Thüringen will 180 Schulleiter befördern – nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?

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ERFURT. Rund 1400 Lehrer arbeiten in Leitungsgremien thüringischer Schulen. Viele von ihnen müssen lange Zeit auf eine entsprechende Eingruppierung warten. Jetzt will das Bildungsministerium 180 von ihnen befördern. Der Opposition reicht das nicht.

Knapp 180 Schulleiter in Thüringen sollen zum 1. Dezember befördert werden. Beamte würden regelmäßig höhergruppiert, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Erfurt. Zuvor hatte der MDR Thüringen über die Beförderungen berichtet. Laut einer Umfrage des Thüringer Lehrerverbands bemängelt mehr als die Hälfte der Lehrer in Leitungsgremien, die an der Umfrage teilgenommen haben, dass sie über einen langen Zeitraum nicht entsprechend ihrer Aufgaben bezahlt und eingruppiert werden. Das bedeute finanzielle Einbußen von etwa 500 Euro brutto pro Monat. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Marion Rosin, erklärte: «Wir brauchen ein Gesamtkonzept.»

Hand mit Geldscheinen
Viele Lehrer, die in der Schulleitung arbeiten, warten lange auf die entsprechende Eingruppierung und damit auf die angemessene Entlohnung. Foto: tunguska / Flickr (CC BY 2.0)

Den Fragebogen des Thüringer Lehrerverbandes beantworteten laut MDR Thüringen 343 Schulleiter. Der Lehrerverband gehe davon aus, dass etwa 1400 Lehrer in den Leitungsgremien der staatlichen Schulen arbeiten.

Der Verbandsvorsitzende Rolf Busch erklärte, die schlimmsten Befürchtungen hätten sich bewahrheitet. «Thüringens Schulleiter befinden sich zu großen Teilen in einer ewigen Warteschleife – sie warten auf die Anerkennung für die Mehrleistungen, die ihr Amt mit sich bringt.» Der Verband fordert deshalb vom Land ein Umdenken beim Status der Schulleiter. Der Mehraufwand in Führungspositionen müsse angemessen vergütet werden und es müssten feste Zeitraster für Beförderung und Besoldung geschaffen werden. So sollte die Probe- oder Bewährungszeit auf maximal ein Jahr beschränkt werden.

Der Lehrerverband fürchtet auch um die Gesundheit der Lehrer in Leitungspositionen. Außerdem gebe es in einigen Orten bereits Probleme, Bewerber für Leitungsposten zu finden. Es sei «traurige Wahrheit, dass in einzelnen Fällen Schulleiter für eine weitere Schule in der näheren Umgebung verantwortlich sind», betonte Busch.

Auch aus Sicht der SPD müssen Schulleiterstellen unbedingt wieder attraktiver werden. «Gerade an den kleinen Grundschulen auf dem Land lastet auf den Schulleitern viel Verantwortung, die angesichts sehr kleiner Kollegien nicht einfach auf andere Schultern verteilt werden kann.» Die Besoldung der Schulleiter und die ihnen in Form von Abminderungsstunden gewährte zeitliche Entlastung entspreche oftmals dieser hohen Verantwortung nicht. Da müsse gegengesteuert werden, etwa durch eine höhere Eigenverantwortung der Schulleitungen bei Einstellungen, aber auch durch Beförderungen und Höhergruppierungen. (dpa)

zum Bericht: Ministerium räumt ein: Viele Schulleiter in Thüringen sind unterbezahlt

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