Praxisanteile in der Lehrerausbildung schwinden – nicht nur wegen Corona

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POTSDAM. Der Brandenburgische Pädagogenverband (BPV) sorgt sich in Zeiten der Corona-Pandemie um die Ausbildung der künftigen Lehrergeneration. Dieses Thema sei dem Bildungsministerium völlig aus dem Blick geraten, kritisierte der Verband in einer Mitteilung. Probleme der Betroffenen würden mit Versprechungen und Ankündigungen abgespeist. Auch der Bundesarbeitskreis (bak) Lehrerbildung, in dem Lehrerausbilder organisiert sind, schlägt Alarm: „Von ausbildungsförderlichen Praxisphasen oder gar von Qualität kann hier kaum noch gesprochen werden“, sagt Bundesvorsitzender Helmut Klaßen.

Lehramtsstudierende und Referendare haben es in diesen Tagen nicht leicht. Foto: Shutterstock

In Brandenburg dauert als einzigem Bundesland das Referendariat nur 12 statt 18 Monate. Begründet wurde die Verkürzung seinerzeit, so moniert der Brandenburger Pädagogenverband, mit einem höheren Praxisanteil während des Studiums. In Wahrheit laufe die praktische Ausbildung in Zeiten der Corona-Pandemie keineswegs so, heißt es. Das liege an Kürzungen – und den gegenwärtigen Schulschließungen. Das beeinflusse stark die Vorbereitung auf die Prüfungen zum Staatsexamen und damit den Einstieg in die Praxis.

„Die Situation spitzt sich durch die verantwortungslose Kürzung des Referendariats von 18 auf 12 Monate noch einmal besonders zu.“

„Neben der allgemeinen Problemlage, dass derzeit im Vorbereitungsdienst die praktische Ausbildung bedingt durch die Pandemie teilweise nur reduziert erfolgt, spitzt sich die Situation in Brandenburg durch die verantwortungslose Kürzung des Referendariats von 18 auf 12 Monate noch einmal besonders zu“, bestätigt bak-Chef Klaßen.

Die Lehrerausbilderinnen und -ausbilder der zweiten Phase – des Referendariats also –begrüßen zwar, wenn der Anteil von Praxisphasen im Studium (angeleitet durch sie) erhöht werde, dies dürfe aber keinesfalls als „vorgezogener Vorbereitungsdienst“ angesehen und dann auf der anderen Seite wieder abgezogen werden. „Die Verkürzung des Vorbereitungsdienstes auf 18 Ausbildungsmonate oder, wie in Brandenburg, gar darunter führt zu einer nicht verantwortbaren Verdichtung der Ausbildung. Wir nehmen in einem verkürzten Vorbereitungsdienst eine Überfrachtung der Ausbildungscurricula und der Anforderungen auf Kosten von Ausbildungstiefe, Können und Nachhaltigkeit wahr“, sagt Klaßen. Corona verschärfe dies noch.

Die Lehrkräftebildung an Universitäten und im Referendariat müsse den gesellschaftlichen Veränderungen und neuen schulischen Herausforderungen gerecht werden. Erweiterte Anforderungen an die Professionalität von Lehrkräften ergäben sich insbesondere aus wachsenden Herausforderungen im schulischen Alltag durch Interkulturalität, Migration, Inklusion, Persönlichkeitsbildung, Ganztag, Arbeit in Teams, individuelle Förderung – und vieles mehr.

Der bak Lehrerbildung fordert deshalb grundsätzlich einen 24-monatigen Vorbereitungsdienst, in dem – so Klaßen – „adäquat das notwendige Handlungskönnen für eine Schule der Vielfalt in den zentralen Lehrerfunktionen Unterrichten, Erziehen, Diagnostizieren und Fördern, Beraten, Arbeit im Team, Innovieren und Schulprogrammarbeit erworben werden kann“.

„Das alles verunsichert die Lehramtskandidaten und lässt viele an ihrer Berufswahl zweifeln“

Die Sorge um einen Qualitätsverlust bei der Lehrerausbildung treibt auch den BPV um. Die schulpraktischen Erfahrungen der Nachwuchs-Lehrkräfte fielen durch die Kürzung und die gegenwärtigen Schulschließungen spärlich aus. Darüber hinaus gebe es in einer Verordnung des Landes Brandenburg widersprüchliche Aussagen zum Ablegen der genannten Prüfungen. Die gesetzlichen Vorgaben ließen Interpretationsspielraum für eine ungleiche Durchführung der Staatsexamina zu. „Das alles verunsichert die Lehramtskandidaten und lässt viele an ihrer Berufswahl zweifeln“, heißt es. Für den BPV als Gewerkschaft sei diese Situation nicht hinnehmbar. Schließlich herrsche akuter Lehrermangel – „und jede gut ausgebildete Lehrkraft wird dringend gebraucht.“ News4teachers / mit Material der dpa

Studierende sollen Schülern helfen, Lernlücken zu schließen – Lehrerausbilder sind skeptisch

 

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oes
2 Jahre zuvor

12 Monate reichen voellig.
Die Lehrerausbilder kleben nur an ihrer Macht.
Mir hat das Referendariat nichts gebracht.

KnechtRuprecht
2 Jahre zuvor
Antwortet  oes

Ähnliche Erfahrung. Die praktischen Anteile in der Schule und die Arbeit mit den Mentoren waren überwiegend hilfreich und berechtigt. Der Rest brachte mir mehr keinen Gewinn.

KnechtRuprecht
2 Jahre zuvor
Antwortet  KnechtRuprecht

Der Rest brachte mir keinen Gewinn.

Küstenfuchs
2 Jahre zuvor
Antwortet  oes

12 Monate sind völlig lächerlich! Wer glaubt, nach 12 Monaten schon vollständig ausgebildet zu sein, gibt sich auch später mit unterdurchschnittlichen Leistung zufrieden.
Selbst 18 Monate sind im Grunde zu wenig.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Die Lehrerausbildung war eh ein Fake (oder wir werden alle verarscht).

Das war das Kredo der Landes Seminaren, mit voller Rückendeckung der Ministerien, in den letzten 20 Jahren?
Frontalunterricht ist Gift. Eine Todsünde.
Wie sah die optimale Lehrprobe aus?
– Lehrer als Vorbereiter und Moderator
– Wissenserwerb der Schüler durch selbst organisiertes Lernen (SOL)
Das wurde in der Besprechung der Lehrproben abgefeiert.

Wie sah ein guter Distanzunterricht im Lock-Down aus?
– Lehrer bereiten alles haarklein vor und versenden Arbeitsauftrage
– Methodische Vielfalt vom Arbeitsblatt über das Projekt bis zur Recherche.
– Die Schüler erarbeiten selbständig und bereiten die Ergebnisse auf.
– Der Lehrer steht in 1-3 Videokonferenzen pro Woche als Berater und Moderator des SOL zur Verfügung.

Ergebnis der Kultusministerien.
Vollkommen untauglich. Enorme Lernrückstände bei den Schülern.
Nur der Frontalunterricht in Präsenz kann die Bildungsgerechtigkeit retten.

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?
Wurden wir über Jahrzehnte verarscht bei der Lehrerausbildung?
Jeder Referendar müsste über diese Ergebnis weinen?
Die Landesseminare müssten vor Scham im Boden versinken!

Wetten, nach der Pandemie geht SOL unvermindert weiter in der Lehrerausbildung.
Eben das alt bewährte Pipi-Langstrumpf Prinzip der Ministerien. Wir machen uns die Welt widde, widde wie sie uns gefällt.

Entweder sind die Ministerien wirklich absolut realitäts-resistent oder die Öffnung der Schulen um jeden Preis hat einen anderen Grund?
Sollen die lieben Kleinen einfach nur betreut werden?

Ein Schelm der Böses dabei denkt.

oes
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

An Schattenlaeufer.
Ja, wir wurden verarscht.
Wie soll denn jetzt bei Praesenz Gruppenarbeit, Herumgehen in der Klasse aussehen?
Hinter dem ganzen Unsinn stecken fachliche Defizite.
Die werden vertuscht durch Rumgeeiere.

Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Beifall!

Lera
2 Jahre zuvor

Seminare abschaffen!

Uni mit Praxisphasen in Kooperation mit Schulen wäre das bessere Modell.

Niemand braucht diese Zwischenebene.

Ob das Ref 12, 18 oder 24 Monate dauert, ist komplett sekundär.

Am Ende geht es um praktische Erfahrung und fachlich fundierte Reflexion derselben.

Gerade letzteres bieten die akademisch schwachbrüstigen und oft sogar offen wissenschaftsfeindlichen Sonnenkönige im Provinzseminar NICHT.

Max Kleine
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

„Seminare abschaffen!“

Finde ich nicht.

„Uni mit Praxisphasen in Kooperation mit Schulen wäre das bessere Modell.“

Was meinen sie mit Praxisphasen? Ein Praktikum?! Das gibt es doch im Studium und außerdem werden im Studium die fachlichen Grundlagen gelegt – fürs Praktische ist das Referendariat da.

Niemand braucht Lehrer, die nicht fachlich gebildet sind und ich bin ehrlich: ich bin stolz darauf, dass ich mit meiner Fachausbildung locker mit „richtigen“ MINT-Wissenschaftlern mithalten kann und deshalb noch nebenbei an der Uni tätig bin.

„Niemand braucht diese Zwischenebene.“

Doch, ich habe unwahrscheinlich viel im Referendariat gelernt (dass es Verbesserungsbedarf – an anderen Schulen – geben mag kann sein, aber wo gibt es das nicht?), sei es,
a) weil ich viel aus der für die Praxis lernen konnte (durch gute Mentoren und Mitreferendare und weil die Schule viel die Referendare gemacht hat – sogar den Besuch einer ausländischen Schule organisierte und auch die Seminare waren super) und
b) mich voll auf diese praktische Ausbildung konzentrieren konnte und nicht gedanklich noch bei irgendwelchen Uni-Prüfungen war, die ich ja auch noch hätte meistern müssen und
c) in meinen Fächern gab es extrem hohe Abbruchquoten und dafür sollen teure Parallelstrukturen für Studenten aufgebaut werden, die am Ende eh nicht in den Schulen ankommen?
d) Für alle Beamte des gehobenen und höheren Dienstes ist ein Vorbereitungsdienst (das betrifft also nicht nur die Lehrer) vorgeschrieben, der eine Eingruppierung nach A12/A13 rechtfertigt. Ich bin einmal gespannt wie das bei den Kollegen ankommt, wenn dann plötzlich von massiven Gehaltseinbußen bzw. Komplettabschaffung der Verbeamtung die Rede ist, weil die formalen Voraussetzungen nicht eingehalten werden.

„Ob das Ref 12, 18 oder 24 Monate dauert, ist komplett sekundär.“

Können sie so sehen, ich sehe es anders.

„Am Ende geht es um praktische Erfahrung und fachlich fundierte Reflexion derselben.“

Ich fasse also zusammen:
– Sie wollen, dass Lehrer fachtheoretisch schlechter ausgebildet werden, weil ja für die Praxiszeiten Theoriezeit wegfallen muss
– Sie wollen, dass Lehrer praktisch schlechter ausgebildet werden, denn die Praxiszeiten im Studium werden ja kaum, wie bei einem Referendar, in Vollzeit ohne Nebenbelastung und mit eigenen Mentoren, abzuleisten sein.

Kurz um: und da reden sie etwas von „akademischer Schwachbrüstigkeit“?

Ich hab noch einen Vorschlag: Wir sparen uns die akademische Ausbildung gleich ganz (natürlich neben dem ohnehin unsinnigen Referendariat) und stellen einfach jeden Hans und Franz vor die Klasse… die sind ohnehin billiger als dieser unsinnige Beamtenadel.

„Gerade letzteres bieten die akademisch schwachbrüstigen und oft sogar offen wissenschaftsfeindlichen Sonnenkönige im Provinzseminar NICHT.“

Heißt das dann etwa auch, sie sind akademisch schwachbrüstig und wissenschaftsfeindlich, sogar alle Lehrer? Ich frag ja nur, weil die Seminarleiter doch auch aus den Reihen der Lehrerschaft stammen.

Dennis
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

Warum flexibilisiert man es nicht. In meinem Referendariat gab es genug Leute wie sie. Da wollten viele sogar noch länger das Referendariat nutzen. Ich hatte dagegen von Tag 1 das Gefühl, dass zu viel Zeit einfach sinnlos verstrichen ist. Es hat sich dann auch bis zum Ende nicht geändert. Als MINT Lehrer habe ich mich fachlich von Beginn an sicher gefühlt und didaktisch auch alles in der Uni ungefähr 3 mal durcharbeiten müssen. Ansonsten geht es um Erfahrungen sammeln und austauschen. Das geht jedoch, und sollte auch so sein, nach dem Referendariat.
Ich verstehe Referendare, die sich unsicher fühlen und Zeit brauchen. Dann soll man diese auch geben. Ich wäre jedoch am liebsten direkt in Vollzeit eingestiegen und hätte mir 1,5 Jahre Gehaltseinbußen damals erspart.

Zur Aussage der Eingruppierung: das würde sich ziemlich schnell anpassen lassen, sonst sprechen wir nicht mehr von Lehrermangel, sondern von flächendeckenden Unterrichtsausfall in bestimmten Fächern. Das sollten sie als MINT Lehrer selbst wissen. Es sind nun mal eben formale Voraussetzungen. Mehr nicht.

{Peter}
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

Lieber Herr Kleine,

sie sprechen viel aus ihrer persönlichen Erfahrung.
Ich möchte daher auch betonen, dass das Folgende auf meinen privaten Erfahrungen und Meinungen beruht.

„Was meinen sie mit Praxisphasen?“
Ich gebe Ihnen einmal meine „Vorstellung“:

Ein Studium (sei es 5 oder vielleicht auch 6 Jahre) bei dem spätestens jedes dritte Semester ein reines Praxissemester [nicht genauer definiert*] ist.

Ihr Argument b) fällt somit weg, wenn man davon ausgeht, dass in dieser Zeit keine sonstigen Uni-Prüfungen existieren.

„c) in meinen Fächern gab es extrem hohe Abbruchquoten und dafür sollen teure Parallelstrukturen für Studenten aufgebaut werden, die am Ende eh nicht in den Schulen ankommen?“
Ein Gedankenexperiment: Wie teuer ist ein Student, der nicht vom Land bezahlt wird, seinen Lebensunterhalt selbstständig (oder Bafög etc pp) bestreitet, und für 4 Monate an einer Schule „Tätigkeiten“ verrichtet?

Ich formuliere es mal so: Wen man mit einen Bachelorabschluss mit E9-er Gehalt als vollwertigen „Lehrer“ anstellen kann, den sollten die Kosten des Strukturaufbaus für kostenlose Hilfskräfte eigentlich nicht jucken. Im Übrigen ist die Struktur durch die Praxissemester (NRW) ja schon da. Es benötigt also ggf nur mehr Verwaltungspersonal um den Durchlauf zu bearbeiten. Natürlich denke ich da nicht an alles… Ansprechpartner in der Schule (aka. LuL) müssten ja auch ihre Zeit „opfern“. Aber wieviele „Humankapital“ genieriert man dadurch ggf.? [Könnten WiWi ja ausrechnen…]

Argument d) ist ein Formalargument.. darauf muss man kaum eingehen, oder? Formalia lasse sich ändern. Thema Rechtfertigung: Mir erklärte mal „jemand“, dass der Beamtenstatus der LuL sich ja über das Thema Notengebung rechtlich rechtfertige. K.a. ob ich 1. das korrekt wiedergebe und ob das 2. genau so stimmt, aber ich fand das sehr interessant, denn man erinnere sich an den fachfremden Bachelor-„Lehrer“ oder an alle hauptberuflich angestellten LuL. Rechtfertigung ist Politik. Sind Sie Politiker?
Der Rückschluss, dass es deshalb zu Gehaltseinbußen kommen würde…
Nun ich bin kein Rechtsexperte, aber da würde ich mal fragend meinen Dartpfeil hinwerfen. Zusätzlich ein wirtschaftliches Argument: Angebot und Nachfrage. Sieht jetzt schon formidabel Unterirdisch aus. Ich denke diese geistige Kette muss nicht weiter ausgeführt werden.

Argument a) „wieviel ich aus der Praxis gelernt habe“:
Was haben Sie dann gegen mehr Praxis? (Entschuldigen Sie diese Unterstellung, aber die Frage bot sich rein rhetorisch an.)
Schauen wir uns mal (NRW) die Praktika aktuell an:
1. Irgendwo Richtung 2. Semester gibt es für 6 Wochen einen Schulbesuch, wo man mitläuft, zuguckt und grundsätzlich nichts praktisches (= Unterricht) machen muss. Auch erlebt man nicht viel vom System Schule und beim Notengeschacher zum Ende ist man auch nicht dabei.
2. Praxsissemester mit – an meiner Uni – 2 „Forschungsaufträgen“ die einem genug zu tun geben können. Auch her gibt es „im schlimmsten Falle“ 45min „Praxiserfahrung“ auf 4 Monate, wenn man nicht aktiv nach mehr schreit.
3. Ich habe Referendare erlebt, die mir erklärten, dass sie erst „jetzt“ lernten, wie man einen Unterricht (theoretisch) vorbereitet. Das natürlich nicht auf alle Fächer bzw. Unis zu… aber ich möchte damit sagen: Wenn man „Pech/Glück“ hat, dann beschäftigt man sich zum ersten mal nach 5 Jahren und fertigen Masterabschluss mit dem Konzept einer Unterrichtsstruktur. – Da habe ich schon meine Zweifel ob überhaupt genügend („systemrelevante“) Theorie im Studium vermittelt wurde.

Um es zusammenzufassen: Ihr Argument beruhr darauf zu sagen: „Ich habe in dieser Phase viel gelernt.“ – Was wäre, wenn Sie in einer anderen „Phase“ diese Sachen gelernt hätten?

Vielleicht noch ein kleiner Hintergrund meiner privaten Erfahrungswelt, wieso ich obige Gedanken hege: Ich habe für mich erfahren, dass nach spätestens einem Jahr Uni das „Gefühl“ für praktische Aspekte z.B. „wie schnell schaffen SuS diese Aufgabe“ flöten geht. Ebenso glaube ich, dass an der Uni zwar viel „gutes Zeug“ (in BiWi… ggf DaZ) dargestellt wird, weil aber der fehlende Praxisbezug fehlt, den meisten „Standardstudierenden“ diese Wissensvermittlung garnicht auffällt und somit meist untergeht.
Zu „Wissen“ (resp. erfahren zu haben) was für Probleme es für einen selbst gibt, schärft den Fokus auf mögliche Antworten, die da auf einen einprasseln.
Was bringt einem das Auswendiglernen von bezugsfreien Inhalten?
Die Nähe zur Praxis könnte solche Bezüge herstellen.

Das wäre mMn eine Antwort auf Ihren ersten Part. Es mag also zumindet aus meiner Sicht vorstellbar sein, dass für den „praktischen Part“ auch andere Optionen bestehen.

„Niemand braucht Lehrer, die nicht fachlich gebildet sind und ich bin ehrlich: ich bin stolz darauf, dass ich mit meiner Fachausbildung locker mit „richtigen“ MINT-Wissenschaftlern mithalten kann und deshalb noch nebenbei an der Uni tätig bin. “
Zu generelle Aussage. Was bedeute „fachlich gebildet“?
Was Sie meinen ist fachwissenschaftlich gebildet. Daran lässt sich die Frage anknüpfen: Empfinden Sie sich auch als didaktisch gebildet? Haben Sie da auch das Bedürfnis mit ihren „MINT-Wissenschaftlern“ mithalten zu müssen? Es gibt halt immer Spezialisierungen und ein Newton muss halt kein Goethe sein, um es mal lax auszudrücken.

Bis hierhin, fand ich ihre sachliche Art zwar streng aber gut. (Ich hoffe Wertung sei mir verziehen.) Es sind private Erfahrungen und Meinungen und die gilt es zu akzeptieren. Leider schien trotzdem etwas Frust durchzuschimmern. Also gönnen Sie auch mir hier einige Punkte:

„Ich fasse also zusammen:“
Tun Sie nicht. Sie unterstellen.

„Heißt das dann etwa auch, sie sind akademisch schwachbrüstig und wissenschaftsfeindlich, sogar alle Lehrer? Ich frag ja nur, weil die Seminarleiter doch auch aus den Reihen der Lehrerschaft stammen.“
Wenn auch als rhetorische Frage verkleidet:
Induktiver Fehlschluss. Von jemandem der mit „„richtigen“ MINT-Wissenschaftlern mithalten kann“ hätte ich da besseres erwartet.

*winke*

LehrerX
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

Dann gilt das vll für Sie… Mein Studium und meine Tätigkeit haben unglaublich wenig miteinander zu tun. Quasi alles, was ich in meinem Alltag als Lehrer brauche, habe ich aus der Praxis. Das Studium machte mich zum Fachidioten für etwas, was ich im Berufsalltag nicht brauche!!!

Fazit: viiiiiiieeeel weniger Theorie und viel mehr Praxis während des Studiums.

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

@Max Kleine

„Ich hab noch einen Vorschlag: Wir sparen uns die akademische Ausbildung gleich ganz (natürlich neben dem ohnehin unsinnigen Referendariat) und stellen einfach jeden Hans und Franz vor die Klasse… die sind ohnehin billiger als dieser unsinnige Beamtenadel.“

Man könnte meinen, Sie hätten Insiderwissen!

KnechtRuprecht
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lera

Seminare abschaffen – das spart auch mächtig viel Geld, das an besserer Stelle in die Schulen fließen muss.

ZA
2 Jahre zuvor

Diese Entwicklung fängt für mich schon da an, wo plötzlich die Praxis alles ist und die Fachlichkeit als zweitrangig in den Hintergrund tritt. Das haben wir ja bereits hinter uns.
Erst wird alles auf Praxis verlegt, dann, zwei Schritte weiter, wird diese ebenfalls eingekürzt.

Dennoch: Praxis ist Übungssache, die fachlichen Defizite bleiben zumeist bestehen. Sorge macht mir vor allem das Thema „Bildungssprache Deutsch“ bei den Junglehrern inklusive solcher aus dem Fachbereich I, also dem literarisch-künstlerischen.

Woher sollen die Schüler es haben, wenn es (Orthographie-, Grammatik-, Interpunktions- und Stilkenntnisse) bei den Lehrern schon fehlt?

Der Spruch: „Wir unterrichten Kinder, keine Fächer“, verursacht mir Bluthochdruck. Kinder können wir unterrichten, wenn wir unsere Fächer und v.a. die grundlegenden Kulturtechniken in vorbildlicher Weise beherrschen !

Goethes Worte: „Such‘ er den redlichen Gewinn!
Sei er kein schellenlauter Tor!
Es trägt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor;“
(Faust I)

sollten mal wieder beherzigt werden im Hinblick auf fachliche Fundamente und den Platz der Methodik, die zweifellos notwendig und wichtig ist, aber immer nachgeordnet bleiben muss.
Es kann nicht sein, dass Lehrer nur noch unterrichten können, wenn die Verlage ihnen Materialien mit Lösungen zur Verfügung stellen!

So gesehen muss Lehrerausbildung bereits vor dem 1. Unisemester mit Eingangstests beginnen, die die Grundvoraussetzungen (v.a. Beherrschung der Schriftsprache) sicherstellen, und mit viel strengerer Überprüfung der Fachlichkeit fortgesetzt werden.
Die Praxis kommt dann obendrauf, zusammen mit der Überprüfung, ob die Lehramtsanwärter den pädagogischen Herausforderungen psychisch und mental gewachsen sind.

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  ZA

@ZA

Da haben Sie allerdings absolut Recht!

Es ist schon äußerst peinlich, wenn man als Fachlehrer manchen LAA (Referendare) auf grobe Fehler hinweisen muss – die Orthographie-, Grammatik-, Interpunktions- und Stilkenntnisse sind nur die Spitze des Eisbergs.

Das ist in den letzten 10 Jahren immer mehr geworden.
(Wer mag, kann dann mal zurückrechnen, was „Bildungs-Mode“ wurde, als die LAAs selbst noch SuS waren … Ja, genau: „Kein Kind zurücklassen.“ und „Alle sollen die gleichen Chancen haben.“ … Beim Sport ist das Korrektiv eingebaut, wenn ich da langsamer laufe als die anderen und unterwegs auch andauern hinfalle, komme ich natürlich auch ins Ziel. Nur sehe ich dann selbst, dass die anderen schon die Medaille um den Hals tragen, während ich noch auf das Ziel zustolpere. Man müsste dann schon arg auf den Kopf gefallen sein, um dann immer noch über eine Trainerlaufbahn nachzudenken!)

Erste Stunde eines LAA:
Man macht diese Korrekturen von absolut indiskutablen fachlichen Fehlern, z.B. Rechtschreibung, noch diskret nach der Stunde, weil man es noch mit Nervosität des LAAs erklärt.
Der LAA bekommt auch die Anweisung, sofort am Beginn der nächsten Stunde die SuS auf nötige Korrekturen in deren Aufzeichnungen hinzuweisen. LAA guckt betreten, sichert das aber zu. – Es passiert in der nächsten Stunde NICHTS! Stattdessen wiederholen sich diese Fehler mit „schöner“ Regelmäßigkeit! Dann dämmert es einem …
Schnell ist man in der Zwickmühle und muss es im laufenden Betrieb „einbauen“ – toll (Ironie!) für alle Beteiligten. … Die aufgeweckten SuS kriegen natürlich bald mit, dass da (vorsichtig formuliert) nicht gerade die hellsten Strahlen der Bildungssonne auf sie herabscheinen.

Auch so etwas muss man als Fachlehrer dann wieder „gerade rücken“.
Auch das macht man – wie immer – nebenher, und wie bereits erwähnt auch möglichst diskret, ist ja alles für die Kinder.
Auch das kostet wieder Kraft.

Diese ganzen „Kleinreparaturen“ nehmen einem über die Jahre so irrsinnig viel Energie!

ZA
2 Jahre zuvor
Antwortet  Pit 2020

@Pit 2020
Ist das nicht absolut intolerabel? Wie kann es sein, dass solche Leute vor Klassen stehen? Wahrscheinlich verhält es sich mit der Genese ähnlich wie mit dem Hin- und Herschieben von Verantwortung innerhalb von (politischen) Strukturen, die das zumindest begünstigen, wenn nicht gar erzeugen.
Es beginnt schon in der Schule, dass LuL (auch die älteren) es mit der Fehlerkorrektur und der Überprüfung wirklicher Substanz nicht genau nehmen, es geht weiter damit, dass das Abitur überhaupt kein Garant mehr ist für die Beherrschung der elementaren Kulturtechniken, setzt sich fort über eine Hochschulstruktur, in der diese Techniken vorausgesetzt, aber nie überprüft werden, und der Letzte in der Kette, der Ausbilder/Fachleiter im Vorbereitungsdienst, will dann auch kein Erbsenzähler mehr sein, nachdem seinen Schützlingen doch das Fachliche bereits als vorhanden attestiert wurde.
Und diese Unbildung schlägt leider auch auf die Fächer selbst durch, Stichwort Unterrichten nach fertigen (Verlags-)Rezepten.
Wenn weiter oben ein Peter beklagt, es würde studiert, was nicht gebraucht wird, dann sieht man doch, was die Glocke geschlagen hat: Blanker Utilitarismus ist angesagt, nicht etwa so etwas wie eine universelle Bildung bei denjenigen, die Bildung in Zukunft vermitteln sollen! Dass man erst einmal selbst etwas werden und sein muss, um glaubwürdig und nachhaltig Dinge vermitteln zu können, dieses Bewusstsein existiert anscheinend gar nicht mehr.
Von der Hand in den Mund, gelesen wird nur, was man ‚braucht‘, aber dann den SuS etwas von vernetztem Weltwissen erzählen – oder vielleicht nicht mal mehr das!
„Die aufgeweckten SuS kriegen natürlich bald mit, dass da (vorsichtig formuliert) nicht gerade die hellsten Strahlen der Bildungssonne auf sie herabscheinen.“ Und sollen aber doch diese schwachen Kerzen letztlich als kompetent akzeptieren! Dass sie das schließlich auch tun, wenn sie sehen, dass diese „Strahlen“ trotz allem in Amt und Würden gesetzt werden, ist vielleicht der schlimmste und folgenreichste Faktor dieser Gesamtentwicklung, für die am Ende niemand verantwortlich zeichnet!

{Peter}
2 Jahre zuvor
Antwortet  ZA

„Wenn weiter oben ein Peter beklagt, es würde studiert, was nicht gebraucht wird, dann sieht man doch, was die Glocke geschlagen hat: Blanker Utilitarismus ist angesagt, nicht etwa so etwas wie eine universelle Bildung bei denjenigen, die Bildung in Zukunft vermitteln sollen!“

Da legen Sie mir aber viel in den Mund.

Was ist übrigens „blanker Utilitarismus“?

P.s.: Mit Utilitarismus ließe sich übrigens ihre Position begründen, insofern ihre unterstellte Grundprämisse („Meine Sichtweise ist insgesamt für ‚Lernerfolg‘ besser.“) korrekt ist.

Pit 2020
2 Jahre zuvor
Antwortet  ZA

@ZA

Ja, das ist absolut intolerabel und auch hier liegen Sie meiner Ansicht nach ganz richtig:
„Und sollen aber doch diese schwachen Kerzen letztlich als kompetent akzeptieren! Dass sie das schließlich auch tun, wenn sie sehen, dass diese „Strahlen“ trotz allem in Amt und Würden gesetzt werden, ist vielleicht der schlimmste und folgenreichste Faktor dieser Gesamtentwicklung, für die am Ende niemand verantwortlich zeichnet!“

Die Abwährtsspirale dreht sich nicht nur immer weiter, sondern mit jeder (SuS-)Generation auch noch schneller.

Es kippen auch immer mehr SuS raus, die eigentlich das nötige Rüstzeug hätten um die zukünftigen „Stützen der Gesellschaft“ zu werden, aber – noch – nicht gefestigt genug sind. Die denken sich dann natürlich „Wozu die ganze Mühe wenn ich schnell ‚reich und schön‘ werden kann?“ … Politiker machen es ja vor, dass ist Lernen am Modell. 🙁

Die aufgeweckten und altersgemäß weitgehend in ihrer Persönlichkeit und ihrem Moralempfinden gefestigten SuS denken sich ebenfalls ihren Teil und ahnen auch, dass das ihr ganzes Leben so weitergehen wird. Die wenigsten dieser SuS machen sich da noch etwas vor, ihnen ist klar dass sie eine Menge „Dümmlinge“ (und vielleicht auch Kriminelle) vor die Nase gesetzt bekommen und dass dieser Bodensatz dann womöglich die Spielregeln bestimmen wird!

Soll das etwa motivieren?

Ich weiß mittlerweile auch keine Antwort mehr darauf, weil ich sie nicht anlügen möchte.
Erstens ist das nicht mein Stil und Glaubwürdigkeit/Authentizität ist neben fundiertem Fachwissen plus fachübergreifender Allgemeinbildung und breit gestreuten Interessen etwas, wofür ich als Lehrkraft und als Mensch stehe. So nehmen mich die SuS seit vielen Jahren wahr und ich lege Wert darauf, dass das quasi als „Markenzeichen“ so bleibt. Das war immer ein Teil meiner Vorbildfunktion! Damit habe ich schon so manche „Schlafmütze“ doch noch „in den Sulky“ bekommen …
Zweitens haben diese SuS besonders in den letzten Monaten gemerkt, dass sie in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche leben, und damit meine ich jetzt ganz bestimmt nicht den technischen Fortschritt. Ich beziehe es auf das, was den Menschen eigentlich zum Menschen machen sollte, die Liste ist lang – aber ganz oben stehen eben solche Dinge wie humanistische Werte, die Fähigkeit und der Wille zu kritischem Denken, usw.

Ich schäme mich NICHT zuzugeben, dass meine Verzweiflung jeden Tag größer wird.

{Peter}
2 Jahre zuvor
Antwortet  ZA

@ZA

Mögen Sie mir vielleicht erklären, was ich bei Ihnen unter „grundlegenden Kulturtechniken“ zu verstehen habe?

ZA
2 Jahre zuvor
Antwortet  {Peter}

Vor allem die Beherrschung der Schriftsprache und ein grundlegendes, geschichtsbewusstes Verständnis der Herkunft und ursprünglichen Bedeutung von Begriffen, daneben die Fähigkeit, die syntaktischen Gegebenheiten eines (Sach-)Textes sowie dessen Semantik zweifelsfrei zu erfassen, auch sachadäquate Teste in differenzierter Sprache zu verfassen, logisch zu denken, Vorwissen unmittelbar mit neuen Informationen zu verknüpfen. „Hab ich schon mal irgendwo gehört, kann ich aber ‚ungegoogelt‘ nicht zuordnen, wusste auch bisher nicht, wofür man das braucht“, ist eher ein Indikator für entsprechende Defizite.
Letztere bleiben aber auch einfach nicht aus, wenn man der Meinung ist, Bildung habe unmittelbar etwas mit dem ‚Gebrauchswert‘ von ‚Informationen‘ zu tun und ihre (der Bildung) Inhalte müssten sich daran messen lassen, weil andernfalls ‚unnötiger Ballast‘.

didih4
2 Jahre zuvor

Bereits das LA-Studium ist eine bizarre Mischung aus Wissensaneignung und völlig davon getrenntem Erlernen von Handlungsmustern. Die behauptete Verbindung zwischen Beidem ist eines der Ewigkeitsplakate, hinter denen nur gähnende Leere ist.

Vorne drauf auf der Hochglanzoberfläche dieses Plakates stehen auf der einen Seite die hehren Ziele der evidenzbasierten, ja selbstreflexiven Unterrichts-, Schul-, Bildungs-, ja sogar der Lerntheorie.
Auf der anderen Seite tummelt sich die hochmütige Verachtung der gesamten „Praktikerschaft“ gegenüber diesen abgehobenen „Theoretikern“, gestützt auf Schulpflicht und Elternerwartungen.

Dieses zweitgteilte Zerrbild ist ein gefährlicher „Luxus“, den sich unsere Gesellschaft nur aus einem einzigen, schlichten Grund leistet – Kinder sind zu VIELE, kaum fällt eines weg, ist schon ein neues da – und weil das alles gleichzeitig in Riesenzahlen geschieht, summiert sich die Ausgabenlast für Eines millionenfach! W e r s o l l d a s b e z a h l e n ?! Die Antwort erfolgt durch die Haushaltspolitiker der Länder – unbesehen WOFÜR, einfach nur weil mehr „nicht da“ ist. Die KM liefern dazu die Beschönigungsphrasen….

Zwei harte Kriterien dafür, ob und wieweit die Bereitschaft Platz greift, Unterricht, Schule und Lehrerbildung nachhaltig zu entwickeln, sind (a) der Stellenplan und (b) die Verpflichtung zur aktiven Mitwirkung bei empirischer Forschungsarbeit – im Studium UND immer wieder während der ganzen Berufslaufbahn.

Wer nicht versteht, WIE Wissen entsteht/hinterfragt wird/sich weiter entwickelt, kann es niemals sachgerecht weitergeben. Und wer in engen Stellenplänen verheizt wird, bekommt dazu keine relle Chance.

Wer dies hier liest – und den Kopf schüttelt vor so viel Vergeblichkeit, die und den verstehe ich .bestens…

Leo
2 Jahre zuvor

Mein eigenes Referendariat (Lehramtsanwärterzeit, wie es an Förderschulen heißt) ist schon ziemlich lange her. Damals waren es 24 Monate. Seither hat sich nicht nur die Dauer deutlich verkürzt. Viel problematischer ist in meinen Augen die deutliche Reduzierung des „angeleiteten Unterrichts“, also der eigentlichen Ausbildung.
Fast alle Stunden („selbständiger Unterricht“) der Lehramtsanwärter zählen für ein Jahr von 1,5 Ausbildung in der Statistik als Lehrerstunden für die jeweilige Schule. Stundentechnisch kann sich eine Schule also eigentlich gar nicht erlauben, die Referendare wirklich einem oder mehreren erfahrenen Lehrer als „Auszubildenden“ zuzuordnen, ohne an anderer Stelle wieder unterbesetzt zu sein.
Ausbildung, vor allem die praktische, heißt aber doch Begleitung, Beratung, Unterstützung durch Ausbildungslehrer und auch Lernen von und Austausch mit erfahrenen Praktikern. Es braucht Ausbildungslehrer, mit denen man gemeinsam planen und den eigenen Unterricht reflektieren kann…. Die an unserer Schulform verbliebenen zwei begleiteten Unterrichtsstunden sind in dem Zusammenhang doch lächerlich.

@ Dennis
Ansonsten finde ich folgende Aussage von Dennis schwierig:
„Als MINT Lehrer habe ich mich fachlich von Beginn an sicher gefühlt und didaktisch auch alles in der Uni ungefähr 3 mal durcharbeiten müssen. Ansonsten geht es um Erfahrungen sammeln und austauschen. Das geht jedoch, und sollte auch so sein, nach dem Referendariat.
Ich verstehe Referendare, die sich unsicher fühlen und Zeit brauchen. Dann soll man diese auch geben.“

Zunächst mal stimmt es natürlich, dass ganz viele Erfahrungen und Kollegenaustausch etc. auch und vor allem nach dem Referendariat stattfinden.
Dennoch habe ich nicht selten erlebt, dass sich Lehramtsanwärter/Referendare durchaus sicher fühlten. Aber das subjektive Gefühl der Sicherheit war auch bei guter fachlicher Kompetenz nicht unbedingt ein Garant für guten Unterricht oder für ein positives Lehrer-Schüler-Verhältnis oder andere Aspekte. (Nur weil ich mich beim Autofahren sicher fühle, fahre ich noch lange nicht gut!)

Auch das lässt sich nicht verallgemeinern und auch Ausbildungsschulen und -lehrer sind nicht alle gleichermaßen gut und hilfreich.
Dennoch finde ich, dass die Dauer der Ausbildung nicht aufgrund eines subjektiven „Sicherheitsgefühls“ des Auszubildenden bestimmt werden sollte! Da kann es leider zu manch gravierender Fehleinschätzung kommen.

Allerdings nutzt eine entsprechende Ausbildungszeit natürlich auch nur, wenn sie tatsächlich der Ausbildung dient und nicht bereits nach kürzester Zeit erwartet wird, dass schon alles gesehen, gelernt, überblickt und gekonnt wird!

Max Kleine
2 Jahre zuvor

Lieber {Peter},

*Ein Studium (sei es 5 oder vielleicht auch 6 Jahre) bei dem spätestens jedes dritte Semester ein reines Praxissemester [nicht genauer definiert*] ist.*

Das bedeutet, dass ganze 1,5 Jahre Fachausbildung in dem 5jährigen Studium fehlen würden. Das alleine würde den Lehrer zu einem Schmalspurakademiker machen, der es, meiner Meinung nach, dann auch berechtigterweise nicht verdient hätte als gleichwertiger Akademiker anerkannt und nach A13 entlohnt zu werden.
Dann schafft lieber die akademische Ausbildung für Lehrer ganz ab und dann betüddeln die die Kinder nur und erzählen was halt so in den Lehrbüchern der Schule (die von Jahr zu Jahr ohnehin mehr und größere Bilder und weniger Texte enthalten) so steht. Die Eltern, die wollen, dass ihre Kinder etwas lernen, werden dann halt etwas Geld in die Hand nehmen müssen und ihre Kinder auf Privatschulen schicken, wo dann Leute unterrichten, die wenigstens eine Ahnung haben worüber sie reden.

*Ihr Argument b) fällt somit weg, wenn man davon ausgeht, dass in dieser Zeit keine sonstigen Uni-Prüfungen existieren.*

Und auch das Argument b fällt trotzdem nicht weg, denn was machen sie mit den Nachprüfungen, mit geschobenen Prüfungen? Die müssten sie, logischerweise mit in die Praktikumsphasen hineinziehen.
Und überhaupt, alleine dass die Praxiszeiten nur gestückelt sind (von zeitlichen Verschiebungen reden wir nicht einmal) anstatt an einem Stück durchgezogen werden muss, schmälert den Nutzen ungemein.
Welche Schulen sollen da eine vernünftige und strukturierte Ausbildung der Studenten sicherstellen?

*Ein Gedankenexperiment: Wie teuer ist ein Student, der nicht vom Land bezahlt wird, seinen Lebensunterhalt selbstständig (oder Bafög etc pp) bestreitet, und für 4 Monate an einer Schule „Tätigkeiten“ verrichtet?*

Jemand in der Ausbildung soll nicht einfach eine Tätigkeit verrichten, sondern selber etwas lernen. Referendare sind schließlich selber Auszubildende.

*Ich formuliere es mal so: Wen man mit einen Bachelorabschluss mit E9-er Gehalt als vollwertigen „Lehrer“ anstellen kann, den sollten die Kosten des Strukturaufbaus für kostenlose Hilfskräfte eigentlich nicht jucken.*

Jemand mit „Bachelorabschluss mit E9-er Gehalt“ ist kein „vollwertiger Lehrer“, niemals.

*Im Übrigen ist die Struktur durch die Praxissemester (NRW) ja schon da.*

Für NRW-Bashing bin ich immer zu haben. Wollen wir uns nicht auch noch etwas über die tollen Schulen in Bremen und Berlin unterhalten?

*Es benötigt also ggf nur mehr Verwaltungspersonal um den Durchlauf zu bearbeiten. Natürlich denke ich da nicht an alles… Ansprechpartner in der Schule (aka. LuL) müssten ja auch ihre Zeit „opfern“. Aber wieviele „Humankapital“ genieriert man dadurch ggf.? [Könnten WiWi ja ausrechnen…]*

Klar, Geld für die Verwaltung ist genügend da und die Lehrer haben eh den Tag über zuviel Zeil… sind ja sowieso faul, oder? Da kann man doch ruhig Kohle und noch mehr Arbeitsverdichtung raushauen und bekommt dafür sogar noch (viel) schlechter qualifizierte „neue“ Lehrer, die es nicht verdienen so bezeichnet zu werden.

*Argument d) ist ein Formalargument.. darauf muss man kaum eingehen, oder? Formalia lasse sich ändern. Thema Rechtfertigung: Mir erklärte mal „jemand“, dass der Beamtenstatus der LuL sich ja über das Thema Notengebung rechtlich rechtfertige.*

Es ist kein Formalargument, es ist ein juristisches Argument (um es einmal so zu verdeutlichen) und ließe sich eben nicht (ohne generell auf das Beamtentum auszustrahlen) ändern.

Das wäre so als würde ein Polizist behaupten, dass er Beamter wäre, weil er ihnen Knöllchen unter die Scheibenwischer klemmt. Da gehört jawohl mehr dazu. Ich gebe mal einen Tip: Bescheide, die ganze Lebenswege beeinflussen.

*K.a. ob ich 1. das korrekt wiedergebe und ob das 2. genau so stimmt, aber ich fand das sehr interessant, denn man erinnere sich an den fachfremden Bachelor-„Lehrer“ oder an alle hauptberuflich angestellten LuL. Rechtfertigung ist Politik. Sind Sie Politiker?*

Sie geben nichts korrekt wieder (nehme ich einmal an), denn es gibt in Deutschland keine vollwertigen Lehrer, die nur einen Bachelor haben. Wer sind die angestellten Lehrer? Die angestellten Lehrer in meinem Umfeld sind Lehrer aus Pre-und-Post-DDR-Zeiten übernommen worden, wo es keine Verbeamtung gab oder Leute, die das Referendariat nicht erfolgreich abgeschlossen haben.
Nennen Sie mir doch die Bundesländer ohne Verbeamtung, die erfolgreich ausgebildetete Lehrergenerationen produzieren! Und das ist eben auch ein „Verkaufsargument“ – so, wie auch bei anderen öffentlichen Berufen wie der Polizei.

*Der Rückschluss, dass es deshalb zu Gehaltseinbußen kommen würde…
Nun ich bin kein Rechtsexperte, aber da würde ich mal fragend meinen Dartpfeil hinwerfen. Zusätzlich ein wirtschaftliches Argument: Angebot und Nachfrage. Sieht jetzt schon formidabel Unterirdisch aus. Ich denke diese geistige Kette muss nicht weiter ausgeführt werden.*

Na dann werfen sie mal und argumentieren (juristisch glaubhaft), wenn im GG die Rede von Gleichbehandlung und Eignung und Fähigkeiten ist, aber es bei Lehrern die gleichen Gehälten geben soll, obwohl ihre (von ihnen angedachte Ausbildung) kürzer und fachlich schlechter ist.

*Argument a) „wieviel ich aus der Praxis gelernt habe“:
Was haben Sie dann gegen mehr Praxis? (Entschuldigen Sie diese Unterstellung, aber die Frage bot sich rein rhetorisch an.)*

Ich habe nichts gegen Praxis, aber a) darf das nicht zu Lasten einer fachlichen Ausbildung gehen, denn b) ist Praxis nur so viel wert wie es die fachlichen Kenntnisse hergeben. Oder einfach ausgedrückt: wenn du keine Ahnung Ahnung hast, dann kommt am Ende nur Murx raus.

*Schauen wir uns mal (NRW) die Praktika aktuell an:
1. Irgendwo Richtung 2. Semester gibt es für 6 Wochen einen Schulbesuch, wo man mitläuft, zuguckt und grundsätzlich nichts praktisches (= Unterricht) machen muss. Auch erlebt man nicht viel vom System Schule und beim Notengeschacher zum Ende ist man auch nicht dabei.
2. Praxsissemester mit – an meiner Uni – 2 „Forschungsaufträgen“ die einem genug zu tun geben können. Auch her gibt es „im schlimmsten Falle“ 45min „Praxiserfahrung“ auf 4 Monate, wenn man nicht aktiv nach mehr schreit.
3. Ich habe Referendare erlebt, die mir erklärten, dass sie erst „jetzt“ lernten, wie man einen Unterricht (theoretisch) vorbereitet. Das natürlich nicht auf alle Fächer bzw. Unis zu… aber ich möchte damit sagen: Wenn man „Pech/Glück“ hat, dann beschäftigt man sich zum ersten mal nach 5 Jahren und fertigen Masterabschluss mit dem Konzept einer Unterrichtsstruktur. – Da habe ich schon meine Zweifel ob überhaupt genügend („systemrelevante“) Theorie im Studium vermittelt wurde.*

Praktikas während des Studiums gibt es ja bereits, aber das sind ja eher Schnüffelkurse, die ihnen andeuten sollen, ob es wirklich der richtige Beruf ist oder nicht. Kann man erst mal so stehen lassen bzw. einfach einmal hinnehmen, dass das Studium erst einmal für die fachliche (theoretische) Bildung zuständig ist.
Das „Konzept einer Unterrichtsstruktur“ (was meinen sie damit genau?) obliegt doch der Praxis und somit dem Praxisteil der Ausbildung, nämlich dem Referendariat. Nicht umsonst haben sie dort zwei Mentoren, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen sollen.

„Um es zusammenzufassen: Ihr Argument beruhr darauf zu sagen: „Ich habe in dieser Phase viel gelernt.“ – Was wäre, wenn Sie in einer anderen „Phase“ diese Sachen gelernt hätten?“

Das hatte ich bereits zusammengefasst: Wenn sie das Referendariat abschaffen, dann lernen sie auch in der anderen „Phase“ nicht mehr, sondern in beiden „Phasen“ weniger.

*Vielleicht noch ein kleiner Hintergrund meiner privaten Erfahrungswelt, wieso ich obige Gedanken hege: Ich habe für mich erfahren, dass nach spätestens einem Jahr Uni das „Gefühl“ für praktische Aspekte z.B. „wie schnell schaffen SuS diese Aufgabe“ flöten geht. Ebenso glaube ich, dass an der Uni zwar viel „gutes Zeug“ (in BiWi… ggf DaZ) dargestellt wird, weil aber der fehlende Praxisbezug fehlt, den meisten „Standardstudierenden“ diese Wissensvermittlung garnicht auffällt und somit meist untergeht.
Zu „Wissen“ (resp. erfahren zu haben) was für Probleme es für einen selbst gibt, schärft den Fokus auf mögliche Antworten, die da auf einen einprasseln.
Was bringt einem das Auswendiglernen von bezugsfreien Inhalten?
Die Nähe zur Praxis könnte solche Bezüge herstellen.*

Noch einmal: es ist Aufgabe des Praxisteils der Ausbildung diese praktischen Erfahrungen zu machen und im Idealfall auf die theoretischen Grundlagen für die Bewältigung von Problemen zurückgreifen zu können.

Und wenn ich schon lese „was bringt mir…“, dann muss ich feststellen, dass die neue Lehrerschaft wohl auf dem Niveau der Schülerschaft hängen geblieben ist (klingt vermutlich schlimmer als es gemeint ist), aber woher soll ein Schüler wissen wozu er was und wie aus Mathe, Physik, Informatik usw. in seinem späteren (Berufs-)Leben braucht? Auch wir als Lehrer wissen das natürlich für das Individuum nicht, aber wir bereiten sie dennoch auf die Eventualitäten (und manches gehört einfach auch zum Allgemeinwissen) vor oder wollen sie auch den Biologieunterricht abschaffen, weil manche Schüler behaupten keine Biologen werden zu wollen?
Und genau so ist es auch in der Lehrerausbildung: sie wissen doch gar nicht was in ihrem Berufsleben auf sie warten wird und sie können als (Lehramts)Student auch gar nicht beurteilen was wichtig ist und was nicht.
Und eines lassen sie mich noch dazu sagen: ich finde es dramatisch wenn (angehende) Lehrer, also Menschen, die eigentlich Bildung lehren sollen, den Wert von Bildung für so niedrig erachten, dass sie Bildung für unnütz erachten (ich mag mir gar nicht ausmalen, dass das sogar für Fächer gelten sollen, für die eigentlich brennen sollten) oder, was noch viel schlimmer wäre, die (einfachsten) Fächer aus Alibigründen studierten, einfach um sich nur um Kinder „kümmern“ zu können, dann haben diese Leute schlicht den Beruf verfehlt und hätten eher etwas in Sozialpädagogik erlernen sollen.

*Was Sie meinen ist fachwissenschaftlich gebildet. Daran lässt sich die Frage anknüpfen: Empfinden Sie sich auch als didaktisch gebildet? Haben Sie da auch das Bedürfnis mit ihren „MINT-Wissenschaftlern“ mithalten zu müssen? Es gibt halt immer Spezialisierungen und ein Newton muss halt kein Goethe sein, um es mal lax auszudrücken.*

Nun, um es kurz zu machen: ich erwarte von einem Physiklehrer, dass er sich mit dem Newtonschen Axiomen auskennt, diese anwenden und auch vermitteln kann und ich erwarte auch, dass er in der Lage ist physikalische Entwicklungen nach Newton im Auge zu behalten und zu verstehen. Ich erwarte das nicht von einem Deutschlehrer, allerdings schon wenn es um Goethe geht.

*Bis hierhin, fand ich ihre sachliche Art zwar streng aber gut. (Ich hoffe Wertung sei mir verziehen.)*

Ich verfahre da nach dem Motto: wer austeilen kann, der muss auch einstecken können.

*Es sind private Erfahrungen und Meinungen und die gilt es zu akzeptieren. Leider schien trotzdem etwas Frust durchzuschimmern.*

Das hat nichts mit Frust zu tun, sondern mit Berufsethos.

*„Heißt das dann etwa auch, sie sind akademisch schwachbrüstig und wissenschaftsfeindlich, sogar alle Lehrer? Ich frag ja nur, weil die Seminarleiter doch auch aus den Reihen der Lehrerschaft stammen.“
Wenn auch als rhetorische Frage verkleidet:
Induktiver Fehlschluss. Von jemandem der mit „„richtigen“ MINT-Wissenschaftlern mithalten kann“ hätte ich da besseres erwartet.*

∀x: Seminarleiter(x) -> Lehrer(x) /\ ∀y: Seminarleiter(y) -> akademischschwachbrüstig(y) => ∀z: Lehrer(z) -> akademischschwachbrüstig(y)

Beweis: der Beweis ist trivial

{Peter}
2 Jahre zuvor
Antwortet  Max Kleine

Lieber Herr Kleine,

vielen Dank für ihre Rückantwort.

*Das bedeutet, dass ganze 1,5 Jahre Fachausbildung in dem 5jährigen Studium fehlen würden.*

Dann machen wir 7 Jahre Studium draus, geschenkt. Dann bekommen Sie noch ein halbes Jahr mehr.
Was Sie ausführen sehe ich nicht anders, aber darum ging es mir nicht.
Eingangs haben Sie ja auf diese beiden Äußerungen reagiert:
*Uni mit Praxisphasen in Kooperation mit Schulen wäre das bessere Modell.
Niemand braucht diese Zwischenebene.*

Und ihre Entgegnung würde ich im groben Wiedergeben mit: „Doch, das System ist gut, denn mir hat es viel gebracht.“ und führen dafür 5 Argumente an.
Nun bestand meine Zielsetzung darin Ihnen einmal ein alternatives Konzept vorzudenken, dass ihre 5 Punkte aushebelt oder umfasst. Das mag für Sie garnicht oder vielleicht in Teilen geklappt haben.

Die Kerngegenfrage bleibt: Ist es für Sie unvorstellbar, das nicht ein anderes System, welches die obigen Punkte einer stärkeren Vernetztheit zwischen Studium und Schule beinhaltet, nicht auch gleich oder besser sein könnte?

Allerdings dämmert mir gerade beim Schreiben, dass Sie *Niemand braucht diese Zwischenebene.* als für sich stehende Universalaussage verstanden haben könnten und ihr Kommentar darauf der Widerlegung diente.

*Jemand mit „Bachelorabschluss mit E9-er Gehalt“ ist kein „vollwertiger Lehrer“, niemals.*

Ich schreibe das nächste mal gern [Ironie] dazu.

*Das wäre so als würde ein Polizist behaupten, dass er Beamter wäre, weil er ihnen Knöllchen unter die Scheibenwischer klemmt. Da gehört jawohl mehr dazu. Ich gebe mal einen Tip: Bescheide, die ganze Lebenswege beeinflussen.*

Dann sind wir doch scheinbar d’accord, dass das aktuelle System Schule diese Konzepte ad absurdum führt. Denn wenn der Beamtenstatus diese Aspekte rechtfertigt, wieso gibt es dann Angestellte mit denselben Pflichten? – „Rechte“ möchte ich es nicht nennen.

*Für NRW-Bashing bin ich immer zu haben. Wollen wir uns nicht auch noch etwas über die tollen Schulen in Bremen und Berlin unterhalten?*

Über Bremen und Berlin kann ich nicht sprechen. Das Kürzel diente auch nicht dem Bashing, sondern der Eingrenzung.

*Na dann werfen sie mal und argumentieren (juristisch glaubhaft), wenn im GG die Rede von Gleichbehandlung und Eignung und Fähigkeiten ist, aber es bei Lehrern die gleichen Gehälten geben soll, obwohl ihre (von ihnen angedachte Ausbildung) kürzer und fachlich schlechter ist.*

Nun vielleicht habe ich Sie an dieser Stelle falsch verstanden: *Ich bin einmal gespannt wie das bei den Kollegen ankommt, wenn dann plötzlich von massiven Gehaltseinbußen bzw. Komplettabschaffung der Verbeamtung die Rede ist, weil die formalen Voraussetzungen nicht eingehalten werden.*

Mein Verständnis war, dass Sie meinen, dass die aktuell existierenden LuL aufgrund der Veränderung der Struktur nachträglich ein geringeres Gehalt bekommen sollen. Wahrscheinlich sprachen Sie aber von zukünftigen Kollegen?

*Das hatte ich bereits zusammengefasst: Wenn sie das Referendariat abschaffen, dann lernen sie auch in der anderen „Phase“ nicht mehr, sondern in beiden „Phasen“ weniger. *

Muss das so sein? Sagen wir vom vermittelten Uni-Input bleiben aktuell x% im Langzeitgedächnis hängen. Sagen wir, wenn dieser Input aber besser mit Lebenswelterfahrungen vernetzt werden kann, dann bleibt y% im Langzeitgedächnis hängen, wobei x > y. Je nachdem wie sich der Faktor k aus dem Verhältnis x:y ergibt, muss also nicht mal „weniger“ Gelerntes herauskommen. Ist die Annahme zu unrealistisch?

*Und wenn ich schon lese „was bringt mir…“, dann muss ich feststellen, dass die neue Lehrerschaft wohl auf dem Niveau der Schülerschaft hängen geblieben ist (klingt vermutlich schlimmer als es gemeint ist)*

An dieser Stelle wäre mir schon mein ganzer Satz wichtig: „Was bringt einem das Auswendiglernen von bezugsfreien Inhalten?“, aber gehen wir mal auf das „was bringt mir X“ ein. Kennen Sie Steve Jobs Rede in Stanford 2005?
(15 Minuten: https://www.youtube.com/watch?v=DpMwWaxoI4Y – ich fasse aber auch zusammen.)
Das ist die gleiche Story mit Happy End: Du weißt nie wofür du es brauchen kannst.
Und da haben Sie recht.
Haben Sie ein Latinum absolviert im Studium, Aktmalerei betrieben und in Quickbasic programmieren gelernt? Man weiß ja nie wofür man es mal gebrauchen kann, oder?

Ich wäre auf eine Entgegnung gespannt, bei der ihre eigenen Aussagen: *sie wissen doch gar nicht was in ihrem Berufsleben auf sie warten wird und sie können als (Lehramts)Student auch gar nicht beurteilen was wichtig ist und was nicht.
Und eines lassen sie mich noch dazu sagen: ich finde es dramatisch wenn (angehende) Lehrer, also Menschen, die eigentlich Bildung lehren sollen, den Wert von Bildung für so niedrig erachten, dass sie Bildung für unnütz erachten (ich mag mir gar nicht ausmalen* nicht zurückfeuert.

Lassen Sie mich dazu noch anmerken: Ich halte weder den Wert von Bildung für niedrig noch erachte ich Bildung als unnütz. Was jedoch Bildung bedeutet und ob diese „Bildung“ für sich genommen oder zu einem Ziel führend verstanden werden soll, darüber unterhalte ich mich gerne.

*∀x: Seminarleiter(x) -> Lehrer(x) /\ ∀y: Seminarleiter(y) -> akademischschwachbrüstig(y) => ∀z: Lehrer(z) -> akademischschwachbrüstig(y)*

Danke dafür.
Sie reagierten ja auf folgende Aussage:
*Gerade letzteres bieten die akademisch schwachbrüstigen und oft sogar offen wissenschaftsfeindlichen Sonnenkönige im Provinzseminar NICHT.*

Wenn Sie die Benevolenz- und Immanenzmaxime der Rekonstruktion beachten, dann sollten Sie aber nur bis: ∃x: Seminarleiter(y) -> akademischschwachbrüstig(y) kommen.
Daher bleibt meine Kritik an dieser Stelle, denn Sie haben entweder einen induktiven Fehlschluss begangen für die Universalquantifizierung oder sie haben eine der beiden Maximen nicht beachtet.

{Peter}
2 Jahre zuvor
Antwortet  {Peter}

Das sollte natürlich x < y sein.

oes
2 Jahre zuvor

Es haben auch schon Leute als Arzt gearbeitet, ohne Abschluss.
Alle lief gut, bis die Urkundenfaelschung aufflog.
Mein Vorschlag :
Schafft fuer jeden Beruf die Pruefungen ab.
Nur die Praxis zaehlt.
Pruefungen sind sinnlose Selektionen.

Küstenfuchs
2 Jahre zuvor

Was hier zum Teil gefordert wird, ist die völlig Entprofessionalisierung des Lehrerberufs. Wer sich tatsächlich einbildet, er hätte im ganzen Referendariat nichts gelernt, ist schlicht kein sonderlich guter Lehrer bzw. auf dem Niveau stehengeblieben, das leider heute immer mehr in der Lehrerschaft durch ungelernte Seiten- Quer- und Sonstwaseinsteiger Einzug hält. Stellt doch jede Mutti, die fehlerfrei lesen kann, vor die Grundschulklasse, und jeden Ingenieur vor den Mathe-LK! Der Glaube, im Referendariat nichts lernen zu können, zeugt nur von Arroganz, mangelnder Kritikfähigkeit und fehlender Bereitschaft, sich ständig verbessern zu wollen.

Ich habe bisher 5 Referendarinnen und Referendare betreut, von einer glatten 1 (toller Umgang mit Schülern usw.) bis zum (berechtigten) Abbruch vor dem Examen. Und jeder, auch der 1er, konnte noch eine Menge lernen, wurde in den 18 Monaten wirklich besser: Was langfristige Unterrichtsplanung angeht, was Stundenplanung angeht (auch und besonders von „normalen“ Stunden), was Methodik angeht, von rechtlichen und pädagogischen Fragen ganz abgesehen.
Eine Referendarin/ein Referendar muss fachlich gut sein und „einen Draht“ zu Schülern haben, der Rest ist immer und bei jedem noch erheblich ausbaufähig, aber eben auch zu lernen.

oes
2 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

An Kuestenfuchs.
Und wer entscheidet, was gut und schlecht ist?
Leute, die selber nicht unterrichten koennen.
Solche Leute werden weggelobt auf Fachleiterstellen oder an die Bezirksregierung undmachen dann Schulinspektion.
Lach. Lach.

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  oes

@oes

An oes.
Schrieben Sie nicht vor einigen Wochen, Ihre Kommentare würden nicht veröffentlicht?
Schön, dass das jetzt wieder klappt.
Solche Kommentare wie Ihre sind schon seltsam trollig weil sie immer 4 – 5 Sätze haben, sehr abgehackt klingen und irgendeine Art von Widerspruch herausfordern sollen.
Lach. Lach.

Küstenfuchs
2 Jahre zuvor

Es gibt recht klare Kriterien, nach denen Unterricht bewertet werden kann (und nach denen auch gestandene Lehrer ihren Unterricht hinterfragen sollten). Und möglicherweise eigene schlechte Noten mit der Unfähigkeit der Fachleiter begründen zu wollen ist eher armseelig.

Alle Fachleiter und besonders Fachleiterinnen (für die Fächer), die ich bisher kennengelernt habe, waren entweder in Ordnung oder gut. Sowohl die in meinem eigenen Referendariat als auch die meiner Referendare. Für Pädagogik-Fachleiter gilt das allerdings nur bedingt, was wohl daran liegt, dass hier meist auf eine ausgeschriebene Stelle ein Bewerber kommt.

oes
2 Jahre zuvor

An W.
Meine Kommentare versteht man wenigstens.
Sonst laeuft es wie in der Pandemie.
20 Seiten Anfrage an 20 Stellen an 20 Behoerden und nichts klappt.
Genau wie in der Schule.
Immer mehr Personal und die Schueler werden immer schlechter.
Oder bei Gericht.
Troedel, Trodel und der Moerder ist frei.

oes
2 Jahre zuvor

An Kuestenfuchs.
Seminar A Examensarbeit 1.
Gleiche Arbeit, gleiches Thema, gleiche Schulform , Seminar B Note 4- .
Klare Kriterien.
Naemlich Willkuer.
Uebrigens nicht ich.