Zwei Jahre auf Bewährung für Hochstapler im Schuldienst

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LANDAU (Mit Leserkommentar). Er fälschte Zeugnisse und Noten, damit er als Lehrer arbeiten konnte. Jahrelang kam ein heute 43-Jähriger damit durch, bis er aufflog. Ins Gefängnis muss er nun aber nicht – wenn er sich an die Auflagen des Gerichts hält.

Der "falsche Lehrer" muss sich jetzt der Justiz stellen. Foto: Carlo Schrodt / pixelio.de
Der „falsche Lehrer“ muss sich jetzt der Justiz stellen. Foto: Carlo Schrodt / pixelio.de

Ein Lehrer, der jahrelang ohne Abitur und erstes Staatsexamen unterrichtet hat, ist vom Amtsgericht Landau zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Zudem muss der 43-Jährige wegen Betrugs und Urkundenfälschung 300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten, wie das Gericht mitteilte. Die Bewährungszeit liege bei drei Jahren.

Der Mann hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft Landau fast fünf Jahre lang ohne nötige Qualifikation als Bio- und Sportlehrer in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gearbeitet. Mit falschen Zeugnissen hatte er sich in einem Gymnasium im badischen Rastatt ohne Abi und Hochschulabschluss beworben. Dort begann er dann im Jahr 2006 als Lehrer und wurde ein Jahr später zum Beamten auf Probe ernannt.

Anschließend bewarb sich der heute 43-Jährige in einem Gymnasium im pfälzischen Landau. Das zweite Staatsexamen hatte er zwar gemacht, die Note aber von 3,5 auf 1,5 gefälscht. Dann kam der Betrug wegen schlechter Leistungen ans Licht. Der Mann wurde im vergangenen Jahr fristlos entlassen. Er sagte den Ermittlern, seine Eltern hätten ihn unter Druck gesetzt, das Abitur zu machen und zu studieren, obwohl er wegen einer Konzentrationsstörung dazu nicht fähig gewesen sei.

Die Staatsanwaltschaft hatte nach Angaben eines Gerichtssprechers eine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren beantragt, der Verteidiger für eine «bewährungsfähige Strafe» plädiert. dpa
(22.8.2012, aktualisiert am 23.8.)

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pfiffikus
11 Jahre zuvor

Ein Mann ohne Abitur und Hochschulabschluss unterrichtete jahrelang am Gymnasium. Sagt mir das jetzt eher etwas über die Cleverness des Mannes oder mehr über die Praxisferne des Studiums und das Anforderungsprofil am Gymnasium? In jedem Fall haben sich sowohl die Schulbehörde als auch die Leitung des Gymnasiums gründlich blamiert.
Aber so etwas gibt es ja gelegentlich auch im medizinischen Bereich. Wenn diese Leute trotz fehlender Qualifikationen über einen längeren Zeitraum tätig sind, scheinen das richtige Naturtalente zu sein. Gibt es nicht sogar Menschen, die es einfach können, und eine Ausbildung ihrem kreativen Tun nur im Wege stehen würde?