Nach Querelen: Ein neuer Leiter für Schloss Salem

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SALEM. Der Aufsichtsrat von Schloss Salem hat Bernd Westermeyer zum neuen Gesamtleiter der Schule berufen.

Westermeyer leitet derzeit die Landesschule Pforta, das traditionsreiche Internatsgymnasium bei Naumburg an der Saale, das unter anderen den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, die Philosophen Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Nietzsche sowie den Historiker Leopold von Ranke in seinen Schülerlisten führt. Er soll sein neues Amt spätestens zum 1. August 2012 antreten und rechtzeitig mit seiner Frau, einer Grundschullehrerin, und seinem fünfjährigen Sohn in die Gemeinde Salem ziehen.

Bernd Westermeyer - neuer Gesamtleiter der Schule Schloss Salem. Foto: Sebastian Willnow / Schloss Salem
Bernd Westermeyer - neuer Gesamtleiter der Schule Schloss Salem. Foto: Sebastian Willnow / Schloss Salem

 

Wie der Vorsitzende des Aufsichtsrates, der „Zeit“-Autor Prof. Robert Leicht, erklärte, ist die einstimmige Entscheidung des Gremiums auf den 1969 geborenen Westermeyer gefallen, weil er in seinen vier Jahren in Schulpforta  gezeigt hat, dass er eine ebenso schulisch wie internatlich anspruchsvolle Schule souverän zu leiten versteht – konzeptionell weitblickend, zielbewusst, führungsstark und bei alledem sehr kollegial und kommunikativ. “Für Salem“, so Leicht wörtlich, “münden nun fünf Jahre des nicht immer einfachen Überganges in eine Führungsentscheidung, die der Schule neue Horizonte und im Zusammenwirken mit einem großartigen Kollegium weitreichende Entwicklungschancen eröffnet.“

Vorstand und Aufsichtsrat traten geschlossen zurück

Westermeyer, der im nordrhein-westfälischen Geseke aufwuchs, dann als Zeitsoldat in Holzminden diente und schließlich ein Lehramtsstudium der Fächer Englisch, Geschichte und Erziehungswissenschaften in Bonn absolvierte, kommt nach heftigen Querelen um die Besetzung der Schulleiterstelle ins Amt. Laut „Wikipedia“ sollte eigentlich Monika Zeyer-Müller, Tochter des ehemaligen saarländischen Ministerpräsidenten Werner Zeyer, den Posten übernehmen. Die Nominierung der CSU-Politikerin löste allerdings Kritik aus und wurde nach einigen Wochen wieder zurückgenommen. Wegen dieser Personalie erklärte der Vorstand und Aufsichtsrat der Schule geschlossen seinen Rücktritt. Mehr als 30 Jahre lang hatte der spätere Buchautor Bernhard Bueb („Lob der Disziplin“) Schloss Salem geleitet.

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Lehrer entlassen, weil er homosexuell ist?

Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Leicht widersprach unterdessen im „Deutschlandfunk“ einem Pressebericht, dem zufolge die Schule einen Lehrer entlassen hat, weil dieser homosexuell ist. Leicht nannte den Bericht „vollkommen absurd“. Der Pädagoge, um den es gehe, sei über 20 Jahre lang ermahnt worden, die Distanz zu den Schülern einzuhalten: „Und die hat er immer wieder unterschritten, bis man irgendwann gesagt hat, jetzt hört das auf“, sagte Leicht. Die Homosexualität des Lehrers habe dabei keine Rolle gespielt.

Leicht bestätigte zudem, dass das Internat aus der Vereinigung der Landerziehungsheime ausgetreten ist. „Man kann nicht einfach an den Opfern vorbeigehen und sein eigenes Fell retten wollen“, sagte er zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an der Odenwald-Schule, die ebenfalls Mitglied in der Vereinigung ist. Zudem sei es „verstörend“, dass der Verband es nicht fertig bringe, offen zu diskutieren, betonte er.

Die Schule Schloss Salem ist ein deutsches Internat mit Hauptsitz in der ehemaligen Reichsabtei Salem in der Gemeinde Salem, unweit des Bodensees. Gegründet wurde die Schule 1920. Heute wird sie von rund 700 Schülern besucht. (red)

 

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