Schüler konsumieren (illegale) Nikotinbeutel – DAK warnt vor Suchtgefahr

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HAMBURG. Sie sind in Deutschland gar nicht legal – über das Internet und in bestimmten Läden aber dennoch leicht zu bekommen. Viele Schülerinnen und Schüler nutzen sogenannte Nikotinbeutel. Eine Krankenkasse warnt vor Gefahren.

«Nikotinbeutel sind gefährlich und können abhängig machen.» Foto: Shutterstock

Etwa jeder siebte Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren hat nach Daten der Krankenkasse DAK-Gesundheit schon einmal Nikotinbeutel probiert. Bei Jungen sei der Konsum stärker als bei Mädchen, teilte die DAK mit. DAK-Vorstandschef Andreas Storm forderte mehr Kontrollen etwa von Online-Shops zum Schutz von Kindern und Jugendlichen.

Die kleinen Nikotinbeutel – sogenannte Pouches – werden zwischen Oberlippe und Zahnfleisch geklemmt. Sie enthalten ein Pulver, das aus Nikotinsalzen und Trägerstoffen besteht und bewirken einen ähnlichen Kick wie Zigaretten. Das Nikotin, ein Nervengift, wird über die Mundschleimhaut aufgenommen.

Die Variante mit Tabak heißt Snus, ihr Verkauf ist in der EU mit Ausnahme von Schweden untersagt. Die tabakfreien Nikotinbeutel fallen in Deutschland unter das Lebensmittelrecht und sind ebenfalls verboten. Doch über das Internet sind die Beutelchen leicht zu beschaffen. Wegen fehlender Kontrollen seien sie oft sogar in Tabakläden, Kiosken oder Tankstellen erhältlich, kritisieren Suchtberater.

Dem DAK-Präventionsradar zufolge greifen Jugendliche mit einem niedrigen sozialen Status eher zu den Beuteln als Teenager aus höheren sozialen Schichten. «Nikotinbeutel sind gefährlich und können abhängig machen», so Storm. Neben mehr Kontrollen sei die Aufklärung der Eltern und Lehrkräfte über die gesundheitlichen Risiken von Nikotinprodukten wichtig.

Professor Reiner Hanewinkel vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, das das DAK-Präventionsradar wissenschaftlich realisiert, warnte vor der Suchtgefahr. «Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich in späteren Lebensjahren – mit allen gravierenden negativen gesundheitlichen Folgen.»

Beim DAK-Präventionsradar gaben 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 oder 17 Jahren an, mindestens einmal Nikotinbeutel konsumiert zu haben. Für die Erhebung waren 2022 und 2023 rund 12.700 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 17 Jahren zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt worden. Die Umfrage wurde nach DAK-Angaben von Lehrkräften mit Hilfe von Fragebögen in 927 Klassen an 83 Schulen in 14 Bundesländern durchgeführt.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten nach eigenen Angaben die drittgrößte Krankenkasse in Deutschland. News4teachers / mit Material der dpa

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Rainer Zufall
4 Monate zuvor

Jup. Und zu dem Scheiß finde ich NICHTS an Präventionsmaterial!
Da wird dann zur Zigaretten-Prävention geraten 🙁

Leerkörper
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nicht mein Job, nicht meine Spieleiese, nicht meine Affen.

W a s denn noch alles?

24/7 in Lehrerobhut?

Rainer Zufall
4 Monate zuvor
Antwortet  Leerkörper

Über Suchtmittel aufzuklären ist bei Ihnen an der Schule nicht üblich?
Naja, immerhin scheinen Sie es durch Gleichgültigkeit gegenüber Kindern und Jugendlichen wettzumachen – es geht ja noch um Minderjährige

Leerkörper
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Gerne mal den eigenen Kommentar lesen.

Auf den bezog ich mich.

Alles andere in Ihrem Post, auf den ich mich jetzt beziehe, vergesse ich mal.

Sepp
4 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Die Frage ist, ob man da wirklich besonderes Material benötigt.

Bei uns kamen in einer Präventionswoche schon vor 2 Jahren Fragen zu “Snus” auf. Glücklicherweise ploppte das beim Sammrln von Vorwissen und Fragen auf, so dass man sich informieren konnte.

Im Endeffekt sind ja viele schädliche Stoffe schon im Tabak enthalten (Nikotin, andere Alkaloide, Radioisotope), andere entsteht erst beim Brennen/Schwehlen von Zigaretten.
Eine “gesunde Alternative” sind diese Produkte also auch nicht. Unsere SuS haben das gut verstanden.

Bei Nikotin-Beuteln stehen dann eher die akute Giftigkeit und die Suchtgefahr im Fokus.

Rainer Zufall
4 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Zustimmung, aber meine Schüler*innen sehen da – nicht ganz zu unrecht – das “geringere Übel”.

Zur Aufklärung wäre mir daher konkretes Material nicht ungelegen, das bisherige bezieht sich halt sehr schnell auf die Risiken von Rauchen und nicht bspw. die – mir fehlt ein besseres Wort – Hasescharte bei Snus bzw. das hier bestehende Risiko von Mund- oder Enddarmkrebs.

Naja. Ab an den Zeichenblock und alles selbst malen, bis Kurzgesagt ein Video dazu hat 😉
https://m.youtube.com/watch?v=_bWjmkmxS3M&pp=ygURa3Vyemdlc2FndCByYXVjaGU%3D

Leerkörper
4 Monate zuvor

Richtet das mal lieber an die Eltern – wir haben mehr als genug zu tun.

Rainer Zufall
4 Monate zuvor
Antwortet  Leerkörper

Lehrkräfte werden dies auch an Eltern richten, Material dazu wäre nicht unerwünscht 😉

Leerkörper
3 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Genau – ich möchte nur nicht das Material auch noch erstellen müssen.

Selbstverständlich wird an unserer Schule – auch von mir übrigens – Prävention und Aufklärung betrieben.