Neues Volksbegehren? Freie Wähler nehmen jetzt G8 auf Korn

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MÜNCHEN. Die Freien Wähler in Bayern haben zum Angriff geblasen: Sie wollen nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen die Studiengebühren nun in gleicher Manier das achtjährige Gymnasium ins Wanken bringen. Die SPD macht zwar nicht mit, der Kultusminister sieht darin trotzdem eine Gefahr.

Rund 940.000 Unterschriften sind nötig, damit einem Volksbegehren in Bayern ein Volksentscheid folgt - dessen Ergebnis dann bindend für die Landesregierung wäre. Foto: Conanil / Flickr .(CC BY 2.0)
Rund 940.000 Unterschriften sind nötig, damit einem Volksbegehren in Bayern ein Volksentscheid folgt – dessen Ergebnis dann bindend für die Landesregierung wäre. Foto: Conanil / Flickr .(CC BY 2.0)

Die Freien Wähler in Bayern – die bereits das Volksbegehren gegen die Studiengebühren im Freistaat mit initiiert hatten – planen jetzt ein Volksbegehren für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. Schüler sollen sich aussuchen können, ob sie acht oder neun Jahre bis zum Abitur auf der Schule sind. Die Landesmitgliederversammlung sprach sich mit nur einer Gegenstimme für einen entsprechenden Antrag aus. «Ich kann mir vorstellen, dass wir die erste Hürde – 25 000 Unterschriften plus x zu sammeln – über den Sommer hinweg nehmen», sagte Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) kritisierte den Beschluss. «Das ist der Versuch, die Anforderungen, die sich aus der immer heterogeneren Schülerschaft am Gymnasium ergeben, mit einem Ansatz aus der Vergangenheit zu begegnen», teilte Spaenle am Sonntag in München mit. Eine «Parallelführung von acht- und neunjährigem Gymnasium an einem Standort wird den Bedürfnissen der Schüler nicht gerecht».

Zudem gebe es viele Gymnasien, die dafür zu wenig Schüler haben, erklärte Spaenle. «Die Folge ist absehbar. Auf dem Lande würden die Gymnasien sterben.» Die Staatsregierung setze dagegen auf das Flexibilisierungsjahr: Bayerische Gymnasiasten können vom kommenden Schuljahr an entscheiden, ob sie in der Mittelstufe ein zusätzliches Schuljahr mit zusätzlichen Förderangeboten einlegen. Jeder Schüler habe damit die Wahl zwischen acht oder neun Schuljahren bis zum Abitur.

Die bayerische SPD macht nicht mit

Die bayerische SPD will sich nicht an einem Volksbegehren der Freien Wähler zur Wahlfreiheit zwischen dem acht- und neunjährigen Gymnasium beteiligen. Die Wähler sollten bei der Landtagswahl am 15. September lieber für einen Politikwechsel stimmen, sagte SPD-Spitzenkandidat Christian Ude  in München. Wie Grüne und Freie Wähler lehne die SPD das jetzige System des achtjährigen Gymnasiums ab, sagte Ude. Anders als zum Zeitpunkts des Volksbegehrens gegen die Studiengebühren sei die Landtagswahl aber nun nur noch wenige Monate entfernt: «Vorher ist niemandem die Herbeiführung eines Volksentscheids möglich – und nachher ist sie auch gar nicht mehr nötig.» Ude möchte, dass Schüler im Freistaat frei entscheiden können, ob sie acht oder neun Jahre an der Schule bleiben.

Der bildungspolitische Sprecher der Freien Wähler, Günther Felbinger, nannte das achtjährige Gymnasium in seiner jetzigen Form einen Fehler, der korrigiert werden müsse. Er betonte aber: «Wir wollen nicht zurück zum alten G9. Das G8 hat auch einige gute Dinge hervorgebracht, die wir künftig nicht missen wollen.» Dazu gehörten die vier verpflichtenden Abiturfächer und die Intensivierungsstunden zur Förderung individueller Begabungen. Über den genauen Weg und die möglichen Modelle soll in den kommenden Wochen diskutiert werden.

Der Bayerische Philologenverband kritisierte den Vorstoß der Freien Wähler. Verbandschef Max Schmidt sprach sich für das – von der Landesregierung geplante  –  Flexibilisierungsjahr aus. Dieses müsse aber so attraktiv sein, dass Schüler und Eltern es als gute Alternative zum achtjährigen Durchgang empfänden und gerne annehmen würden.

Die LandesschülerInnenvereinigung Bayern sprach sich wiederum gegen das Flexibilisierungsjahr aus. Es stelle «aus Schülersicht keine Verbesserung des Gymnasiums dar», erklärte Benedict Lang, Vorstandsmitglied der StadtSchülerInnenVertretung München. Das Geld sollte besser «für die frühere kontinuierliche und gezielte Förderung aller Schüler genutzt werden, nicht für punktuelle Rettungsversuche». Lang betonte: «Individuelle Förderung darf kein gymnasiales Privileg sein, sondern muss jeden Schüler erreichen.» dpa

(16.4.2013)

Zum Bericht: „Bayern: Viele Schüler meiden das Gymnasium – trotz Empfehlung“

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