ZÜRICH. Vor zwei Jahren ist bei Ausgrabungen im antiken ägyptischen Philadelphia ein 1700 Jahre alter Papyrus entdeckt worden, der nun von Wissenschaftlern der University of Boulder im US-Bundesstaat Colorado übersetzt wurde. Dabei zeigte sich, dass er Verse aus den verschollenen Tragödien «Ino» und «Polyidos» von Euripides enthält – offenbar zusammengestellt für den damaligen Schulunterricht.
Dass es sich um die Stücke von Euripides handelt, beweisen laut einem Bericht der NZZ Verse, die aus anderen Quellen bereits als Zitate des griechischen Tragödiendichters bezeugt sind. Bei dem nun entdeckten Werk handelt es sich nicht um einen fortlaufenden Text. Die Papyrusrolle enthält nicht die vollständigen Tragödien, sondern nur einzelne Verse und Versgruppen daraus. Eine Anthologie von Euripides-Zitaten also, die den, der die Texte exzerpierte, besonders interessierten. Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei ihm um «a ‹higher education› teacher» handelte. Er stellte die Verse wohl für den Schulunterricht zusammen (oder als Fundus für Reden, die mit Dichterzitaten gewürzt werden sollten).
Dafür scheint die Auswahl tatsächlich geeignet. Da heißt es zum Beispiel mahnend: «Uralte Satzungen verbieten es, sich in zwei Betten zu vergnügen», oder: «Ehrenvoll ist’s, in gerechter Sache zu siegen, doch immer schlimm, in einer ungerechten.» Für den Wirtschaftsunterricht geeignet: «Geld ist wertvoll für die Menschen, nicht nur bei Wein und Schmaus, nein, auch in harten Zeiten vermag es Sicherheit zu bieten.»
Der Vers «Für Sterbliche gibt’s keinen Schutz vor der Notwendigkeit» formuliert elegant eine grundlegende antike Lebensregel, und schließlich erinnern zwei Verse daran, dass Geld nicht das höchste der Dinge ist: «Nein, gib Reichtum mir nicht für mein Leben, denn schlechter Tausch wär’ es, das Leben dafür herzugeben», heißt es. Oder: «Du bist zwar reich, doch glaube nicht, dass du auch weise bist: Im Reichtum liegt doch Torheit, während in Not zur Armut Weisheit sich gesellt.» Lässt sich auch heute noch gut vermitteln. News4teachers
Cool, danke 🙂
Berkenswert, wie ähnlich sich die Menschen über all diese Zeit geblieben sind und wie bedauerlich, dass die Menschheit so manche Lektion auch nach bald 2000 Jahren nicht lernen will 🙁
Könnt ihr bei solchen Artikeln bitte die Quelle mit angeben, damit man sich weiter informieren kann, wenn man will? Es ist immer schwierig sowas zu finden, wenn auch nicht mal Namen der Forscher z.B. genannt werden.
Danke im Voraus!
Im Text ist auf die Quelle (NZZ) verlinkt. Herzliche Grüße Die Redaktion