HANNOVER. Viele Eltern kämpfen täglich mit der Herausforderung, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Eine neue Umfrage legt den Verdacht nahe, dass sich (auch) das auf die Zahl der Geburten auswirkt. Fakt ist: Innerhalb der vergangenen beiden Jahre ist die Geburtenrate in Deutschland zurückgegangen – in einem derart kurzen Zeitraum so deutlich wie noch nie.
Etliche Paare in Deutschland stellen laut einer neuen Umfrage Kinderwünsche wegen unzureichender Betreuungsmöglichkeiten zurück. In der neuen Ausgabe der jährlichen Studie des Versicherers HDI sagte ein Fünftel der 3748 bundesweit befragten Männer und Frauen, dass sie deswegen den Kinderwunsch allgemein oder den Wunsch nach weiteren Kindern hintenan gestellt hätten. Die Unzufriedenheit mit der Kinderbetreuung ist demnach hoch: 1314 der Befragten waren selbst Eltern mit Kindern unter 18. Knapp die Hälfte (49 Prozent) dieser befragten Eltern hält demnach das Angebot an Kinderbetreuung in Deutschland für «gar nicht» oder «weniger» gut.
Viele Eltern empfinden Kinder als Karrierenachteil
Das Umfrageinstitut Yougov befragte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Auftrag der Versicherung im Juni und Juli, die Erhebung war laut HDI repräsentativ nach Alter und Geschlecht in allen Bundesländern.
Deutlich wird auch, dass viele der befragten Eltern Kinder als Karrierenachteil empfinden: 43 Prozent sagten, dass in ihrem jeweiligen Unternehmen Beschäftigte, die sich um ihre Kinder kümmern müssten, schlechtere Aufstiegschancen hätten. Darüber hinaus beklagten 44 Prozent, dass sich ihr Arbeitgeber nicht ausreichend um Kinderbetreuung für die Belegschaft kümmere. Und gut vier von zehn befragten Eltern sagten auch, dass sie gern länger arbeiten würden, wenn es die entsprechende Kinderbetreuung gäbe.
Hintergrund: Die Geburtenrate in Deutschland fiel von 1,57 Kindern pro Frau in 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023. Damit ist das Fertilitätsniveau so niedrig wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Diese Zahlen basieren auf einer Veröffentlichung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Stockholm in der internationalen Fachzeitschrift «European Journal of Population».
Nachdem in Deutschland die Geburtenrate während der ersten Zeit der Coronapandemie stabil geblieben war, sank sie im weiteren Verlauf der Pandemie ab Januar 2022 auf 1,4 und erholte sich im Sommer 2022 wieder auf 1,5 Kinder pro Frau. Im Jahr 2023 fiel die Geburtenrate erneut weiter ab und betrug nach vorläufigen Berechnungen im Durchschnitt der Monate Januar bis November 1,36. Der beobachtete starke Rückgang der Fertilität innerhalb von zwei Jahren ist deshalb ungewöhnlich, da sich Phasen sinkender Geburtenraten in der Vergangenheit langsamer vollzogen haben, so schreiben die Forscherinnen und Forscher.
“In einer solchen Zeit multipler Krisen setzen viele ihren Kinderwunsch nicht um”
«Der Krieg in der Ukraine, die gestiegene Inflation oder auch der fortschreitende Klimawandel haben die Menschen zusätzlich zur Pandemie verunsichert. In einer solchen Zeit multipler Krisen setzen viele ihren Kinderwunsch nicht um», vermutet Prof. Dr. Martin Bujard vom BiB, Mitverfasser der Studie. Inwiefern die neuen Zahlen einen generellen Trend zu sinkenden Geburtenzahlen in Deutschland einleiten oder nur einen temporären Effekt abbilden, sei derzeit noch nicht absehbar. Klar ist: Dauerhaft niedrige Geburtenraten tragen zu einer alternden Gesellschaft bei. Im Zusammenspiel mit zahlreichen anderen Faktoren ergeben sich daraus Herausforderungen unter anderem durch den Rückgang potenzieller Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt und für die Sozialsysteme.
Mit dem Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsleben bekomme der Fachkräftemangel in Deutschland eine neue Dimension, sagt HDI-Vorstandschef Jens Warkentin mit Blick auf die Umfrage. «Gleichzeitig gelingt es nicht, mit bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten diejenigen zu unterstützen, die eigentlich mehr arbeiten wollen.»
Jedoch steigt offenkundig vor allem bei den Jüngeren der Wunsch nach Teilzeit: 56 Prozent der unter 45-Jährigen sagten, dass sie gern in Teilzeit arbeiten würden; das waren deutlich mehr als noch in den beiden Vorjahren. Gleichzeitig fürchten viele Befragte negative Auswirkungen von Personalmangel: 42 Prozent der Meinung, dass das Ausscheiden der Babyboomer aus ihrer jeweiligen Firma Gefahr für deren wirtschaftliches Wohlergehen bedeute. News4teachers / mit Material der dpa
Studie: Lehrermangel an Grundschulen schneller überwunden als gedacht – wegen Kindermangel
Interessanterweise hört man Ähnliches mittlerweile auch aus Australien, wo die hohen Lebenshaltungskosten und die Wohnraumknappheit wohl die Hauptgründe darstellen. Und auch Korea hat mit sinkenden Geburtenzahlen zu kämpfen. Extrem sogar. Die Geburtenrate liegt bei ca. 0,7. Hier sind es insbesondere (aber nicht nur) die Frauen, die aufgrund der immer noch bedeutsamen Traditionen ihrer Kultur keine Kinder großziehen möchten. Sie fürchten, in die Rolle der Hausfrau und dienstbaren Schwiegermutter gedrängt zu werden, ihren Beruf aufgeben zu müssen und rein von den Einkünften des Mannes abhängig zu werden.
Korea hat sich längst zu einem kinderfeindlichen Land entwickelt, den gleichen Weg, den wir einschlagen. Aber es liegt nicht am “Beruf” aufgeben. Eher an der nicht honorieten Belastung: Lokale für Kinder -> selten. Kinder als Lärmquelle empfung -> oft. Kinder solle in Ganztagsbetreuung, Eltern voll arbeiten => auch dort realitätsfern. Wir vedrängen die Kinder ebenso aus dem Alltag: Störsender auf Schulhöfen, in Restaurants keine Kinderteller mehr, Hotels mit echten Familienzimmern => max im AO Hostel. Wir waren zur Hochzeit eines Bekannten bei einem deutschen Promikoch eingeladen. Wir mussten die Hochstühle für unsere Zwillinge selbst mitbringen, er gab vor Ort nur einen. Deutschlandticket kostet ab 6 Jahren den vollen Preis (kein sozialer Gedanke). Pointe? Keine!
Nu, der Beruf spielt da durchaus eine wichtige Rolle. Das kann man nicht einfach vom Tisch wischen. Why South Korean women aren’t having babies (bbc.com) Wer einmal raus ist, ist abgehängt.
Ein weiteres Problem sind die Kosten der Schulbildung für die Kinder. Da die meisten nach der regulären Schule noch bis in den späten Abend hinein in private Nachhilfe geschickt werden (wo der Stoff der nächsten Monate vorgearbeitet(!) wird), ist das über die Jahre sehr kostenintensiv. Das können sich viele nicht mehr leisten. Wird ebenfalls im Artikel erklärt. Hinzu kommt noch, dass Alleinerziehende in Korea ziemlich scheel angeschaut und entsprechend behandelt werden. Was die Anzahl der potenziellen Mütter noch weiter reduziert.
Nicht nur in Australien, Südkorea und Deutschland. In weiten Teilen der Welt hat die Kinderzahl pro Frau auf deutlich unter 2,1 abgenommen, perspektivisch bei den jetzt jungen Mädchen und Frauen noch deutlich mehr.
Ich kann es ehrlich gesagt auch verstehen. Nicht, dass ich meine zwei bereuen würde — beileibe nicht. Aber man kann sein Leben auch ohne Kinder sehr sinnvoll und erfüllt verbringen. Ich merke jetzt erst, wo meine beiden groß sind, wieviele Tätigkeiten, Erlebnisse und Begegnungen ich in den letzten 20 Jahren aufgestaut habe, die ich jetzt erst nachholen kann. (Oder eben manchmal leider auch nicht mehr.) Wieviel von meinem Vor-Kinder-Ich den Bach runter gegangen ist.
Und ich merke an der Nachbarfamilie, deren Fenster dauernd offen steht, wie die Fröhlichkeit der Familie mit nur einem Kind nach der Geburt des zweiten gewichen ist. Man hört nun fast kein Lachen mehr, sondern nur noch gestresste Ansagen und Ermahnungen, Ehekrach über mangelnde Mithilfe im Haushalt, und, und, und.
Spontan fällt mir auch noch ein Buch ein. Der Titel lautete “Geht’s dir gut, oder hast du schon Schulkinder” oder so ähnlich. Grob zusammengefasst berichtet darin eine Mutter, wie die diversen Defizite des Schulsystems und die daraus resultierenden, sich immer weiter steigernden Forderungen an die Eltern immer mehr Familienleben kaputt machen. Ich habe mich da an vielen Stellen wiedergefunden. Die Schulzeit war auch für mich eigentlich der schlimmste Aspekt des Elterndaseins und der größte Stressfaktor. Es wäre auf jeden Fall ein Aspekt, der mich bei der Kinderplanung ernsthaft hätte ins Wanken bringen können, wenn ich vorher gewusst hätte, was da auf einen zu kommt. Insbesondere, wenn man mehr als nur ein Kind an mehr als nur einer Schule hat.
Joa. Vieles im Leben wird ja immer leichter. Sei des der Haushalt, das Einkaufen usw. Es wird alles immer bequemer und einfacher.
Kinder erziehen und begleiten ist aber nicht einfacher geworden.
Ich denke, das daher die Menschen das Kinder bekommen als zu anstrengend ansehen im Vergleich zu der Alternative (viel Freizeit, Urlaube, Achtsamkeit, Selbstverwirklichung…)
Geht mir genauso. Ich würde auch nie meiner Tochter (auch nicht meinem Sohn) in den Ohren liegen, wann ich denn endlich ein Enkelkind “bekomme”. Das muss sie ganz allein entscheiden (bzw. natürlich mit ihrem Partner), ob es in ihr Leben passt oder nicht oder was eben ihr Lebensmittelpunkt ist. Da hab ich nichts zu melden…!
Ich sehe an der Schule (strukturschwache Region Ost) meines Kindes sehr viele Alleinerziehende und Patchwork. Diese Eltern sind auf allerlei Sozialleistungen angewiesen. Der bürgerliche Lack ist längst ab, aber dadurch bleibt mehr Zeit für die Kinder und Sozialleben.
Richtig. Das ist nun Mal so, wenn alle Karriere machen wollen.
Seinen Job behalten zu wollen bzw. finanziell unabhängig bleiben zu wollen hat nicht automatisch etwas mit “Karriere machen wollen” zu tun.
… aus diesen Gründen gab es z. B. den “Gebärstreik ostdeutscher Frauen” in den 90er Jahren. Hat damals kaum jemanden interessiert. Allerdings wären die damals nicht Geborenen (wegen Sterilisation, abtreibung) jetzt selbst in dem Alter Kinder zu bekommen.
Das stimmt. Aber am Ende ist es doch eine Frage der Priorität: Sind Kinder einem wichtiger oder die finanzielle Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Familie an Wert verliert, und das Individuum (das Ego) einem immer wichtiger wird, verlieren Kinder an Priorität.
PS: dienstbare Schwieger_tochter_ natürlich.
Das Verhalten dieser Eltern ist verständlich und auch logisch.
Was soll man sagen, kann man niemandem verdenken…
Wenn das so stimmt, dann haben wir ein weiteres ernsthaftes gesellschaftliches Problem, ein weiteres Radikalismusproblem, den Ego-Radikalismus. Traurig, was offensichtlich für viele Menschen am wichtigsten im Leben ist: materieller Wohlstand.
Wahrscheinlich wünschen sich die gleichen Personen aus Steuergeldern finanzierte Programme gegen “Einsamkeit” und wundern sich über steigende Pflegekosten.
Wir haben aber schon noch zu viele Menschen auf diesem Planeten. Von daher ist das also gar nicht so ein Problem, wenn Menschen auf Kinder verzichten.
Sehe ich genauso. Das Rentensystem muss man natürlich reformieren und die Pflegeberufe wesentlich attraktiver machen, klar. Rein konsum- und damit klimatechnisch sind wir aber besser dran, wenn wir weniger werden. Gerade in Ländern wie dem unseren, die am meisten zur Klimakatastrophe beitragen.
…sind wie besser dran…
Wer sind denn wir?
Ich lese hier eher, dass die verhinderten Eltern eher die eigenen Arbeitgeber in der Pflicht sehen und das finde ich richtig so.
Erstens: Was Sie hier unterstellen, ist mitnichten die Aussage des Artikels.
Zweitens: Solange gerade Mütter, die ihre materiellen Wünsche am häufigsten den Bedürfnissen der Kinder unterordnen, seit Jahrzehnten am meisten von Armut bzw. Altersarmut bedroht und betroffen sind, empfinde ich Ihre Aussage als … sagen wir mal: Unterkomplex. Ein Kind ernährt sich nicht von Luft und Liebe, sondern kostet bis zum 18. Lebensjahr ca. 150.000 Euro. Da sind aber Mehrkosten für eine größere Wohnung oder Verluste wie Verdienstausfälle noch gar nicht mit eingerechnet.
Zur Info: Im Jahr 2023 waren lt. Statistischem Bundesamt in ganz Deutschland 14% aller Kinder und Jugendlichen unter 18 ihrerseits armutsgefährdet. Jedes siebte Kind in Deutschland armutsgefährdet – Statistisches Bundesamt (destatis.de) Die Folgen sind verheerend: „Die langfristigen negativen Folgen von Armut entstehen jetzt“ – Hans-Böckler-Stiftung (boeckler.de)
Es ist also nur verantwortungsvoll, wenn man sich überlegt, ob man einem Kind auch finanziell ausreichend gerecht werden kann. Und sich im Zweifelsfall dagegen entscheidet.
Und Kinder sind übrigens auch nicht dazu da, den Eltern im Alter Gesellschaft zu leisten. Es heißt “Kindern das Leben schenken”. Nicht “leihen”.
Sicherlich war mein Beitrag etwas zugespitzt, mit dem Wort “unterkomplex” ist das aber in diesem Zusammenhang so eine Sache, etwa bezüglich der Behauptung, dass es “zu viele Menschen” auf der Erde gäbe:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-bevoelkerungswachstum-nicht-schuld-am-klimawandel,TPWXLMU
Selbstverständlich darf in der Gesamtbewertung die sozialstaatliche Perspektive nicht fehlen, die durch Art. 20 GG verfassungsrechtlich verankert ist. In solchen Diskussionen sollte aber zudem die Verantwortung des Einzelnen beachtet werden, es ist eine Binsenweisheit, dass man im Leben nicht alles haben kann.
Manchmal muss man sich entscheiden und nicht für sich nur die Vorteile aus beiden Welten zu wollen: Ein guter Vater oder eine gute Mutter kann ich nicht sein, wenn es mir im Leben vor allem auf die Selbstverwirklichung (Beruf, Fernreisen, Hobbys…) ankommt.
Ich kenne einige Paare, die im Wortsinne partnerschaftlich miteinander leben. In meiner Familie gelingt dies auch. In einer liberalen Demokratie gibt es eine freie Partnerwahl, Ihr Hinweis auf “vor allem Mütter’ mag quantitativ stimmen, beruht aber auf freien Willensentscheidungen von Bürgerinnen. Hier nur auf den “Staat” oder “die Gesellschaft” zu schimpfen, dem haftet etwas Wohlfeiles an.
Ich denke, dass es sich nicht unbedingt bei allen um materiellen Wohlstand handelt.
Eine bezahlbare Wohnung für eine 4-5-köpfige Familie zu bekommen, ist nicht so einfach. Von den Lebenshaltungskosten ganz zu schweigen. Außerdem kenne ich genügend junge Menschen, die in „dieser Welt“ in dieser Gesellschaft keine Kinder großziehen wollen.
Was genau meinen Sie mit “dieser Gesellschaft”?
Trifft ja grundsätzlich die Frauen, und die dürfen sich ruhig auch mal um ihr Ego kümmern.. Das ist nicht radikal. Und warum sollten die Pflegekosten steigen? Weil die Kinder nicht pflegen, bzw. die Töchter?
Wieso trifft das “grundsätzlich die Frauen”? Jeder Mensch kann in unserem freien Land – zum Glück – entscheiden, ob er oder sie (m/w/d) eine Familie mit einer anderen Person gründen möchte. Es gibt zahlreiche Beispiele von partnerschaftlichen Familien von reifen Menschen, die wissen, dass man nicht alle Optionen im Leben verwirklichen kann.
Kurz: Augen auf bei der Partnerwahl.
Ja, aber oft ändert sich ja die Einstellung, sobald man tatsächlich Kinder hat. Väter gehen oft sogar länger arbeiten, nachdem der Nachwuchs da ist. Und nach wie vor übernehmen die Frauen den Löwenanteil an Care- und Pflegearbeit. Warum ist das wohl so? Ob es deren “freie” Entscheidung war, sei mal dahingestellt…
Warum das wohl so ist..? (das hier so etwas überhaupt gefragt wird…!!)
Kann es sein, dass es der natürliche Instinkt einer Mutter ist? Könnte es sein, dass sie eine tiefe emotionale Bindung zum Kind hat? Dass sie beschützt, pflegt und eine besondere Geborgenheit schafft?
Intuitiv wissen Mütter doch viel besser was das Kind braucht!
Ich lese hier viel davon, dass ein Kind eine Last ist und viel kostet!
Mich schaudert es!
Ihn schaudert es ! Mich schaudert dein Kommentar. Und nein, Frauen können es nicht besser aber ist natürlich eine schlaue Aussage eines Mannes, der sich dann nicht um das Kind kümmert, weil er kann es ja nicht. Und nein, nicht jede Frau möchte versorgen, sich kümmern und sich selbst aufgeben.
Einstellungen wie deine führen zum Kinderschwund und das zu Recht!
Für Männer eine praktische Sichtweise! Und darum gibt es vermutlich immer weniger Kinder.
Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für den angeblichen “Mutterinstinkt” oder dafür, dass Frauen sich angeblich besser kümmern. Es ist anerzogen, weil viele Eltern den eigenen Kindern das unbewusst mitgeben und davon müssen wir wegkommen. Väter haben 50% der Verantwortung und sollten dieser auch nachkommen. (Ich habe außerdem nichts von Last und von Kosten geschrieben!).
Googel Sie mal Mental Load!
“Mental load” betrifft sehr oft die Frauen/Mütter. Aber warum ist das so? Ist das genetisch/biologisch bedingt? Oder liegt es an der Erziehung (Junge oder Mädchen) und den immer noch verbreiteten und vorgelebten Rollenklischees?
Es gibt keinen Beleg, dass so etwas genetisch/biologisch bedingt ist, genauso wenig dafür, dass es den sog. “Mutterinstinkt” gibt. Es wird so vorgelebt und die verstaubten Rollenmodelle weitergegeben.
Eben, das sehe ich genauso!
Danke, nicht nötig, der Begriff ist mir vertraut und dieses Phänomen leugne ich keinsfalls. Alleine: Nur mit schlagwortartige Anglizismen kann die komplexe Wirklichkeit nicht erfasst werden.
Daher, um Ihren Duktus aufzugreifen:
Lesen Sie mal (unideologische) sozialwissenschaftliche Sachbücher.
Joa. Mich ärgert an dieser Thematik nur eines: Das die gewollt kinderlosen, die sich ganz rational und aus egoistischen Motiven gegen Kinder entschieden haben, im Alter Unterstützung durch die nächste Generation erwarten.
Ich denke, der Generationvertrag als Gesellschaftsvertrag wird daher in den nächsten Jahrzehnten aufgelöst werden müssen.
Und wie wollen Sie die von denen trennen, die sich aus rationalen und gemeinwohlorientierten Gründen dagegen entschieden haben oder gar nicht in der Lage sind, Kinder zu bekommen?
In einer Gesellschaft wie unserer, in der es zu wenig Nachwuchs gibt um die Bevölkerung stabil zu halten, gibt es keine “gemeinwohlorientierten” Gründe gegen Kinder.
Warum sind “gewollt kinderlose” Paare egoistisch? Manche haben schlichtweg keinen Kinderwunsch, das hat nichts mit Egoismus zu tun. Ein Kind zu erziehen ist so viel Verantwortung, da muss man zu 1000% hinterstehen.
Sie schreiben ja die Begründung selbst! “Ein Kind zu erziehen ist so viel Verantwortung,…” So denkt nun mal ein Egoist!
“dann kann ich ja nicht mehr 3x im Jahr in Urlaub fliegen…!!”
mimimi…
Ich meinte es eher darauf bezogen, dass sich viele vorher keine Gedanken machen, was es bedeutet, ein Kind in die Welt zu setzen und dann einen verdammt schlechten “Job” als Eltern machen. Dann doch lieber kein Kind in die Welt setzen, wenn man sich nicht angemessen darum kümmern kann oder möchte. Hat meiner Meinung nach einfach nichts mit Egoismus zu tun. Es gibt viele unglückliche Mütter und Väter und das hat vielfältige Gründe (sicher nicht bei jedem “ich kann nicht mehr 3x im Jahr in Urlaub fliegen”).
Ich kenne nur Eltern die 3x im Jahr in den Urlaub fliegen. Weil sie ihre Kinder so lieben und ihnen die Zukunft der Kinder am Allerwertesten vorbei geht. Klimawandel und so
“Sie schreiben ja die Begründung selbst! “Ein Kind zu erziehen ist so viel Verantwortung,…” So denkt nun mal ein Egoist!” Ganz merkwürdige Argumentation oder? Wenn kein Kind gezeugt wurde für das man Verantwortung trägt wem gegenüber ist das denn egoistisch? Gott gegenüber? IHNEN gegenüber? Der Welt (die überbevölkert ist) gegenüber?
? Man hat dann aber keine Kinder, die sich um alles kümmern können, sondern muss für sämtliche Unterstützung bezahlen.
Ja, aber der Staat übernimmt im Zweifel, zum Beispiel bei der Pflege.
Wenn Kinder da sind, Übernehmen diese, nicht immer, aber oft einen Teil dieser Aussendungen. Plus es sind heutigen Kinder, die zukünftig im Pflegeheim oder Krankenhaus arbeiten. Stellen Sie sich ihre Zukunft im Alter vor, wenn keiner mehr Kinder bekäme.
Zudem schaut der Staat im Falle von Pflegebedürftigkeit bei den Kindern nach deren Vermögen. Es gibt einen Freibetrag, darüber hinaus werden die Kosten den Kinder in Rechnung gestellt.
Ja, wenn der Staat übernimmt, lebt man im Luxus.
… und ich hoffe, der Preis dafür wird in Zukunft fair sein – für die Pflegekräfte
Man darf aber auch nicht vergessen, dass das gebärfähige Alter für Frauen sehr begrenzt ist. Viele meiner kinderlosen Freundinnen haben die erste wirklich längere Partnerschaft erst mit Anfang/Mitte 40 gefunden. Ich glaube, viele binden sich gerade in diesem Alter fest und kommen zur Ruhe. Für das erste Kind ist es dann jedoch oft ziemlich spät. Ganz ehrlich, ich würde mit 42 auch kein Kind mehr bekommen wollen. Aus gesundheitlichen Gründen.
Das ist nun mal das Ergebnis von Karriere! Man muss eben Prioritäten setzen. Einen Job hat man 5/10/40 Jahre, aber Kinder und Enkelkinder das ganze Leben. Und nicht vergessen, die ehemaligen Kollegen und Chefs besuchen niemanden im Altenheim…
Gibt genug alte Menschen die niemals Besuch von ihren Kindern bekommen. Waren sie schonmal in einem Altenheim? Ich glaube eher nicht. Und werden ihre Kinder Altenpfleger oder Krankenschwester? Waren ihre Kinder in der Kita? Oder haben sie alles selbst gemacht? Bauen sie selbst ihr Obst und Gemüse an? Haben sie ihr Haus selbst gebaut? Ihr Auto?
Das ist so. Denn bis zum diesem Alter wollen sich immer mehr Menschen, wie sie es sagen, nicht binden. Eher mehr ausprobieren, Reisen etc. Natürlich fehlt dann irgendwann die Zeit. Das ist ja klar.
Die (aus welchem Grund auch immer) Kinderlosen zahlen aber dafür auch einen deutlichen Aufschlag in der Pflegeversicherung.
deutlicher Aufschlag – Was läuft denn hier falsch?
Mal nachgerechnet was Eltern nur ein Kind ab Schwangerschaft bis Ende Ausbildung z. B. in 20 Jahren kostet?
Wieviele entgangene Kreuzfahrten, Luxusreisen oder Sportwagen?
Wogegen bei 5.000 € brutto mtl. verheiratet sind das 115,- statt 85 € = 30 €
3000 Cent im Monat (Mehrbelastung)!
(Kinderlose Mitglieder haben in der Pflegeversicherung einen Beitragszuschlag in Höhe von 0,6 Prozent (bis 30.06.2023: 0,35 Prozent) zu zahlen)
Bitte den fetten Familienzuschlag, den Beamte mit Kindern in NRW kassieren, einrechnen. 😀
Richtig, die Kollegin im Nachbarhaus bekommt jeden Monat (!) etwa 1000 € mehr, nur für ihre Fähigkeit zur Reproduktion. Die kann entspannt 9 bis 10 Stunden weniger arbeiten (und bekommt die TZ auch fraglos genehmigt) und geht am Ende mit dem gleichen Geld nach Hause.
Die Reproduktion ist nun Mal ein echter Dienst für die Gesellschaft. Evtl. wird das Kind in Zukunft Sie pflegen oder ärztlich versorgen. Sie sollten dankbar sein, dass ihre Kollegin dies tut (mit all den Entbehrungen, die damit verbunden sind)
Na ja, nicht wirklich, denn der Planet leidet unter so vielen Menschen. Und letztendlich wirkt sich das dann auch auf die Gesellschaft aus.
BTW: Wenn Kinderkriegen doch ein Dienst an der Gesellschaft ist, dann fragt man sich schon, warum immer mehr Eltern ihre Kinder gar nicht so im Sinne der Gesellschaft erziehen.
Viele Eltern bringen Kinder hervor, die dann am Ende auch nur Kinder hervorbringen und nichts anderes tun usw. … Das heißt, diese werden nie irgendwas beitragen.
Das machen die nicht wirklich absichtlich, aber es trifft doch zu. Und es sind immer mehr geworden. Inzwischen gibt es solche Familien, die in dritter Generation so leben.
Das ist aber mit den Kosten, die Kinder verursachen, ein Witz.
Wenn sie ihre Kinder so lieben, sind die Kosten doch wohl egal. Davon abgesehen bekommen sie das doch alles von ihren Kindern zurück, wenn sie von diesen im Alter gepflegt werden. Oder wollen sie jetzt das die Allgemeinheit ihren egoistischen Wunsch nach Kindern finanziert? Tut sie übrigens schon, auch Menschen ohne Kinder finanzieren ihre Kinder mit. Nennt sich Sozialstaat
Ich habe in der Tat kein Problem mit den Kosten und der Zeit, die meine Kinder für bedeuten.
Ich habe eine Problem damit, dass meine Kinder irgendwann die große Anzahl an bewusst Kinderlos gebliebenen in ihrem Alter mitfinanzieren und für sie arbeiten sollen.
Da das Ungleichgewicht zwischen der arbeitenden und der Rentengeneration immer größer wird, kann der Generationenvertag auf Dauer nicht funktionieren (es sei denn wir erreichen ein Technologielevel, bei dem die Pflege von. Robotern erfolgt)
Meine Nichtbeamtenkinder kosten auch Geld.
Beitragszuschlag in der Pflegeversicherung beträgt 0,6 Prozent.
Vergleichen sie das alleine mal mit folgendem:
– Wenn ein Elternteil aufgrund von Kindererziehung ein Jahr Pause macht
– Wenn ein Elternteil die Arbeitszeit für paar Jahre um 50 Prozent reduziert
– Kita Kosten pro Monat auch mal gerne um die 600 bis 700 Euro
– Nachteile bei der Gehaltentwicklung (wenn nicht Beamte oder öffentlicher Dienst)
– niedrigere Rente, weil weniger eingezahlt
– usw.
Und jetzt Mal ehrlich: Gleicht der Zusatzbeitrag dies annähernd aus?
Dann rechnen Sie mal, wie viel Steuern die kinderlosen Vollzeitarbeiter in all den Jahren zahlen, in denen andere „Pause“ machen, in Elternzeit sind, Teilzeit arbeiten etc. Außerdem gibt es für Kinder Mütterzuschläge für die Rente.
Das muss garnicht berechnet werden, denn: Diese mehr gezahlten Steuern basieren auf dem zusätzlich erworbenen Einkommen, dass den Eltern entgeht.
Fazit: Am Ende bleibt bei den Kinderlosen immer noch deutlich mehr über.
Egoismus und Geiz ist bekanntlich geil. Den Niedergang der Rentenversicherung besorgt eher das Rentenpaket II, wo ein sogenanntes “Generationenkapital” in Aktien hinterlegt wird, ganz von allein.
Um sicher zu gehen wird seit 2022 die “Kuh” ohne Ende durch Kürzungen der Bundeszuschüsse und fehlender Sonderzahlungen zugunsten des Bundeshaushalts gemolken, Wert 9 Milliarden Euro. Das Ende wird nicht mehr Jahrzehnte brauchen.
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Ueber-uns-und-Presse/Presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen-aktuell/2024/2024-07-17-kuerzung-bundeszuschuesse-geplant.html
Wo steht denn bitte, dass man Kinder haben muss? Diese Entscheidung trifft jeder für sich. Schauen Sie sich mal die Welt an und dann ist klar, dass es unverantwortlich ist.
Bei aller berechtigen Sorge um die vielfältigen Probleme und Herausforderungen, sei es hinsichtlich der sozialen Frage oder des Klimaschutzes:
Ihr Kommentar ist doch etwas schlicht: “die Welt”, “es”! In welchem Jahrhundert, in welchem Land, in welchem politischen System wären Sie den lieber Mutter oder Vater geworden?
Denken Sie mal bitte an den gegenwärtigen Stand der Medizin oder an die Lebenserwartung.
Vermitteln Sie diese Endzeitstimmung auch an Ihre Schüler*innen?
Was kann man da nicht verstehen. Die Natur ist kaputt und kann leider auch nicht wieder hergestellt werden. Arten, die verschwinden, sind unwiderruflich verloren. Da können Sie mit noch so viel Lebenserwartung daherkommen, wenn die Lebensgrundlage weg ist, nützt mir das auch nichts. Schon Einstein sagte, wenn die Bienen sterben, stirbt der Mensch. Oder bestäuben Sie dann? Ich bin kein Lehrer, aber Jugendliche sind nicht dumm, die verstehen mehr als manche Erwachsene, die nach dem Motto leben, weiter so, wird schon, wie Sie anscheinend.
Leider sind Sie nicht nur einem falschen Einstein-Zitat aufgessen:
https://www.profil.at/wissenschaft/zitate-von-albert-einstein-richtig-6107724
Zudem kann weder “die” Natur personalisiert werden (“sie” ist auch nicht ‘kaputt”) noch gibt es “Jugendliche” als solche, die per se “mehr verstehen”.
Die Bedeutung von sozial- und unweltpolitischen Fragen behandle ich selbstverständlich mit meinen Schüler*innen, dazu gehört aber auch eine intellektuelle Auseinandersetzung, die über Parolen und einfachen Gewissheiten (egal aus welcher Richtung) hinausweist, das gebietet der Beutelsbacher Konsens.
Dann lesen Sie einfach mal die Studien der Klimaforscher und Biologen, die etwas ganz anderes aussagen und wenn Sie in der Welt an den richtigen Orten sind, können Sie es sogar sehen. Aber man kann sich natürlich alles schön reden, damit die Wohlfühlblase nicht platzt. In den nächsten Jahren werden wir alle die Konsequenzen mit voller Wucht abbekommen. Negieren Sie auch das Artensterben? Auch das ist offensichtlich und hat rein gar nichts mit Parolen zu tun. Gott sei Dank werden meine Kinder nicht von Ihnen unterrichtet.
Also, ein Pädagoge gibt niemals auf:
Meinen Respekt, dass Sie sich so für den Umweltschutz einsetzen. Bitte vermenscheln Sie aber Fauna und Flora nicht, die Realität ist komplex, deswegen gibt es ja nicht “die Klimaforscher und Biologen” als solche.
Ich meinte auch die Experten auf diesem Gebiet. Ich vermenschliche auch nichts, ich sehe Tier nur nicht als Sachen an, sondern Lebewesen, denen wir Menschen den Lebensraum wegnehmen.
Hoffe deine Kinder pflegen dich im Alter! Hoffentlich haben sie kein eigenes Leben!
Was viele auch einfach vergessen sich die Frage zu stellen, was von einem Leben bleibt, wenn man stirbt, vorher womöglich noch zum Pflegefall wird oder dement wird usw. In solchen Situationen wenden sich Freunde und wenn noch vorhanden Verwandt oft von einem ab, weil man für andere nicht mehr interessant ist. Die letzten die sich für einen in solchen Situationen für einen noch interessieren sind die eigenen Kinder. Und wenn man kinderlos ist… Das ist das eine. Auf der anderen Seite halte ich das Grossziehen der eigenen Kinder auch für einen erheblichen sozialen Aspekt für sich selber und viele die sich gegen Kinder bewusst entscheiden (ich meine jetzt nicht Fälle, wo alle Bemühungen ein Kind zu bekommen aus welchen Gründen auch immer scheitern) vergessen dann auch später, daß sie selbst mal Kinder waren und entwickeln dann auch einen inneren Widerstand, andere Kinder zu akzeptieren. Folgen wären z.B. Klagen gegen normalen Kinderlärm usw. Ich hatte mal einen Kollegen die Diskussion, weil sie A. eigene Kinder wollten, B. seine Frau mitten im Medizinstudium stand wann der günstigste Zeitpunkt zum Kinder bekommen ist und dass das eigentlich mit dem Studium überhaupt nicht zusammenpasst. Mein Rat war, es trotzdem baldmöglichst mit dem Kinderwunsch aufzunehmen und 10 Monate später kam das erste Kind dort zur Welt. Am Ende hat man auch das mit dem Studium und mehreren Kindern irgendwie hinbekommen.
Na ja, der Erbonkel oder die Erbtante können schon noch wichtig sein.
Naja, bei der Tendenz zu Einzelkindern seit Jahrzehnten, wird es schwierig mit Tante, Onkel und Cousins. Die Familien werden immer kleiner. Vorteil: es gibt weniger Erbschaftsstreitereien.
Wer erbt eigentlich bei kinderlosen Paaren? Vor allem, wenn es keine sonstigen Verwandten (mehr) gibt?
Sollte eine Erbenermittlung ohne Ergebnis verlaufen und es kein Testament geben, das das Vermächtnis regelt, dann erbt das Bundesland, in dem der Verstorbene gemeldet gewesen ist.
Na dann ist es doch gut für die BL. So kann man Finanzierungslücken schließen und alles, was aus Geldmangel bisher nicht ging, endlich in Angriff nehmen. Muss “man” nur ein paar Jahre warten und die Probleme lösen sich von allein. Warum also diese Aufregung um kinderlose Paare! 🙂
“Darüber hinaus beklagten 44 Prozent, dass sich ihr Arbeitgeber nicht ausreichend um Kinderbetreuung für die Belegschaft kümmere.”
Das ist die richtige Stoßrichtung. AG können immer nur fordern, ob es im Bereich der Betreuungszeiten oder der Qualität der Schulbildung ist, sind aber auf der anderen Seite weder bereit, die dafür nötigen Steuererhöhungen zu tragen noch kümmern sie sich selbst beispielsweise um Betriebskindergärten oder gar -schulen.
Hinter dem Betreungsbedarf schon für Krabbelkinder steht ein verändertes Familienbild, das Familie in ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit betrachtet und durch die Inflation (Wohnung etc) massiv unter Druck setzt. Andererseits macht die Work- Life Balance auch vor dem Kinderwunsch nicht halt. Konsum hat vielfach einen höheren gesellschaftlichen Wert als Kinder. Wenn Paare ohne Kinder Karriere machen können und sich ein 200qm Meter Haus plus Garten leisten können, während viele Familien auch aufgrund der Kosten für Kinder (Kitaplatz, Schulbedarf, Versicherungen etc), vielleicht allenfalls beengt zur Miete wohnen können, wird das Kinderkriegen zum Kostenfaktor und benachteiligt Eltern. Diese Benachteiligung bezieht sich bei Eltern, die ihre Kinder nicht frühzeitig und ganztägig in staatliche Obhut geben wollen und ihre Kinder selber mit Fürsorge und Zeit zu selbstbewussten und empatischen Mitgliedern unserer Gesellschaft erziehen wollen, auch auf spätere Renten, die unsere Kinder später in großen Teilen für die (bewussten) Nichteltern einzahlen werden. Der Generationenvertrag funktioniert so schon lange nicht mehr. Aus heutiger Sicht kann das Kinderkriegen ziemlich beängstigend sein. Ich bin froh, dass meine Kinder schon da sind und ich in den ersten Lebensjahren für sie da sein und mit ihnen das gemeinsame Leben gestalten konnte. Sie waren und sind auch dankbar, keine Ganztagsschule besuchen zu müssen. Das liegt halt nicht Jedem. Viel Wahlfreiheit gibt es für Familien heute nicht mehr. Interessanterweise steht die Zunahme kindlicher Verhaltensauffälligkeiten (auch schon vor Corona) in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel der Familien- und Bildungspolitik.
Ab wann gab es diesen Paradigmenwechsel? Ich frage aus Neugierde, ich durchlebte eine schöne Kindheit ohne Ganztagskrams, meine Eltern haben mich da immer rausgehalten, wofür ich ihnen unendlich dankbar bin
Ich persönlich orte diesen Paradigmenwechsel zeitlich zu Beginn der 2000er ein. Vorher war z.B. der Kindergarten klar als eine familienergänzende Einrichtung gekennzeichnet. Die Hauptverantwortung für die Erziehung lag in den Familien. Ursula v.d. Leyen hat dann den Krippen- und Ganztagsausbau vorangetrieben. Es wurde den Eltern suggeriert, die erzieherische Verantwortung delegieren zu können. Nun ja, und – einige Foristen werden werden mir jetzt sicherlich eine böse antifeministische Haltung unterstellen- mit der Entdeckung der mütterlichen Arbeitskraft für die Wirtschaft bekam die Familienpolitik eine stärker wirtschaftspolitische Ausrichtung. Begründet wird dies mit einem Feminismus, der das Wohl der Mütter in erster Linie in ihrer (weitgehend uneingeschränkten) Berufstätigkeit sieht und mit der Angst vor Altersarmut unterstrichen wird. Dabei werden die kindlichen Bedürfnisse abgespalten von der mütterlichen (elterlichen) Fürsorge (Fürsorge und Bindungen brauchen gemeinsame Zeit) betrachtet. Begründet wird dies mit vemeintlich besseren Bildungschancen, je früher und länger Kinder außerfamiliär betreut werden, wobei dann noch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, weil sich erhofft wurde, dass Maßnahmen der Familienhilfe hiermit ebenfalls teilweise kompensiert werden könnten.
Die familiären Erziehungsleistungen haben gesellschaftlich eine Abwertung erfahren. Insgesamt hat dies m.M.n. stärker zu einer Verunsicherung in der familiären Erziehung mit erkennbaren Konsequenzen geführt.
“Interessanterweise steht die Zunahme kindlicher Verhaltensauffälligkeiten (auch schon vor Corona) in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel der Familien- und Bildungspolitik.”
Der Klassiker an Behauptungen darf nicht fehlen.
Was hat die Schule damit zu tun, wenn Beziehungen/Familien kaputtgehen?
Tatsächlich sind die verhaltensauffälligen Kids eher solche, die aus dysfunktionalen Familien stammen. Und das sind in der Regel nicht die Kids, deren Eltern arbeiten, sondern solche Kids, deren Eltern nicht arbeiten.
Umgekehrt erlebe ich an meiner Schule (einer “bösen” Ganztagsschule), dass sich solche Kinder in der Orientierungsstufe freiwillig länger in der Schule aufhalten. D.h. sie sind dann nach Unterrichtsende noch auf dem Schulgelände. Die älteren Kids gehen in die Stadt und hängen woanders ab. Für die ist Ganztag also besser. (Ich denke nicht, dass man in Ganztagsschulen mehr und besser lernt, aber sie bieten sehr vielen Kids – im Vergleich mit ihrem Zuhause – sichere Orte.
Nicht die Familien- und Bildungspolitik sind dafür verantwortlich, sondern die gesellschaftlichen Veränderungen insgesamt.
Sie müssten eigentlich fordern, dass der Staat viel mehr anstatt weniger eingreift.
Ich widerspreche Ihnen in weiten Teilen gar nicht. Es ist gut, dass es verschiedene Angebote gibt. Mein Problem mit der Ganztagsbetreuung ist die vermeintliche Alternativlosigkeit, die mit dem, von mir oben beschriebenen, Paradigmenwechsel einhergeht. Viele Ganztagsangebote sind verpflichtend und nehmen keine Rücksicht auf z.B. durchaus noch funktionierende familiäre Systeme, die dies nicht wünschen oder auf persönliche Bedürfnisse beispielsweise bei einem Kind mit Autismus.
Familien werden vielfach von außen als defizitär betrachtet, was auch Ihren Wunsch nach mehr staatlichen Eingriffen begründet. Ich arbeite tatsächlich auch mit eben diesen Familien und würde da gerne stärker an den Ressourcen ansetzen. Erziehung ist m.M.n. ein gesamtgesellschafliches Thema, wobei die Übernahme von Verantwortung und deren Anerkennung wieder stärker in den Fokus einer familienfreundlichen Wertehaltung und Politik rücken muss. Je weniger persönliche Verantwortung übernommen wird, desto willkürlicher und unempathischer ist das Miteinander.
Ich kann Ihre Haltung insofern nachvollziehen, dass wir mittlerweile in einer gesamtgesellschaflichen Überforderung leben und wir als Pädagogen froh sind, wenn vernachlässigte Kinder nicht gänzlich allein gelassen werden. Dennoch denke ich, dass der Staat nicht eine bessere Mutter/ Vater ist und sich dies nicht anmaßen sollte.
Ich stimme Ihnen in allen Ihren Ausführungen zu 100% zu und würde gerne viel mehr als nur einen grünen Daumen vergeben.
Danke. 🙂
Und wie genau wollen Sie dysfunktionale Familien, in denen niemand arbeitet, man seinen Lebensunterhalt durch staatliche Alimentation bestreitet und Alkohol- und Drogenkonsum an der Tagesordnung sind ganz konkret ohne staatliches Eingreifen verhindern?
Einfach diese Eltern machen lassen?
Klingt jedenfalls so.
Ganz im Gegenteil. Ich würde mir wünschen, dass gezielter direkt in den Familien unterstützt wird (nicht finanziell) und das familiäre Miteinander und die Bindungen gestärkt werden. Auch die Bereitschaft zu begleitenden Therapien wäre dafür oftmals eine wichtige Voraussetzung. Dass dies sicherlich vielfach eine utopische Vorstellung ist, ist mir bewusst. Dennoch habe ich Familien erlebt, die in verschiedenen Bereichen durch Verständnis und einem Umgang auf Augenhöhe motiviert wurden, das Elternsein bewusster wahrzunehmen und diese Verantwortung ernster nahmen.
Obwohl dieses Wissen da ist, fehlt weiterhin der politische Wille es zu ändern. Bezeichnenderweise gibt es keine umfangreichen Befragungen unter ErzieherInnen. Lieber werden teure “Experten” bezahlt, die jetzt, wo Missstände wirklich nicht mehr verschwiegen werden können, Kritik üben, die man von den Fachkräften gratis hätte zur Kenntnis nehmen können.
Die kinderlosen Menschen – und da spielt es keine Rolle ob gewollt oder ungewollt – haben allerdings auch als Ausgleich die mit Abstand höchsten Abzüge von ihren Löhnen und finanzieren dadurch staatliche Zuwendungen für die kinderreichen Familien mit.
«Gleichzeitig gelingt es nicht, mit bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten diejenigen zu unterstützen, die eigentlich mehr arbeiten wollen.» – Ebenfalls bedaierlich: Es gelingt auch nicht, diejenigen zu unterstützen, die eine finanzielle Unterstützung zur Betreuung durch Elterngeld gut fänden und ihrem Kind einen Kitabesuch im “Stottermodus” wirklich nicht zumuten wollen.
Momentan weiß ich von drei mit Handwerkern liierten Erzieherinnen, die bewusst sparen, um ein finanzielles Polster zu haben, dass es ermöglicht, ihr Kind nicht vor zwei oder drei Jahren in einer Kita betreuen zu lassen.
Kinder sind natürlich ein Karrierenachteil. Das war schon immer so und wird auch so bleiben.
Kinder sind nur dann kein Karrierenachteil, wenn sich ein Elternteil aus der Erziehung komplett herauszieht (wie das in früherer Zeit bei vielen Vätern der Fall war).
In allen anderen Konstellation, sind Kinder ein Karrierenachteil. Die Wahrheit ist nun Mal: Man kann nicht gleichzeitig sowohl den Kindern als auch der Karriere zu 100 Prozent gerecht werden.
Der Begriff “Karriere” wird überbewertet, finde ich. Nüchtern betrachtet machen die wenigsten “Karriere” und wirklich nicht jeder strebt eine “Karriere” an. Vor allem Erzieherinnen wären gute Betreuungsbedingungen wichtiger als die vorgegaukelte Aussicht auf eine ominöse “Karriere”.
Den Kitafachkräften wollte man vor Jahren “Karrierepfade” bieten. Vieles ist so absurd und peinlich, dass man die dazu gehörigen “Imagekampagnen” nicht ernst nehmen kann. Schade um die Steuergelder, die für Schmu vergeudet wurden und werden. Eine Schande, dass vor allem Kleinkinder immer wieder einiges aushalten müssen, was eigentlich die Jugendämter zum Handeln veranlassen müsste.
Ja, ich finde auch (wie ich schon oben schrieb), weiter arbeiten zu wollen und Geld verdienen zu wollen ist ja nicht gleichzusetzen mit “Karriere machen”.
Warum ist “arbeiten wollen” eigentlich vielen so wichtig. Gerade in einer abhängigen Beschäftigung sehe ich kein Argument für “Unabhängigkeit”.
Es gibt Argumente, die kann ich verstehen:
– Geld haben wollen um sich Dinge leisten zu können, die man möchte
– Zeit haben wollen
– Kinder haben wollen
– usw.
Aber “arbeiten wollen”?
Sprach die Lehrkraft???
Stimmt, besser abhängig vom Mann oder vom Staat.
Oder man lebt halt von Luft und Liebe
Ich weiß nicht, wie es bei anderen ist, ich kann nur für mich sprechen. Ich mache meinen Job gerne. Sie nicht? Ich brauche eine Aufgabe im Leben, die übers Kochen, Einkaufen und Unternehmungen mit meinen Kindern hinaus geht…
Ich mache Unternehmungen mit meinen Kindern gerne…
Ich auch. Ich habe nicht geschrieben, ich mache es nicht gerne. Ich habe geschrieben, dass ich darüber hinaus auch noch andere Aufgaben im Leben brauche. Mein Leben besteht nicht aus meinen Kindern.
Drum werden viele Lehrer. Da bekommt man hinreichend Geld, ohne Druck und ist nachmittags bei den Kindern zuhause. Läuft.
Das war übrigens früher DAS Argument schlechthin für Lehramt. Vielleicht kann man das beim Lehrermangel mal wieder bemühen. Stimmt ja immer noch.
Sie haben die 3 Monate Urlaub vergessen.
Es werden ja gar nicht so viele Lehrer. Woran das wohl liegen mag, bei den vielen Vorteilen, die Sie so beschreiben.
Wie bitte?
Die echten Vorteile hab ich doch gar nicht erwähnt…?!
Ich bin nicht davon überzeugt, dass es trotz der Zunahme des Anteils an Senioren in den nächsten Jahrzehnten auch mehr Pflegebedürftige geben wird.
In 25 Jahren werden wahrscheinlich Krankheiten, die heute noch unheilbar sind, wie beispielsweise Demenz oder Parkinson, heilbar sein. “Ersatzteile” wie künstliche Gelenke oder Herzschrittmacher werden immer besser. Haushaltsroboter werden dafür sorgen, dass Senioren ihren Haushalt länger selber führen können .