Schülerrat: Statt Handys in Schulen verbieten – in den Unterricht integrieren!

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HANNOVER. An einigen Schulen in Niedersachsen sind Handys komplett verboten. Der Landesschülerrat hält das für den falschen Weg – und wirbt für eine Integration der Geräte in den Unterricht.

Erschweren Smartphones die Bildung? Foto: Shutterstock

Niedersachsens Schülerrat hält ein pauschales Handyverbot an den Schulen für unangebracht. «Viele nutzen ihre Handys, um mit Eltern oder Mitschülern in Kontakt zu bleiben oder sich auf den kommenden Schultag vorzubereiten», teilte der Schülerrat mit. Ein Verbot bis in den späten Nachmittag hinein verkenne dabei, dass Handys nicht nur ein Mittel der Unterhaltung, sondern Werkzeuge der Organisation und Kommunikation seien.

Zumindest in den Pausen müsse es den Schülerinnen und Schülern möglich sein, ihr Handy zu nutzen, forderte der Schülerrat weiter. Das Smartphone biete aber auch Chancen für den Einsatz im Unterricht, etwa mit Lern-Apps, digitalen Plattformen zur Zusammenarbeit oder der Möglichkeit zur sofortigen Recherche: «Statt pauschale Verbote auszusprechen, sollten digitale Geräte wie Smartphones punktuell in den Unterricht integriert werden.»

Medienkompetenz sei eine Schlüsselqualifikation, die in der Schule systematisch gefördert werden müsse, argumentierte der Schülerrat. «Wir fordern eine Schule, die uns nicht nur Wissen vermittelt, sondern uns auch befähigt, in einer zunehmend digitalen Welt zu bestehen. Dazu gehört, dass wir lernen, mit digitalen Geräten verantwortungsvoll und kompetent umzugehen», hieß es. News4teachers / mit Material der dpa

Studie: Handy-Verbot an Schulen verbessert das soziale Wohlbefinden der Schüler – und ihre Lernleistungen

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19 Kommentare
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Canishine
18 Tage zuvor

Ich kann Handys nur dann in den Unterricht integrieren, wenn die Chancengleichheit gewährleistet bleibt (Gerät bei allen (!) vorhanden, Datenvolumen vorhanden, zusätzliche Kosten?), die technischen Voraussetzungen erfüllt sind (WLAN, Bandbreite des Schulanschlusses) und die Kinder tatsächlich bereit sind, den verantwortungsvollen und kompetenten Umgang mit den Geräten zu erlernen („Dazu gehört, dass wir lernen, mit digitalen Geräten verantwortungsvoll und kompetent umzugehen“) Dazu gehört, dass ich (der Lehrer) über die Nutzung / Nichtnutzung entscheiden dürfen muss.
(Allerdings weiß ich nicht, ob ich tatsächlich den kompetenten Umgang mit allen gängigen Smartphone-Marken vermitteln kann. Aber vielleicht reicht ja, dass man auf allen Geräten surfen kann.)

vhh
18 Tage zuvor

“Viele nutzen ihre Handys, um mit Eltern oder Mitschülern in Kontakt zu bleiben oder sich auf den kommenden Schultag vorzubereiten” Warum genau muss dieser Kontakt während der Schulzeit gehalten werden, bzw. für welche schulrelevanten Zwecke?
“Zumindest in den Pausen…” Besser natürlich auch im Unterricht…
“Medienkompetenz sei eine Schlüsselqualifikation,…” Erfahrungsgemäß ist nur noch eine sehr kleine Minderheit zu mehr als ‘wisch und weg’ fähig und willig, ein Zustand den viele der gewünschten Lernapps mit ihren Aufgabenstellungen auf Paw Patrol-Niveau schon berücksichtigen. Gamification als Ersatz für Lernen von und Nachdenken über Basiswissen, Ergebnis >90% für die meisten, toll.
“Dazu gehört, dass wir lernen, mit digitalen Geräten verantwortungsvoll und kompetent umzugehen” Richtig, darum unterstützen die Schulen mit den Verboten auch den Gedanken des täglichen Digitalfastens.
Wir haben fast komplette ipad-Ausstattung, Organisation und Kommunikation wären problemlos möglich und sind auch erlaubt. Die Realität ist natürlich anders, einschalten und der Klassenraum ist weg, ein Drittel Zombies in jeder Stunde, immer diejenigen, die besser aufpassen sollten, dauernde Ermahnungen und Störungen. Solche Verbote sind keine Bosheit von rückständigen Lehrkräften, sie entstehen aus jahrelangen, täglichen Erfahrungen.
Wir können natürlich auch alles wie gewünscht machen, Anforderungen weiter senken und den zukünftigen Arbeitgebern und dem Leben den Job überlassen.

Realist
18 Tage zuvor
Antwortet  vhh

Die zukünftige Arbeitswelt (nicht jetzt, sondern so in 10-20 Jahren) wird sowieso nur noch die 20% Top-Talente benötigen, der Rest wird ja schon heute in vielen Bereichen von der KI abgehängt: Jetzt nur selektiv in EINIGEN Gebieten, bald in ALLEN Gebieten. Und der Bereich der humanoiden Robotik startet ja gerade erst…

Die 80% “Low-Performer” muss man dann halt mit bedingungslosem Grundeinkommen bzw. Bürgergeld ruhig stellen. Und die müssen sich dann in virtuellen Welten selbst “beschäftigen”. Insofern bereiten sich der Großteil der Schüler jetzt schon instinktiv richtig auf ihr zukünftiges Leben vor.

Karl Heinz
17 Tage zuvor
Antwortet  vhh

*zustimm*

wozu soll man mit wem auch immer während Schul- und somit auch Arbeitszeiten in irgendwelchem Kontakt bleiben?
Bisher hat mir kein SuS eine sinnvolle Antwort darauf geben können, was man sich Morgens um 8 unbedingt schreiben müsse…
Für Notfälle müssen Eltern ohnehin Kontaktdaten zum schnellen Erreichen hinterlegen.
Alles andere hat keine Priorität und kann bis nach der Schule warten.

Medienkompetenz sei eine Schlüsselqualifikation, die in der Schule systematisch gefördert werden müsse…”

Zu dieser Kompetenz gehört eben auch, zu lernen, wann man auf das Ding verzichten kann.

Ulrika
18 Tage zuvor

Das ist ja mal eine ganz neue Idee! Da wären wir nie drauf gekommen.

Ceterumcenseo
18 Tage zuvor

Ähhh nein! Das ist schon zu viel dazu geschrieben..

Realistin
18 Tage zuvor

dann lieber gleich online Stunden von zuhause aus, dann kann ich auch im Arbeitszimmer sitzen bleiben und gemütlich von dort unterrichten

RainerZufall
18 Tage zuvor

Dem Einsatz in der Pause widerspreche ich scharf und ich denke, die meisten Schüler*innen werden nachvollziehen können, warum der Einsatz nicht möglich ist.

Im Übrigen HABEN die meisten Schulen ja ein relativ offenes Konzept von eigenständiger Verwaltung, ggf. dem Einzug von Handys, oder irre ich mich hier im großen Stil?

Rüdiger Vehrenkamp
18 Tage zuvor

An einigen mir bekannten Schulen wird während der Kernzeiten und den Pausen ein Handyverbot praktiziert. Lehrer können die Geräte in Einzelfällen und im Unterricht erlauben. Seitdem sind Fälle von Cybermobbing und unerlaubt gemachten Fotos von Schülern und Lehrern zurückgegangen. Zudem bin ich der Meinung, dass Kinder und Jugendliche ohnehin unter digitalem und medialem Dauerbeschuss stehen, sodass eine Auszeit in der Schule durchaus guttut.

Der Zauberlehrling
17 Tage zuvor

Beste Idee: BYOD. Keine Wartung, keine Verantwortung.

Nur mehr Steckdosen müssten her und eine Ausnahmeregelung in der DGUV V3 Prüfung für mitgebrachte, private Endgeräte.

Kontakt mit den Eltern halten … Generationen vorher waren froh um etwas Abstand und Ruhe. Ein Rückschritt ohne Ende, der da gerade zu beobachten ist.

A.J. Wiedenhammer
17 Tage zuvor

Bei “Kontakt mit den Eltern” musste ich auch laut lachen. Und Kontakt mit den Mitschülern? Ey, Digga, der Mitschüler sitzt NEBEN Dir. Dem kann man sich zuwenden und direkt mit sprechen, das geht tatsächlich .Aber das ist vermutlich zu oldschool.

Man könnte nun ein bisschen recherchieren zu Studien, die den positiven Effekt auf die Hirnentwicklung durch direkte, persönliche Sozialkontakte untermauern. Digitales Leben haben wir inzwischen genug, langsam kommt die Erkenntnis, dass das reale Leben auch seine Berechtigung hat.

Lisa
17 Tage zuvor

“Viele nutzen ihre Handys, um mit Eltern oder Mitschülern in Kontakt zu bleiben oder sich auf den kommenden Schultag vorzubereiten»
Äh ja, die Mitschüler sind doch wohl auch in der Schule. Und es bleibt unbenommen, sofort vor der Schultür das Handy zu zücken und die Eltern anzurufen, wenn beispielsweise der Bus nicht fährt.
Also absolutes Handyverbot ist Unsinn, aber ausgeschaltet in der Schultasche….

David
17 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Sie sagen das so selbstverständlich, inwiefern ist ein absolutes Handyverbot Unsinn?

Lisa
17 Tage zuvor
Antwortet  David

Ich meine, dass auf dem Schulgelände kein Handy sein darf, auch nicht verstaut in der Schultasche. Diese Diskussion hatten wir in der Schule einer meiner Töchter. Die Schule war Mittelpunktsschule eines großen ländlichen Raumes, und die Eltern argumentieren, dass zumindest außerhalb der Schule Kontakt sein müsste., wenn beispielsweise Bus oder Bahn nicht führen , aber auch bei Sturm, Hochwasser etc.

Sepp
17 Tage zuvor

* Ein Schüler sitzt auf dem Klo, ein anderer fotografiert ihn unter der Tür durch, weil das doch so lustig ist.

* Eine Gruppe von Schülerinnen zerschlagen Waschbecken und Spiegel in der Toilette und posten das Video auf TikTok. Später zeigen andere Schüler das Video den Lehrkräften.

* Eine Schülerin springt mitten im Unterricht auf, heult los und rennt aus dem Klassenraum. Keiner weiß, was passiert ist. Wie sich später herausstellt, hatten die Eltern ihr geschrieben, dass Oma gerade gestorben sei, statt 2 Stunden zu warten und persönlich zu sprechen.

* Schülerinnen haben, mit Wissen der Eltern, auf der Klassenfahrt ein Zweithandy dabei, weil wir die Smartphones vor dem Schlafengehen einsammeln.

* Schüler mit Social Media-Sucht, unser krassester Fall bisher: durchschnittlich 11 Stunden alleine TikTok pro Tag!

Das sind nur ein paar Beispiele von Fällen, die bei uns aufgetreten sind. Da sind die Erzählungen von anderen Schulen (schon Grundschüler schauen gemeinsam Pornos und teilen Dickpics) noch nicht dabei.

Es gibt auch Studien, die zeigen, dass die pure Anwesenheit des Smartphones im Raum dazu führt, dass sich Schüler schlechter konzentrieren können.

“Dazu gehört, dass wir lernen, mit digitalen Geräten verantwortungsvoll und kompetent umzugehen”

Natürlich fordern Schüler, dass sie ständig ihre Smartphones nutzen dürfen. Vielleicht gehört zu “verantwortungsvoll” aber auch, dass man zumindest zu bestimmen Zeiten am Tag kein Handy nutzt, nicht ständig erreichbar sein muss und auch persönlich mit anwesenden Mitschülern kommuniziert, statt nur auf ein Display zu schauen.

Der Zauberlehrling
16 Tage zuvor
Antwortet  Sepp

Die von Ihnen geschilderten Fälle sind Einzelfälle! *Ironie off*

Noch. Oder vielleicht schon nicht. Verzicht erfordert Disziplin über den Gruppenzwang hinaus.

Aber wir sollten uns an die eigene Nase greifen. In den 90ern des letzten Jahrhunderts waren wir weniger online.

Für “Internet” musste ich im Studium ins universitäre Rechenzentrum latschen – nur für das Herunterladen von Vorlesungspräsentationen. Ging anderen hier vermutlich genauso.

Sepp
16 Tage zuvor

Natürlich sind wir auch oft online und natürlich zeigen sich die massiven Vorteile. Alleine schon so alltägliche Dinge wie Fahrpläne der Öffis, Fahrkarten auf dem Handy oder Maps, wenn man in einer anderen Stadt ist.
Bei den von Ihnen genannten Vorlesungspräsentationen muss ich z.B. daran denken, wie oft man heute bei Präsentationen bei umfangreichen Folien mal ein Foto macht. Das Smartphone ist schon zum Alltagsbegleiter geworden.

Ich habe aber den Eindruck, dass die Nutzung bei unseren SuS schon eine ganz andere ist:
Es wird heute viel kürzer gelesen, gewechselt zur nächsten App, selbst Spiele sind nur kurze “Aufmerksamkeits-Häppchen”, dann wieder weiter zum Messenger, nächstes kurzes Spiel etc.
Damit haben sie eine deutlich kürzere Aufmerksamkeitsspanne.

Auch ist mein Eindruck, dass die SuS sich mehr passiv berieseln lassen, als aktiv etwas zu unternehmen.

vhh
16 Tage zuvor
Antwortet  Sepp

Classroom, bzw Lehrer-App nach 45 min: 80% haben Apps geöffnet, die nicht mit dem Unterricht zu tun haben, eine Schülerin mit 15 verschiedenen Apps. Davon 3 min eine Notizenapp, 12 Spiele und Social Media, aber keine davon mehr als 30 sec.
Als kleine Ergänzung zur Aufmerksamkeitsspanne, ich werte das normalerweise nicht aus…

Lisa
16 Tage zuvor

“Für “Internet” musste ich im Studium ins universitäre Rechenzentrum latschen – nur für das Herunterladen von Vorlesungspräsentationen”

Das hat uns auch nicht geschadet 😀