BERLIN. Wie lassen sich Schulen demokratischer, das Bildungssystem gerechter und der Lehrkräfteberuf attraktiver gestalten? Mit diesen Fragen hat sich die Bildungsgewerkschaft GEW auf ihrem 30. Gewerkschaftstag in Berlin intensiv auseinandergesetzt. Das höchste Beschlussgremium der mit rund 280.000 Mitgliedern größten Pädagog*innen-Gewerkschaft in Deutschland hat deutliche Signale an die Politik gesendet – und ein umfangreiches Reformprogramm verabschiedet.

„Demokratie beginnt mit Bildung“ – unter diesem Motto hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin in dieser Woche ihren 30. Gewerkschaftstag in Berlin abgehalten. Fünf Tage lang berieten 432 Delegierte aus allen Bundesländern, wie das deutsche Bildungssystem gerechter, zukunftsfester und demokratischer gestaltet werden kann. In zahlreichen Anträgen und Positionspapieren wurde deutlich: Die GEW fordert einen tiefgreifenden bildungspolitischen Neustart – und stellt sich entschieden gegen Stillstand, Bildungsungleichheit und die Kommerzialisierung des Lernens.
In der Abschluss-Pressekonferenz forderte GEW-Vorsitzende Maike Finnern massive Investitionen in den Bildungsbereich. „Wir brauchen mindestens 130 Milliarden Euro aus einem Sondervermögen und jährlich zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung“, erklärte sie. Nur so könne der dramatische Fachkräftemangel bekämpft und echte Chancengleichheit hergestellt werden.
Finnern verlangte eine grundlegende Reform der Schuldenbremse und ein gerechteres Steuersystem. Konkret sprach sie sich für höhere Steuern für Reiche, die Wiedereinführung der Vermögensteuer und eine stärkere Besteuerung von Erbschaften aus. „Wer mehr gute und gesunde Lehrkräfte will, muss gute Arbeitsbedingungen bieten“, sagte Finnern. Sie verwies auf Studien der GEW zur hohen Belastung im Lehrberuf und forderte eine verbindliche Arbeitszeiterfassung – sechs Jahre nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes immer noch nicht an Schulen umgesetzt.
Ein weiteres zentrales Anliegen: die bessere Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Das derzeitige Kooperationsverbot in der Bildung sei nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen müsse ein Kooperationsgebot gesetzlich verankert werden. Nur so ließen sich große Vorhaben wie der Ausbau des Ganztags oder die Digitalisierung der Schulen wirksam umsetzen.
“Eine Schule für alle” – aktualisierte schulpolitische Leitlinien
Mit großer Mehrheit haben die Delegierten neue schulpolitische Leitlinien beschlossen – das Ergebnis eines dreijährigen partizipativen Prozesses. Ziel ist ein inklusives Bildungssystem mit einer „Schule für alle“, das kein Kind zurücklässt. Die GEW fordert ein längeres gemeinsames Lernen, die Abkehr vom gegliederten Schulsystem und ein Ende der Aussonderung von Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf (siehe „Im Wortlaut“ unten).
In der lebhaften und längeren Debatte wurde darauf hingewiesen, dass sich der Einsatz für „Eine Schule für alle“ gegen eine veraltete Schulstruktur, aber nicht gegen die dort tätigen Beschäftigten richte. Die GEW sei eine solidarische Bildungsgewerkschaft, die die Bildungsbereiche von der Kita bis zur Hochschule und so auch die verschiedenen Schulformen als gleichwertig betrachtet. Es gelte, sich den Zwängen des gegliederten Schulsystems entgegenzustellen. Die neue Positionierung sei ein deutliches Signal in diese Richtung.
„50.000 junge Menschen verlassen jedes Jahr die Schule ohne Abschluss – fast drei Millionen junge Erwachsene haben keinen Berufsabschluss. Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal“, so Finnern. Bildungsgerechtigkeit müsse in benachteiligten Regionen und bei armutsbetroffenen Familien ansetzen.
Die GEW positioniert sich dabei klar gegen Rankings und eine „output-orientierte“ Bildungspolitik. Stattdessen will sie Demokratie, Teilhabe und Nachhaltigkeit ins Zentrum schulischer Arbeit stellen. Die Schule dürfe nicht dem Primat der wirtschaftlichen Verwertbarkeit untergeordnet werden.
Künstliche Intelligenz: Demokratisch, offen, transparent
Ein viel diskutiertes Thema war der Umgang mit generativer Künstlicher Intelligenz. In einem neuen Beschluss warnt die GEW vor Automatisierung als vermeintliche Antwort auf den Lehrkräftemangel. Lernprozesse dürften nicht von Algorithmen bestimmt werden – das Primat der Pädagogik müsse gewahrt bleiben.
Gleichzeitig fordert die GEW eine demokratische Gestaltung von KI im Bildungsbereich: Transparenz, Datenschutz, Mitbestimmung und gemeinnützige, offene Technologien seien dafür entscheidend. Auch eine kritische Auseinandersetzung mit Datenmacht und Algorithmen müsse in die Bildung integriert werden.
Kita, Hochschule, Weiterbildung – Bildung als Gesamtsystem denken
Neben Schule standen auch andere Bildungsbereiche im Fokus. Die GEW fordert ein Kita-Qualitätsgesetz mit bundesweiten Standards und eine dauerhafte Finanzierung. Im Bereich Hochschule will sie Dauerstellen für promovierte Wissenschaftler*innen statt prekären Kettenverträgen – sowie eine umfassende BAföG-Reform.
Auch die Integration spielt eine zentrale Rolle: Schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse, verbesserte Sprachkurse und mehr Ressourcen für Integrationsarbeit sollen Chancengleichheit für zugewanderte Menschen schaffen.
Mit Blick auf die neue Struktur der Bundesregierung äußerte sich Finnern zwiegespalten. Die Zusammenfassung der allgemeinen Bildung im neuen Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) biete Chancen – etwa für eine durchgehende Bildungskette von der Kita bis zur Weiterbildung. Die Abspaltung der Hochschulen ins Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) kritisierte sie jedoch scharf: Sie widerspreche einer ganzheitlichen Sicht auf Bildung und drohe, Wissenschaft auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit zu reduzieren. News4teachers
In einer Pressemitteilung der GEW heißt es wörtlich: „Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ihre Schulpolitischen Positionen, die für die künftigen Jahre als Leitlinien für die Schulpolitik der GEW dienen werden, nach einem dreijährigen Überarbeitungsprozess aktualisiert. Das haben die Delegierten des 30. Gewerkschaftstages beschlossen. In dem Beschluss werden folgende zentrale Positionen definiert:
- Die GEW bekräftigt den Erhalt des staatlichen Schulwesens, damit es zu größerer Bildungsgerechtigkeit, zu mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit kommt.
- Die GEW tritt offensiv für eine Stärkung von Demokratie, Teilhabe und Nachhaltigkeit in den Schulen ein. Lebendige demokratische Strukturen mit echter Beteiligung am Schulgeschehen und an Lernprojekten gehören ebenso dazu wie die Ausrichtung der Bildungsinhalte und -formen in Richtung Toleranz und Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt.
- Die GEW wendet sich gegen Rankings, Output-Orientierungen und Leistungsmessungen, aus denen keine abgesicherten Fördermaßnahmen erwachsen.
- Die GEW strebt ein langes gemeinsames Lernen in der „Eine(n) Schule für alle“ an. Das diese Schule tragende Inklusionsverständnis umfasst alle Menschen. Eine Aussonderung oder Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen verbietet sich. Pädagogische Qualität bedeutet ein umfassendes Konzept ganztägiger, ganzheitlicher und umfassender Bildung.
- Die GEW fordert eine strategische Diskussion, wie Inklusion und die „Eine Schule für alle“ umgesetzt werden können. Bislang ist es nicht gelungen, einen gesellschaftlichen Konsens für ein integratives beziehungsweise inklusives Schulsystem herzustellen. Es braucht einen echten Aufbruch!
- Die GEW betont, dass sowohl die Schulstruktur als auch die Ausbildungsqualität der Pädagoginnen und Pädagogen, die Räumlichkeiten und deren Finanzierung überprüft werden müssen. Die GEW stemmt sich gegen die Veränderung der Schule im Sinne ökonomischer Verwertbarkeit des Menschen wie auch im Sinne einer Unterordnung der Schule unter ökonomische Interessen.
- Die GEW ist davon überzeugt, dass die Erziehung zur Mündigkeit und die Übernahme von Verantwortung, Partizipation und Mitbestimmung im Mittelpunkt der schulischen Bildung stehen müssen. Denn Bildung ist das soziale und kulturelle Fundament einer lebendigen Demokratie.“
GEW-Chefin Finnern (frisch im Amt bestätigt) macht Kampfansage an Rechtsaußen
De GEW strebt also – siehe oben – “eine Schule für alle an”, drei Fragen hierzu:
1. Kostenpflichtige Privatschulen soll es aber trotzdem weiterhin geben, auf die mittlerweile über 10 % aller Kinder und Jugendlichen gehen?
2. Waren GEW-Mitglieder, die an einem Gymnasium unterrichten bei dem Gewerkschaftstag vor Ort, was werden diese in ihren Kollegien am Montag berichten?
3. Verstehen sich die führenden GEW-Funktionär*innen in erster Linie als Spitze einer Mitarbeiter*innenvertretung oder als bildungspolitische Player?
Mehr Geld fordern ist immer gut, tun alle, können alle. Nur kommts denn an der Basis an? Was ist aus dem Startchancenprogramm geworden? Man liest und hört in der Medienlandschaft erstaunlich wenig darüber.
Was mir absolut nicht einleuchtet, wie eine Einheitsschule gerechter für alle sein soll. Das Gegenteil ist der Fall, man kann in diesem Gemenge aus allen Niveaus unmöglich alle Schüler gleich fördern und fordern, wie das an Schulen des gegliederten Systems möglich ist. Am Ende orientiert man sich an den leistungsschwachen Schülern und zieht damit das Bildungsniveau noch weiter nach unten (siehe BW mit seinen Gemeinschaftsschulen, die in Vergleichsarbeiten immer weit hinten am schlechtesten abschneiden). Je nach Stadtteilen entwickeln sich dann regelrechte Brennpunktschulviertel.
Die GEW ist offensichtlich das, was im Parteiensektor links der Mitte anzusiedeln ist: Reichenbesteuerung (bin ich fein mit), Abschaffung des Leistungsprinzip, Einheitsschule (bin ich nicht fein mit). Die GEW nennt dies “Ausgrenzung” und “Aussonderung”. Ich nenne das gezielte Förderung in der jeweils passenden Schulform mit jeweils ausgebildetem Personal, das ich nicht dadurch überfordere, als Einzelperson für alle Niveaustufen verantwortlich zu sein.
Wofür steht eigentlich das “W” in GEW? Bedeutungsverlust nach 30 Jahren?
Also noch mehr Therapie mit der Medizin, welcher der Ist-Zustand fachlicher Bildung in Deutschland geschuldet ist.
Chancengleichheit im neuen Normal der “Schule für alle” durch Absenkung von fachlicher Qualität und immer geringeren Forderungen an die kognitive Leistung und die sozial emotionalen Kompetenzen der Schüler. Alle chancengleich aber fachlich gleich klein, auf Mittelmaß (oder darunter) nivelliert.
In solchen Schulen mit immer größeren und heterogeneren Lerngruppen fühlen sich auch Lehrkräfte pudelwohl und stellen sich hochmotiviert allen modernen Herausforderungen (Ironie).
“Gegliedertes Schulsystem” gleich “Zurücklassen”, “Abschulen”, “Aussondern” – Pfui!
Früher sprach man von individueller Förderung an einer den Neigungen und Begabungen der Kinder und Jugendlichen entsprechenden Schulart.
“Die GEW positioniert sich dabei klar gegen Rankings und eine „output-orientierte“ Bildungspolitik.”
Das ist ja so klar wie Kloßbrühe. Ranking schafft Vergleich und Output offenbart die Ergebnisse von Lern- und Bildungsprozessen. Da soll dann mal besser nicht so genau hingeschaut und hinterfragt werden.
Ein Return zu den Bildungsidealen und den fachlichen Input-Proportionen der 1990er Jahre könnte Bildung in unserem Land wieder output- und konkurrenzfähig machen.
GEWeh – ach nö!
In einem outputorientierten Modell wird eine ineffiziente Einheit durch die proportionale Erhöhung ihrer Outputs effizient gemacht, während die Input-Proportionen unverändert bleiben.
W ==> Wahnsinn oder Wahnvorstellungen
Ich bin auch gegen “veraltete Strukturen”. Und das schließt ganz viele Dinge ein, die in den letzten Jahrzehnten quasi auf dem Mist eines GEW- Haufens gewachsen (ausdrücklich nicht gediehen) sind.
Viele Vorstellungen der GEW klappen in der Realität nicht, bzw. haben nicht den gewünschten Effekt.
Was tun? Einfach schreien: “Mehr davon. Dann wird bestimmt irgendwann alles doch mal besser.”
„Die GEW wendet sich gegen Rankings, Output-Orientierungen und Leistungsmessungen, aus denen keine abgesicherten Fördermaßnahmen erwachsen.“
Steht die GEW nicht für Leistung? Mit soft skills alleine werden wir keine zukunftsorientierte Nation sein können, die mangels anderer Ressourcen Forschung und Intelligenz benötigt, um im weltweiten Ranking bestehen zu können.
Außerdem sollten auch sehr leistungsfähige Schülerinnen und Schüler auf hohem Niveau Abschlüsse machen können, die auch im Ausland etwas wert sind. Sie sollten durch nichts gebremst und zurückgehalten werden.
Ich vermute, dass solche Leistungsträgerinnen und-Träger sich selbst auf Privatschulen exkludieren werden, möglicherweise mit Stipendien, und dass es somit wieder nichts wird mit der Inklusion. Förderung braucht man an jedem Ende, nicht nur am unteren. Wenn man dann noch auf Leistungsermessung verzichtet, besonders bei den Leistungsstarken, und möglicherweise alle, die irgendwie ganz gut abschneiden, mit ihnen in einen 15 Punkte- Topf wirft, dann entmutigt man die Besten, die es ja in dieser Gleichmacherei gar nicht mehr geben darf und die sich aus demokratischen Gründen ganz sozial überall zurückhalten sollen, damit sich niemand unwohl fühlt.
In Südkorea, Japan und in weiteren asiatischen Ländern wächst die Konkurrenz heran und wenn wir nicht ganz schnell von unserer Leistungsabkehr wegkommen, bezahlen wir mit unserem Wohlstand und damit auch mit sozialen Annehmlichkeiten und Sicherheiten dafür.
Leistung hat unserer Demokratie seit ihrem Bestehen abgesichert. Es ist Traumtänzerei, nicht zu bedenken, dass es sehr wohl um internationals Ranking geht und dass wir schon einmal weiter oben gestanden haben.
Es sind die Leistungsträger, die unsere Wirtschaft, unsere Forschung und unser Gesundheitssystem erfolgreich halten und die mit ihrer Arbeit ebenso wie mit ihrer Wirtschaftskraft den Sozialstaat und damit die geistig, seelisch und körperlich eingeschränkteren Menschen auf einem weltweit anerkannt hohen Niveau stützen.
Das ist Demokratie, nicht die Gleichmachung.
“Ziel ist ein inklusives Bildungssystem mit einer „Schule für alle“, das kein Kind zurücklässt. Die GEW fordert ein längeres gemeinsames Lernen, die Abkehr vom gegliederten Schulsystem und ein Ende der Aussonderung von Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf”.
Was hat das mit Gewerkschaftsarbeit zu tun? Das ist wieder einmal Bildungspolitik und dafür ist die GEW nicht da, dafür wird sie von ihren Mitgliedern nicht bezahlt. Die GEW soll verdammt nochmal endlich sich um die Aufgaben einer Gewerkschaft kümmern und es ihren Mitgliedern nicht noch erschweren. Jeder weiß mittlerweile dass das von der GEW geforderte ausgenutzt würde, um alle Kinder zu den schlechtesten Bedingungen und möglichst billig zu unterrichten.
Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt:
“Eine Gewerkschaft ist eine Vereinigung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Die Gewerkschaft verhandelt zum Beispiel mit den Arbeitgebern.”
VERTRITT DIE INTERESSEN DER ARBEITNEHMER UND ARBEITNEHMERINNRN liebe GEW!
Ich lese da sehr viel von der aktuellen Bildungspolitik und sehr wenig von den eigentlichen Aufgaben einer Gewerkschaft, nämlich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Einkommen der Gewerkschaftsmitglieder.
Heute fallen mir komischerweise immer wieder alte Songs ein. Ich finde zum Artikel passt “Über sieben Brücken musst du gehn” (Original von “Karat”!)
https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=karat
Ob aber 7 Jahre reichen werden? Und was ist, wenn die 7 Brücken marode/einsturzgefährdet sind?
Brücken in Deutschland, bist du lebensmüde? Carola ist überall!
Die A45 hat sogar mehr als sieben Brücken, davon ist keine tauglich.
🙂
Bitte berichten Sie doch über die von der GEW ebenfalls geforderteten “Meldestellen” für problematische KollegInnen. Ich glaube, das ist eine außerordentlich gute Idee!
Hoffentllich Ironie?! Bitte kennzeichnen. Oder könnte das auch Lehrkräfte mit einbeziehen, die – so wie die Vorsitzende der Grünen Jugend – mit Shirts öffentlich auftreten, die den Aufdruck “ACAB” tragen? Wäre sowas auch problematisch?
Eine Stasi 2.0 an Schulen implementieren zu wollen ist schon ein starkes Stück. Als vor einiger Zeit eine rechtsextreme Partei solche Meldeportale einrichten wollte, hat man – natürlich völlig zu Recht (!) – lautstark dagegen protestiert. Aber wenn die GEW das vorschlägt, ist es anders?!
Warten wir mal ab, was die GEW tatsächlich vorschlägt. Wir recherchieren das. Herzliche Grüße Die Redaktion
Wie ist diese Idee der „Meldestelle“ zu verstehen?
Uns liegen dazu keine Informationen vor (weshalb wir erstmal vorsichtig mit der Behauptung wären) – kümmern uns aber darum.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wir haben bei der GEW mittlerweile nachgefragt – und ein klares Dementi erhalten.
Im Wortlaut: “Am Sonntag hat ein Beitrag der Zeitung ‘Die Welt’ für Aufregung gesorgt, dem zufolge die GEW ‘Meldestellen’ fordere, an die sich Schulen wenden können, wenn Lehrkräfte sich rechtsextrem, menschenverachtend oder demokratiefeindlich äußern oder verhalten, sie also ihren Verfassungseid oder ihren demokratischen Bildungsauftrag missachten. Das ist falsch.
Die GEW hat keine ‘Meldestellen’ gefordert. Die Bildungsgewerkschaft setzt sich dafür ein, bestehende Lücken in der unmittelbaren Beratung und Unterstützung etwa nach Vorfällen in Schulen durch unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen zum Schutz vor Diskriminierung zu schließen. Diese sollen außerhalb der schulischen Struktur eingerichtet werden und eine erste Anlaufstelle bieten, an die sich Lehrkräfte, aber auch Schülerinnen und Schüler wenden können, wenn sie meinen, dass sich Lehrerinnen und Lehrer wie oben beschrieben verhalten hätten.
Die Beratungs- und Beschwerdestellen sollen ihnen fachlichen Rat und Unterstützung geben. Sie sollen die Möglichkeit haben, einen Diskriminierungsvorwurf zu prüfen und über mögliche weitere Schritte aufzuklären. Die Beratungs- und Beschwerdestellen sollen keine dienstrechtlichen Befugnisse haben, keine Informationen veröffentlichen und nicht den Dienstweg in der Schule ersetzen, der beschritten werden kann, um gegebenenfalls dienstrechtliche Maßnahmen einzuleiten.”
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Vielen Dank für Ihr Nachhaken!
“Die Bildungsgewerkschaft setzt sich dafür ein, bestehende Lücken in der unmittelbaren Beratung und Unterstützung etwa nach Vorfällen in Schulen durch unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen zum Schutz vor Diskriminierung zu schließen. Diese sollen außerhalb der schulischen Struktur eingerichtet werden und eine erste Anlaufstelle bieten, an die sich Lehrkräfte, aber auch Schülerinnen und Schüler wenden können, wenn sie meinen, dass sich Lehrerinnen und Lehrer wie oben beschrieben verhalten hätten.”
Und wie nennt man das dann? Ganz genau, Meldestellen!
Beratungsstellen. Herzliche Grüße Die Redaktion
Es müsse „systematische Beschwerde- und Meldeverfahren, Präventions- und Interventionskonzepte mit definierten Handlungsketten, unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen sowie einen stärkeren Diskriminierungsschutz“ geben, forderte sie.
(“Sie”: GEW-Vorsitzende Maike Finnern im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“).
Natürlich sind das Meldestellen, wie auch immer Frau Finnen das Kind nennen mag. Und als Vorsitzende spricht sie für die GEW, auch wenn das noch keine Forderung “der GEW” sein mag.
Mal wieder die GEW mit ihrem Einheitsbrei. Mal davon abgesehen, dass dies gigantische Mengen an Geld alleine für neue Schulgebäude bedeuten würde, Geld, dass man besser woanders ausgeben sollte: Warum Spezialistentum gerade bei Lehrern aufgeben? Bei Ärzten macht man das ja auch nicht.
// Wie lassen sich Schulen demokratischer… //
Weiter lese ich gar nicht. Früher (TM) war es die Aufgabe der Schule, den Kindern Wissen und Fähigkeiten für das Leben mitzugeben. Das gelang undemokratisch ganz gut. Warum wird heute so getan, als sei es allgemeiner Konsens, dass Schulen “demokratischer” werden müssten? Was bedeutet das überhaupt konkret und was erhofft man sich davon? Hat man Lehrer/Schüler/Eltern mal gefragt, ob die das überhaupt wollen?
Ich kann den angestaubten, immer gleichen Ruf der GEW nach mehr Demokratie und Gerechtigkeit an unseren Schulen nicht mehr hören, während ich die Forderung nach besseren Leistungen der Schüler in den schulischen Kerndisziplinen schmerzlich vermisse.
Die Frage, wie man den Lehrerberuf attraktiver machen könnte, empfinde ich sogar heuchlerisch angesichts der Tatsache, dass die GEW ihn selbst seit vielen Jahren unattraktiv macht mit ihrer Unterstützung immer weiterer bürokratischer Aufgaben auf Kosten von Unterrichtsvor- und -nachbereitungen. Wer Lehrkraft werden will, möchte Schüler unterrichten, aber nicht unnütze Aktenordner füllen.
Außerdem: Wer möchte noch Lehrer werden, wenn er täglich mitbekommt, was sich an den Schulen heutzutage so abspielt, wie wehr- und hilflos die Lehrkräfte den Launen, Forderungen und Aggressionen von Schülern und Eltern ausgeliefert sind.
Hat die GEW diese Entwicklung nicht auch unterstützt, indem sie half, im Namen von mehr Demokratie und Gerechtigkeit an unseren Schulen, die Schüler- und Elternrechte auf Kosten der Lehrerrechte im solch einem Übermaß auszubauen, dass wir heute vor dem Gegenteil dessen stehen, was offiziell als Ziel ausgegeben wurde?
Der parallele Ruf nach mehr Respekt vor Lehrern, den sie mit Politikern teilt, klingt angesichts dieser selbst geschaffenen Realitäten nur noch zynisch.
Ich denke, dass Sie recht haben. Uns, als Lehrer, würde es vermutlich besser gehen, wenn es die GEW gar nicht gäbe.
Die Frage ist, wie gründet man eine neue Gewerkschaft?
https://www.juraforum.de/lexikon/gewerkschaft-gruenden
Ich würd den Delegierten, die dies verabschiedet haben, gern ins Stammbuch schreiben, sich bitte mit den originären Aufgaben von Gewerkschaften vertraut zu machen.
Die Demo in Potsdam war dazu ein guter Anfang, das in diesem Artikel Beschriebene jedoch revidiert diesen positiven Eindruck.
Wenn Frau Finnern und Co Bildungspolitik im Interesse der Schüler und Eltern gestalten wollen, sollen sie sich doch bitte zur Wahl (Kommune/Land/Bund) aufstellen lassen und dann als gewählterPolitiker Bildungspolitik gestalten.
Der Ruf der GEW nach “Eine(r) Schule für alle” ist (wieder einmal) sehr bezeichnend.
Berauscht von der vermeintlichen eigenen moralischen Überlegenheit und im Glauben an einen Alleinvertretungsanspruch im Bildungswesen stellt man eine Forderung auf, ohne die Interessen der betroffenen (Gymnasial-)Lehrkräfte auch nur zu berücksichtigen, die mehrheitlich keine Einheitsschule möchten.
Das ganze Gehabe erinnert auffällig an Trumps größenwahnsinnige Agenda, Kanada ungefragt und übergriffig als 51. Bundesstaat in die USA einzugliedern. Der ist auch davon überzeugt, das Richtige zu tun und die Betroffenen erst gar nicht fragen zu müssen.
Wen immer die GEW zu vertreten glaubt: Die Lehrkräfte vieler weiterführender Schulen sind es jedenfalls nicht.
Wer sich schon einmal gefragt hat, warum die GEW zum Beispiel bei Personalratswahlen an den beruflichen Schulen in Baden-Württemberg kein Bein auf den Boden bekommt und regelmäßig unter 20 % landet, findet genau in diesem Forderungskatalog die Antwort.
Dito bei den Bezirks- und Hauptpersonalratswahlen im gymnasialen Bereich in BW: Alle diese Stufenpersonalratsgremien sind mit deutlicher Mehrheit vom Philologenverband Baden-Württemberg gewonnen worden, er stellt überall den Vorsitz. Die realitätsfernen und rein ideologisch begründeten Einheitsschulideen, die Verachtung von Leistung, Wissen und Können sind derart schädlich für die Zukunft unserer Kinder, dass hoffentlich bald auch die allerletzten GEW-hörigen Schlafmützen an den weiterführenden Schulen merken, dass man diese Unbildungsstrategie ( frei nach Konrad Paul Liessmann, Theorie/Praxis der Unbildung) nicht weiter verfolgen darf. Wer diese Bücher vielleicht noch nicht kennt: Dringende Lese-Empfehlung! Er hat viele dieser problematischen Entwicklungen schon vor Jahren vorhergesehen…
Werden bereits schon die meisten Kinder nicht gleich gefordert und gefördert, ist die Schule nicht schon für alle gratis (heist: mit Geld von Steuerzahler finanziert), ist der Eintritt in die Schule bereits nicht jetzt schon prüfungsfrei????… wo ist da genau ein Problem? Was will diese GEW-Chefin noch ändern/erreichen??? Oder will man da die schulische Leistung noch mehr senken: = Notenabschaffung, Gymnasium für alle ( und nicht nur mit starker Leistung ) + noch mehr Kuschelpolitik (Unterstützung/Finanzierung), für diejenigen, die grundlos ( zB aus motivationmangel) Schule/Lehre abbrechen…. Das sind die modernen, nicht-demokratischen Ziele???
Die GEW sollte sich nicht um die Bildung der Zukunft kümmern, sondern um die Belange der Lehrkräfte, für die und nur für die ist eine Gewerkschaft da.
Die meisten der “neuen” Ideen, sind eventuell sinnvoll für die leistungsschwächeren SuS, bringen aber nichts sinnvolles für die Lehrkräfte und / oder die “Bildungselite”.
Immer diese dumme Orientierung am Schwächsten, hallo, die sorgt dafür dass der Durchschnitt noch “schlechter” wird.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft aber das Abiturniveau ist in den letzten 20 Jahren ständig gesunken, nur darum gibt es immer mehr top Abi Ergebnisse.
Ohne Vorkurse haben selbst manche 1er Abiturienten große Probleme in der Universität.
Gut für Lehrkräfte sind kleine heterogene Klassen, keine unbezahlten Vertretungen und Abbau der Bürokratie.
Darum sollte sich die GEW kümmern. Die GEW Beiträge zahlen die Lehrkräfte nicht die SuS.
Dei GEW will also das Bildungssystem gerne endgültig ruinieren. OK, das haben wir verstanden.
Es ist so ärgerlich, dass sich die GEW als ernsthafter Partner für Verbesserungen im Bildungswesen so disqualifiziert.