GÜSTROW. Seit Jahren wird vor dem demografischen Wandel und der stetig zurückgehenden Zahl junger Leute auf dem Ausbildungsmarkt gewarnt. Doch damit ist es nicht mehr getan: Es ist höchste Zeit, dass Wege aus der Krise gefunden werden.
Das Handwerk muss sich nach Ansicht des Präsidenten der Handwerkskammer Schwerin, Peter Günther, bei der Suche nach Auszubildenden besser aufstellen. «Wir müssen den jungen Leuten klarmachen, dass das Handwerk eine sehr gute Perspektive hat. In vielen Elternhäusern, aber auch in Schulen, ist zu wenig bekannt, dass wir sichere und gut bezahlte Ausbildungsplätze bieten», sagte Günther beim Obermeistertag in Güstrow. Die Veranstaltung stand unter dem Motto «Ausbildungsnachwuchs und Fachkräfte finden und binden». Der demografische Wandel sei deutlich spürbar, die Probleme bei der Besetzung von Lehrstellen werden immer größer.
Die aktuellen Probleme mit landesweit etwa 400 unbesetzten Ausbildungsplätzen seien größtenteils noch im Griff zu behalten, da in der Vergangenheit stets über Bedarf ausgebildet worden sei. Wenn es aber nicht gelinge, das jährliche Defizit zu beseitigen, drohe in fünf bis zehn Jahren ein Betriebssterben größeren Ausmaßes. Im Nordosten gibt es rund 20.200 Handwerksbetriebe mit etwa 101.000 Mitarbeitern und mehr als 4900 Lehrlingen. «Dem Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern geht es aktuell so gut wie nie nach der Wende», sagte Günther. Dabei gebe es aber Ausnahmen wie etwa Bäcker oder Metzger, die einem äußerst harten Wettbewerb ausgesetzt seien.
Leider sagten manche Eltern ihren Kindern, «geht bloß nicht ins Handwerk». Den jungen Menschen müsse aber klargemacht werden, dass sie in der Branche als Partner und nicht als billige Hilfskräfte gesehen werden. Auch beim Vergleich der Einkommen auf das gesamte Berufsleben schnitten Handwerker nicht mehr schlechter ab als Akademiker.
Ein weiterer Weg, junge Leute an sich zu binden, seien Schülerpraktika, in denen sich Schüler und Handwerker kennenlernen können. Gleichzeitig müssten die Betriebe künftig auch die Chance erhalten, sich in Schulen vorzustellen. Günther berichtete, dass manchen Lehrern das Handwerk fremd sei und sie so kaum als Vorbild für eine Ausbildung dienen könnten. «Mund-zu-Mund-Propaganda ist immer noch das beste Mittel, die Leute zu erreichen.»
Auch biete das EU-Programm MobiPro eine sehr gute Ergänzung für das Angebot auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Im Kammerbereich Schwerin haben nach Worten Günthers in diesem Jahr knapp 40 junge Leute vor allem aus südeuropäischen Ländern eine Ausbildung begonnen. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass sie hochmotiviert beim Erlernen der Berufe sind, sagte Günther. Es sei auch zu erwarten, dass einige von ihnen im Land bleiben. «Die, die zurückkehren, machen dann aber eine tolle Werbung für die Ausbildung im Handwerk Mecklenburg-Vorpommerns.» Joachim Mangler, dpa
Zum Bericht: Blicken Schüler nicht mehr durch? Der dualen Ausbildung geht der Nachwuchs aus