Trotz Kritik: Eigene Schule für Flüchtlingskinder in Unterkunft Tempelhof ab Februar

1

BERLIN. Weil Schulplätze knapp sind, sieht sich der Berliner Senat gezwungen, geflüchtete Kinder direkt in ihrer Unterkunft zu unterrichten. Daran gibt es Kritik, doch das Angebot wird trotzdem ausgebaut.

Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist heute eine Flüchtlingsunterkunft, in der 2.700 Menschen leben. Foto: Shutterstock

Die vom Senat geplante Willkommensschule direkt in der Flüchtlings-Notunterkunft Tempelhof soll im Februar 2025 öffnen. Das teilte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt nach einer digitalen Senatssitzung mit. Demnach soll die Schule für bis zu 144 geflüchtete Kinder auf einem Parkplatz vor dem früheren Flughafengebäude entstehen. In Hangars und Containern leben in Tempelhof seit geraumer Zeit Tausende Flüchtlinge.

An der großen Notunterkunft in Tegel gibt es bereits ein solches Schulangebot für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren. Im vergangenen Schuljahr wurden dort laut Bildungsverwaltung 250 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Im kommenden Schuljahr sollen es alle schulpflichtigen Bewohner sein, also rund 700.

In Tempelhof leben derzeit laut Bildungsverwaltung rund 80 schulpflichtige Kinder, die alle in Schulen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg einen Platz bekommen haben. Ein «Beschulungsangebot» direkt an der Unterkunft werde aber vorsorglich entwickelt. Denn aufgrund der weiter wachsenden Schülerzahlen hätten die bezirklichen Schulen absehbar nicht mehr genügend Plätze für weitere Willkommensklassen.

Schulen direkt an der Unterkunft gelten als umstritten

Unterricht für Geflüchtete direkt in Massenunterkünften statt in regulären Schulen ist umstritten. Jüngst warnte etwa die Linke vor negativen Folgen für die Entwicklung der Kinder, wenn diese von Gleichaltrigen und der Gesellschaft isoliert würden.

Die von Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) geführte Bildungsverwaltung verweist indes auf volle Schulen. «Leider ist es aufgrund des aktuellen Schulplatzmangels nicht möglich, allen Flüchtlingskindern kurzfristig einen solchen Platz in einer Willkommensklasse in einer Bestandsschule anzubieten», sagte eine Sprecherin auf dpa-Anfrage.

«Daher ist das temporäre Übergangsmodell der zentralen Beschulung am Standort TXL (Tegel) sowie perspektivisch am Standort THF (Tempelhof) und weiteren Großunterkünften alternativlos, um den schulpflichtigen Kindern ihr Recht auf Bildung zu gewähren.»

Solche zentralen Angebote seien aber immer als Filialen von Bestandsschulen konzipiert mit dem Ziel einer «integrativen Beschulung». Geplant seien im Sinne bestmöglicher Integration auch Kooperationen mit schulischen und außerschulischen Einrichtungen und Trägern, etwa Sportvereinen. News4teachers / mit Material der dpa

Integrationsbeauftragte kritisiert, dass Flüchtlingskinder von Regelschulen ferngehalten werden

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

1 Kommentar
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
potschemutschka
2 Monate zuvor

Der größte Nachteil den ich sehe, die Schüler haben kaum Kontakt zu D-Muttersprachlern. Der afghanische Flüchtling, den ich im Moment betreue, berichtete mir, dass in den D-Kursen, die er besuchte, außerhalb der Unterrichtsstunden überwiegend arabisch/persisch gesprochen wurde. Er hat(te) also kaum Möglichkeiten, das Gelernte anzuwenden und seine Kenntnisse zu erweitern. Dazu kam noch, dass einige Mitschüler gar kein Interesse am Unterricht hatten und nur ihre Zeit absaßen, obwohl sie schon länger in DE sind, als er (sein Eindruck).