Jüngere halten Weiterbildung für wichtiger als Ältere

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BERLIN. Für Berufseinsteiger zählen Weiterbildungsangebote eines Arbeitgebers. Mit zunehmendem Alter verlieren Arbeitnehmer das Interesse an ihrer beruflichen Entwicklung, das hat die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) in Berlin in einer Studie herausgefunden.

Berufseinsteiger von heute erwarten viel im ersten Job. Sie wollen sich von Anfang an weiterentwickeln. 43 Prozent der 25- bis 35-Jährigen halten Weiterbildungsangebote deshalb für sehr wichtig. 60 Prozent dieser Altersgruppe halten sie sogar für ausschlaggebend bei der Entscheidung für ihren Arbeitgeber. Dies zeigt eine bundesweite Umfrage unter 1.002 Erwerbstätigen im Rahmen der „DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden“ der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW).

Mit zunehmendem Alter verliert Weiterbildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Bedeutung: Nur noch 30 Prozent der Befragten, die 36 Jahre und älter sind, halten sie für „sehr wichtig“. Gefragt nach der Bedeutung von Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, ist der Unterschied noch deutlicher: 37 Prozent der 25- bis 35-Jährigen finden dies „sehr wichtig“, aber nur noch 17 Prozent der 56- bis 65-Jährigen. Professorin Ada Pellert, Präsidentin der DUW, hält das für problematisch: „Angesichts des demographischen Wandels brauchen Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch mit 50plus noch Interesse an ihrer beruflichen Weiterentwicklung haben.“ Nach Angaben der DUW, nimmt die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland seit 2008 kontinuierlich ab.

Gut verdienen, sinnvoll arbeiten, weiterkommen
Generation Y oder auch Millennials werden die nach 1980 Geborenen genannt, die jetzt den Arbeitsmarkt betreten. Sie sind international ausgebildet, karrierebewusst und anspruchsvoll. Von ihrem Job erwarten die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sinnhafte Tätigkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Materiellen Gütern sind die Ypsiloner dennoch nicht abgeneigt: 44 Prozent der Befragten zwischen 25 und 35 Jahren finden ein gutes Gehalt bei der Auswahl eines Arbeitsplatzes „sehr wichtig“.

50plus eher weiterbildungsmüde
Die Experteninterviews im Rahmen der Studie bestätigen eine Weiterbildungsmüdigkeit bei der Generation 50plus: „Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen seltener Weiterbildungen als jüngere“, beobachtet zum Beispiel Matthias Meifert, Director und Partner bei Kienbaum Management Consultants AG. „Das muss sich ändern. Auch Beschäftigte mit langjähriger Berufserfahrung brauchen immer wieder Perspektivenwechsel, um im Job fit zu bleiben.“ Die Experten sehen dabei vor allem die Arbeitgeber in der Pflicht. „Viele investieren nicht genug in die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie profitieren weniger von Weiterbildungsangeboten als die jüngeren Kollegen“, sagt Prof. Hugo M. Kehr, Psychologe und Personalberater. „Aber auch Wissen veraltet. Deshalb ist es wichtig, dass die Berufserfahrenen ihre Kompetenzen erweitern.“

Jeder Fünfte unzufrieden mit Weiterbildungsangebot
Die Studie zeige aber auch: Arbeitgeber, die Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, sind begehrt. Von allen Befragten würde mehr als die Hälfte (54 Prozent) einen neuen Arbeitgeber gezielt danach aussuchen. Unternehmen, die sich hier gut aufstellen, haben beste Chancen im oft zitierten „Kampf um Talente“. Denn 19 Prozent der befragten Erwerbstätigen sind mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Job unzufrieden. Bei der Altersgruppe zwischen 36 und 45 sagen dies sogar 21 Prozent – knapp jeder Fünfte also. „Weiche Faktoren wie Arbeitsklima, Führungskultur und Weiterbildungsmöglichkeiten werden am Arbeitsplatz immer wichtiger“, sagt Pellert. „Arbeitgeber, die diesen veränderten Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nachkommen, können sie auch nicht mehr nachhaltig motivieren.“ Dies gilt insbesondere für die Generation Y: Diese sucht dann nach anderen Möglichkeiten der Weiterentwicklung – vielleicht bei einem neuen Arbeitgeber.

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