht die üblichen: Parteien, Verbände, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Kirchen usw.? Oder Journalisten mit internen Vereinbarungen? Oder sind wir alle Teil dieser Sprachgemeinschaft, und am Ende stimmt das Volk ab in einer Urabstimmung?
Was für ein gewaltiges Glück, dass wir auf unserer Welt keine anderen Probleme haben!
Hätten wir die nämlich, müsste man Themen wie dieses (mit Verlaub) dämliche Gendern nicht so gewaltig forcieren – und würde sich vielleicht eher mit den wirklich wichtigen Sorgen im Land und in der Welt befassen.
Aber wir haben ja keine.
Prima.
Also gesegnete Weihnachten und ein frohes Fest.
Frohes Fest – auch jenen die unter Brücken feiern müssen und auf immer weniger Bänken, weg vom Erdboden, schlafen dürfen, weil irgendwelche Verwaltungs-Schlauberger immer häufiger Armlehnen (Fachbegriff: Liege-Verhinderungs-Bügel) einbauen lassen.
Hat einer von den fleißigen Gender-Debattierern schon einmal einen „Berber“ (männlich und weiblich in einem Wort) gefragt, was er oder sie davon hält?
Besonders bei jugendlichen Obdachlosen in den großen Städten, wo immer öfter Metallspitzen oder Zäune mit „Taubenabwehrstacheln“ obendrauf verhindern sollen, dass sich jemand über den wärmenden U-Bahn-Abluft Gittern aufwärmen kann? Oder an einer Kirche (St. Apollinaris, Düsseldorf – wirklich wahr – ein Beweis echter Nächstenliebe) ein teures Design-Stahl-Gitter vor einem geschützten Seiteneingang eingebaut wurde, damit sich dort ein einziger Obdachloser hin und wieder nicht mehr im Trockenen aufhalten kann?
Die Debatte um das Pro und Contra des Genderns ist einfach wichtiger.
Na ja, wie schon gesagt:
Frohes Fest!
Worterklärung, falls jemand mit dem Begriff „Berber“ nichts anfangen kann:
Penner – Berber – Nicht-Sesshafte: So werden Menschen genannt, die keinen festen Wohnsitz haben, die ohne Obdach sind. Der Begriff Berber wird von den Obdachlosen für sich selbst verwendet, auch weil andere Begriffe diskriminierend sind.
Und die Berber, also das Volk, findet das nicht kulturell aneignend?
Bezweifel ich, da es ein Begriff von außen ist und – soweit ich weiss – mit Barbar gemeinsame Wurzeln hat. Was nur zeigt, dass die Herkunft eines Wortes zwar interessant ist, aber zum momentanen Verständnis wenig beiträgt. Neben Lautverschiebung existiert halt durchaus eine Bedeutungsverschiebung. Darum lasst uns neue Worte erfinden: zufällgie Scrabblesteinkonstellationen bieten sich als erblastfrei an. Ich schlage “Grümmelfing” vor.
Als gäbe es keine anderen Probleme. Als würde das die Lesekompetenz und die PISA Ergebnisse noch retten. Ich lasse mir Gendern nicht verbieten und werde es auch anderen nicht verbieten. Ich werde es anderen auch nicht vorschreiben. Aber ich werde sicherlich immer schön nachfragen, falls mir das Geschlecht von Bedeutung scheint. Ich fasse das langsam alles nicht mehr. Klimakrise, Kriege usw. und die Politik kümmert sich ums Gendern, ja neee, is klar, das wird die Welt retten.