HEPPENHEIM. Mit einer gerichtlichen Entscheidung über eine Odenwaldschule in neuer Form ist nicht so schnell zu rechnen. Ein Termin vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt sei derzeit nicht in Sicht, wie ein Sprecher sagte. Befürworter einer Neuauflage der insolventen Reformschule hatten Anfang des Jahres dort Klage gegen die Absage der Aufsichtsbehörden eingelegt. «Erst müssen die Beteiligten noch Stellung nehmen», sagte der Gerichtssprecher. Nach seinen Angaben dauert es durchschnittlich 12 bis 14 Monate, bis am Verwaltungsgericht ein Termin feststeht. Es könne damit auch erst nächstes Jahr werden.
Aufsichtsbehörden haben den Vorstellungen der Befürworter eine Absage erteilt, weil kein tragfähiges finanzielles Konzept vorliege. Ein erstes «Nein» zu den Plänen gab es im September 2015, Ende des vergangenen Jahres wurde dem Konzept erneut eine Absage erteilt.
Die Insolvenzverwalterin Sylvia Rhein hält weiterhin daran fest, die Odenwaldschule zu verkaufen. Zwei Anzeigen seien in Zeitungen geschaltet worden, es gebe Interessenten, sagte ein Sprecher. Details könnten wegen der vertraulichen Gespräche nicht mitgeteilt werden. Nach einem Missbrauchsskandal und zurückgegangener Schülerzahl war im August 2015 vor dem Amtsgericht Darmstadt das Insolvenzverfahren der Odenwaldschule eröffnet worden.
An der Reformschule im Heppenheimer Stadtteil Ober-Hambach hatten vor Jahrzehnten Lehrer systematisch Schüler sexuell missbraucht. Ein Abschlussbericht nennt mindestens 132 Opfer, ausgegangen wird aber von bis zu 500. Juristische Folgen gab es nicht. Als die Übergriffe bekannt wurden, galten sie als verjährt. Die Odenwaldschule kam nicht aus den Schlagzeilen, gerade die Zahl der zahlenden Internatsschüler ging zurück. Es gab finanzielle Probleme. dpa
Zum Bericht: Das schier endlose Sterben der Odenwaldschule – jetzt klagen Eltern auf Weiterbetrieb