BNE – Klimastudie: Erreichen des 1,5-Grad-Ziels unplausibel (es passiert zu wenig)

10

HAMBURG. Ein Hamburger Forschungsvorhaben untersucht gesellschaftliche Entwicklungen, die den Klimaschutz beeinflussen. In dem diesjährigen Bericht beschäftigen sich die Forscher zudem mit Klimaanpassung. Ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Wegen des Klimawandels werden immer öfter Spitzentemperaturen gemessen. Foto: Shutterstock

Eine Studie eines Forschungsvorhabens an der Universität Hamburg hält das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels unverändert für unplausibel. Die Autorinnen und Autoren verweisen unter anderem auf das Verhalten von Unternehmen, die Konsumentwicklung und die Investitionen in fossile Energien. Das geht aus dem «Hamburg Climate Futures Outlook 2024» hervor, der seit 2021 erscheint und gesellschaftliche Entwicklungen untersucht, die den Klimaschutz beeinflussen. «Es wird wieder massiv in Öl, Gas und Kohle investiert», sagte Mitautorin und Soziologieprofessorin Anita Engels.

Im Pariser Klimaschutzabkommen hatten sich Deutschland und weitere Staaten 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten und sie möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle nicht zu halten ist.

«Wo Anpassung nicht durchdacht wird, können Nebenwirkungen die Erfolge zunichtemachen»

Neu ist, dass die Autoren sich umfassend mit Klimaanpassung beschäftigt haben. Die Forscher haben mehrere Beispiele vorgestellt, darunter sind Hamburg, der Nordosten Niedersachsens und São Paulo in Brasilien. Die Studie teilt die Qualität von Anpassungsmaßnahmen in drei Kategorien ein: Krisenbewältigung sowie präventive und nachhaltige Anpassung.

«Wo Anpassung nicht durchdacht wird, können Nebenwirkungen die Erfolge zunichtemachen», sagte Mitautorin und Geografieprofessorin Beate Ratter. Maßnahmen im Küstenschutz könnten zunächst bei Hochwasser helfen, langfristig aber Sedimente fortspülen und Korallenriffen schaden. Auch seien mit Monokulturen aufgeforstete Wälder besonders anfällig für Schädlingsbefall.

Zur letzten Kategorie, der nachhaltigen Anpassung, heißt es: «Solche Maßnahmen wirken langfristig, reduzieren Risiken und werden durch die lokale Bevölkerung mitgestaltet und getragen.» Die Wissenschaftler stellten in keinem der Fälle die sogenannte nachhaltige Anpassung fest. Allerdings gebe es an drei Standorten erste Ansätze: Genannt werden Hamburg, Nordfriesland und Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon, Vietnam). News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur Studie.

BNE – “Weltüberlastungstag”: Wir leben, als ob 1,7 Erden verfügbar wären

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

10 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Peterchens Klo knarrt
14 Tage zuvor

Selbstverständlich ist das unplausibel, das war es von vornerherein. China steckt noch immer inmitten seiner Industrialisierung und Indien am Anfang. Diese Länder stellen ein Drittel der Weltbevölkerung und ich sehe nicht, dass deren Verbrauch an fossilen Energieträgern in den nächsten fünfzig Jahren zurückgeht, im Gegenteil, er wird weiter ansteigen.

Peterchens Klo knarrt
14 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Windräder und Solaranlagen senken aber nicht notwendigerweise den Kohleverbrauch. China geht gerade den Weg, konsequent redundante Strukturen aufzubauen. Ja, Wind- und Solarkraft werden massiv ausgebaut. Genau so massiv wird aber Kohlekraft ausgebaut. Und Pläne sind ersteinmal nur Pläne. Was am Ende herauskommt, warten wirs ab.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/41499/umfrage/indien-kohleverbrauch-in-millionen-tonnen-oelaequivalent/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/41498/umfrage/china-kohleverbrauch-in-millionen-tonnen-oelaequivalent/

Realist
13 Tage zuvor

Das Schicksal des Weltklimas wird in den USA; China und Indien entschieden. Und demnächst auch in Afrika.

Europas Bemühungen sind wichtig, aber im Wesentlich “nur” um ein Zeichen zu setzen.

Lisa
13 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke für die Sachlichkeit hier. Wir haben es ziemlich verschlafen, dass China mittlerweile zu den führenden Entwicklern und Anbietern von grüner Technologie zählt. Stattdessen versuchen wir mit aller Kraft , das chinesische Elektroauto fern zu halten.

AvL
12 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Ach was, warum wohl, wegen der staatlichen Subventionen,
die die chinesische Autoindustrie erfährt.
Es handelt sich aber um Weiterentwickler europäischer Ingenieure .
Das gleiche gilt für den Transrapid oder die Nähmaschinenindustrie vom Schlage Dürkop sowie weitere Technologietransfers.

RainerZufall
13 Tage zuvor

Ich bin ehrlich überrascht, wie viel Diskussion sich manche noch zu wagen trauen, ihre überholten Ideen einzuwerfen…

Nein, Deutschland muss die Welt nicht retten.
Ja, wir haben ein eigenes Päckchen zu schultern und sind eines der reichsten Länder der Welt, egal was Privatflugzeugflieger derzeit behaupten 😉
Als EXPORTnation haben wir ein Interesse daran, Zukunftstechnologien zu entwickeln und zu vertreiben – oder wollen wir noch mehr VW-Politik??

Einer
13 Tage zuvor

Top-Schlagzeile in der nächsten Woche: Forscher finden heraus, dass morgens die Sonne aufgeht!
Jedem normalem Menschen ist doch seit Jahren klar, dass 1,5 und selbst 2 Grad nicht zu schaffen ist. Wir müssten uns dafür einschränken und das werden wir nicht machen. Ganz schlicht und einfach. Wir werden mit den Änderungen leben müssen. Wir nur ein bisschen, aber unsere Kinder im vollen Umfang.
Always Look on the bright Side of live.

JoE
13 Tage zuvor
Antwortet  Einer

“Änderungen” ist ein ziemlicher Euphemismus. Aber egal, nach uns die Sintflut.