Studium, zwei Staatsexamen, vier Jahre Berufserfahrung und trotzdem nach dem staatlichen Referendariat auch noch das einjährige, sogenannte Neue Referendariat der Akademie Biberkor absolviert: Franziska Fulela, Gymnasiallehrkraft für Englisch und katholische Religion, ist diesen Weg gegangen und empfiehlt ihn ausdrücklich weiter. Die Gründe erklärt sie im Interview.
Weshalb haben Sie sich entschieden, zusätzlich zum staatlichen Referendariat auch das Neue Referendariat zu absolvieren?
Franziska Fulela: Ich habe schon im staatlichen Referendariat gemerkt, dass das Regelschulsystem nicht meins ist. Nach dem 2. Staatexamen habe ich deshalb auch nur ein halbes Jahr an einer Regelschule gearbeitet und bin dann zu einer Schule für Kranke gewechselt. Dort werden Kinder und Jugendliche unterrichtet, die beispielsweise mehrere Wochen in Reha sind. An dieser Schule – die auch schon einmal den deutschen Schulpreis gewonnen hat – habe ich sehr viel über Schulentwicklungsarbeit erfahren, die Deutsche Schulakademie kennengelernt und festgestellt, dass es viele Schulen gibt, die im Aufbruch sind.
Meine Familie ist dann umgezogen und ich konnte nicht länger an dieser Schule arbeiten. Ich wollte aber in diesem Netzwerk von Schulen im Aufbruch bleiben. Ich wollte ein Backup von Leuten haben, die mir sagen können, was sie schon ausprobiert haben, die ihre Erfahrungen mit mir teilen, sich austauschen und lebenslanges Lernen wirklich als solches begreifen. Um genau diese Haltung geht es im Neuen Referendariat. Meine Erwartung war daher ganz klar: Wenn ich das mache, dann komme ich an Schulen, die in diesem Netzwerk dabei sind, dann treffe ich Menschen, die anerkennen, dass wir uns weiterentwickeln sollten, dass Schulentwicklung etwas ist, was wir kontinuierlich betreiben sollten.
Hat sich diese Erwartung erfüllt?
Fulela: Was die Kurse betrifft, die die Akademie organisiert hat, wurden meine Erwartungen absolut erfüllt. Das war eine gute Mischung aus verschiedenen reformpädagogischen Ansätzen und Montessori-Pädagogik. Besonders gut gefallen haben mir die Besuche an den unterschiedlichen Schulen. Denn das wollte ich vor allen Dingen: An andere Schulen kommen und sehen, wie es dort läuft.
Können Sie kurz schildern, wie Sie zu Ihrer Ausbildungsschule gelangt sind?
Fulela: Die Neuen Referendare können aus einem Pool aus Schulen, der stetig erweitert wird, auswählen oder selbst eine Schule vorschlagen. Da ich örtlich gebunden war, habe ich mir Schulen in meiner Umgebung angesehen und dann die Montessori Schule Penzberg vorgeschlagen, an der Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse lernen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass das gut passen würde. Flora Nieß, die Leiterin des Neuen Referendariats bei der Akademie Biberkor, hat sich die Schule daraufhin angeschaut, mit der Schulleitung gesprochen, und da wir uns die Zusammenarbeit alle gut vorstellen konnten, bin ich an diese Schule gekommen und geblieben.
Was ist für Sie das Wesentliche, das Sie aus dem Neuen Referendariat mitgenommen haben?
Fulela: Ich habe in diesem Jahr gelernt, den Fokus auf die Beziehungsarbeit mit den Schülerinnen und Schülern zu legen. Darum geht es im staatlichen Referendariat – zumindest war das meine Erfahrung – überhaupt nicht und das ist ein großer Pluspunkt des Neuen Referendariats: Die Anerkennung dessen, dass es erstmal um Beziehung geht. Erst wenn ich die aufgebaut habe, dann können wir uns Vokabeln, Gedichte oder binomische Formeln ansehen.
Daneben habe ich einige Dinge mitgenommen, die ich versucht habe, an unserer Schule umzusetzen – zum Beispiel die Gestaltung eines Lernraums oder das Arbeiten mit Rahmenthemen. Aber was ich auch gelernt habe, ist, dass man nicht sagen kann: „Ich hatte ein Seminar – beispielsweise zur Raumgestaltung – und setze das jetzt eins zu eins um.“ Das geht nicht. Denn jede Schule hat andere Voraussetzungen, jede Schule ist anders gewachsen, hat ein Kollegium, das gewachsen ist, und das muss man berücksichtigen. Es ist also mehr eine Haltung, die man mitnimmt.
Und nicht zuletzt bin ich in meiner Haltung bestätigt und bestärkt worden, dass es darum geht, Kinder aufzubauen, individuelles Feedback zu geben, Stärken in den Vordergrund zu stellen und das Feedback motivierend zu gestalten.
Können Sie ein Beispiel nennen, wie Sie das Gelernte, wie die Beziehungsarbeit, in der Praxis umsetzen?
Fulela: Eine Idee, auf die ich vor dem Neuen Referendariat gar nicht gekommen wäre, weil es an Regelschulen auch überhaupt nicht üblich ist: Zum neuen Schuljahr habe ich eine siebte Klasse übernommen und schon vor den Sommerferien habe ich mich mit den da noch Sechstklässlern zusammengesetzt. Ich haben sie gebeten, mir zu sagen oder zu schreiben, welche Wünsche, Erwartungen oder Befürchtungen sie haben. Umgekehrt habe ich gesagt, was mir wichtig ist und was ich mir vorstelle, damit beide Seiten sich kennenlernen und wissen, wie und mit wem es nach den Ferien weitergeht.
Würden Sie das Neue Referendariat weiterempfehlen? Und wenn ja, auch den Lehrkräften, die schon das 2. Staatsexamen besitzen?
Fulela: Ich würde es allen empfehlen – auch Leuten, die das zweite Staatsexamen schon haben. Es lohnt sich, denn es wiederholt sich tatsächlich nichts, sondern bietet eine hervorragende Ergänzung. Man bekommt ein enormes Pensum an Input und tollen Ideen. Dabei geht es nicht darum, diese dann unbedingt eins zu eins umzusetzen. Es geht um die Erfahrung und dazu gibt es die Möglichkeit, mit den Ausbildungsschulen und den Mentor:innen dort in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen. Das ist sehr hilfreich.
Hinzu kommt, dass man durch das Neue Referendariat leichter an bestimmte Hotspots kommt, wie zum Beispiel die Alemannenschule in Wutöschingen. Da wollen ganz viele Menschen hospitieren und müssen lange auf einen Platz warten – wer das Neue Referendariat absolviert, hat ein Seminar vor Ort sicher.
Inzwischen bin ich selbst Mentorin an meiner Schule für jemanden, der das Neue Referendariat absolviert, und kann nun auch aus dieser Perspektive bestätigen, dass gerade dieser Austausch unter Praktiker:innen ein Pluspunkt dieser Ausbildung ist. Das hat auch die Akademie wiedergespiegelt bekommen und legt heute noch mehr Wert darauf, dass die Mentoren und Mentorinnen mehr Zeit für ihre Referendar:innen haben und man mindestens einmal pro Woche eine Stunde zusammen spricht. Das Neue Referendariat entwickelt sich also weiter, und auch das ist ein Grund für meine Empfehlung: Lebenslanges Lernen wird nicht nur gelehrt, sondern auch vorgelebt.
Möchten Sie Schule neu gestalten? Ganzheitlich und zeitgemäß? Schule neu denken – und auch als gefestigte Lehrer:innenpersönlichkeit in die Praxis umsetzen: Darum unter anderem geht es im Neuen Referendariat. Das 2020 gestartete Pilotprojekt für zukunftsorientierte Lehrer:innenausbildung geht zum Schuljahresstart 2025/26 mit inzwischen rund 70 Ausbildungsschulen in ganz Deutschland in die neue Runde. Anmeldeschluss für interessierte Lehramtsstudierende, Quereinsteiger:innen und Lehrkräfte an Schulen in freier wie auch kommunaler Trägerschaft ist der 25. April 2025. Ausführliche Informationen finden Sie auf der Homepage der Akademie Biberkor: https://www.akademie-biberkor.de/neues-referendariat/beschreibung/ Infos für Schulträger und Schulleitungen Haben Sie Interesse daran, mehr über das Neue Referendariat und die Ausbildungsmöglichkeiten für Ihre Schule zu erfahren? Dann rufen Sie uns gerne an! 08171/2677170 Dr. Flora Nieß (Leitung und Dozentin Neues Referendariat) oder 08171/2677155 Sabine Bauer (Administration) Dies ist eine Pressemeldung der Akademie Biberkor e.V.