Kita-Reform: Finanzierungslücke durch Absenkung von Qualitätsstandards schließen?

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KIEL. Eine Kita-Reform in Schleswig-Holstein will eine klaffende Finanzierungslücke auch durch die Absenkung von Standards schließen. Ein Aktionsbündnis bemängelt die fehlende Zukunftsperspektive. Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft GEW erlebt eine große Mehrzahl der Kita-Beschäftigten auf der Arbeit Überlastung und Personalmangel.

Qualitätsstandards senken? Och nö. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Laut einer aktuellen Umfrage fühlt sich eine deutliche Mehrheit der Kita-Beschäftigten auf der Arbeit überlastet. Das geht aus einer nicht repräsentativen Online-Befragung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Schleswig-Holstein hervor. 50 Prozent der Teilnehmer würden «voll und ganz», weitere 41 Prozent «eher» über ihre Belastungsgrenze hinaus arbeiten, wie aus dem Bericht hervorgeht. 89 Prozent der Befragten habe angegeben, dass ihre Einrichtung bereits einmal aufgrund von fehlendem Personal schließen musste.

Ein Bündnis aus Wohlfahrtsverbänden, Kita-Trägern, Gewerkschaften und Elternvertretern hat bessere Rahmenbedingungen für Kindertagesstätten gefordert. Das, was sich bei der Kita-Reform abzeichne, sei nicht unmittelbar eine Verbesserung, sagte der Sprecher des Kita-Aktionsbündnisses Markus Potten in Kiel. Das Bündnis befürchtet, dass es auch zu Qualitätseinbußen kommen wird.

Stattdessen hat das Bündnis mehrere Forderungen aufgestellt: So müsse etwa die Kita-Betreuung wieder verlässlich werden. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem August fallen Kita-Beschäftigte in Schleswig-Holstein im Durchschnitt an 32 Tagen im Jahr aus – doppelt so viel, wie das Kita-Gesetz vorsieht. Die vorgesehenen Quereinsteiger bräuchten zudem mehr Unterstützung, um besser in den Betrieb eingearbeitet zu werden.

Des Weiteren sollte unter anderem die Finanzierung des Kitasystems transparent und verständlich sein. Wo die Mittel eingesetzt werden, müsse nachvollziehbarer sein. Schließlich sollten auch die Rechte der Kinder im Vordergrund stehen. Dies beinhalte die Rechte eines jedes Kinds auf Bildung, Förderung und Teilhabe.

«Wenn sie einen hohen Krankenstand haben, bedeutet das für diejenigen, die dann arbeiten, natürlich eine noch größere Belastung»

Ebenso betonte der Geschäftsführer der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Schleswig-Holstein (GEW), Bernd Schauer, mit Blick auf die jüngste Umfrage: «Je schlechter die Arbeitsbedingungen, desto schlechter die Pädagogik.» Dies führe zu einem «Teufelskreis»: «Also wenn sie einen hohen Krankenstand haben, bedeutet das für diejenigen, die dann arbeiten, natürlich eine noch größere Belastung», betonte Schauer. Diese Belastung gehe wiederum mit weiteren Krankheitsfällen einher und so weiter. Auch das Kindertagesförderungsgesetz der Landesregierung sorgt laut GEW nur für eine weitere Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.

«Deswegen setzen wir jetzt auf die Abgeordneten und werden sie mit 32.000 Postkarten beglücken», betonte Anette Langner, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände. So soll mit Sprüchen wie «Verlässlichkeit hat einen Preis» oder «Wenn das Mindeste reicht, ist das Beste in Gefahr» ein Zeichen für ihre Forderungen gesetzt werden.

Land und Kommunen hatten im Juli eine Einigung über die künftigen Kita-Kosten in Schleswig-Holstein erzielt. Die bisher klaffende Finanzierungslücke von 120 Millionen Euro pro Jahr werde geschlossen, kündigte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) damals im Landtag an. Demnach stellen Land und Kommunen jeweils 20 Millionen Euro zusätzlich bereit. Den Rest will Touré durch Bürokratieabbau und einen neuen Anstellungsschlüssel sowie die Absenkung von Standards erreichen.

Susanne Günther vom Kinderschutzbund Schleswig-Holstein fordert allerdings, diese Finanzierungslücke nachvollziehbar zu schließen. Demnach müsse sichergestellt werden, dass die nötigen Mittel um den Fachkräftebedarf und die Qualität in den Kitas zu sichern, auch bei den Trägern ankommen. «Was im Moment an Finanzierung da ist, deckt irgendwie den Status Quo ab», so Günther. Es sei aber keine verlässliche Zukunftsperspektive.

«Statt die Qualität abzusenken, hätte Aminata Touré bei ihrer Kabinettskollegin Karin Prien auf eine Ausbildungsoffensive drängen müssen»

Auch die drei Oppositionsparteien SPD, FDP und SSW reagierten kritisch auf die Pläne der Ministerin, die Finanzierungslücke durch Qualitätssenkungen zu schließen. «Statt die Qualität abzusenken, hätte Aminata Touré bei ihrer Kabinettskollegin Karin Prien auf eine Ausbildungsoffensive drängen müssen», betonte der FDP-Abgeordnete Heiner Garg. Denn mehr Fachkräfte seien der Schlüssel zu einer qualitativ hochwertigen Kita und attraktiven Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die SPD-Abgeordnete Sophia Schiebe erklärte: «Die hohe Anzahl an Krankenständen und Berichte von immer mehr Mitarbeitenden, die aufgrund des akuten Fachkräftemangels mit ihrer Arbeit überfordert sind, sind ein ernstzunehmendes Alarmzeichen dafür, dass die Arbeitsbedingungen dringend verbessert werden müssen.» Die gegenwärtige Situation sei eine ernsthafte Bedrohung für die frühkindliche Entwicklung der Kinder.

«Wer bei Kindern spart, spart am falschen Ende», sagte auch der SSW-Abgeordnete Christian Dirschauer. Daher brauche es eine Fachkräfteinitiative und keine Behelfslösungen. Ausbildungskapazitäten müssten erhöht werden, und die Vergütung, aber auch die Arbeitsbedingungen insgesamt attraktiver gestaltet werden, so Dischauer. News4teachers / mit Material der dpa

Kita-Krise! Wissenschaftler schlagen Alarm: Kinder sind erschöpft und unglücklich – wegen Personalmangel und großer Gruppen

 

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Lisa
17 Tage zuvor

Die Arbeitsbedingungen nicht nur ” attraktiver” , sondern wenn Krankmeldungen das Problem sind, müsste man auch auf die Prävention von Infektionen schauen.
Mir fiele dazu wie ich es kennengelernt habe, eine extra Krankenstation ein. Dort waren keine Erzieher oder Lehrer, sondern eine Schulkrankenkenschwester. Kinder, die in der Gruppe Symptome zeigten oder auch schon krank kamen ( auch das gibt es leider wegen des Drucks auf die Eltern, arbeiten zu gehen) wurden dorthin geschickt. So konnten sie zumindest die Mitschüler bzw Mit- Kitakinder und auch die Erzieherinnen nicht mehr anstecken. Die meisten Kinder haben dort in den Betten geschlafen, bis sie jemand abholte. Die Schwester wusste auch, was zu tun war ( Handschuhe, Masken, Desinfektion)