Bayerns Kultusminister Spaenle führt Integrationszuschlag für Schulen ein

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MÜNCHEN. Zweihundert Lehrer sollen an „Schulen mit besonderen strukturellen Herausforderungen“ eingesetzt werden, sagte Kultusminister Ludwig Spaenle  im Bildungsausschuss des bayerischen Landtags. „Das ist ein völlig neues Instrument.“ Der „Integrationszuschlag“ geht an Großstadtschulen mit vielen Kindern aus Einwandererfamilien. Die meisten dieser Stellen sollen an Grund- und Mittelschulen gehen. Außerdem soll es zusätzliche Sprachförderkurse geben.

Will am G8 grundsätzlich festhalten: Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle. Foto: Sigismund von Dobschütz / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle. Foto: Sigismund von Dobschütz / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Den Zahlen des Kultusministeriums zufolge gibt es im Vergleich zur angestammten Bevölkerung nach wie vor ein großes Bildungsgefälle bei Kindern aus eingewanderten Familien: Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund ist in den vergangenen Jahren auf über zwölf Prozent gestiegen, wie Spaenle berichtete. Doch sind sie an den Gymnasien und Realschulen mit einem Anteil von unter sieben Prozent nach wie vor unterrepräsentiert, an den Mittelschulen mit einem Anteil von über einem Fünftel überrepräsentiert. Zusätzliche Mittel sollten nicht mit der Gießkanne verteilt werden, sondern zielgerichtet, sagte der CSU-Bildungsexperte Georg Eisenreich. Deshalb soll es einen Kriterienkatalog geben, nach dem Stellen und Geld für die Integration den Schulen zugewiesen werden.

Spaenle will außerdem den seit zehn Jahren laufenden Modellversuch mit Islamunterricht an mehreren hundert Schulen gerne zur Dauereinrichtung machen. „Ich halte das für einen Eckstein der Integrationsbemühungen in unserem Land.“ Doch ein konkretes Datum gibt es nicht. Nach Spaenles Angaben liegt das Hauptproblem nicht bei den bayerischen Behörden, sondern in der «inneren Verfasstheit» des Islam. „Deshalb gibt’s in der Masse gescheiterte Versuche.“ Das bezieht sich darauf, dass es keine islamische Kirchenorganisation gibt, die als Ansprechpartner dienen könnte, sondern eine Vielzahl von mehr oder weniger lose organisierten Gruppen und Glaubensgemeinschaften.

Einigkeit besteht bei den Landtagsfraktionen, dass der Deutschunterricht die Schlüsselrolle spielen muss – vor allem für Kinder, die erst im Schulalter ohne Deutschkenntnisse ankommen. Der Ausschussvorsitzende Martin Güll (SPD) sagte, dass Kinder, die von weiterführenden Schulen im Ausland kommen, auch inBayern die Möglichkeit einer adäquaten Schuldbildung haben müssten. „Wir können nicht warten, bis der perfekt Deutsch kann.“ Deshalb müssten die Schulen angemessen ausgestattet werden, um diese Schüler betreuen zu können.

Auch die FDP-Bildungsexpertin Renate Will mahnte Verbesserungsbedarf an. Der Grünen-Bildungspolitiker Thomas Gehring plädierte dafür, dem Kultusministerium auch die Zuständigkeit für die Kindergärten zu übertragen. „Frühe Förderung ist ganz wichtig“, sagte Gehring. „Ich glaube, wir sind uns einig, dass da vielleicht eine Ressortumschichtung notwendig wäre.“ dpa

(24.05.2012)

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