
Demütigend, wenn Schüler für Lehrer sammeln
«In der freien Wirtschaft wären solche Zustände undenkbar», kritisiert der Vorsitzende des Landeselternrats, Wolfgang Seelbach. Immer wieder gebe es auf Elternabenden ungläubiges Erstaunen bis Empörung über die gängige Praxis. Es sei demütigend, wenn die Kosten für Lehrer aus der Klassenkasse gezahlt werden oder gar Schüler für die Lehrer sammeln, sagt Seelbach. Üblich seien auch Freifahrten, die Reisebüros ab einer gewissen Personenzahl anbieten. Lehrer könnten diese aber nicht annehmen, sonst machten sich wegen Bestechlichkeit strafbar.
Im Oktober 2012 entschied das Bundesarbeitsgericht in Erfurt, dass Nordrhein-Westfalen Lehrer nicht grundsätzlich auf den Reisekosten für Schulfahrten sitzen lassen darf. Hintergrund war der Fall einer angestellten Lehrerin, die nur einen Bruchteil der Reisekosten einer Studienreise erstattet bekam. Im November entschied auch das Oberverwaltungsgericht Münster, dass ein verbeamteter Lehrer Anspruch auf Erstattung der vollen Reisekosten hat. Das Land Nordrhein-Westfalen will nun die Reisekostenerstattung bei Klassenfahrten neu regeln. Lehrerverbände fordern, dass alle Bundesländer die Reisekosten nun vollständig übernehmen.
Martina Münch betont dagegen, dass Lehrer nicht gezwungen werden, die Verzichtserklärungen zu unterschreiben. Wenn im Landeshaushalt zu wenig Geld bereit stehe, sei es zulässig, Klassenfahrten abzulehnen. Einen rechtlichen Anspruch auf solche Fahrten gebe es nicht.
Laut Breiding haben die Schulämter die Möglichkeit, die Zuschüsse aus anderen Quellen aufzustocken. In der Regel bekämen Lehrer 20 Prozent der Kosten erstattet. «100 Prozent wird es aber auch in Zukunft nicht geben», sagt er. Klassenfahrten seien nicht unwichtig, aber nur ein zusätzliches Angebot. «Wichtig ist für uns in erster Linie, dass wir gute Schulen haben», betont er.
Hoffmann fordert, dass das Land mehr Geld bereitstellt und «ehrlich mit dem Thema umgeht». Er könne sich auch vorstellen, dass den Lehrern zumindest für den höheren Zeitaufwand Stunden gut geschrieben werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ermutigt Lehrer in Brandenburg nun zur Klage. Weil es für Beamte noch keine höchstrichterliche Entscheidung gebe, unterstütze die Gewerkschaft Lehrer beim Weg durch die Instanzen, sagte GEW-Jurist Christian Ziem. dpa
(12.1.2013)