Achtklässler rauchen Kräuterjoint vor der Schule – und kollabieren

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AUGSBURG. Sieben Achtklässler haben vor einer Schule in Augsburg einen so genannten Kräuterjoint geraucht. Mit Folgen, wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtet: Einer musste ins Klinikum, vier wurden vom Notarzt behandelt.

Kräuterjoints sind unberechenbar - und deshalb gefährlich. Foto: miss.libertine / Flickr (CC BY 2.0)
Kräuterjoints sind unberechenbar – und deshalb gefährlich. Foto: miss.libertine / Flickr (CC BY 2.0)

Einer der Teenager hatte online eine Kräutermischung mit dem Namen „Red Snuff“ bestellt, die in Deutschland nicht verkauft werden darf. Vor der Schule bot er Mitschülern an, von einem damit angereicherten Joint zu ziehen. Ein Schüler kollabierte direkt vor der Schule, ein Mädchen brach vor einem Geschäft nebenan zusammen und erbrach sich, einer musste mit schweren Vergiftungserscheinungen ins Klinikum, wie die Zeitung berichtet. Vier weitere wurden vom Notarzt behandelt, sagte der Schulleiter gegenüber dem Blatt. Die betroffenen Schüler sind 14 und 15 Jahre alt.

Kräutermischungen werden zum Rauchen, als Tee und in Tablettenform angeboten. Das so genannte „Herbal Ecstasy“ wird laut „Rheinischer Post“ gern als Ersatz für die illegale Partydroge genommen. Meist seien Stoffe wie Guarana, Kava Kava (Rauschpfeffer), Kalmus und Cola-Nuss mit im Spiel. Legal erhältlich seien auch hochgiftige bis tödlich wirkende Nachtschattengewächse wie Stechapfel und Bilsenkraut, heimische Pflanzen wie Helmkraut und die westindische Passionsblume. Und auch bekannte Gewürze wie die Muskatnuss oder die Colanuss würden immer wieder geschluckt oder geraucht. Neue  Bezeichnungen hätten sich entwickelt: Da sei von „Ethnobotanischen Kräutern“ die Rede, oder es werde verharmlosend von „Smart Drugs“ (ungefähr: clevere Drogen) gesprochen. Manche dieser Kräutermischungen werden laut Polizei auch mit synthetischen Cannabinoiden versetzt.

Dass die Droge so unberechenbar sei, macht sie besonders gefährlich. Kräutermischungen können gefährliche und sogar tödliche Nebenwirkungen haben. Sie können unter anderem Kreislaufzusammenbruch, Orientierungslosigkeit, Herzrasen, Bewusstlosigkeit und Herzstillstand auslösen. Die Kräutermischungen fallen zumeist unter das Betäubungsmittel- und Arzneimittelgesetz. Bei dem Handel mit diesen Substanzen sind daher empfindliche Strafen möglich. Noch vor kurzem hatte das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) eindringlich vor dem Konsum gewarnt. Der Anlass, so berichtete das Nachrichtenportal „Der Westen“: Nach dem Genuss eines solchen Joints mit der Geschmacksrichtung „Banane“ hatte ein Berufsschüler einen Herzstillstand und war zusammengebrochen.

2011 und 2012 mussten allein in Rheinland-Pfalz laut LKA mehr als 30 Jugendliche nach dem Rauchen solcher Joints mit gesundheitlichen Problemen ärztlich behandelt werden. Bundesweit starben im gleichen Zeitraum drei Menschen daran.

Kräuterdrogen kosten zehn bis 12 Euro pro Gramm

Die Kräuterdrogen sind inzwischen flächendeckend verbreitet, in allen Alters- und Bevölkerungsgruppen, sagte ein Drogenfahnder gegenüber der „Augsburger Allgemeine“. Das liegt auch am Preis: Nur zehn bis 12 Euro koste das Gramm; es gebe Mengenrabatt.

Der Augsburger Schulleiter will dem Blatt zufolge über all dies nun aufklären. Er habe seine Lehrerschaft informiert. Lehrer und Sozialarbeiter sprächen nun mit den Schülern. Aber er muss sich auch gegenüber besorgten Eltern seiner Grund- und Mittelschule rechtfertigen. Sie hätten jetzt Angst, dass womöglich Erstklässler in Kontakt mit Drogen kämen. Trotzdem plädiert der Rektor für Offenheit: „Drogen sind ja auch nicht nur an Mittelschulen Thema. Realschulen und Gymnasien sind mindestens genauso betroffen.“ (News4teachers)

13.1.2013

Hier sind Unterrichtseinheiten zum Thema Drogen abrufbar.

 

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