CDU-Landeschef Thomas Strobl hat sich dafür ausgesprochen, dass Schüler zwischen dem acht- und neunjährigen Gymnasium im Südwesten frei wählen können. «Die Kinder sind sehr unterschiedlich. Deswegen finde ich es immer gut, wenn es eine Wahlmöglichkeit gibt – auch bei der Frage, ob man nach 12 oder 13 Jahren Abitur macht», sagte Strobl der Nachrichtenagentur dpa. Damit setzt er die Landtagsfraktion unter Zugzwang, die sich bislang nicht klar zum Thema acht- oder neunjähriges Abitur (G8/G9) positioniert hat.
Das achtjährige Abitur (G8) war unter einer CDU-geführten Landesregierung zum Schuljahr 2004/2005 in Baden-Württemberg eingeführt worden. Derzeit sind aber die neunjährigen Gymnasialzüge, die im Land an 44 Modellschulen angeboten werden, stark gefragt. Trotz der großen Nachfrage will die grün-rote Landesregierung die Zahl der G9-Gymnasien in dieser Legislaturperiode nicht ausweiten. Sie schließt aber eine Korrektur nach der Landtagswahl 2016 nicht aus.
Strobl betonte, dass Wahlfreiheit nicht die alleinige Rückkehr zum neunjährigen Abitur bedeute. «Wahlfreiheit heißt, dass es G8 auch weiter geben muss.» Schließlich sei die Situation an den Schulen sehr unterschiedlich. «Ich kenne Schulen, an denen mit G8 alle glücklich und zufrieden sind: die Schüler, die Eltern, das Kollegium der Lehrer. Ich weiß aber auch, dass es in anderen Fällen erhebliche Probleme und Klagen gibt.»
Eine klare Positionierung in Bildungsfragen hatte zuletzt die Junge Union (JU) auf ihrem Parteitag von der Mutterpartei gefordert. JU-Landeschef Nikolas Löbel sprach sich ebenfalls für die Möglichkeit der Wahl zwischen dem acht- und dem neunjährigen Abitur aus.
Strobl, der auch CDU-Bundesvize ist, gilt neben Guido Wolf als einer der Anwärter für die CDU-Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2016. Wer tatsächlich gegen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) antritt, will die Südwest-CDU per Mitgliederentscheid klären. Lena Klimkeit