Studie: Jugendlichen geht Leistung über alles

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STUTTGART. Bildungsziel: Abitur. Der Leistungsgedanke scheint bei Kindern und Jugendlichen angekommen zu sein. Doch woran halten sich die Heranwachsenden in ihrem Alltag fest?

Ambitioniert, sozial und «digital native»: So tickt die Jugend. Das hat die Studie «Jugend Leben» ergeben, die am Mittwoch auf der Bildungsmesse Didacta von Wissenschaftlern der Universität Gießen vorgestellt wurde. 6000 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen befragt, wie leistungsbereit sie sind, welche Erfahrungen sie in der Schule machen und welche Orientierungspunkte sie sich im Alltag suchen. «Die Ergebnisse sind auf das ganze Bundesgebiet übertragbar», sagte Bildungsforscher und Leiter der Studie, Ludwig Stecher, am Mittwoch in Stuttgart.

Die Bildungsziele

Kinder und Jugendliche sind leistungsbereiter denn je: Für 77 Prozent der 6000 Befragten zwischen 10 und 18 Jahren sei das Abitur Bildungsziel, der Realschulabschluss habe an Bedeutung verloren. «Ganz gleich, ob es Hauptschüler oder Gymnasiasten sind: Die Schüler geben an, dass sie nur mit dem Abitur etwas in der Zukunft erreichen können», sagte Sabine Mischke, Erziehungswissenschaftlerin der Universität Gießen.

Das Schulleben

Was die befragten Kinder und Jugendlichen in der Schule gar nicht mögen? Ungerechte Lehrerinnen und zu viele Hausaufgaben. Schlechte Noten und zu viel Stress bereiten den Schülern den Ergebnissen der Studie zufolge dagegen kein negatives Gefühl. Für die 13- bis 18-Jährigen habe die Schule als sozialer Ort eine besonders positive Bedeutung. Bildung und Soziales spielten sich nicht gegeneinander aus: Ein positives Schulleben setze sich aus der Mischung von guter Lernumgebung und sozialem Raum zusammen, sagte Mischke.

Die Orientierungspunkte

«Die Heranwachsenden bewegen sich auf einem Markt der tausend Möglichkeiten», sagte die Erziehungswissenschaftlerin. «Sie suchen nach Inseln der Stabilität, die sie etwa in der Familie finden.» Für 10- bis 12-Jährige leisteten berühmte Personen wie Sportler eine Vorbildfunktion. Von einer Liebesbeziehung erhoffen die Jugendlichen sich vor allem Vertrauen, Treue und Spaß. Nur 6 Prozent der Befragten tolerieren, auch mal fremd zu gehen.

Spicken ist für Jugendliche manchmal erlaubt; Foto: Slongood/Flickr (CC BY 2.0)
Abitur ist für viele Jugendliche ein wichtiges Ziel; Foto: Slongood/Flickr (CC BY 2.0)

Die Sozialen Netzwerke

Als «Digital Natives» seien die befragten Kinder und Jugendlichen bereits smart unterwegs: Im Durchschnitt hatten die Befragten mit 10,9 Jahren ihr erstes Handy. «Hier hat eine Verschiebung von gut vier Jahren von der Jugend in die mittlere bis späte Kindheit stattgefunden», erklärte Mischke. Die Folge: Die Kinder kämen schon früher mit Nachrichten in Kontakt, die ihnen Angst machten. Die Medien bieten Mischke zufolge aber auch die Möglichkeit, sich sozial zu vernetzen. «Auch soziale Medien können Nähe schaffen.» dpa

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