Bundesweiter Hackerangriff: Uni-Kopierer drucken antisemitische Hetzschriften

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TÜBINGEN. Unis in ganz Deutschland sind am Donnerstag von Hackern angegriffen worden. Aus Kopierern und Druckern kamen antisemitische Pamphlete. Noch gibt es keinen vollständigen Überblick, die Sicherheitslücke sei aber geschlossen.

Die Universität Tübingen und andere deutsche Hochschulen sind Opfer eines Hackerangriffs geworden. «Netzwerkdrucker und Kopierer spuckten wie von Geisterhand rassistische und antisemitische Pamphlete aus», sagte der Sprecher der Tübinger Universität, Karl Rijkhoek,. Betroffen waren den Angaben zufolge unter anderem auch die Universitäten Hamburg, Bonn, Münster, Lüneburg, Bremen und Erlangen-Nürnberg. Die Online-Portale der «Funke Mediengruppe» hatten zunächst darüber berichtet.

Vernetzte Drucker und Kopierer sind mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Was die Arbeit erleichtert, macht die Geräte zugleich angreifbar. Foto: mdornseif / flickr (CC BY-SA 2.0)
Vernetzte Drucker und Kopierer sind mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Was die Arbeit erleichtert, macht die Geräte zugleich angreifbar. Foto: mdornseif / flickr (CC BY-SA 2.0)

Ersten Erkenntnissen zufolge drangen eine oder mehrere Personen aus dem Ausland in die Drucker-Netzwerke in Tübingen ein, sagte Rijkhoek. An der Universität habe es am Mittwoch 190 Ausdrucke gegeben, manche Drucker seien mehrfach angesteuert worden. Einen vollständigen Überblick gebe es aber noch nicht. Die Sicherheitslücke sei mittlerweile geschlossen worden.

Der Rektor der Universität, Bernd Engler, erstattete Anzeige bei der Polizei. Das Dezernat Staatsschutz des Polizeipräsidiums Reutlingen ermittelt nun wegen Volksverhetzung gegen die noch unbekannten Versender rechtsradikaler Pamphlete, wie ein Polizeisprecher sagte. «Alle betroffenen Drucker konnten direkt über das Internet und von daher auch weltweit von überallher angesteuert werden», teilte die Polizei mit. Auch IT-Spezialisten seien in die schwierigen Ermittlungen eingebunden.

Auf den Pamphleten sei ein Text mit großen Buchstaben in schlechtem und fehlerhaftem Deutsch abgedruckt, sagte Rijkhoek. Der Text wende sich gegen Menschen jüdischen Glaubens und Menschen, die nicht der «weißen Rasse» entsprechen. «Es sind diverse krude Thesen, die teils in Frageform, teils in Behauptungen» verbreitet werden.»

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In den Hetzschriften werde der Eindruck erweckt, die «weiße Rasse» sei bedroht und müsse Widerstand leisten. Auf Anraten der Polizei will Rijkhoek den genauen Inhalt der Hetzschrift nicht preisgeben, um sich nicht wegen der Verbreitung volksverhetzender Schriften strafbar zu machen.

An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn waren den Angaben zufolge die Institute der Asienwissenschaften und Theologie betroffen. An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist eine zweistellige Zahl von Druckern gehackt worden. Ein Sprecher der Universität Münster sagte, Drucker seien weniger gesichert und daher auch anfälliger für Hackerangriffe.

Ähnliche Texte tauchten vor kurzem auch an mehreren amerikanischen Universitäten auf. Der Text erinnere daran, sagte Rijkhoek. Laut einem Bericht der «Washington Post» hatte sich damals ein polizeibekannter, rassistischer Hacker zu den Angriffen bekannt. Auf den Zetteln waren demnach Hakenkreuze und die Internetadresse einer Neonazi-Seite aufgedruckt.

Einen derartigen Vorfall habe es in Tübingen bislang nicht gegeben. Mitarbeitern der Uni seien die Hetzschriften zuerst am Mittwochvormittag aufgefallen, sagt Rijkhoek. Sie seien «sehr verunsichert» gewesen. Mehrere Mitarbeiter hätten die Hetzschriften im Hochschulrechenzentrum, in der Rechtsabteilung sowie in der Pressestelle der Universität gemeldet. (dpa)

zum Bericht: „Mittelalterliche IT-Ausstattung“ an Schulen: Verband kritisiert massive Sicherheitslücken

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