Islamischer Religionsunterricht: Verbände fühlen sich außen vor

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ULM/STUTTGART. Baden-Württembergs Landesregierung will den Islam Unterricht ausbauen. Doch die Islamverbände fühlen sich dabei vernachlässigt. Die Kommunikation beschränke sich auf ein Minimum, beklagen sie.

Der Ausbau des Islamunterrichts geht der islamischen Gemeinde im Südwesten nicht schnell genug. «Das läuft seit Jahren und wir sind immer noch in der Pilotprojektphase. Das kann nicht zum Dauerzustand werden», kritisierte der Vorstandschef der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW), Muhittin Soylu. Außerdem müssten islamische Organisationen stärker beteiligt werden. «Der Unterricht muss zusammen mit den Religionsgemeinschaften eingeführt werden.»

Die Blaue Moschee in Istanbul. Foto: MiGowa / Flickr (CC BY 2.0)
Baden-Württembergs Landesregierung fehlt ein Ansprechpartner in Form einer anerkannten Religionsgemeinschaft um islamischen Regelunterricht anbieten zu können. Foto: MiGowa / Flickr (CC BY 2.0)

Seit 2006/2007 läuft islamischer Religionsunterricht in Baden-Württemberg als Modellprojekt – mit bislang mehr als 2000 Kindern an rund 30 Grund-, Haupt und Realschulen. Besonders nach den islamistischen Terroranschlägen in Paris war über einen schnelleren Ausbau des Schulunterrichts diskutiert worden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatten mehr Tempo angekündigt, um «religiösem Analphabetismus» entgegenzuwirken.

«Beim Ausbau der Schulen müssen wir mit im Boot sein», forderte der Landeschef der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), Erdinc Altuntas. «Vieles läuft an uns vorbei.» Nach Angaben von IGBW-Chef Soylu gebe es dabei viele Baustellen wie die Gestaltung der Lehrpläne und die Ausbildung der Lehrer. «Das Kultusministerium hat die Kommunikation mit uns seit der Einführung auf einem Minimum gehalten.»

Das Kultusministerium verweist hingegen auf Runde Tische mit den Islamverbänden in der Vergangenheit. «Der Vorwurf der Vernachlässigung stimmt nicht», sagte eine Sprecherin. Voraussetzung für islamischen Regelunterricht ist aus Sicht der Landesregierung ein Ansprechpartner in Form einer anerkannten Religionsgemeinschaft. «Bei Christen hat der Staat einen Partner, mit dem er Religionsunterricht in gemeinsamer Verantwortung anbieten kann.»

Die Islamverbände begrüßen indes Forderungen der Pädagogischen Hochschulen (PH) und der SPD-Landtagsfraktion nach mehr Professorenstellen für die Ausbildung islamischer Religionslehrer. «Wenn der Unterricht flächendeckend eingeführt wird, brauchen wir viele Lehrer», sagte Soylu. Von rund 70 000 muslimischen Schülern erhielten derzeit nur rund 2000 Religionsunterricht. «Es wäre wichtig, dass alle in den Genuss kommen.» (dpa)

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Reinhard
9 Jahre zuvor

Welche Muslime werden eigentlich von welchem Verband vertreten? Eine kirchenähnliche Organisation scheint es ja nicht zu geben. Welcher Verband hat also das Recht, für “die Muslime” Verträge abzuschließen bzw. theologische Inhalte festzuschreiben?