Baden-Württemberg: Jeder dritte Lehrer am Gymnasium macht Überstunden

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STUTTGART. Die Lehrer machen Tausende von Überstunden, doch immer noch fällt an Gymnasien Pflichtunterricht aus. Nach einer Umfrage ist fast jedes vierte Gymnasium betroffen. Ungeachtet des von Grün-Rot angekündigten Stellenbaus fordert der Philologenverband neue Lehrerstellen.

Der Philologenverband (PhV) fordert zusätzliche Lehrer für die mehr als 400 Gymnasien im Südwesten. Zwar sei die Zahl der Überstunden in diesem Schuljahr nach einer Verbandsumfrage um 16 Prozent auf 25 000 pro Woche geschrumpft, teilte der PhV mit. Aber mehr als jeder dritte Lehrer am Gymnasium mache noch Überstunden. Je Gymnasium fehlten im Schnitt zwei bis drei Vollzeitpädagogen, um den Unterricht ohne Mehrarbeit abzudecken. Insgesamt fehlten gut 1000 Lehrkräfte.

Der Abbau der «Bugwelle» sei vor allem dem Wegfall des doppelten Abiturjahrgangs geschuldet. Das Ministerium hätte diese Gelegenheit zum größeren Ausgleich von Überstunden nutzen sollen, monierte PhV-Landeschef Bernd Saur.

Nach der Umfrage des Verbandes ist der Unterrichtsausfall im Pflichtbereich zwar geringer geworden. Aber immer noch würden in den Fächern Bildende Kunst und Sport fast ein Drittel beziehungsweise gut ein Viertel der Stunden nicht gehalten. Nur der Bereitschaft der Lehrer, ein weiteres Jahr auf den versprochenen Überstundenausgleich zu verzichten, sei es zu verdanken, dass in Mathematik, Deutsch und in den Fremdsprachen kein Pflichtunterricht ausfalle.

Der Lehrerverband VBE will mit einer Unterschriftenaktion den Unmut der Lehrer an Grund-, Haupt-, Werkreal- und Real- und Gemeinschaftsschulen mit der Bildungspolitik kanalisieren. Der VBE kritisiert den geplanten Abbau von Lehrerstellen, Unterrichtsausfall sowie «Reformen ohne Ende bei mangelhaften Ressourcen und unzureichend fortgebildetem Personal».

CDU und FDP im Landtag unterstützt das Projekt; denn Grün-Rot müsse sich auf das Wesentliche konzentrieren. «Schließlich ist die entscheidende Voraussetzung für Bildungserfolg, dass Unterricht überhaupt regelmäßig stattfindet», meinten FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke und der liberale Bildungsexperte Timm Kern. Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Georg Wacker, sagte: «Die Landesregierung hat es mit ihrer schlampigen Einstellungspolitik versäumt für eine ausreichende Versorgung des Pflicht- und Ergänzungsbereichs an den Schulen zu sorgen. Nun sind die Lehrer, Schüler und Eltern die Leidtragenden dieser Politik.» dpa
(5.11.2012)
Zum Bericht: „Baden-Württemberg kürzt bei der Bildung – und ruft nach dem Bund“

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