Ramelow schiebt Verbeamtung von Lehrkräften auf die lange Bank – Lehrerverband: Regierung schläft

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ERFURT. Sollen Lehrer in Thüringen künftig wieder verbeamtet werden? Die Landesregierung spielt seit Monaten laut mit dem Gedanken. Dem Lehrerverband dauert das jetzt allerdings zu lang – er fordert konkrete Taten und reagiert „verärgert und mit Unverständnis“ darüber, dass die Entscheidung offenbar vertagt wurde.

Möchte Lehrer wieder verbeamten - wahrscheinlich: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Foto: DiG / TRIALON / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)
Möchte Lehrer wieder verbeamten – wahrscheinlich: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Foto: DiG / TRIALON / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Der Thüringer Lehrerverband dringt auf eine schnelle Entscheidung des Landes darüber, ob Lehrer künftig wieder verbeamtet werden. Seit mehreren Monaten werde ein solcher Schritt angekündigt und nichts habe sich getan, sagte Landesvorsitzender Rolf Busch. «Das führt zur Verunsicherung.» Er betont: „Noch in 2016 sollte eine verbindliche Entscheidung gefällt werden. Die Menschen hoffen und warten darauf. Nach der gestrigen Kabinettssitzung ist jedoch klar: Entschieden wurde nur, dass die Angelegenheit später entschieden wird.“

Dieses Hinauszögern sei eine Zumutung für alle Betroffenen und eine Gefahr für das Land Thüringen: „Die Absolventen laufen uns scharenweise davon. Wenn nun Sachsen auch noch die Berufsanfänger besser bezahlt, können wir unseren jungen Leuten überhaupt nichts mehr bieten.“ Schon jetzt sei die Personalsituation in Thüringen prekär. Lehrer zu verbeamten sei ein wichtiger Schritt, um mehr Lehrkräfte nach Thüringen zu locken. «Wenn das Land das jetzt nicht gebacken bekommt, soll es die weiße Fahne hissen», sagte Busch. Nach seinen Prognosen wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Hälfte der Lehrer in den Ruhestand gehen.

„Dornröschenschlaf“

Das rot-rot-grüne Kabinett hatte am Dienstag zu dieser Frage noch keinen Beschluss gefasst. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte danach: «Die generelle Entscheidung ist, dass wir die Verbeamtung an sich aus dem Dornröschenschlaf herausholen wollen. Das ist keine Frage von Lehrern oder nicht Lehrern.» Nach Ansicht von Busch drängt die Zeit, weil etwa Sachsen zu Beginn des neuen Jahres einen Teil seiner Lehrer besser bezahlt. „Von einem Aufwachen ist bei der Landesregierung nichts zu spüren. Und schlimmer noch: Das Vertrauen, dass unsere Politiker doch noch eine Entscheidung für die Lehrer fällen, schwindet zusehends. Immerhin haben sowohl die Finanzministerin als auch die Kultusministerin diesen Schritt mehrfach öffentlich angekündigt.“

Thüringen stellt neue Lehrer jeweils zu den Winter- und Sommerferien ein. «Andere Länder nehmen Einstellungen permanent vor, wenn Bedarf ist», gab Busch zu bedenken. Thüringen müsse bereits bei Lehramtsstudenten seine Werbung deutlich ausbauen. Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa

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