“Der Lehrplan sollte ein Instrument sein, kein Ziel“: PISA-Chef Schleicher über mehr Freiheit für die Schulen

81

BONN. Deutschland, angeblich das Land der Denker und Dichter, fällt in internationalen Bildungsvergleichen oft nur durch mittelprächtige Ergebnisse auf. Die regelmäßig erhobene PISA-Studie zeigt, dass viele Schülerinnen und Schüler abgehängt werden, während Bildungssysteme in anderen Ländern erfolgreicher abschneiden. Warum das so ist und was sich ändern muss, diskutieren der für die Studie verantwortliche OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher, bekannt als „Mr. PISA“, und der 17-jährige Schüler Sebastian Liess aus München – Mitglied des Bürgerrats Bildung und Lernen – im Bürgerrats-Podcast „Bildung Bitte“ auf News4teachers. Titel der Folge: „Wie viel Freiheit braucht das Lernen“.

„Wenn man wirklich in Projekte eintauchen kann, bei denen man motiviert ist, ist Schule etwas ganz anderes.“ Illustration: Shutterstock

Moderator Andreas Bursche, bekannt vom WDR, beginnt mit einem Blick auf die deutschen PISA-Ergebnisse. Seine Kritik: „Deutschland dümpelt bildungstechnisch im Mittelfeld. Das ist mutig für ein Land, das auf flinke Köpfe angewiesen ist.“ Andreas Schleicher, der seit 25 Jahren die PISA-Studie verantwortet, stimmt zu. Doch er möchte nicht pauschal kritisieren. „Es sind nicht alle, die schwächeln. Aber wir haben eine Gruppe von Schülern, die systematisch abgehängt wird“, sagt er und betont, dass diese Schieflage ein entscheidender Unterschied zu den erfolgreicheren Bildungssystemen sei. Dort gehe man grundsätzlich davon aus, dass jeder Schüler lernen kann – und auch die Chance dazu erhält.

Schleicher weiß, wovon er spricht. Er selbst hat die Schwächen des deutschen Schulsystems erlebt. Als Jugendlicher wechselte er von einem Gymnasium auf eine Waldorfschule, wo er sein Abitur mit der Traumnote 1,0 ablegte. „Ich hatte die Schwierigkeiten am Anfang meiner Schulzeit“, erinnert er sich. Diese Erfahrungen prägen bis heute seine Haltung: Ein Bildungssystem muss individuell fördern können.

Sebastian Liess, 17 Jahre alt, berichtet aus erster Hand über den Stress, den der schulische Alltag in Deutschland mit sich bringt. Eine für ihn typische Woche: Montag eine Deutschpräsentation, Dienstag ein Lernvideo für Physik, Mittwoch ein Podcastprojekt in Wirtschaft und Recht. Donnerstag und Freitag folgen Klausuren. „Am Freitagnachmittag dachte ich nur: ‘Okay, ich gehe jetzt ins Bett. Ich habe keine Lust mehr.“

Das eigentliche Problem sieht Sebastian jedoch nicht nur im Umfang der Aufgaben, sondern in der Art des Lernens: „Nach der Schule muss man sich noch mal zwei, drei, vier Stunden hinsetzen. Es bleibt keine Zeit für einen selbst.“ Er kritisiert die fehlende Tiefe: „Man hetzt durch Themen, ohne wirklich in etwas eintauchen zu können, das einen interessiert.“

Andreas Schleicher hält dagegen: „Es ist nicht so, dass Schule in Deutschland anspruchsvoller ist als anderswo. Der Stress kommt häufig daher, dass Schüler nicht die treibende Kraft ihres Lernens sind.“ Wenn Schülerinnen und Schüler verstehen, warum sie etwas lernen, und dabei eigene Ziele setzen können, empfinde man die Anstrengung anders. „Das große Problem in Deutschland ist der stark vorgegebene Lehrplan, der oft nur oberflächlich abgearbeitet wird – ein Kilometer lang, aber nur einen Zentimeter tief.“

„Eine gute Schule hilft jungen Menschen, herauszufinden, warum sie auf diesem Planeten sind. Was begeistert sie? Welchen Beitrag wollen sie leisten?“

Das Gespräch dreht sich um die Frage, wie Bildungssysteme strukturiert sein müssen, damit Lernen Freude bereitet. Journalist Bursche fragt provokant: „Wenn jeder nur das lernt, was ihm Spaß macht, was passiert dann später im Beruf, wo man sich auch durch Aufgaben kämpfen muss, die keinen Spaß machen?“ Schleicher entgegnet, dass es zunächst darum gehen müsse, Begeisterung und Eigenmotivation zu fördern. „Eine gute Schule hilft jungen Menschen, herauszufinden, warum sie auf diesem Planeten sind. Was begeistert sie? Welchen Beitrag wollen sie leisten?“

Sebastian stimmt zu: „Wenn man an einem Thema Spaß hat, arbeitet man ganz anders daran.“ Doch wie könnte eine Schule aussehen, die dies ermöglicht? Schleicher beschreibt Ansätze wie projektbasiertes Lernen: „Schüler sollten eigene Ziele stecken und sich überlegen, welche Projekte sie verfolgen wollen – auch über Fächergrenzen hinweg.“ Die Rolle der Lehrkraft verändere sich dabei fundamental: „Ein guter Lehrer ist heute mehr Coach, Mentor und Designer von innovativen Lernumgebungen als reiner Wissensvermittler.“

Auf die Frage nach den besten Bildungssystemen nennt Schleicher Beispiele aus Dänemark, Finnland und Estland. „In Dänemark sind Schulen eng mit der Gemeinde vernetzt. Es gibt ein starkes Miteinander.“ Noch weiter nördlich, in Finnland und Estland, treffe jede Schule neun von zehn Entscheidungen selbst. „In Deutschland sind es nur 17 Prozent“, kritisiert Schleicher. Er betont, wie wichtig es sei, Schulen mehr Verantwortung zu geben.

Auch das asiatische Bildungssystem hat Vorzüge. „Dort verbringen Lehrkräfte mehr Zeit mit einzelnen Schülern außerhalb des Klassenverbands. Sie wissen genau, wer ihre Schüler sind, und begleiten sie individuell.“ Selbst Bhutan, ein kleines Land im Himalaya, beeindruckt Schleicher: „Dort steht das Wohlbefinden im Mittelpunkt. Schule ist ein Ort, an dem es um die persönliche Entwicklung geht, nicht nur um kognitive Leistungen.“

Das Gespräch mündet in einen Appell an die deutsche Bildungspolitik: Weniger Fokus auf standardisierte Lehrpläne und mehr Freiräume für individuelle Entwicklung. „Wir brauchen Schulen, die Schüler motivieren, eigenständig zu lernen, und Lehrkräfte, die dabei als Coaches und Mentoren begleiten“, so Schleicher. Sebastian wünscht sich, dass Schüler mehr Mitspracherecht bekommen: „Wenn man wirklich in Projekte eintauchen kann, bei denen man motiviert ist, ist Schule etwas ganz anderes.“

Aber daran hakt es in der Praxis eben allzu oft. „Warum muss überall ein Riegel vorgeschoben werden?“ Mit dieser Frage artikuliert Sebastian den Frust vieler Schüler und Lehrer. „Unsere Schulleitung versucht viel, um uns Freiräume zu schaffen, aber oft sind ihr die Hände gebunden. Es ist schade, denn es gibt so viele Ideen, die an einzelne Schulen angepasst werden könnten.“ Die Kernbotschaft von Sebastian ist klar: Nicht jeder Fortschritt muss zentral geplant werden. Schulleitungen und Lehrkräfte wissen oft selbst am besten, was für ihre Schüler funktioniert.

Moderator Andreas Bursche hakt ein: „Sind es also die Kultusministerien, die den Fortschritt blockieren?“ Andreas Schleicher bestätigt, dass dieser Eindruck nicht unbegründet ist: „In Deutschland werden oft vorhandene Freiräume nicht genutzt, weil es unbequem ist, selbst Verantwortung zu übernehmen.“ Als Beispiel nennt Schleicher eine Schulleiterin aus Shanghai, die ihre Schule in einer bürokratischen Grauzone innovativ gestaltet. „In Deutschland wird der bequeme Weg gegangen. Viele halten sich lieber stur an Vorgaben, statt eigene Ideen zu entwickeln.“

„Diese Schüler haben echte Probleme gelöst, anstatt nur abstrakte Aufgaben zu bearbeiten. Und sie haben dabei mehr gelernt als im klassischen Unterricht“

Sebastian sieht hier die Wurzel des Problems: „Wenn wir Schüler und Lehrer mehr in Entscheidungen einbeziehen würden, hätten wir authentischere Lernumgebungen. Unsere Schulleitung hat uns zugehört, als wir Ideen aus dem Bürgerrat präsentiert haben, aber viele Vorschläge können sie nicht umsetzen. Dabei wollen wir doch alle: Schüler, Lehrer und Schulleitung.“

Schleicher gibt im Podcast Einblicke in Bildungsprojekte weltweit. In Shanghai lernen Schüler Englisch, indem sie Touristen an U-Bahn-Stationen helfen. „Das ist praxisnaher Unterricht, der gleichzeitig soziale Kompetenzen stärkt“, erklärt er. Auch ein Projekt in Guatemala hat ihn beeindruckt: Dort entwickelten Schüler aus den USA und Guatemala gemeinsam Prothesen mit 3D-Druckern. „Diese Schüler haben echte Probleme gelöst, anstatt nur abstrakte Aufgaben zu bearbeiten. Und sie haben dabei mehr gelernt als im klassischen Unterricht.“

Solche Projekte zeigen, wie sinnvoll eine Öffnung der Schulen sein kann. „Es geht darum, Lernziele mit echten Herausforderungen zu verknüpfen“, so Schleicher. „Ein Beispiel aus Portugal zeigt, wie es gehen kann: Dort bekamen Schüler ein kleines Budget, um Projekte zu finanzieren. Anfangs wurde damit Unsinn gemacht, aber bald entstanden nachhaltige Ideen.“

Der Moderator bringt es auf den Punkt: „Es klingt nicht nach Raketenwissenschaft, sondern nach Machen.“ Schleicher stimmt zu: „Die Politik muss den Rahmen schaffen, aber die Veränderung beginnt vor Ort. Wenn Lehrer und Schulleitungen Verantwortung übernehmen, entsteht echte Innovation. Der Lehrplan sollte ein Instrument sein, kein Ziel.“ News4teachers

Hintergrund

Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehr als 700 zufällig ausgelosten Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und wurde 2020 von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Sie hat auch den vorliegenden Podcast bereitgestellt.

Im Sinne einer lebendigen Demokratie diskutieren die Mitglieder des Bürgerrats gemeinsam über gesellschaftliche und bildungspolitische Fragen. Welche Probleme und Herausforderungen müssen im Bildungsbereich dringend bearbeitet werden? Wie könnten bildungspolitische Reformen aussehen, die Probleme lösen und gleichzeitig in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind? Und: Wie soll gerechte Bildung in Zukunft aussehen?

Ein umfassendes Papier mit Empfehlungen wurde unlängst erarbeitet (News4teachers berichtete). Leitthema dabei: „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“

Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist aktuell der einzige Bürgerrat, der auf Bundesebene aktiv ist und auch Kinder und Jugendliche einbezieht. Die mehr als 250 Schülerinnen und Schüler kommen über sogenannte Schulwerkstätten der Bundesländer dazu und sind vollwertige Mitglieder des Bürgerrats Bildung Lernen. Darüber hinaus haben sie aber auch eigene Empfehlungen entwickelt sowie einen offenen Brief unter dem Titel „Hört und zu!“ geschrieben.

www.buergerrat-bildung-lernen.de

Hier geht es zu weiteren Folgen der News4teachers-Podcasts:

Den Podcast finden Sie auch auf

 

Wie demokratisch sind Schulen? Nicht so sehr! Warum Schüler mehr Mitbestimmungsrechte brauchen – eine Podcast-Debatte

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

81 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
447
9 Tage zuvor

Der pädagogische Konjunktiv feiert wieder fröhliche Urstände.

Davon abgesehen würde eine Lockerung der Lehrplanfixiertheit für alle gut sein.

Hans Malz
9 Tage zuvor
Antwortet  447

Wenn ich Konjunktiv wäre, hätte ich mehr würde.

mama51
9 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Trotzdem ist im Konjunktiv alles möglich… hahaha!

Canishine
7 Tage zuvor
Antwortet  mama51

… wäre möglich … 🙂

Unfassbar
9 Tage zuvor

Kann man machen. Wie das mit den zentral gestellten Prüfungen in Einklang stehen soll, weiß ich nicht.

Karl Heinz
9 Tage zuvor

So langsam kann ich dieses Elfenbeinturm-Gesabbel eines Herrn Andreas Schleicher nicht mehr hören…

Schön, dass Leute wie Er immer wissen, wer was machten müsste
Ich muss da immer an Rudi Völler denken

Montag eine Deutschpräsentation,
Dienstag ein Lernvideo für Physik,
Mittwoch ein Podcastprojekt

Das klingt allerdings in der Tat nach “jede Lehrkraft verlangt was sie will” – ohne einheitlichen roten Faden und Absprachen was Methoden angeht.

Wir brauchen Schulen, die Schüler motivieren, eigenständig zu lernen, und Lehrkräfte, die dabei als Coaches und Mentoren begleiten

Zunächst brauchen wir überhaupt erst einmal Lehrkräfte.
Das wird ja wohl die nächsten Jahre noch eine Dauerbaustelle bleiben.
Und dann braucht es zeitgemäße Schulen.
Und daaaann kann man sich an Schleichers Vorstellungen heranwagen…

Aber wenn ich sehe, wer da aktuelle zur Bundestagswahl steht… *hust*hust*hust*

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Vielleicht hat ja die Attraktivität des Lehrer-Jobs auch etwas mit der Vision oder auch den tatsächlichen modernen Möglichkeiten Schüler zu begleiten zu tun. Dann hätte man vielleicht auch keinen Lehrermangel, oder?

Solange wir weiterhin – ausschließlich – das geschlossene-Fragen-Spiel spielen, in dem einer Recht hat und die anderen es noch nicht wissen, bleibt Schule maximal langweilig.

Der Schleicher spricht mir aus dem Herzen!

Mariechen
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Zunächst einmal muss man viiieeel stärker auf Leute aus der Praxis hören. Leute, die wissen, was man wie machen kann. Und zwar Tag für Tag.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Mariechen

Dann empfehle ich, orientieren Sie sich an den deutschen Preisträgerschulen, die setzen vieles von dem was Herr Schleicher fordert um oder sind dabei es noch mehr umzusetzen.

Erfahrung allein macht eben nicht schlau.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Mariechen

Erfahrung kann genauso dumm wie klug machen. Ich weiß, wovon ich rede, ich arbeite seit 20 Jahren an unterschiedlichen Schulformen. Ich habe Pädagogik studiert, das könnte einen Unterschied ausmachen.

Canishine
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Ich bin verwirrt: Hat Herr Schleicher nun recht und wir Lehrer wissen es einfach noch nicht? Darf ich mich dann weiter langweilen? Oder darf ich selbst bestimmen, was ich von den modernen Möglichkeiten lernen möchte?

Canishine
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Manche moderne Möglichkeiten entsprechen leider so gar nicht meiner Lebenswirklichkeit.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Canishine

Tja, das ist merkwürdig. Meiner entsprechen sie vollkommen. Ich bin seit 20 Jahren Lehrer…

Canishine
7 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Da sieht bei Schülern wahrscheinlich ähnlich aus. Des Einen Lebenswirklichkeit ist des Anderen nicht. Aber wir sollen ja auch individualisieren …

ABC
7 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Seit 20 Jahren Lehrer bei der Orthografie? OMG.

Besseranonym
9 Tage zuvor

Hat da der Moderator nicht etwas vergessen?

Sonst müsste H. Schleicher nochmal über seine Worte nachdenken – oder will er auf seine alten Tage in die Politik ? “Die Politik muss den Rahmen schaffen” wär schon ein Anfang, aber bitte schneller als sonst.

Hat da der Moderator etwa noch was vergessen ?
“Wenn Lehrer und Schulleitungen Verantwortung übernehmen. [!!!] entsteht echte Innovation.
Der Lehrplan sollte ein Instrument sein, kein Ziel.“

Da fehlt was [!!!]

> Verantwortung an Stelle der Elfenbeinetage übernehmen
[ Was wir schon jahrelang/ immer wieder/ weils brennt tun und dafür eine Watschn nach der anderen bekommen, außer wir
1 interpretieren die Hühottneuerungen des Elfenbeinturms geschickt, so dass
2 die Glorreichen oft genug in Bild und Ton auf ihre Verdienste hinweisen können 🙂 ]

Irgendwie hat der Moderator da wohl manches falsch verstanden;
sorry @ Moderator fürs satirische Nutzen

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

mimimi, die Kritik richtet sich vor allem gegen Kultusministerien und vielleicht etwas auch an Schulleitungen und Lehrer mutiger zu sein. Es geht ums Machen im Gegensatz zu einer Erstarrung. Es geht darum die Grundkonzeption von Schule mal grundlegend zu hinterfragen!

Grüße in die Runde

Lera
9 Tage zuvor

„Das große Problem in Deutschland ist der stark vorgegebene Lehrplan, der oft nur oberflächlich abgearbeitet wird“

Ich kann jetzt nur für die Grundschule in SH sprechen. Hier haben wir keinen klassischen Lehrplan mit konkreten zu behandelnden Themen mehr, sondern „Fachanforderungen“ mit windelweichen Kompetenzzielen – ganz im Sinne von Herrn Schleicher.

Das „große Problem“ haben wir also schon seit Jahren nicht – dafür aber neue Probleme, welche durch die angebliche Problemlösung erst produziert wurden: Es ist z.B. immer schwieriger geworden, die Klasse, den Jahrgang oder gar die Schule zu wechseln, weil eben überall sehr unterschiedliche Themen sehr unterschiedlich behandelt wurden. Für Übergänge und Durchlässigkeit sehr ungünstig! Zudem weiß man bei jeder neuen Klasse gar nicht, worauf man aufbauen kann, was Planungen und somit auch schöne Projekte, die Herr Schleicher sich wünscht, sehr erschwert.

Ich hätte lieber wieder konkrete Vorgaben, dann gibt’s nämlich auch keine Diskussionen mehr, ob dies oder das wirklich notwendig ist – spart Zeit und Nerven.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Lera

Klar, Vorgaben geben Sicherheit und sie standardisieren. Beides wichtige Punkte.
Nur was ist mit den Kindern? Sie sind individuell sehr verschieden und da kann man nicht so tun, als wären die gleich und könnten alle im gleichen Tempo einen überfrachteten Lehrplan verinnerlichen.

Wir müssen den Anteil geschlossener Fragen, auf der Basis eines Lehrplans reduzieren, und deutlich mehr auf der Basis offener, aber gut überlegter Fragestellungen agieren.

Lera
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn
Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Lera

Vielen Dank für den Link. Sehr interessante Reflexion der englischen Reform von Schule. Ich kann dem auch einiges Abgewinnen. Gerade für die aus welchen Gründen auch immer schwächeren Schüler sind Struktur und Systematik und klare Ziele sicher wertvoll. Da braucht es kein Projektunterricht, da stimme ich zu.

Ich bin ein Fan vom Wertequadrat. Das hat Schulz von Thun bekannt gemacht, es kommt von Aristoteles. Es besagt im Kern, dass es immer 2 positive Gegensätze gibt und das es gilt, sich je nach Situation zwischen den gegensätzlichen Werten (z.B. Sparsamkeit vs. Großzügigkeit) zu positionieren.

Ich empfinde auch das englische System einseitig. Nur eine Seite ist hier – offensichtlich sehr gut – bespielt worden (eher das traditionelle, geschlossene Fragen und so), die andere Seite (also offene Fragestellungen, Neugierde, selbstentdeckendes Lernen, Kreativität, etc.) die können wir noch nicht, die fehlt. Von daher hat Schule für mich Schieflage. Beide Seiten wären wichtig, denn es geht nicht nur um Wissen, es geht auch z.B. um Selbstwert und persönliche emotionale Entwicklung.

Lisa
7 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Je schwächer ein Schüler und je prekärer sein Umfeld, desto mehr Halt braucht er: Klare Strukturen, die er bewältigen kann. Ich war als Neuling an einer Gesa sehr erstaunt, dass mich Siebtklässler fragten: Dürfen wir das Tafelbild abschreiben? Das ist doch langweilig, oder,? Nein, es ist klar, machbar, strukturiert und bietet ein Erfolgserlebnis.
Beides müsste also in einer Klasse gemacht werden, nachdem äußere Differenzierung ja böse ist

ABC
7 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

,,Nur was ist mit den Kindern? Sie sind individuell sehr verschieden und da kann man nicht so tun, als wären die gleich und könnten alle im gleichen Tempo einen überfrachteten Lehrplan verinnerlichen.” Haben Sie schon einmal etwas über Binnendifferenzierung im Unterricht gehört?

Mariechen
8 Tage zuvor
Antwortet  Lera

Genau deshalb vielleicht einfach mal Leute aus der Praxis fragen. Und zwar die, die den Job in Vollzeit und auch schon lange machen.

Mika
9 Tage zuvor

Davon abgesehen, dass ich mit den Rahmenlehrplänen so meine Probleme habe:
Bedeutet dies nicht eine Abkehr von zentralen Prüfungen, ja von Leistungsüberprüfungen im Sinne von „Wissen prüfen“ überhaupt?
Heisst für die nachfolgenden Bildungseinrichtungen (egal ob Uni oder Ausbildung), dass sie überhaupt nichts mehr voraussetzen können, da jeder sein individuelles Lieblingsprojekt gestaltet hat.

In einem Satz würde ich Herrn Schleicher widersprechen:
 „Diese Schüler haben echte Probleme gelöst, anstatt nur abstrakte Aufgaben zu bearbeiten. Und sie haben dabei mehr gelernt als im klassischen Unterricht.“
Nicht wirklich: sie haben andere Sachen gelernt.

Sollte Schule auf derartig individualisierten Wissenserwerb umsteigen, ist PISA hinfällig: Wenn meine Projekte kein Mathe enthalten, macht das Abprüfen erworbener mathematischer Kompetenzen keinen Sinn.

Katze
9 Tage zuvor

Als MINT-Lehrpläne noch mehr ernsthafte fachliche Bildung (konkrete fachspezifische Inhalte) enthielten und die Forderungen an das logische abstrakte Denken und das kausale Schlussfolgern der SuS wesentlich höher waren, mussten sich diese nicht “noch mal zwei, drei, vier Stunden hinsetzen. Kenntnisse erworben (gepaukt) und begriffen (Verständnis erlangt) wurde durch die Unterrichtsaktivität. “Präsentationen” waren mündliche Leistungsüberprüfungen und um lapidares Grundlagenwissen zu erlangen oder zu festigen bedurfte es keiner aufwändig inszenierten Lernvideos oder Podcasts.
“Der Stress kommt häufig daher, dass Schüler nicht die treibende Kraft ihres Lernens sind.”
Genau so ist es! Einige verzetteln sich in Unwesentlichem, kleben viele Stunden am Display ihres Handys und sind mental sofort raus, wenn es anstrengend und fordernd wird. Andere finden kaum etwas im Fächerkanon, was überhaupt ihr Interesse anspricht. Von Begeisterung und Eigenmotivation kann dann natürlich auch keine Rede sein. Der Lehrer als vortanzender Animateur – nein danke!
Ein guter Lehrer war einmal ein guter Erklärer und Wissensvermittler und wurde nicht blumig als Coach, Mentor und Designer von innovativen Lernumgebungen betitelt.
Diese Lehrer, Herr Schleicher, sind dann auch froh, wenn sie sich aus den neu designten Lernumgebungen langsam ausschleichen können.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Oh, das klingt nach goldenen Zeiten. Früher, da wurde noch gelernt.

Nee, das waren keine goldenen Zeiten. Und ich kann auch die Lobpreisung des Wissens nicht mehr hören. Leistung wird immer noch im Kern als Reproduktion von Wissen gefeiert, Schüler:innen können viel mehr. Schule – in ihrer jetztigen Konzeption – verhindert, dass es wirklich zu guten Leistungen kommt.

Mariechen
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Eben weil wir kaum noch Wissen vermitteln. Natürlich können Schüler viel mehr. Grundlage ist aber eben die Wissensvermittlung, denn erst wenn ich ein solides Fundament aus Wissen habe, kann ich verknüpfen und ableiten u.v.m.. Dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Mariechen

Wissen ist wichtig, auch zur Entwicklung von Kompetenzen. Da bin ich voll bei Ihnen. Nur, das ist zu einseitig. Es geht einfach nicht nur um Wissen, es geht auch um kleine Seelen …

Unfassbar
2 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Spätestens ab Klasse 8 und erst recht in der Oberstufe sind es keine kleinen Seelen mehr. Da sollte es schon um Wissen und Fertigkeiten gehen. Sie wollen Ihr Auto doch von fähigen und nicht zwingend von kompetenten Handwerkern und ihre Zähne von fähigen und nicht zwingend von kompetenten Ärzten behandelt wissen.

Andreas
8 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Danke Katze, für ihr Kommentar. Ich schließe mich zu 100% an.

Pauker_In
8 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Ich sehe mich nach wie vor als Erklärbär und Wissensvermittler. Hat man den Ruf erstmal zementiert, geht’s!

ABC
7 Tage zuvor
Antwortet  Katze

Liebe Katze, genau ich schleich` mich auch bald aus diesem System, wenn es
weiter verschlimmbessert wird. Bin da ganz bei dir!

Realistin
9 Tage zuvor

Ganz genau! Wir benötigen mehr Freiheiten, mehr Flexibilisierung und Gewöhnung an digitale Strukturen. Wenn die Gewerkschaften die 38 Stunden Woche durchbringen, sind das auch weniger Stunden für die gestressten Lehrkräfte.
Eine 4-Tage Woche muss möglich werden.
30% Digitalunterricht, Homeschooling, Projektarbeit digital auch!
stemmen wir uns gegen die Inflation: 10% Gehalt rauf! 17 werden nicht machbar sein.

Wir wollen für Junglehrer attraktiv werden (und auch Gen Z)

Alpenpfeilchen
9 Tage zuvor
Antwortet  Realistin

Digitalunterricht funktioniert definitiv in der Oberstufe.
-> Schließlich gibt es mittlerweile an den Universitäten auch Hybridkurse.
Mit ein wenig Übung wird es auch schon ab Klasse 9 und 10 funktionieren.
Dass die Arbeitsbelastung für Lehrer mittlerweile viel zu hoch ist, müssen sie mir nicht erzählen, liebe Realistin.

Hans
9 Tage zuvor
Antwortet  Alpenpfeilchen

Stimmt, an der Uni klappt das und in Klasse 11 oder 12 nicht? 😀

uesdW
8 Tage zuvor
Antwortet  Hans

Was klappt an der Uni.
Ja, die Vorlesungen sind größtenteils online verfügbar und viele Studenten nutzen die Angebote, weil sie sich die Wohnungen vor Ort nicht mehr leisten können oder den Anfahrtsweg scheuen.
Bei Vorlesungen am Anfang mit teilweise über 300 Studis in der Vorlesung kennen die Profs in der Regel auch die wenigsten.
Und bei den Prüfungen heißt es letztendlich Vogel friß oder stirb. Wer nicht besteht, ist halt draußen, und das juckt in der Regel niemanden von Lehrkräften.
Und jetzt der wesentliche Unterschied. Die Uni ist freiwillig, die S hule nicht.
Bei online-schulungen geht der persönliche Bezug sicherlich verloren, weil man eben nicht mehr alle im Blickfeld hat. Und wie heißt es so schön, niemand darf auf der Strecke bleiben.

Und deswegen musste ich so schön schmunzeln, als ich des mit den asiatischen Lehrer gelesen haben, die sich mit einigen Schülern außerhalb der Schule getroffen haben und sie diese deshalb so gut kennen. Ist dass nicht doch wieder eine Selektierung, die im Widerspruch zu, man soll Mentor und Coach für alle sein. In einer Klasse mit 25 Schülern habe ich dann pro Schulstunde 1,8 Minuten für das persönliche Mentoring.

Mika
8 Tage zuvor
Antwortet  uesdW

Nee,nee,nee, Sie haben das falsch verstanden! Sie sollen noch zusätzlich zum Unterricht viel, viel Zeit mit den SuS verbringen! Privatleben, Familie, Erholung, Schlaf: alles überbewertet. Neben den 43 – 50 Stunden pro Woche einfach noch den Abend und die Nacht in den Dienst des Berufs stellen. Schrauben Sie mal an Ihrem Mindset!

Achtung, Sarkasmus

Unfassbar
9 Tage zuvor
Antwortet  Alpenpfeilchen

Klasse 9 ist die bezogen auf die Pubertät kritischste Klasse. Da funktioniert bei einer bezogen auf die Schülerklientel normalen Schule eine Menge, nur nicht hybrider Unterricht.

Pauker_In
6 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Das pubertär kritischste Alter überspannt die Klassen 6-10!

Unfassbar
2 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

In Klasse 6 fangen die Mädchen an, die Jungs in Klasse 7. Die Mädchen hören ab Klasse 9 so langsam auf, die Jungs ab Klasse 10. Die Jungs sind aber insgesamt kritischer in der Pubertät als die häufiger anpassungswilligen Mädchen.

Anekdotische Evidenz: Bemerkenswerterweise hat die Pubertät während G8 ein Jahr früher aufgehört als während G9 alt (und jetzt wieder während G9 neu). Fragen Sie mich bitte nicht, woran das liegt.

Sami
8 Tage zuvor
Antwortet  Realistin

Projektarbeit digital? Das ist ja analog schon eine Alibiveranstaltung.
Aber von mir aus: dann aber bitte auch mit Qualitätskontrollen und Nachverfolgung.
(Mich würde echt interessieren, was Sie so rauchen…)

Sepp
1 Tag zuvor
Antwortet  Realistin

Digitaler Unterricht klappt bei vielen pubertierenden SuS nicht und es fehlen Aspekte wie haptisches Lernen, das Experimentieren usw.

Davon abgesehrn frage ich mich, wie es vom Stundenplan her organisiert werden soll:

Wir hatten das während der Corona-Pandemie, als einige Klassen zurück waren und andere noch zu Hause. 2 Stunden Präsenzunterricht, dann schnell nach Hause für eine Videokonferenz (zu langsames Internet in der Schule) – und dann wieder schnell für ne Stunde in die Schule.
DAS möchte ich definitiv nicht wieder haben…

Sami
9 Tage zuvor

Wenn es nur so einfach wäre. Ich als Papa bin beinahe schon froh um den Lehrplan. Der lt unserer Schule Ausflucht und Ausrede für alles ist. Oberflächliche Beachtung des Lehrplanes mit der aktiv gelebten pädagogischen Freiheit der Lehrkräfte entpuppt sich als Todesstoß für auch nur einen Hauch an sinnvoller Bildung.
Bitte bitte nicht noch mehr Freiheit für die Lehrkräfte. Bei den meisten, die meine Kinder erleiden müssen bedeutet das: good bye Bildung, hello ist-mir-doch-egal.

Mannkannesnichtfassen
9 Tage zuvor
Antwortet  Sami

Ich sehe das genau anders. Die Lehrpläne zielen heute auf zu vermittelnde Kompetenzen, oft annähernd losgelöst von Inhalten. Bildung, wie Sie sie wohl auch verstehen, spielt da nur noch eine Rolle, wenn man mal etwas vom Lehrplan abweichen kann, kommt dann aber schnell in die Defensive (“Ist das abiturrelevant?” “Nein, das ist Allgemeinbildung.”)

447
8 Tage zuvor
Antwortet  Sami

Bedanken Sie sich bei der jahrzehntelangen Wühlarbeit von Elternvertretungen, Politik und Wählern – “Flachwassersurfen mit Rollschuhen auf Schienen” (deklariert als “grösste Welle ever surfen”) ist ausdrücklich gewünscht.

Wer das nicht tut kriegt so lange Nadelstiche, bis er es kapiert hat.

Andreas Schwichtenberg
9 Tage zuvor

Nach so einem Begriffsbingofeuerwerk denke ich mir immer: Es sollten nur Menschen Bildungs- oder Didaktikexperten sein, die selber besonders erfolgreich Schülern etwas beigebracht haben. Leute, die durch “reden über” statt “selber tun” zu angeblichen Experten geworden sind, sind oft nur Dampfplauderer.

Wahnsinn
8 Tage zuvor

Na, dann sind aber viele Lehrer Dampfplauderer, denn die wenigsten haben in ihrem Fachbereich auch mal wirklich gearbeitet, oder?

Mariechen
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Unser Fach Bereich ist das Lehren an sich. Wie bringe ich jemanden bzw. einer Gruppe etwas bei. Methodik, Didaktik, Pädagogik.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Mariechen

Ach, dann haben alle Lehrer Methodik, Didaktik und Pädagogik studiert, wusste ich gar nicht….

Andreas Schwichtenberg
7 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Das sind zentrale Betandteile eines Lehramtsstudiums. Also ja, das haben alle Lehrer studiert.

Andreas Schwichtenberg
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Mariechen hat das schon passend kommentiert. Lehrer sind primär Lehrer.

Ureinwohner Nordost
8 Tage zuvor

Und zwar für einige wenige Fächer, z.B. Biologie oder Chemie oder Physik…
Möchten Sie oder Mariechen diese Fächer lehren?
Als Nichtfachlehrer für Chemie z.B dürfen Sie das gar nicht… von wegen Umgang mit Chemikalien und dem fachgerechten Entsorgen ect. pp.

Andreas Schwichtenberg
7 Tage zuvor

Klar unterrichtet man sein Fach. Bzw. so sollte es sein.
Aber die Primärexpertise eines Lehrers ist das Lehren und erst danach das Fach.

Rainer Zufall
9 Tage zuvor

“Nach der Schule muss man sich noch mal zwei, drei, vier Stunden hinsetzen. Es bleibt keine Zeit für einen selbst.”
Stimmt, aber Herr Schleicher hatte auch kein Smartphone.

“Schüler sollten eigene Ziele stecken und sich überlegen, welche Projekte sie verfolgen wollen – auch über Fächergrenzen hinweg.”
Stimmt wohlmöglich und ist SEHR leicht von jemanden zu sagen, der an eine Walldorf-Schule lernte, die privat finanziert werden muss (und unpassende Kinder aussortiert) -__-

Hans Malz
9 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Da kann ich mal ganz uneingeschränkt zustimmen!

Unfassbar
9 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sogar an meiner Schule mit sehr netter Klientel sind dermaßen freie Projekte kaum noch ertragreich möglich.

Teacher Andi
9 Tage zuvor

Die Vergleiche mit anderen Ländern hinken bekanntlich, denn die Voraussetzungen sind völlig unterschiedlich. Eine eher monasterische Bildung wie in Bhutan als positives Beispiel anzuführen ist sicher interessant, aber nicht übertragbar. Finnland, immer wieder gerne genannt, so innovativ in digitaler Beschulung (der Entfernugn der Dörfer geschuldet und der dünnen Besiedlung). Und alle guten Beispiele haben kleine Klassengrößen und mehr individuelle Freiheit. Geht bei uns nicht, Budget ist begrenzt, die Glorreichen 16 geben ihr Zepter nicht aus der Hand, Probleme werden nicht gelöst, sondern schön geredet.
Und dies nimmt irgendwann jeder Lehrkraft die Motivation, etwas zu verbessern.

ed840
9 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Wenn man die PISA-2022 Ergebnisse im Detail betrachtet, scheint das Bildungssystem in Finnland bereits mit 7% Migranten nicht klar zu kommen und auch für Jungen nicht unbedingt leistungsfördernd zu wirken.

Wahnsinn
8 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

… ist interessant, aber nicht übertragbar! Und schon brauche ich nichts mehr infrage zu stellen, das wäre ja auch anstrengend. Und man müsste Lernen. Lernen sollen doch lieber die Schüler:innen…

Teacher Andi
8 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Informieren Sie sich bitte über die Schulsysteme in den genannten Ländern. Ich habe nur gesagt, dass diese ständigen Vergleiche ohne gleiche Voraussetzungen wenig bringt, ich habe nicht gesagt, dass ich nicht bereit bin, dazu zu lernen. Aber uns Lehrern werden ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen, an der Ausstattung und den nötigen pädagogischen Maßnahmen gespart, und man hat es dann einfach nur satt, wenn ständig auf andere Länder gezeigt wird, die es offenbar besser machen.

447
8 Tage zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Auf den Punkt getroffen.

ed840
9 Tage zuvor

Warum soll sich Deutschland ausgerechnet an Ländern orientieren, die trotz deutlich besserer Rahmenbedingungen bei PISA -2022 im 10-Jahresvergleich noch stärker abgeschmiert sind, wo die Schüler*innen ohne Migrationshintergrund in PISA-2022 Mathe schlechter abgeschnitten als die Pendants in DE , ebenso die Schüler mit Migrationshintergrund, wo die Schüler mit Migrationshintergrund nach Berücksichtigung des sozialen Status und der Familiensprache um -29 Pkt zurückliegen, statt um – 8 Pkt wie in DE, wo die Migranten beim Lesen um -92 Pkt schlechter abschnitten, statt um -67 wie in DE, wo Jungen beim Lesen um 45 Pkt hinterherhinken, statt 19 Pkt wie in DE Oder wo 21% der Schüler*innen angaben sich an der Schule nicht wohl und/oder fehl am Platz zu fühlen, statt 14% wie in DE usw. usw. . ?

447
7 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Halloooooo, wir haben 2024, äh, 2025!

Weil Fühli-fühli, deswegen?

ed840
7 Tage zuvor
Antwortet  447

Wenn sich in Finnland 21% an der Schule nicht wohl und fehl Platz fühlten, war dann der Zielerreichungsgrad bei “Fühl-fühli” besser verwirklicht als in DE mit 14%? Wenn je höher, desto besser wäre, sollte man sich dann nicht gleich an echten “Fühli-fühli-Champions” orientieren, wie z.B. UK = 26% , USA = 27%, NZL=28% , Kanada = 29% usw. ?

potschemutschka
7 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Das ist jetzt aber “höhere Mathematik”. 🙂

ed840
7 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Könnte mir schon vorstellen, dass es bei jüngeren Jahrgängen mittlerweile schon etwas Probleme machen könnte richtig einzuschätzen, ob ein hoher Prozentsatz bei diesem Kriterium nun als “gut” oder “schlecht” zu bewerten wäre. Zumindest wenn es sich aus den Infotexten der kompetenzorientierten Aufgabenstellung nicht einfach herauslesen lässt. Das muss dann wohl “Fühli-fühli” richten.

potschemutschka
6 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Nur bei jüngeren Jahrgängen? Das mit den Prozenten raffen auch manche mittlerweile erwachsene nicht so richtig. 🙂

ed840
6 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Denken Sie da an Leute, bei denen von 15.000 auf 20.000 angeblich eine Erhöhung von 25% wäre? Oder dass die Stromimporte angeblich nur ca. 2% von 517 TWh Stromverbrauch ausmachen sollen, obwohl 69 TWh importiert wurden usw. ?

Grillsportler
9 Tage zuvor

Selbst Bhutan, ein kleines Land im Himalaya, beeindruckt Schleicher: „Dort steht das Wohlbefinden im Mittelpunkt. Schule ist ein Ort, an dem es um die persönliche Entwicklung geht, nicht nur um kognitive Leistungen.“

Ok, gut, das kann ich leisten! Wenn es weiter nichts ist, dann bringe ich jeden Tag was Selbstgebackenes mit und die SuS und ich tauschen uns über unsere Erlebnisse der letzten Tage und über unsere Pläne fürs Wochenende aus. Am Ende des Tages schreiben wir uns dann gegenseitig Komplimente auf Pappteller und drücken uns ganz feste zum Abschied.

Wo dann aber die “flinken Köpfe” herkommen, die Herr Schleicher ja auch fordert, weiß ich nicht. So viele Nobelpreisträger hat Bhutan (bei allem nötigen Respekt vor diesem Land – war noch nicht da, habe aber jetzt wegen Herrn Schleicher einen leichten Zimtgeruch in der Nase und Sonnenschein im Herzen, wenn ich an es denke) wohl noch nicht hervorgebracht.

Insgesamt würde ich aber von einem solchen System profitieren, keine Korrekturen mehr! Die Schüler nur so lange, bis die Schulzeit vorbei ist.

Brennpunktschule
9 Tage zuvor

Hr. Schleicher scheint keine Ahnung zu haben, wovon er redet. Ist erstaunlich, gilt er doch als “Experte”.

Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Mathematik. Die meisten Menschen sind keine Genies, trotzdem könnten fast alle Mathematik bis zu einem bestimmten Grad lernen. Warum passiert das nicht?

– der Wissenserwerb muss kontinuierlich geschehen
– die Stufen bauen aufeinander auf
– die Beherrschung benötigt in der Regel viel Übung
– man kann einen gewissen Teil selbst entdecken, die Formalisierung kann aber nicht entdeckt sondern nur erfahren werden

Keine Frage – wenn ich 30 Menschen in einen zu kleinen Raum stecke werden diese sich zwangsläufig gegenseitig stören. Ist keine lernförderliche Umgebung. Insbesondere wenn die Lehrkraft nicht ihren Bildungsaufgaben nachkommen kann, sondern nur als Dompteur unterwegs sein muss, um die Menge im Zaum zu halten.

Wahnsinn
8 Tage zuvor

Zwei Sätze sind aus meiner Sicht im Artikel entscheidend:

  1. „Es ist nicht so, dass Schule in Deutschland anspruchsvoller ist als anderswo. Der Stress kommt häufig daher, dass Schüler nicht die treibende Kraft ihres Lernens sind.“ Wenn Schülerinnen und Schüler verstehen, warum sie etwas lernen, und dabei eigene Ziele setzen können, empfinde man die Anstrengung anders.
  2. Schule ist ein Ort, an dem es um die persönliche Entwicklung geht, nicht nur um kognitive Leistungen.

Das finde ich überzeugend.

ABC
7 Tage zuvor
Antwortet  Wahnsinn

Punkt 1: Die LuL meiner Schule setzen dies konsequent und motiviert um.
Punkt 2: Die LuL meiner Schule setzen dies konsequent und motiviert um.

Und ich denke, die LuL aller anderen Schulen Deutschlands auch. Und nun?

Lisa
8 Tage zuvor

Wenn Schulen mehr Geld und Personal bekommen würden, wären wir im internationalen Vergleich nicht schlecht. Wir bewältigen gerade die Integration von Kindern und Jugendlichen, von denen viele zuvor noch nie eine Schule besucht haben. Dieser Prozess dauert Jahre. Bitte nicht mit Kanada und deren handverlesener Einwanderung vergleichen. Und dennoch ist Deutschland immer noch im Mittelfeld.
Das jeder Schüler seinem Traum folgt, wäre natürlich eine anzustrebende Utopie. Aber dafür braucht man die Basics: Lesen, Schreiben, Mathematik, Allgemeinbildung. Wenn jemand gar kein Weltwissen hat außer dem, was er auf Tictoc sieht, wie will er wissen, für was er brennen würde? Es wäre schön, wenn Schüler mehr ausprobieren dürften. In Sport ( Sportarten) und Musik ( Instrumente) ist das je nach Schule auch möglich, das Konzept sollte ausgeweitet werden. Kostet aber auch wieder Geld.

Pauker_In
8 Tage zuvor

Eine für ihn typische Woche: Montag eine Deutschpräsentation, Dienstag ein Lernvideo für Physik, Mittwoch ein Podcastprojekt in Wirtschaft und Recht.
Das deckt sich mit meinen Beobachtungen im privaten Kontext.
Nicht die fachlichen Inhalte fressen die Zeit – es sind die medialen Umsetzungen.
Und da sollte man die Schüler in die Zeitplanung einbeziehen. Heute ein Lernvideo erstellen und morgen einen Podcast, beides in Heimarbeit?!
Kann man nicht verlangen.

Alese20
8 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Da stimme ich voll zu. Die Absprachen unter den vielen Fach-LuL klappen (vermutlich aus Zeitgründen) garnicht. Das führt immer wieder zu Knubbelungen von Abgabefristen bzw. Arbeiten, Tests etc. Weniger ist mehr oder besser aufteilen. So ist das nur unnötiger Stress mit wenig Mehrwert.

EU soll Tiktok kaufen
7 Tage zuvor
Antwortet  Pauker_In

Ich stimme da zum Teil zu. Aber dennoch habe ich ein paar ungeklärte Fragen:

Montag eine Deutschpräsentation.

Wie lang ist die Präsentation? 5 Minuten, 10 Minuten oder 15 Minuten?

Hält er die Präsentation alleine oder ist das eine Gruppenarbeit?

Wie lange im Vorfeld wurde angekündigt, das die Präsentation gehalten werden muss (Stichwort Zeitplanung?) Gab es ggf. auch mehrere Termine und die SuS konnten bei den Terminen selbst mitbestimmen, wann sie die Präsentation halten wollen?

Wurde die Präsentation ausschließlich zu Hause vorbereitet, zum Beispiel im Kontext von mehrerern Hausaufgabenzeiten? Oder haben die SuS zur Vorbereitung der Präsentation auch Zeit in der Schule während der Schulstunden bekommen? (Wieder Stichwort Zeitplanung).

Ist das Thema der Präsentation ganz neu und die SuS arbeiten sich komplett selbstständig ein? Oder handelt es sich um eine Wiederholung / Zusammenfassung aus dem Unterricht?

Bekamen die SuS für die Vorbereitung Material von der Lehrkraft oder müssen sie alles komplett alleine und selbstständig recherchieren?

Wird die Präsentation benotet? Ersetzt die Präsentation einen anderen Leistungsnachweis, zum Beispiel eine Klausur? Oder handelt es sich um eine freiwillige Zusatzleistung?

Diese Fragen können auch auf auf das Lernvideo für Physik und auf das Podcastprojekt übertragen werden.

Ulla
8 Tage zuvor

Herr Schleicher weiß, wovon er spricht. Er war zunächst auf dem Gymnasium, dann auf der Waldorfschule…

D.h. Jeder, der selbst zur Schule gegangen ist, ist ein Bildungsexperte?

Lisa
7 Tage zuvor
Antwortet  Ulla

Vielleicht analog zu “psychiatrieerfahren” “schulerfahren”?

ed840
6 Tage zuvor

Wie verbindlich sind eigentlich Lehrpläne? Laut einer Studie der Uni Bielefeld soll es in manchen Bundesländern z.B. im Ermessen der Schulen liegen, ob und ggf. mit wie vielen Stunden sie das in der Stundentafel vorgesehene Fach politische Bildung überhaupt unterrichten wollen. In Bayern waren laut BLLV die Schulen völlig überfordert, als sie vom KM angewiesen wurden selbst zu entscheiden welche Lerninhalte in welchen Fächern zugunsten von 1 Stunde mehr Mathe gekürzt werden sollten.,

Teacher Andi
6 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Bei mir lag es immer in meinem Ermessen und dem unserer Fachbetreuung, mit der wir gut zusamman arbeiten, inweifern wir den Lehrplan beachten. Ich habe kaum einen Blick hineingeworfen.