ASD-Vorsitzender Winkler: Zehn Themen, die Schulleitungen aktuell im Blick haben müssen

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BERLIN. Schulleitungen stehen bereits jetzt vor einer Vielzahl an komplexen Herausforderungen – und zwar täglich. Diese vielfältigen Herausforderungen erfordern ein breites Spektrum an Fähigkeiten sowie eine kontinuierliche Anpassungsfähigkeit. Kurz: Um den Schulalltag zu bestreiten, müssen sich Schulleitungen stetig fort- und weiterbilden. Dazu ist es wichtig, sich zunächst mit der eigenen Professionalität zu beschäftigen und eventuelle blinde Flecken zu identifizieren. Nur so können Sie allen Aufgaben gerecht werden und ihre Schule erfolgreich führen – meint unser Gastautor Sven Winkler. Er muss es wissen: Winkler ist selbst Schulleiter (der Oberschule Osternburg in Oldenburg) und Vorsitzender des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland ASD.

Schulleitungen müssen viel im Blick behalten, damit sie ihre Schule gut managen können. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Teil eins: „Aktuelle Veränderungen – neue Herausforderungen“

Schule unterliegt einem permanenten Prozess der Anpassung auf gesellschaftliche, pädagogische und methodische sowie fachliche Veränderungen. Damit stehen Schulleitungen und schulische Führungskräfte im Allgemeinen vor der Herausforderung, auf diese Veränderungen flexibel und effizient zu reagieren. Sie müssen die bevorstehenden Anforderungen antizipieren können und die Bedarfe für sich selbst sowie ihre Schule mit allen Beteiligten, wie Lehrern, Mitarbeitern sowie Eltern und Schülern, planen und umsetzen können. Die folgenden Punkte stellen eine Auswahl der drängendsten Veränderungen dar, sind von aktuell besonderer Bedeutung und erfordern gezielte Maßnahmen und Fortbildungen.

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Foto: Wolters Kluwer

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Die Digitalisierung des Unterrichts stellt Schulleitungen vor vielfältige Herausforderungen. Die Einführung und Pflege digitaler Lernplattformen ist ein zentraler Bestandteil, um zeitgemäßen Unterricht zu gewährleisten. Dazu gehört auch die Sicherstellung, dass sowohl Schüler als auch Lehrer mit der notwendigen technischen Ausstattung versorgt sind. Dies bedeutet, dass Schulen über geeignete Hardware verfügen und gleichzeitig sicherstellen müssen, dass Internetverbindungen stabil und schnell genug sind, um digitale Inhalte ohne Unterbrechungen zu nutzen. Auch die Schulung des Kollegiums in Bezug auf digitale Unterrichtsmethodik ist von enormer Bedeutung. Lehrer müssen nicht nur die technischen Aspekte der digitalen Plattformen beherrschen, sondern auch neue didaktische Konzepte entwickeln, die einen digitalen Unterricht bereichern. Um generell Möglichkeiten auszuloten und grundlegende Kenntnisse in dieser Hinsicht zu erlangen, aber auch um zukunftssichere Entscheidungen treffen zu können, müssen Schulleitungen die nötigen Kompetenzen aufbauen und die Bildungstechnologien effektiv in die eigene Schule zu integrieren.

Inklusion und Diversität sind fundamentale Aspekte eines modernen und zeitgemäßen Bildungsauftrags. Die Implementierung inklusiver Unterrichtskonzepte erfordert die ganzheitliche Betrachtung und Anpassung von Unterricht in fachlicher, didaktischer und methodischer Hinsicht. Erst dann können alle Schüler, unabhängig von ihren individuellen Bedürfnissen, die bestmögliche Bildung erreichen. Diese Sichtweise umfasst nicht nur die Anpassung des Unterrichtsmaterials, sondern auch die Schaffung eines respektvollen und unterstützenden Schulklimas. Die Förderung eines respektvollen Miteinanders ist dabei ebenso wichtig wie die Zusammenarbeit mit der Fachkompetenz Sonderpädagogik. Schulleitungen müssen darauf bezogen besondere Empathie und interkulturelle Kompetenz entwickeln, um die unterschiedlichen Hintergründe und Bedürfnisse ihrer Schüler zu verstehen und angemessen darauf reagieren zu können. Fortbildungen wie interkulturelle Trainings und Seminare zu Kommunikation und Konfliktlösung können dabei helfen, diese wichtigen Sozialkompetenzen zu stärken.

Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Hygienemaßnahmen und einem Gesundheitsmanagement in Schulen deutlich gemacht. Schulleitungen sind dafür verantwortlich, Hygienekonzepte zu erstellen und umzusetzen, um die Gesundheit aller an Schule tätigen zu schützen. Dazu zählt nicht nur das Einfordern und Überwachen von regelmäßigen Reinigungsplänen in Zusammenarbeit mit den Schulträgern, sondern auch ggf. die Organisation von Informationsveranstaltungen über gesundheitliche Themen. Zudem muss Schulleitung in der Lage sein, bei Ausbrüchen von Krankheiten schnell und effektiv zu handeln. Kenntnisse im Hygienemanagement sowie im Krisen- und Notfallmanagement sind hierfür unerlässlich. Um diese Fähigkeiten zu erwerben, sind spezifische Kurse zum Hygienemanagement sowie Fortbildungen zu Krisenmanagement und Notfallplänen angebracht.

Die ständige Anpassung der Schulcurricula an neue Vorgaben stellt eine weitere Herausforderung dar. Schulleitungen müssen sicherstellen, dass Lehrer zum einen über die neuesten pädagogischen Konzepte informiert sind und diese zum anderen auch in den Unterricht integrieren werden. Dies bedeutet, dass regelmäßig Fortbildungen zu neuen Lehrplänen und pädagogischen Konzepten angeboten werden müssen. Zudem müssen Lehrer die Fähigkeit entwickeln, neue Fächer oder Themengebiete in den Unterricht zu integrieren und schuleigene Lehrpläne entsprechend anzupassen. Dies erfordert eine kontinuierliche Weiterbildung der Schulleitung, um die dazu notwendigen Kompetenzen zu erlangen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Schulleitung.

Eine weitere bedeutende Aufgabe besteht in der Integration von Flüchtlingen und Migranten in das Schulsystem, dazu ist eine hohe organisatorische Kompetenz erforderlich. Sprachförderprogramme sind ein wichtiger Bestandteil, um die sprachlichen Barrieren zu überwinden und den Schülern eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen. Darüber hinaus benötigen geflüchtete Schüler oft psychosoziale Unterstützung, um die traumatischen Erlebnisse ihrer Flucht zu verarbeiten. Schulleitungen müssen daher eng mit externen Organisationen und Eltern zusammenarbeiten und ein umfassendes Unterstützungsnetzwerk schaffen. Nach Erlangung der grundlegenden Kompetenzen scheint angezeigt, hier in Netzwerktreffen mit externen Partnern permanente Fortbildung zu betreiben, um die notwendigen organisatorischen Fähigkeiten zu entwickeln und effektive Unterstützungsstrukturen aufzubauen.

Der Fachkräftemangel stellt sicherlich eine der größten Herausforderungen für Schulleitungen dar. Strategien zum Recruitment und zur Bindung von Lehrern und Mitarbeitern sind daher von zentraler Bedeutung. Dies beinhaltet die Entwicklung von Anreizen, um Lehrer für die Schule zu gewinnen und langfristig zu binden. Gleichzeitig muss die Förderung von Quereinsteigern und die kontinuierliche Weiterbildung des gesamten Personals im Fokus stehen. Flexibilität in der Personalplanung und -entwicklung ist hierbei entscheidend, um auf Veränderungen angemessen reagieren zu können. Geeignete Fortbildungen, um die notwendigen Führungs- und Motivationsfähigkeiten zu entwickeln und das Lehrerkollegium effektiv zu führen, könnten zum Beispiel Führungskräfte-Coachings oder auch Konfliktmanagement-Seminare sein.

Die Stärkung der Selbstverwaltungsstrukturen und die finanzielle Unabhängigkeit der Schulen sind weitere wichtige Aspekte. Schulleitungen müssen in der Lage sein, Schulentwicklungspläne eigenständig zu erstellen und umzusetzen sowie die finanziellen Ressourcen der Schule effizient zu verwalten. Dies erfordert Kenntnisse in Schulrecht und Verwaltung sowie Fähigkeiten zur Budgetplanung. Hier muss unbedingt die Zusammenarbeit mit den Schulträgern, der Schulaufsicht und anderen Gremien forciert und kontinuierlich entwickelt werden. Kurse und Schulungen für Verwaltung, Recht sowie ggf. Finanzmanagement sind unerlässlich, um die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und die schulische Eigenverantwortlichkeit erfolgreich zu gestalten.

Die psychische Gesundheit von Schülern und Lehrern rückt zunehmend in den Fokus der Schulleitungen. Unterstützungsprogramme für psychische Gesundheit und Schulungen zu Stressmanagement sind dabei essenziell, um das Wohlbefinden aller Beteiligten zu fördern. Schulleitungen müssen Wissen über psychische Gesundheit und Prävention erwerben und in der Lage sein, geeignete Unterstützungsprogramme zu implementieren. Trainings zu psychischer Gesundheit und Workshops zu Stressmanagement und Resilienz sind hierbei von großem Nutzen, um die notwendigen Fähigkeiten zu entwickeln und ein unterstützendes Schulumfeld zu schaffen.

Der Klimawandel und die Notwendigkeit für Bildung für nachhaltige Entwicklung und adäquaten Handelns sind Themen, die in den Schulalltag integriert werden müssen. Nachhaltigkeitskonzepte im Unterricht sowie Umweltprojekte sind dabei zentrale Maßnahmen, um Schüler für diese wichtigen Themen zu sensibilisieren. Schulleitungen benötigen ausreichendes Wissen über Klimawandel und Nachhaltigkeit sowie Ideen zur Integration von Umweltbildung. Um die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und nachhaltige Bildung in den Schulalltag zu integrieren, geben ggf. thematisch abgegrenzte Workshops zu nachhaltiger Bildung und Projekten zum Klimaschutz wertvolle Unterstützung,

Die Förderung der MINT-Fächer ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt. Der Ausbau von MINT-Angeboten und die Zusammenarbeit mit weiterführenden Schulen und Institutionen sowie Unternehmen ist dabei entscheidend, um Schülern eine fundierte Ausbildung in diesen Bereichen zu ermöglichen und ihnen zukunftssichere Entscheidungen auch in beruflicher Hinsicht zu ermöglichen. Besonders Schulleitungen, die über nur geringe eigene MINT-Kompetenz verfügen, müssen Kenntnisse dazu und über deren Bedeutung erlangen sowie die Fähigkeit zur Förderung und Entwicklung von MINT-Projekten. Fortbildungen zu MINT-Fächern und -Projekten auch ohne eigene Fachexpertise sowie Kooperationen bieten hierbei wertvolle Unterstützung.

Neben den ausgeführten aktuellen Aufgaben werden Schulen und deren Leitungen in den nächsten Jahren mit weiteren Herausforderungen konfrontiert werden. Dazu zählen sicher die globale Vernetzung und internationale Bildungsstandards, die Veränderung von Berufsbildern und Anforderungen durch den Arbeitsmarkt, die Zunahme von Online- und Fernunterricht und damit verbunden zunehmend individualisiertes Lernen und adaptive Lerntechnologien sowie die Integration neuer Technologien in den Unterricht. Vor diesem Hintergrund wird eine besondere Herausforderung in Bezug auf eine vertiefte soziale und emotionale Bildung entstehen.

Teil zwei des Beitrags beschäftigt sich mit den grundsätzlichen Themenfeldern, bei denen sich Schulleitungen en jour halten müssen. Er erscheint in den nächsten Tagen auf News4teachers.  

„Sie stehen morgens auf – und sind plötzlich Schulleitung“: ASD-Vorsitzender Winkler über die Kunst, eine Schule zu führen

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Rüdiger Vehrenkamp
25 Tage zuvor

Wenn ich dies lese, bin ich froh, kein Schulleiter zu sein, denn die Rettung von Welt und Gesellschaft ist offensichtlich dessen Aufgabe (natürlich ohne zusätzliche Ressourcen).

Zu 1)
Okay, Digitalisierung ist auf dem Weg. Nur wer betreut die Infrastruktur an Schulen? Gibt es zusätzliches Personal? Bekommt jede Schule ihren eigenen Informatiker? Lassen Sie mich raten: Nein, irgendeine arme Lehrkraft darf sämtliche Geräte und Server selbst administrieren. Oder macht das auch die Schulleitung?

Zu 2)
Hach, ist das schön zu lesen. Wie wäre es aber mit zusätzlichem Personal, anstelle von Fortbildungen? Mit ein, zwei Fortbildungen wird man diesen Herausforderungen doch gar nicht Herr.

Zu 3)
Hygienemanagement bei Schultoiletten, die jeder Beschreibung spotten. Hier ist zuallererst der Schulträger gefragt und der will bekanntlich wenig Geld für Schulen ausgeben. Da bringt es auch nichts, wenn der Schulleiter staatlich geprüfter Desinfektor ist – erneut scheitert hier der Anspruch an der Realität.

Zu 4)
Hier kenne ich mich zu wenig aus, aber muss ein Schulleiter auch alle Fächer beherrschen, um hier den Überblick zu behalten? Schlussendlich entscheidet doch ohnehin die einzelne Lehrkraft, wie sie den Unterricht gestaltet, oder?

Zu 5)
Netzwerktreffen? Externe Parner? Woher sollen denn all die Leute kommen? Die Schulleiter schreien doch bundesweit nach Hilfe, nur es kommt keine. Mit überforderten Jugendamtsleitern habe ich selbst meine Erfahrungen gesammelt. Auch wir in der sozialen Arbeit können nicht mehr alle Anfragen abdecken, es fehlt einfach an Personal.

Zu 6)
Die Politik muss Anreize schaffen und nicht die Schulleitungen. Die sind doch mit dem Alltag in ihren Schulen beschäftigt.

Zu 7)
„Kurse und Schulungen für Verwaltung, Recht sowie ggf. Finanzmanagement sind unerlässlich, um die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und die schulische Eigenverantwortlichkeit erfolgreich zu gestalten.“ – Um dann am Ende von der Kommune doch wieder gebremst zu werden. Gelder werden gestrichen oder versanden in anderen Kanälen. Mal sehen, was das Startchancenprogramm an manchen Schulen bringen wird.

Zu 8)
Für überforderte Lehrkräfte wurde doch Yoga vorgeschlagen. Vielleicht kann sich der Schulleiter ja zum Yogatrainer fortbilden? Pilates vielleicht noch? Das dürfte sicherlich genügen.

Zu 9)
Mir würde es schon reichen, wenn Jugendliche ihren Müll in den zwei Meter entfernten Mülleimer werfen, anstatt ihn auf dem Fleck einfach fallenzulassen. Selbst das scheint nicht zu gelingen.

Zu 10)
Wieder sollen ohne zusätzliches Personal ein paar Fortbildungen alles richten.

In Summe: Liebe Schulleitungen, macht ganz viele Fortbildungen (natürlich neben eurem Alltagsgeschäft), stellt euch auf den Verzicht ein – zusätzliches Personal wird nämlich nicht geschaffen – und kreiiert euren eigenen Elfenbeinturm. Wird schon alles gutgehen. Ihr braucht nur die Expertise.

Fräulein Rottenmeier
25 Tage zuvor

Wir bekommen 0,4 Deputat für Fortbildungen, das entspricht genau einer U-Stunde in der Woche. Gehen wir davon aus, dass es sich bei einer Fortbildung um einen Eintäger handelt (also 8 Stunden), dann kommt das bei 40 Wochen auf ganze 5 Fortbildungstage….kann ich bestimmt alle Themen abdecken…..
BTW: als SL einer etwas kleineren GS (200 Kinder) haben meine Co und ich zusammen 19 SL-Entlastungsstunden. Das macht für uns beide ca. 10 Stunden. Den Rest unterrichten wir….die 10 Punkte (eigentlich sind es ja noch weitere Punkte) wuppen wir in den 19 Stunden. Natürlich schafft man das nicht, und dann wird aus den 42 Wochenstunden (also Zeitstunden) gerne mal auch 70 Stunden…..bei annähernd gleicher Bezahlung wie die Kolleginnen….
Manchmal denke ich (jetzt gerade auch), man muss schon schön bescheuert sein…..

Fräulein Rottenmeier
25 Tage zuvor

Ich fühle mich gerade erschlagen….zumal ich gerade meinen Unterricht vorbereite, der die Hälfte meines Deputats darstellt….

Hysterican
25 Tage zuvor

Liebes Fräulein Rottenmeier,
Tatsächlich musste ich beim Lesen mit großer Anteilnahme und ehrlichem Bedauern an Sie denken.

Ich drücke Ihnen alle Daumen und wünsche Ihnen Fuchur, den Glücksdrachen an Ihre Seite … bei der Auflistung werden Sie märchenhafte und wahrlich phantastischen Beistand benötigen.

Fräulein Rottenmeier
24 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

Vielen lieben Dank! So einen Fuchur habe ich mir schon immer gewünscht und Bastian Balthasar Bux habe ich immer beneidet….Atreju natürlich auch….

447
25 Tage zuvor

„Ich hab hier mal ’ne Liste!“, eröffnete Müller-Stendahl das meeting.
„Was denn für ’ne Liste?“, erwiederte Meyer-Wenighausen, während er mit gewissenhaften Griffen die Metbrötchen nach der Dicker der Zwiebelauflage sortierte.
„Na, was die Schulen, Schulleiter und so, was die machen sollen…Ferien sind bald rum, nech.“, entgegnete Müller-Stendahl routiniert…war für den Kollegen ja das erste Mal, da musste man den Rythmus der Aufmerksamkeitsökonomie noch reinkriegen…sonst ein dufte Typ, sicher.
Mit leichtem Griff stellte er die Klimaanlage etwas kälter, schon wieder eine Bullenhitze draussen!

Müller-Stendahl erkannte die Andeutung sofort und wurde verbindlich;
„Klimawandel?“
„Muss doch eh rein.“, schnappte es sofort zurück. War der Kollege für die Filzarbeit doch ungeeignet? War er ein bisschen auf „Bildung“ hängengeblieben, so ein Lehrertyp?
„Digitalisierung?“
„Schon besser!“
„Fachkräftemangel?“
„Ja, ja, aber wir brauchen…“
„Inklusion und Diversität!“, sprang Meyer-Wenighausen dazwischen, während er zielsicher zwei extrastarke Espressos für beide zog (Fairtrade-Biobohnen, klar).

Ein freundliches Lächeln erhellte den Raum…der Kollege verstand es langsam…der würde es noch weit bringen!

Mittlerweile hatte der Bihnenduft auch die Kollegin Smith (aus welcher NGO war die nochmal? Irgendwas mit Europa?) angelockt:
„Darlings, hier, frisch aus Brüssel…echte Pralinen!“

Das wichtigste war ja entschieen, nun war es höchste Zeit zum gemütlichen Teil überzugehen…
„Mensch bleiben trotz der ganzen Arbeit, das ist doch das wichtigste Ding.“, sinnierte Meyer-Wenighausen stumm. Man verstan sich!

Hysterican
25 Tage zuvor
Antwortet  447

Danke für das realistische Bonmot!
Genau so stelle ich mir so eine Sitzung auch vor.

Biene
25 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

Stattgefunden im Rahmen der KMK oder in einem anderen Elfenbeintürmchen.

Lisa
25 Tage zuvor
Antwortet  447

Herrlich 🙂

vhh
25 Tage zuvor

Man kann Schulcurricula alle zwei Jahre an die neuesten pädagogischen Konzepte anpassen…oder auch an die am besten funktionierenden.
Schulleitungen brauchen keine Detailkenntnisse über jedes Einzelthema, sie müssen eigentlich nur die richtigen Leute damit beauftragen, koordinieren. (Wie soll bitte eine Fortbildung für Fachfremde auch nur MINT- oder BNE- oder Gesundheits-(usw)Basiswissen vermitteln?) Ungünstig, dass weder diese richtigen Leute noch genügend Stunden aufzutreiben sind.
Sicherlich wird das Interesse an Schulleiterstellen durch solch eine Fortbildungsoffensive massiv steigen, die langweilen sich ja sonst den ganzen Tag.

Hysterican
25 Tage zuvor

Könnt ihr auch bereits die tausenden von Füßen trapsen hören, die im Eilschritt auf die Behörden zu eilen, um endlich ihren Lebenstraum als Schulleitung zu verwirklichen??

…. nein?
Komisch!!

447
25 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

Ich gehe mit und erhöhe:
Ich würde das Amt nichtmal ohne Revision geschenkt bekommen wollen. (Unter aktuellen Umständen)

Lisa
25 Tage zuvor

Ich dachte eigentlich erst bei „Inklusion“ an mehr Lehrer mit einer Behinderung. Warum gibt es keine oder kaum welche?
Ich selbst hatte als Schülerin noch zumindest kriegsversehrte, darunter auch einen blinden Lehrer.
Sollte der Staat nicht auch hier Vorbild für die Privatwirtschaft sein?

Rüdiger Vehrenkamp
24 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Wahrscheinlich, weil sich nicht viele für ein Lehramtsstudium entscheiden. Die Zahl der Lehramtsstudenten geht ja ohnehin zurück. Und mit Verlaub kann ich mir unter den heutigen Umständen auch keine blinde Lehrkraft vor einer Regelklasse vorstellen. Jedenfalls nicht ohne zusätzliches, weiteres Personal.

Lisa
24 Tage zuvor

Er hatte einen Assistenten, der ab und an mit war. Wir haben unsere Arbeiten ja nicht in Braille geschrieben.

A.J. Wiedenhammer
21 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Schulbegleiter für Lehrer..? Will ich auch!

Ein bisschen gehen ja die Alltagshelfer in diese Richtung. Nur blöd, dass es diese 1. auch nicht genug gibt und 2. sie tatsächlich ebenfalls Geld kosten.

Der Zauberlehrling
24 Tage zuvor

„Die psychische Gesundheit von Schülern und Lehrern rückt zunehmend in den Fokus der Schulleitungen.“

Schmarrn!

Vom Rücken allein wird’s nicht besser. Minimalste Veränderungen im Nanobereich gehören auch zum „Rücken“.

Die psychische und physische Gesundheit von Schülernden und Lehrenden steht im Fokus der Schulleitungen.

„Wer […] einer Geistesübung angestrengtes Nachdenken widmet, muß zugleich, indem er daneben auch Gymnastik treibt, der Bewegung des Körpers ihr Recht widerfahren lassen […]

Rüdiger Vehrenkamp
24 Tage zuvor

Was genau soll die Schulleitung aber auch tun? Lehrersportstunden freischaufeln? Salutogenese findet, wie in den meisten Berufen, doch eher in der Freizeit statt.

Erneut ist die Politik in diesem Punkt gefragt: Kleinere Klassen, mehr Entlastungen durch mehr Personal, mehr Schulsozialarbeit, mehr Entlastungen für Lehrkräfte mit speziellen Fächern. Irgendwo hatte ich es mal im Kommentarbereich gelesen: Lehrkräfte mit Musik und Kunst als Fach bekommen bei gleicher Stundenzahl das gleiche Geld wie Lehrkräfte mit Deutsch und Englisch. Der Korrekturaufwand ist bei letzterer Fächerkombi wohl um ein Vielfaches höher, also sollten diese Lehrerinnen und Lehrer entweder besser bezahlt werden oder weniger Stunden unterrichten müssen.

A.J. Wiedenhammer
21 Tage zuvor

Ich fand es schon sehr nett und (leider) fast auffallend, dass hier tatsächlich von Schülern UND Lehrern gesprochen wurde