Nach dem Brandbrief der Grundschulleiter nun der öffentliche Hilferuf einer Rektorin: So ist vernünftiger Unterricht nicht mehr möglich!

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FRANKFURT/MAIN. Die Leiterin einer Grundschule in einem sozialen Brennpunkt in Frankfurt  hat gegenüber der „Welt“ zu Protokoll gegeben, wie sie die Zustände an ihrer Schule sieht – als Kampf des Kollegiums auf verlorenem Posten. Die drastische Schilderung, unter Nennung des Namens veröffentlicht, schließt nahtlos an einen Brandbrief von 67 Frankfurter Grundschulleitungen an, den sie im Anfang des Jahres an den hessischen Kultusminister schickten. Tenor: Es geht so nicht mehr!

Dutzende von Brandbriefen überlasteter Kollegien kursieren bundesweit. Foto: Annie Roi / flickr (CC BY 2.0)
Dutzende von Brandbriefen überlasteter Kollegien kursieren bundesweit. Foto: Annie Roi / flickr (CC BY 2.0)

„In unseren Klassen haben wir 90 bis 100 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund. Das Deutsch dieser Kinder reicht meist kaum für ein vernünftiges Unterrichtsgespräch.“ Zu den Sprachschwierigkeiten kämen „schlimmste soziale Verhältnisse, Eltern mit psychischen Störungen, Alkoholiker, Leute die morgens einfach nicht aufstehen“. Menschen auch, die trotz Arbeit bitterarm seien, so heißt es in dem Bericht.

„Gigantisches Integrationsproblem“

Der Stadtteil sei von je her von Migration geprägt worden. Aber: „Meine Kollegen und ich beobachten allerdings, wie Lern- und Leistungsbereitschaft stetig abnehmen: Was ich vor 20 Jahren mit Zweitklässlern machen konnte, das schaffen heute die Viertklässler kaum.“ Ihrer Meinung nach habe diese Entwicklung mit einer Radikalisierung durch den Islam zu tun, mit einer Feindseligkeit gegenüber der westlichen Gesellschaft. Das Kollegium müsse  vollverschleierte Mütter daran hindern, auf dem Schulhof fremde Kinder belehren zu wollen. „Viele Kinder werden von zu Hause weder zum Lernen angehalten noch dazu, den Lehrer zu respektieren, der der Klasse etwas zu erklären versucht.“ Die Rektorin sieht ein „gigantisches Integrationsproblem, das viel zu lange ignoriert worden ist und gewaltigen Personal- und Mitteleinsatz erfordert, wenn es überwunden werden soll“.

Offener Unterricht, Gruppenarbeit und individualisiertes Lernen sei unter solchen Bedingungen unmöglich. „Wir müssen hier ganz eng geführten Unterricht machen. Das ist wahnsinnig anstrengend, aber anders geht es nicht“, sagt die Schulleiterin. Andererseits dürften auch die Begabten nicht untergehen. Die Kommunalpolitik habe die Schule aufgegeben. „Das Gebäude ist schon seit Jahren immer noch nicht verwahrlost genug für eine Renovierung.“

Frankfurts Grundschulleitungen schreiben Brandbrief: Flüchtlingskinder, Inklusion, Erziehungsprobleme – aber kein Personal. Es geht nicht!

Bereits im Februar hatten zwei Drittel der Grundschulleitungen der Main-Metropole in einem gemeinsamen dreiseitigen Brief an Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) die Lage ähnlich drastisch geschildert: Bei 25 Kindern in einer Klasse seien mitunter 20 ohne ausreichende Deutschkenntnisse eingeschult worden. Die Familien der Kinder kämen aus verschiedenen Kulturkreisen, ihre Elternhäuser seien extrem heterogen. Viele würden elterliche Aufgaben wie die Erziehung zu Umgangsformen, die medizinische Versorgung und die Ernährung an die Schulen abtreten. Daraus erwachse für die Lehrer „eine kaum zu bewältigende Arbeitsbelastung sowohl in zeitlicher als auch in psychischer Dimension“, schrieben die Schulleiter.

Wann, wenn nicht jetzt? Gebt Lehrern endlich die Unterstützung, die sie brauchen!

Nun drohe alles noch schlimmer zu werden, weil es an Lehrern fehle. Und das ausgerechnet jetzt, da die Flüchtlingskinder in die Schulen integriert werden sollen und immer mehr Klassen inklusiv arbeiten, also auch Kinder mit Behinderungen dazugehören. „Guter Unterricht im herkömmlichen Sinn ist unter solchen Bedingungen nur noch unter erheblichen Abstrichen umzusetzen“, so fassen die Schulleitungen zusammen. Gerade Kinder, die es besonders bräuchten, könnten nicht in ausreichendem Maße gefördert werden.

An der Situation hat sich seitdem – folgt man der aktuellen Schilderung der Schulleiterin in der „Welt“ – nichts geändert. Und: Sie ist keineswegs nur auf Frankfurt beschränkt. Mittlerweile haben Dutzende Schulen, viele aus Hessen, aber auch aus anderen Bundesländern wie Hamburg, Niedersachsen oder Berlin ihren Unmut in Schreiben an ihre jeweilige Kultusministerien kundgetan. Eine beispiellose Welle. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

Hier geht es zum Bericht in der „Welt“.

 

Eine Grundschullehrerin verzweifelt an der Inklusion: “Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich einen anderen Beruf gewählt”

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OMG
6 Jahre zuvor

Ups, da wird die Dame sicherlich wieder ins Schulamt einbestellt. Solche Äußerungen passen so gar nicht in die heile Bildungswelt von Herrn Lorz und Herrn Schwarz

Reni
6 Jahre zuvor

„Ihrer Meinung nach habe diese Entwicklung mit einer Radikalisierung durch den Islam zu tun, mit einer Feindseligkeit gegenüber der westlichen Gesellschaft.“
Der Mut der Rektorin, dies nicht nur zu denken oder heimlich zu sagen, sondern offen auszusprechen, ist bewundernswert.

xxx
6 Jahre zuvor

Bemerkenswert finde ich auch, dass die Flüchtlingsproblematik noch oben drauf kommt. Sehr traurig finde ich, dass es auf der Schule der Rektorin (laut der Aussage im Artikel) so gut wie keine lernwillige, begabte und gut erzogene Schüler gibt. Gerade diese verdienen aus meiner Sicht die meiste Aufmerksamkeit, leider erfordern die anderen, von denen es bei den meisten an Lernwillen und Erziehung hapert, die ganze Kraft des Lehrers.

Ganz reaktionär und rechtsextrem könnte man Familien, die offen radikalisierten Islam und Feindlichkeit gegenüber der westlichen Gesellschaft pflegen, den Umzug in geographische Breiten empfehlen, in denen diese Lebensweise von der breiten Masse befürwortet wird. Das werden sie aber nicht wollen, weil selbst Hartz IV in Deutschland besser ist als normal bezahlte Arbeit dort.

Ich vermisse Anna, Bernd und Georg. Die müssten das Schreiben der Rektorin doch irgendwie als Lüge, Fehlinterpretation und Fremdenfeindlichkeit ohne irgendwelche plausiblen Argumente schön reden können.

Karin
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ich gehöre zwar nicht zu den Angesprochenen, aber der Knackpunkt liegt nicht in irgendeiner Ideologie oder Religion sondern in den prekären Verhältnissen, in denen viele Familien trotz Arbeit leben müssen, wie ganz oben im Artikel angesprochen. Frust, Depression oder die Hoffnungslosigkeit, jemals ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft zu werden, führen zu diesen Verhältnissen. Je nach Herkunft oder Veranlagung wird man zum Alkoholiker oder extremen Moralisten, zum Rechtsradikalen oder völlig lethargisch.
Was ist denn mit der Deutschförderung, die im Kindergarten beginnen soll? Test mit sinnlosem Grundschullehrer-Verschleißprogramm und uneffektiven sporadischenn Deutschstunden? Auch hier ist wieder eine gute Kernidee durch Spar-Wahn und unintelligente Umsetzung ad absurdum geführt worden.
In der Grundschule meiner Kinder, mit mittlerem Einzugsbereich, lernt ein Kind viel zu wenig, wenn die Eltern nicht zu Hause den Ersatzlehrer spielen. Konzepte wie „kreatives Schreiben anstatt Recht-Schreiben“ wird ohne Nachzudenken eingeführt und trotz katastrophaler Folgen nicht wieder rückgängig gemacht. Die Hausaufgabenhilfe in unserer Ganztagsschule ist kaum vorhanden. Kinder sitzen dort, aber ihre Fragen werden nicht beantwortet, sondern mit „Dafür habe ich keine Zeit. Da musst du eben besser aufpassen,“ abgespeist. Pech gehabt, wenn die Eltern abends nicht helfen (können) oder das Kind dann zu unkonzentriert ist. Jeder schiebt den shwarzen Peter in eine andere Ecke. Die Kombination der Missstände trifft die Schwächsten zuerst. Ich finde, das kommt in diesem Artikel gut zur Sprache.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Karin

Karin: Ich widerspreche nicht, habe aber ein paar Anmerkungen.

„Prekäre Verhältnisse“: Nach dem 2. Weltkrieg gab es die auch. Zahlreiche Kriegsgefangene kehrten zurück und stellten fest, dass ihr Haus nur noch ein Trümmerhaufen war. Zahlreiche Frauen waren Kriegswitwen und hatten alleine Kinder zu versorgen. Es gab Lebensmittelkarten. Jobs waren knapp, man musste nehmen, was man bekam, auch in Einrichtungen der Alliierten (meine Mutter arbeitete zeitweise bei den englischen Besatzern). Es gab Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten. Die sprachen zwar deutsch, aber ein anderes Deutsch, und beliebt waren sie nicht immer. Dennoch galt die Devise: „Unsere Kinder sollen es mal besser haben als wir“, und die schulische Bildung wurde von nahezu allen unterstützt, zum Teil in Baracken als Schulen. Warum gilt das heute nicht mehr? Alkohol gab’s damals auch schon.

„Hoffnungslosigkeit, jemals ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft zu werden“: Das letztere muss man wenigstens wollen. Wenn es aber systematische Propaganda gegen alles Westliche gibt, wenn aufstrebende Migranten von ihrer eigenen Community gemobbt werden, dann passieren solche Dinge wie hier:

http://www.zeit.de/2010/41/Schule-Mobbing-Gewalt?

Darin: „Jeder, der irgendwas erreichen will in der Schule, ist der Gegner.“ Aber wer soll nun daran die Schuld haben?

„Deutschförderung, die im Kindergarten beginnen soll“: Wie kommt es denn, dass noch in der Enkelgeneration von Zuwanderern zu Hause kein Deutsch gesprochen wird? Dass das die Kinder benachteiligt, müsste auch dem Dümmsten klar sein. Und vollverschleierte Mütter können nur Parallelgesellschaften angehören. Sie wollen sich nicht integrieren (oder ihre Umgebung verbietet es ihnen). Ich denke, man darf erwarten, dass im Lande geborene Kinder und erst recht die Enkel von Zuwanderern die Landessprache akzentfrei sprechen. Dafür haben die Zuwanderer zu sorgen und nicht die aufnehmende Gesellschaft. Nehmen Sie als Beispiel die Europäer, die nach USA oder Kanada ausgewandert sind. Die wären doch bescheuert, wenn sie mit ihren Kinder immer nur Deutsch sprächen.
Manche dieser Kinder lernen nur noch rudimentär Deutsch, sie sind von Beginn an Amerikaner.

„Hausaufgabenhilfe in der Ganztagsschule“: Das ist wieder so ein Fall von offizieller Propaganda im Widerspruch zur Realität. Die Ganztagsschule gilt doch (neben der Heterogenität) als pädagogische Wunderwaffe gegen alles, was problematisch ist, z.B. Risikoschüler.
Da müsste man den Propagandisten auf die Füße treten.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die Sache mit „Mein Kind soll es mal besser haben als ich“ gilt heutzutage nur noch eingeschränkt. Die Kinder, die bereits „oben“ sind, werden es schon aufgrund des Taschengeldes, der finanziellen Unterstützung während des obligatorischen Studiums, der Erbschaft und Vitamin B mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bleiben.

Die Kinder, die bereits „unten“ sind, lernen von den Eltern, dass Anstrengung den Lebensstandard Hartz IV kaum verbessert bzw. das Verhältnis aus Anstrengung (harte Arbeit) und finanzieller Entschädigung (Mindestlohn, Aufstocker) nicht mehr stimmt.

Besonders schwierig finde ich die aktuelle Studentenschwemme gerade in Fächern mit besonders schlechten Berufsaussichten wie Journalismus, Medien, Soziologie u.ä., allgemeiner die Gesellschaftswissenschaften. Die haben dann einen Bachelor oder Master und kämpfen sich dann von schlecht oder nicht bezahlten Praktikum zum nächsten.

Milch der frommen Denkungsart
6 Jahre zuvor

Wenn man staatlicherseits Bildung zur Entwicklungshilfe degradiert, darf man sich über derartige Resultate nicht wundern – Chapeau, Frau Kollegin !

Grundschullehrer
6 Jahre zuvor

Die ach so gepriesene Heterogenität an den Grundschulen fliegt uns jetzt um die Ohren!

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Schlimmer noch: Nach den Vorstellungen etlicher Schulpolitiker soll es ja ein einheitliches Schulsystem geben mit gemeinsamem Unterricht für alle bis Klasse 9 oder 10. Dann sieht es bis dahin so aus wie an den Grundschulen, also heterogen:

https://www.gruene.de/themen/grundbaustein-einer-gerechten-gesellschaft-eine-schule-fuer-alle.html

Zitat daraus: „Wir müssen klarmachen, dass Heterogenität ein Wert an sich und die Bedingung für Dynamik in einer Gesellschaft ist.“

PseudoPolitiker
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

So wird die zerstörerische Heterogenität in den Schulklassen schöngeredet.
Nicht zu glauben, was sich Politiker (insbesondere von den Grünen) mit billigsten Sprüchen an Realitätsverweigerung und Volksverdummung immer wieder erlauben.
Noch weniger ist zu glauben, dass ausgerechnet viele Lehrer Anhänger dieser Frömmler und angeblichen Weltverbesserer sind.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  PseudoPolitiker

Das Wahlvieh soll dumm gehalten werden. Ein solches schluckt viel heftigere Zumutungen viel eher, weil sie die blumigen Ankündigungen nicht durchschauen.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor

Immerhin haben diese Lehrerinnen erkannt, dass bei den gesamten Missständen der vom Kultusministerium aufoktroyierte offene Unterricht mit Freiarbeit, Wochenarbeit,Gruppenarbeit und der „individualisierte Unterricht“ im selbsterforschenden Lernen mit Arbeitsblättern bei diesem Klientel sowieso nicht funktioniert.

Grundschullehrer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

Auch der Frontalunterricht oder die direkte Instruktion sind bei der beschriebenen Schülerklientel Schwerstarbeit. Vielleicht sollte man ehrlich sein und zu diesen Kindern sagen: Kommt morgens in die Schule, wir machen euch Frühstück und ein warmes Mittagessen. Danach reden wir über eure Probleme und trösten euch. Wissensvermittlung kann man sowieso fast abschreiben, wenn es erstmal so weit gekommen ist. Traurig!

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Offenen Unterrichtsmethoden erfordern ein gewisses Maß an Fähigkeit,
selbstständig zu arbeiten.
Erst muss man diese Menschen in die Lage versetzen die Sprache zu verstehen,
um danach zum Lesen und zum Schreiben zu gelangen, und das funktioniert nur ,
wie die Lehrer bei diesem Klientel beschrieben,
mit einer sehr engen Führung. Da wird dann an der Tafel gearbeitet,
deutsche Wörter in ihrer Zweisilbigen Grundstrutur geschrieben und gemeinsam gelesen.
Wie läuft denn wohl der Unterricht in der dritten Welt anders ab und diese Träumereien der Erziehung zum selbstständig denkenden Wesen durch die erzwungene Selbstständigkeit vom ersten Schultag an, mündet , je nach der sprachlichen Vorbildung, kognitiver Reife und sozialem Verhalten der Betroffenen, eben in katastrophalen Ergebnisse ,wie die IQB-Studie oder die Vera-Stichproben es uns in immer schlimmerer Form zeigen.
Wenn man mit seinen gewünschten Methoden nicht die gewünschten subjektiven und spürbaren Lernerfolge bei den Schülern erreicht,dann stimmt entweder etwas mit den Schülern nicht oder mit den Methoden nicht.
Nur die Schüler sind so, wie sie sind die reale Gegebenheit, also kann man nur an den Methoden etwas ändern.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

Wie anders soll denn die Pädagogik auf Heterogenität reagieren? Ein Standardfrontalunterricht bedeutet Gleichmacherei – für jeden Schüler der gleiche Unterricht. Man kann frontal nicht bis ins Letzte erklären, da langweilen sich die Guten zu Tode. Frontalunterricht im herkömmlichen Sinn kann man bei einer gewissen homogenen Schüklerschaft machen. In der Grundschule sitzen inzwischen Kinder von minderbegabt bis hochbegabt. Hier ist die größte Heterogenität. Darauf muss die Pädagogik reagieren, denn Doppelbesetzung um die Schwächeren zu unterstützen gibt es kaum. Also braucht man andere pädagogische Konzepte. Eines davon ist ein gewisses selbstständiges Arbeiten der Schüler, die auf ihrem Niveau arbeiten, während der Lehrer vor allem die Schwachen unterstützend im Dreieck springt, wenn er keine Hilfe hat. Die Guten kann man damit doch öfter einmal alleine lassen. In einer Grundschulklasse sind schwächere Kinder immer das Problem – sie benötigen Unterstützung. Ich stimme Ihnen in so weit zu, dass in das Thema gemeinsam eingeführt werden muss, das kann man mit frontalen Anteilen machen, muss aber nicht ganz frontal ablaufen.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Jeder individualisierte Unterricht, den ich kennenlernte, beruht auf Arbeitsblättern. Meinen Sie nicht, dass ein wenig sinnerfassendes Lesen Voraussetzung dafür ist?

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Individualisierter Unterricht kann auch ganz anders ablaufen.
Zudem gibt es unzählige Materialien, die ohne „Lesen“ im herkömmlichen Sinne auskommen.
Was meinen Sie denn, wie man in der ersten Klasse unterrichtet, wenn Kinder noch gar nicht lesen können?

Es ist, wie ysnp es beschreibt: ohne weitere Unterstützung zu haben, benötigt man Material, mit dem sich Kinder eine kurze Zeitspanne (manchmal nur 5-10 min) allein beschäftigen können, während man sich anderen zuwendet.

Während man dies von SuS, die schulreif sind, erwarten kann und auch hervorragend umsetzen kann, ohne nur mit AB zu hantieren, werden in der oben beschriebenen Situation kaum Kinder sein, die überhaupt am Platz bleiben.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Nu, ich dachte nicht an den Anfangsunterricht, sondern an 3., 4. und höhere Klassen. Aber zählen Sie mal einige der unzählbaren Materialien auf!

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Legespiele zum Zuordnen mit Bild-Bild bei gleichen oder verschiedenen Bildern zu Anlauten, Reimen, Silbenanzahl, Anfangssilbe, oder Bild-Buchstabe (Anlaute, Silbe, Wort), LüK, Logico, Spiele zur Mengenerfassung, 1-1-Zuordnung, Zahl-Mengen-Zuordnung, Materialien zur Wahrnehmung mit Farben/Farbwürfel, Raumlage-Material zum Nachlegen oder ebenfalls als Legespiel wie Memory oder Lotto – Stichwort Differix, Leseübungen in Karteien oder als Wort-Material für Silben-Türme, Wörtertreppen o.a., Steckkästen zum Schreiben ohne Stift und Papier…

Bei vielen Kindern dauert es 1/2 Jahr, bis sie erste Wörter vernünftig erlesen, bis zum Erlesen von Arbeitsanweisungen braucht es in der Regel länger. Somit sind Materialien der 1. und 2. Klasse darauf ausgerichtet, dass Kinder damit arbeiten können, ohne zuvor Anweisungen zu lesen.

mississippi
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

So, ich bin ganz stolz. Habe mit meiner großen 1. Klasse heute die 1. Staionenarbeit eingeführt. Wir machen ein Heft zum Thema Herbst, 12 verschiedene Staionen, die Themen aus SU, Ma, De und Ku beinhalten. Die Kinder haben die Arbeitsanweisungen sehr gut verstanden. Zuerst haben wir das „Heft“, aus gelbem Tonpapier hergestellt und mit einem schönen Deckblatt versehen. Nach der Einweisung haben die Kinder sehr konzentriert gearbeitet – es durfte immer eine kleine Kindergruppe zu den Stationen gehen und jeder durfte sich aussuchen, womit er anfängt. Es gibt einen Stationenplan auf der Innenseite des Heftes, da darf man die zur Station gehörende Zahl anmalen, wenn man sie beendet hat. Bei den Aufgaben, die schwieriger zu lesen sind, gehen die Kinder ganz leise zu meinen „Lesern“ (konnten schon vor der Einschulung lesen), die ein bisschen helfen dürfen. Oder zu mir. Meine Rolle: Ich kann die Kinder sehr gut in ihrer Arbeitsweise beobachten, mache mir Notizen, helfe einzelnen. Und ich bin sehr stolz, dass das in der 9. Schulwoche alles möglich ist.
Denn das ist fiel mehr als nur Stoffvermittlung. Die fachlichen Arbeitsweisen müssen vorhanden sein, das Sozialverhalten, das Sichselbsteinschätzen, Verantwortung…

Danach kam eine frontale Buchstabeneinführung, die dann aber differenziert weitergeführt wurde…

Sport und Musik war gemeinsam, bei Mathe sind manche eben etwas langsamer und brauchen mehr meine Hilfe. Neue Themen besprechen und erarbeiten wir frontal, geübt wird individuell.

Und morgen früh wollen sie gleich bei den Staionen weitermachen, denn die Kinder kommen innerhalb von 15 Minuten in der Schule an und fangen gleich an. Da sind anfangs erst wenige Kinder da und ich habe viel Zeit für Einzelne. Die Schule beginnt um 8 Uhr, aber ab 7.45 Uhr bin ich mit den ersten im Klassenzimmer.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Ich bin beeindruckt (und würde gerne Mäuschen spielen)
… und du kannst sicher sein, dass sie morgen auch ohne dich anfangen würden 🙂

Einer meiner SuS hatte heute beim neuen Arbeitsplan das Bestreben, das erste Pflicht-Päckchen nach 2 statt nach 4 Tagen zu beenden. Es könnte so kommen, die Aufgaben werden sehr sorgfältig und sicher richtig gelöst sein … und er hat Zeit für weitere Herausforderungen.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

ysnp
Diese Unterschiede zwischen den Schülern gab es immer schon, und deutliche Vorteile hatten jene, die von zu Hause aus eine gute Unterstützung erhielten.
Je mehr im Anfangsunterricht des 1. und 2.Schuljahres auf einen instruierenden Unterricht verzichtet wird, desto mehr wird sich der Effekt der unterschiedlichen häuslichen Förderung bemerkbar machen.
Die sozialen Ungleichheiten spiegeln sich dann eben in den Leistungen der Schüler wider.
Und es wird von der Mittel- und Oberschicht massiv „aufgerüstet“, weil diese Vernachlässigung der eigentlichen Kernaufgaben eben in diesen desatrösen Ergebnissen mündet.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

Gehen Sie doch mal in eine derartig heterogene Klasse und versuchen Sie ihr Glück mit 4 Stunden frontalem eng geführten Unterricht. Viel Spaß!
Der Lerneffekt wird groß sein, fragt sich nur, bei wem.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Meine Erfahrung ist umgekehrt: je schwieriger eine Klasse ist, desto strenger und enger muss die Führung sein, damit noch etwas gelingt. Kinder akzeptieren Führung, die Nichtstörer fordern sie sogar ein. Nur intelligente und gut sozialisierte Kinder können sich selber Aufgaben stecken und bei der Sache bleiben.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die ist die Vielfalt der Materialien und die Öffnung des Unterrichts nicht gleichbedeutend mit „führungslos“, es ist aber für mich unvorstellbar, eine heterogene 1. Klasse mit Kindern unterschiedlichster Begabungen wie auch Schwächen frontal und eng unterrichten zu wollen – wie ysnp es nennt: Standardfrontalunterricht.
Genau darauf bezog sich die Kritik.
Wie wollen Sie denn mit undifferenziertem frontalem Vortrag die Kinder erreichen, die nicht schulfähig oder nicht beschulbar sind, aber dennoch in den Klassen sitzen? Wie sollen inklusiv zu beschulende Kinder zieldifferenten Unterricht erhalten, wenn Sie nicht gewillt sind, zu differenzieren, sondern sich auf frontalen Unterricht, der für alle gleich ist, verlassen?
Zudem: Wir sprechen von Erstklässlern. Die „Nichtstörer“ fordern nichts ein, sie gucken sich an, wie es ist und halten das zunächst einmal für „normal“. Genau darin besteht eine Aufgabe innerhalb der 1. Klasse: Den Kindern Regeln, Ablauf und Methoden des Schulvormittages zu vermitteln.
Je schwieriger die Klasse ist, desto enger muss die Führung sein, das sehe ich auch so. Das bedeutet aber nicht, dass man den Unterricht auf frontale Situationen reduzieren kann, da man den meisten Kindern damit nicht gerecht werden würde und der Frust, das Unvermögen, die Langeweile unweigerlich zu Störungen führen werden. Natürlich kann man dann Sanktionieren oder das allerschönste Classroom-Management einsetzen, am Ende steht man aber dennoch vor einem Dampfdruckkessel und die SuS erlernen unter diesen Umständen m.E. nicht, wie es eigentlich sein sollte (eine Atmosphäre, die das Lernen begünstigt), sondern üben sich täglich in einem Katz- und Maus-Spiel mit der Lehrkraft.

mississippi
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Nachtrag: Ich habe gemerkt, dass es bei mir oben „viel“ heißen muss und nicht „fiel.“

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ Palim: Sie haben völlig Recht. Ich denke halt immer an ältere Kinder.

ABC
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

@Palim und ysnp
Sie würden wahrscheinlich besser verstanden, wenn Sie den individualisierten Unterricht als das darstellten, was er ist: eine Notmaßnahme, um mit dem halbwegs fertig zu werden, was den Lehrern heutzutage an heterogener Schülerschaft in der GS zugemutet wird.
Stattdessen verteidigen Sie fortwährend den „individualisierten Unterricht“, von dem doch jeder weiß, dass er tatsächlich oft nur Ruhigstellung bedeutet, vorwiegens durch Beschäftigung mit Arbeitsblättern oder sonstigem Material.

„Ich würde gern anders, kann aber leider nicht“ ist verständlicher als das Gutheißen einer Notmaßnahme und Schlechtreden des lehrerzentrierten Unterrichts, den gerade Schulanfänger (alle!) dringend brauchen.
„Igitt, sterbenslangweiliger Frontalunterricht!“ ist eine unglückliche Art, das Problem überfordernder Heterogenität aufzuzeigen und bei anderen mehr Verständnis für den überbordenden Einsatz von Material (vornehmlich Arbeitsblättern) zu wecken.
Sie versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen, obwohl die Not viel verständlicher ist als die Tugend.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

@ ABC, richtig !

sofawolf
6 Jahre zuvor

Man kann diesen offenen Brief nur begrüßen. Ich tue es hiermit. Aber was folgt daraus? Wann hören die Entscheider endlich mal auf die Praktiker und nicht auf die Theoretiker?!?

ZITAT 1: „„In unseren Klassen haben wir 90 bis 100 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund. Das Deutsch dieser Kinder reicht meist kaum für ein vernünftiges Unterrichtsgespräch.““

Diese Kinder erleben zu Hause oft kein Deutsch und auch im Alltag nur noch Englisch.

Wir brauchen ein massive Stärkung des Deutschunterrichts in allen Schularten! 5 Stunden Deutsch in Klasse 6 ist ein Witz ! Es sollten 2 Stunden Deutsch jeden Tag sein !!!

(Angeblich mangelt es doch nicht an Deutschlehrern?!?)

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Wieso Klasse 6? Es geht um Grundschüler!

Ah, stimmt, Sie kommen aus Berlin. Im Rest der Republik verlassen die SuS nach der 4. Klasse die Grundschule.
Nach 4 Jahren intensiver Förderung unter besten Bedingungen sollten die SuS Deutsch erlernt haben.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Wieso nicht Klasse 6? Brauchen die Kinder weiterführender Schulen keinen Deutschunterricht mehr?

Ansonsten, naja, es war (mal wieder) ein Versuch. Versuchen Sie weiter. 🙂

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ Palim (Zitat): „Im Rest der Republik verlassen die SuS nach der 4. Klasse die Grundschule.“

Stimmt nicht. Aber erkundigen Sie sich selbst. Bitte.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„(Angeblich mangelt es doch nicht an Deutschlehrern?!?)“ man hört, in Berlin mangele es an allem. unsere Hauptstadt!

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT 2: „Offener Unterricht, Gruppenarbeit und individualisiertes Lernen sei unter solchen Bedingungen unmöglich. „Wir müssen hier ganz eng geführten Unterricht machen. Das ist wahnsinnig anstrengend, aber anders geht es nicht“, sagt die Schulleiterin.“

Genau! Wenn Unterricht heutzutage und unter diesen Bedingungen noch irgendetwas bewirken soll, muss der Lehrer wieder Lehrer sein (lenken und leiten) und nicht nur stiller Beobachter und Begleiter (heimlicher Kaffeetrinker nebenbei).

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@ xxx (ZITAT):

„Wie anders soll denn die Pädagogik auf Heterogenität reagieren? Ein Standardfrontalunterricht bedeutet Gleichmacherei – für jeden Schüler der gleiche Unterricht.“

Nein, man kann auch beim „gemeinsamen Unterricht“ differenzieren (!!!), dass die Guten und Schnellen sich nicht langweilen, die Normalen die Norm schaffen und die Schlechten und Langsamen auch ihre Erfolgserlebnisse haben !!! Man kann die Aufgaben so konzipieren, dass es immer noch ein weiterführendes u/o. spielerisches Mehr gibt und dass die Basis für jeden zu schaffen ist. Und wenn am Ende die Schnellen mal noch ein paar Minuten verschnaufen dürfen oder anderen helfen, dürfte das doch kein Problem sein!

Und keiner fühlt sich abgehängt und ausgeschlossen, denn das registrieren die Kinder sehr wohl und hänseln sich u.U. gegenseitig damit.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„Nein, man kann auch beim „gemeinsamen Unterricht“ differenzieren (!!!), dass die Guten und Schnellen sich nicht langweilen, die Normalen die Norm schaffen und die Schlechten und Langsamen auch ihre Erfolgserlebnisse haben !!! Man kann die Aufgaben so konzipieren, dass es immer noch ein weiterführendes u/o. spielerisches Mehr gibt und dass die Basis für jeden zu schaffen ist.“
Nichts anderes sind offene Unterrichtsformen! Sie öffnen den Unterricht und die SuS arbeiten nicht jedeR auf der gleichen Seite im AH, sondern entsprechend eigener Fähigkeiten auf unterschiedlichem Niveau. Vermutlich praktizieren Sie es tagtäglich und merken gar nicht, wie häufig Sie Ihren Unterricht öffnen.

„Und wenn am Ende die Schnellen mal noch ein paar Minuten verschnaufen dürfen oder anderen helfen, dürfte das doch kein Problem sein!“
Meiner Meinung nach verschenkt man damit deren Potential und die Möglichkeit, sie mit Herausforderungen zu stärken. Wie schade!

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Es geht um 2,3 Minuten.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Nett, dass Sie glauben, ich mache bereits offenen Unterricht. Danke. Das ist gar nicht ironisch gemeint.

Tatsächlich gibt es solche offenen Phasen in bestimmten Fächern oder Stoffgebieten auch bei mir. Kern ist aber immer das gemeinsame Voranschreiten. Die Differenzierung erfolgt innerhalb des für alle gleichen Themas, u.U. auf der für alle gleichen Seite z.B. im Buch, im Arbeitsheft u.dgl. Es ist manchmal nur mehr, manchmal vertiefend, manchmal weiterführend, manchmal auch was ganz anderes … je nachdem.

Aber wir alle bleiben beim gleichen Thema, im Grunde.

Palim
6 Jahre zuvor

Wer angesichts o.g. Bedingungen immer noch auf einem Methodenstreit herumreitet und Grundschullehrkräften Unfähigkeit unterstellt, hat die Lage offenbar immer noch nicht verstanden.

Es geht nicht um „falsche“ Methoden, um verbohrtes Pochen auf den allein seligmachenden Weg, sondern um Bedingungen in Grundschulen, die ein Lernen verhindern statt es zu stärken.
Mehrfach haben ysnp, mississippi und ich von unserem Unterricht berichtet und erläutert, welche Wege wir gehen. Sie sind nicht alle identisch, aber vieles ist gleich. Keine von uns ist Verfechter absoluter Öffnung, jede von uns nutzt offene Formen in den Klassen z.B. im Rahmen übenden Lernens. Dennoch wird jeglicher Lernerfolg vehement in Abrede gestellt und viele, die überhaupt keine Vorstellung von Grundschulklassen haben, unterstellen unentwegt Unfähigkeit, Ungebildetheit, Unwissen, Unvermögen…

Wenn Sie alle so gelungene Vorschläge haben, dann nehmen Sie doch Urlaub, fahren Sie nach Hessen und probieren Sie Ihre eigene Kompetenz dort aus! Ihre Hilfe ist sicherlich willkommen und personelle Unterstützung ohnehin bitter nötig.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Naja, dieses „Wer …, der …“ ist ja eine nette Methode, Widerspruch schlechtzureden, ersetzt aber keine Argumentation.

Wir haben schon mehrfach festgestellt, dass die Misere im Schulwesen (ich sage nicht nur an den Grundschulen) an einer einzigen Methode liegt, sondern an viele inner- und außerschulischen Faktoren, aber eben auch an der einen oder anderen Methode !

Monika Niemann
6 Jahre zuvor

Unter diesen Umständen ist doch ein Familiennachzug, wie ihn die Grünen wollen, ein Skandal. Auch da muss man sich ehrlich machen.

Papa 51
6 Jahre zuvor
Antwortet  Monika Niemann

Sie haben absolut recht, Frau Niemann. Trotzdem befürchte ich, dass die Grünen mal wieder mit einer Forderung durchkommen, weil sie diese wie üblich mit „unschlagbaren“ edlen Gründen versehen.
Es ist unglaublich, wie so eine kleine Partei mit ihren einfach gestrickten Herzargumenten seit Jahren die Denkmechanismen vieler Menschen beherrscht und den Verstand weitgehend außer Kraft setzt.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Papa 51

Das macht die CSU genauso oder noch extrema.
Im Wahlkampf wurde die AfD von ARD/ZDF dazu gemacht.

Paburg
6 Jahre zuvor

Integration und Inklusion müssen die „kleinen Leute“, ihre Kinder und ihre Lehrkräfte schultern.
Die Privilegierten schicken ihre Kinder in kostenpflichtige Privatschulen oder konfessionelle.
Schon der Name „Katholische Grundschule“ und ein paar Bemerkungen halten die meisten nichtkatholischen Kinder dann fern. Protestanten mit betuchten Eltern natürlich nicht.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Paburg

Die konfessionellen Schulen halten sich in erster Linie die als problematisch geltenden Muslime vom Leib. Je nach Einzugsgebiet der Schule nehmen die das aber auch schon etwas lockerer, vorausgesetzt die Eltern akzeptieren den verbindlichen konfessionellen Religionsunterricht.

Kostenpflichtige Privatschulen sind auch nicht zwingend das Gelbe vom Ei, weil Waldorfpädagogik bei der Wissensvermittlung bis Klasse 11 einschließlich einen schlechten Ruf hat und in den Klassen 12/13 der gesamte Oberstufenstoff nachgeholt wird, ausgehend von einem MSA. Das ist schon eine Leistung, aber vorher werden mindestens zwei Schuljahre mit Eurythmie verschenkt.

Rein privatwirtschaftlich organisierte Schulen ohne staatliche Zuschüsse beherbergen oft genug (aus finanziellen Gründen sehr lukrative) Jugendamtskinder, die im staatlichen System warum auch immer nicht beschult werden können. Geistige Überflieger oder handzahm sind die naturgemäß eher selten. Aus Lehrersicht muss man das deutlich geringere Einkommen beachten und mit Eltern umgehen können, die den Helikopterführerschein aus der Portokasse bezahlen können nach dem Prinzip „Über die kommenden fünf Jahren bezahle ich 100000€. Danach bekomme ich mein Kind wohlerzogen und mit gut bestandenem Abitur zurück. Viel Erfolg, wir haben keine Zeit für das Kind und es ist uns zu anstrengend. Unser Anwalt regelt das im Zweifel mit den Noten.“

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Konfessionelle Schulen: Wobei es die staatlichen Bekenntnisschulen nur noch in NRW und in Teilen Niedersachsens überhaupt gibt. Sie sind ein Relikt aus alter Zeit und werden heutzutage vom Reichskonkordat von 1933 am Leben gehalten (stehen auch noch in der Landesverfassung).

„Rein privatwirtschaftlich organisierte Schulen ohne staatliche Zuschüsse …“
Gibt’s die? Beispiel? Ich dachte, alle privaten Schulen erhalten Zuschüsse, bis zu 90 %. Es sei denn, sie erfüllen nicht die staatlichen Richtlinien. Aber dann kann man dort auch keine Abschlüsse erwerben, und das Jugendamt dürfte keine Kinder dorthin schicken.

Anmerkug: Obwohl die Grünen (und einige Vereine) für die „eine Schule für alle“ eintreten, sind sie nicht für die Abschaffung der Bekenntnis- oder Privatschulen. Seltsam.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die Grünen wollen es sich ja mit den Kirchen nicht verscherzen.

Googlen Sie mal nach Ergänzungsschulen. Abschlüsse vergeben dürfen die nicht, Schüler können ihre Abschlüsse aber durch eine „Externenprüfung“ erreichen. Für das Jugendamt ist das kein Problem.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die Grünen wollen deshalb die Privatschulen nicht abschaffen, weil sie doch hier und da im Grundgesetz lesen, Artikel 7, Absatz 4: https://www.bundestag.de/gg

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Ich weiß, da steht auch, dass Vorschulen aufgehoben sind und dass es keine privaten „Atheistenschulen“ geben darf (das zählt nicht als Weltanschauung). Aber solche Feinheiten sind nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt. Es hat schon andere Grundgesetz-änderungen gegeben. Vorschulen werden gelegentlich propagiert (auch hier in dieser Runde). Jedenfalls könnte bei der Werbung für die „eine Schule für alle“ wenigstens darauf hingewiesen werden, dass das GG dem in gewisser Weise entgegensteht, oder? Das Thema wird völlig ausgeblendet. Skeptiker erwarten nach Einführung der „einen Schule für alle“ einen regelrechten Privatschulboom. Wollen die Grünen das, vielleicht damit sie ihre eigenen Kinder dorthin schicken können? Gerüchte besagen ja, dass seit Jahrzehnten die lautesten Gesamtschulbefürworter ihre eigenen Kinder nicht in Gesamtschulen schicken. Das betrifft auch wichtige SPD-Genossen,

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Diese Gerüchte halte ich für plausibel, weil solche Befürworter im Zweifel Funktionäre, Politiker o.ä. sind. Das geht nur mit Hochschulabschluss. Mit entsprechend hoher Wahrscheinlichkeit haben deren Kinder eine Gymnasialempfehlung und gehen dann natürlich auf das Gymnasium.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

@Cavalieri:
Wo steht denn das mit den Atheistenschulen im GG??
Dass nicht Vierjährige schon in Vorschulen getrimmt werden, sondern spielen und altersgemäß im Kindergarten etwas lernen dürfen, würde ich auch mit Zähnen und Klauen verteidigen.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Pälzer: Das steht nicht explizit im Grundgesetz. Aber irgendwo habe ich gelesen, es hat höchstrichterliche Entscheidungen dazu gegeben, dass Atheismus (jedenfalls in schulischer Hinsicht) nicht als Weltanschauung gilt (finde das im Moment nicht mehr). Solche Schulen dürfen also einfach nicht genehmigt werden. Das trifft allerdings auch ewaige Scientology-Schulen. Die darf es auch nicht geben. Und die staatlichen „bekenntnisfreien Schulen“ ohne Religionsunterricht gemäß Art 7 (3), die gibt’s einfach nicht, obwohl sie dem GG entsprechen würden. Sie werden nicht mehr eingerichtet. Da gibt’s vielleicht noch Relikte aus den 1920er Jahren. Damals tobte ein Schulkrieg deswegen:

https://weltanschauungsrecht.de/bekenntnisfreie-schulen

In Bremen wurde kürzlich versucht, eine Humanistenschule genehmigen zu lassen, ohne Erfolg:

http://www.diesseits.de/meldungen/deutschland/klage-humanistischen-schule-bremen-berufung-abgewiesen

Humanistenvereine sind sozusagen gemäßigte Atheisten. Sie sind nicht gegen etwas, sondern für etwas. Also nicht einmal die zählen als Weltanschauung. Siehe auch:

https://www.ibka.org/node/972

Dina
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Pfälzer, zu ihrem Kommentar über Vorschule: ich selbst bin noch in den Genuss einer solchen gekommen. Damals war die Vorschule eine Art erste Klasse für spàtzünder. Wer als nicht schulreif galt, kam in die Vorschule und erst danach in die erste Klasse. Ich war naturgemäß immer die älteste meines Jahrgangs. Heute heißt das gleiche Prinzip Eingangsstufe in drei Jahren. Nur mit dem Unterschied, dass die Kinder nicht wissen, dass sie nicht schulreif sind und sie sich erst später wundern, warum sie“sitzen bleiben“ und die Klasse ist größer. Ich hatte eine Erzieherin in der Vorschule, die uns nur Basically beibrachte: Schuhe binden, den Namen schreiben, sich auf die Schule freuen, Jacke anziehen… Ich finde eine solche Vorschule sehr sinnvoll. Wenn sie statt erster Klasse genutzt wird.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Pälzer und AvL:
Erst jetzt habe ich gesehen, dass es doch eine private Humanisten-grundschule in Fürth gibt (offenbar die einzige ihrer Art in Deutschland):

https://de.wikipedia.org/wiki/Humanistische_Grundschule_Fürth

Eine „Atheistenschule“ ist sie aber nicht. Es geht um humanistische Weltanschauung (gemäß GG). Sie ist nach längerem Rechtsstreit genehmigt worden und gilt offenbar als reformpädagogisch. Man beruft sich auf Autoritäten wie Montessori, Peter Petersen (!) und zusätzlich Alexander Neill. Stichwort: „ganzheitliches Lernen“.

AvL: Ich mache hier aber keine Reklame dafür und vertrete auch keine Nazi-Pädagogik. Es ging darum, was das GG zulässt und was nicht.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Paburg

Wenn der Staat auch bewährte freie Schulen zu 100% finanzierte, gäbe es das „reiche Leute“-Problem nicht. Übrigens sind die katholischen und evangelischen Schulen in RLP kostenlos, bundesweit weiß ich es nicht genau. Ich kenne aber mehrere freie Schulen, deren Lehrer weniger verdienen als wir beamtete und die sich mit viel Idealismus mühen, möglichst allen den Schulbesuch zu ermöglichen.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Das Problem mit den „reichen Leuten“ gäbe es vielleicht so nicht, aber Segregation gäbe es immer durch Privatschulen. Das Volk ist sehr erfinderisch, wenn es den Bürokraten einen Kleinkrieg liefern und Nischen besetzen kann (auch die Religion gehört dazu). Es genügt schon, eine pädagogische Ausrichtung einer Schule zu definieren, die es konservativen Moslems oder Katholiken praktisch unmöglich macht da mitzumachen, weil man (antiautoritär) eben freimütig religiöse Autoritäten kritisiert und sexuelle Freizügigkeit propagiert. Oder es finden sich begüterte Bildungsbürger zusammen. Dann dürfen Sozialhilfeempfänger zwar ihre Kinder auch in diese Schule schicken, aber die würden sich da so fühlen wie ein Obdachloser auf einer Galaveranstaltung, wo alle anderen einen Smoking anhaben und Champagner trinken. Machen wir uns besser nichts vor. Gerade deshalb halte ich den Slogan von der „einen Schule für alle“ für unehrlich. Er provoziert nur ein wachsendes Privatschulsystem.

sofawolf
6 Jahre zuvor

Das passt auch zum Thema:

ZITAT: „Das Anschreiben stößt bei Lehrern und Schulleitern auf Empörung. „Ich empfinde das als Unverschämtheit“ , sagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes. Auch seine Kollegen im Verband sähen in Scheerens Schreiben einen Maulkorberlass.

„Die Bildungssenatorin unterstellt den Schulleitern bewusst mit übertreibenden Äußerungen an die Öffentlichkeit zu gehen und erlegt ihnen ein Sprachverbot auf“, erklärt Meidinger. Dabei wisse sie ganz genau, dass Berlin eine Menge schulische Schandflecke habe.“

http://www.focus.de/politik/deutschland/duerfen-nicht-ueber-marode-schulen-sprechen-maulkorberlass-fuer-schulleiter-ich-finde-das-von-der-senatorin-eine-unverschaemtheit_id_7815861.html

qwertz
6 Jahre zuvor

Ich erlebe genau das selbe an unserer Schule im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die gesamte Stadt ist ein sozialer Brennpunkt, entsprechend sieht es in den Schulen aus. Unerträglich frustrierend und eigentlich unzumutbar. Erschreckend auch, dass es sich eben nicht um einige ganz wenige Schulen handelt. Wenn ich mir ausmale, wie die Entwicklung weitergeht und was das für die Gesellschaft bedeutet, kriege ich das kalte Grausen. Aber keiner will es sehen…

Kotschenreuther
6 Jahre zuvor

Es fehlen konstruktive Lösungsvorschläge
Deutschland hat per Gesetz die Verpflichtung zur Aufnahme von Flüchtlingen, insbesondere derer, die aus Kriegsregionen zu uns gelangen oder aus politischen Gründen verfolgt werden. In der Konsequenz heißt das auch, die Ankömmlinge menschenwürdig in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Es ist absolut nachvollziehbar, dass dies auch in den Grundschulen und weiterführenden Schulen zu hohen Überlastungen führt.
An Stelle zahlreicher Überlastungsanzeigen und Brandbriefe und großem Jammern wäre es viel hilfreicher, die neuen Herausforderungen positiv anzugehen und konstruktive Lösungsvorschläge zu machen, wie Integration erfolgreich bewerkstelligt kann.