STUTTGART. Der islamische Religionsunterricht ist zum Erfolgsmodell avanciert. In Baden-Württemberg ist nun eine Ausweitung geplant – anders als in Bayern. Wie andere Reformprojekte kostet auch sie zusätzliche Lehrerstellen.

Die grün-rote Landesregierung von Baden-Württemberg reagiert auf die steigende Nachfrage nach islamischen Religionsunterricht und will das Angebot im Südwesten ausbauen. Bis 2017/18 sollen jährlich 20 Schulen, an denen muslimische Kinder sunnitischen Religionsunterricht besuchen können, hinzukommen, erläuterte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart. «Viele muslimische Eltern wollen, dass ihre Kinder islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache erhalten.» Der Unterricht bilde eine gute Grundlage für das Zusammenwachsen der Gesellschaft und der Religionen. In Bayern hatte die Landesregierung ebenfalls von einem „vollen Erfolg“ eines Modellversuchs zum islamischen Religionsunterrichts gesprochen. Eine Ausweitung ist dort aber trotzdem nicht vorgesehen.
In Baden-Württemberg bieten bislang 24 Grundschulen, eine Realschule und sechs Hauptschulen islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung an. Es handelt sich um einen Modellversuch in deutscher Sprache mit von Religionsgemeinschaften erarbeiteten Inhalten. Rund 2000 Schüler aus 14 unterschiedlichen Herkunftsländern nehmen das seit 2006/2007 bestehende Angebot wahr.
Erstmals sollen nun auch Gymnasien an drei Standorten, unter anderem in Tübingen, und mehr Realschulen einbezogen werden. Dafür werden in den kommenden Jahren insgesamt knapp 13 Lehrerstellen benötigt. Eingesetzt werden Lehrkräfte sunnitischen Glaubens mit anerkannter Lehramtsausbildung, die zusätzlich den Erweiterungsstudiengang «Islamische Theologie» absolviert haben. An den Gymnasien werden 2017/18 erste Absolventen des Lehramtsstudiengangs «Islamische Religionslehre» des Zentrums für Islamische Studien der Universität Tübingen eingesetzt.
Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) sagte der «Rhein-Neckar-Zeitung»:«Viele muslimische Eltern wollen, dass ihre Kinder Wissen über den Islam erwerben. Mir geht es um die Frage wo, wie und durch wen?». Wichtig sei ihr: «Die Jugendlichen sollen ihre Religion nicht von charismatischen Hasspredigern im Internet vermittelt bekommen, sondern in den Schulen des Landes.»
Die Verlängerung des Modellversuchs trägt nach Angaben des Kultusministeriums der Tatsache Rechnung, dass es auf sunnitischer Seite keinen Ansprechpartner gibt. Die 2013 von islamischen Verbänden eingereichten Anträge auf Erteilung bekenntnisorientierten Religionsunterrichts würden derzeit geprüft. Antragsteller sind die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), der Landesverband der islamischen Kulturzentren und die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg. Anders bei den Aleviten: Ihre Religionsgemeinschaft ist als Träger von bekenntnisorientiertem Unterricht seit 2010/11 anerkannt. dpa
hallo , wie kann man ein islamlehrerin werden .