Studie: Familienpolitik ist schuld an niedriger Geburtenrate

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ROSTOCK. Dass die Geburtenraten in Deutschland im westeuropäischen Vergleich eher niedrig sind, liegt nicht an einer deutschen „Kultur der wenigen Kinder“, sondern an Defiziten in der Familienpolitik. Das hat jetzt das Max Planck-Institut für demografische Entwicklung in einer Studie zur Fertilitätsentwicklung bestätigt. «Der Mangel an Kinderbetreuungsangeboten scheint dabei ein wesentlicher Faktor zu sein», teilte das Institut in Rostock mit.

Für die Studie, in der erstmals die Einflüsse von Kultur und Politik auf die Geburtenrate getrennt werden konnten, wurde zum Vergleich mit Deutschland die deutschsprachige Region Belgiens an der Grenze zur Bundesrepublik untersucht. Deren 75 000 Einwohner seien in der deutschen Kultur verwurzelt, könnten aber das seit langem gut ausgebaute Kinderbetreuungsangebot Belgiens nutzen. Die Geburtenrate in dieser Region liege deshalb deutlich über der in Deutschland. Während die deutschen Frauen der Jahrgänge 1955 bis 1959 im Alter von 50 Jahren durchschnittlich nur 1,65 Kinder hätten, seien es in der belgischen Region 1,88, hieß es.

lächelndes Baby auf einer Spieldecke
Nach Ansicht der Forscher führt besonders der Mangel an Kinderbetreuungsangeboten dazu, dass sich Frauen in Deutschland seltener für ein Kind entscheiden als in Belgien. Foto: Danielle / pixelio.de

Während die belgische Familienpolitik der deutschen bei Leistungen wie Kindergeld oder Elternzeit sehr ähnele, unterscheide sich die Kindertagesbetreuung enorm: Seit 1950 sei in Belgien die Vorschulbetreuung ausgebaut worden, und die meisten Schulen hätten Angebote vor und nach dem Unterricht. Damit gehöre Belgien zur Weltspitze. Trotz Kita-Ausbau hinke Deutschland noch heute deutlich hinterher. Dies gilt insbesondere für die Ganztagsbetreuung. (dpa)

Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR)

zum Bericht: Forscher: Familienpolitik des Staates verpufft weitgehend wirkungslos

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