Sind Grundschulen in Rheinland-Pfalz chronisch unterbesetzt? Lehrerverbände VBE und GEW schlagen Alarm – Bildungsministerin Hubig wiegelt ab

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MAINZ. Gibt es zu wenige Lehrer an den Grundschulen in Rheinland-Pfalz? Das werfen die Gewerkschaft GEW und der Lehrerverband VBE der Landesregierung vor. Sie verlangen Gegenmaßnahmen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert von der Landesregierung bessere Arbeitsbedingungen für Grundschullehrer in Rheinland-Pfalz. Der Beruf müsse zum Beispiel durch bessere Bezahlung attraktiver werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sagte die Vorsitzende der GEW-Landesfachgruppe Grundschulen, Carmen Zurheide, am Freitag in Mainz. Auch der Lehrerverband VBE sieht Probleme. Das Bildungsministerium weist die Kritik zurück.

Lehrer wanderten in andere Länder ab, weil sie dort schneller eine Planstelle und mehr Geld erhielten, sagte Zurheide. Das Bildungsministerium gebe auf seiner Internetseite einen geringeren Bedarf an Lehrkräften an, als er tatsächlich vorhanden sei. Laut GEW wurde zu Beginn des laufenden Schuljahres in Rheinland-Pfalz nur ein Viertel der rund 330 Planstellen mit Lehrkräften besetzt, die vorher noch keine Planstelle hatten.

Vor zehn Jahren gab es dem Statistischen Landesamt zufolge rund 29 000 mehr Grundschüler als im laufenden Schuljahr. Die Zahl der Lehrer hat sich dagegen kaum verändert. Inzwischen gebe es aber mehr Klassen bei unveränderter Lehrerstellenzahl als noch vor zehn Jahren, sagte der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer. Seit 2011 dürften in einer Klasse nur noch maximal 24 Kinder sein, damit sie stärker individuell gefördert werden können. Zuvor seien 30 Schüler pro Klasse möglich gewesen.

Rheinland-Pfalz’ Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) wird wohl einige kleine Grundschulen auslaufen lassen. Foto: Olaf Kosinsky / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Rheinland-Pfalz’ Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) steht unter Druck. Foto: Olaf Kosinsky / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Auch der Lehrerverband VBE schlägt Alarm: «Es gibt viele Schulen, die sich melden, dass die Lehrerversorgung hinten und vorne nicht stimmt», sagte Landesgeschäftsführer Hjalmar Brandt. Wenn Lehrer krank seien oder auf Fortbildung, werde Unterricht zusammengelegt. «Das kommt in der Statistik nicht vor.» Er betonte: «Es kommt auch immer wieder vor, dass eine Klasse nach Hause geschickt wird.» Grundschulen hätten im Gegensatz zu anderen Schulen einen größeren Förderbedarf der Schüler und feste Öffnungszeiten.

Das Bildungsministerium wies die Vorwürfe zurück. Um den Bedarf zu decken, könne seit Mitte März jederzeit eine Planstelle mit einem Lehrer besetzt werden. Vorher war das nur zwei Mal im Jahr möglich, am 1. Februar und zum Schuljahresbeginn. Außerdem sei der landesweite Pool für Vertretungslehrer am 1. Februar von 800 auf 1000 Stellen aufgestockt worden. Für Grundschulen sei dabei die Zahl der Vertretungslehrer von 310 auf 370 angehoben worden.

Die Unterrichtsversorgung liegt im Schuljahr 2016/2017 nach Angaben des Bildungsministeriums bei 99,4 Prozent, das heißt, 0,6 Prozent des Unterrichts fällt aus. Im Schuljahr 2015/2016 lag der Versorgungswert bei 99,2 Prozent. Rheinland-Pfalz habe mit Hamburg die kleinsten Grundschulklassen im bundesweiten Vergleich. Den Grundschulleitungen sei in den vergangenen Jahren der Rücken gestärkt worden: Bereits 2012 seien alle Schulleiterpositionen an Grundschulen um eine halbe Besoldungsstufe angehoben worden. dpa

Grundschüler und Grundschullehrer in Rheinland-Pfalz

Die Zahl Schüler an rheinland-pfälzischen Grundschulen ist nach einem deutlichen Rückgang zuletzt wieder gestiegen. Im Schuljahr 2016/17 gab es landesweit 137 727. Das waren 2883 Kinder mehr als ein Schuljahr zuvor, aber deutlich weniger im Vergleich zu früheren Jahrgängen. Vor zehn Jahren gab es landesweit noch 166 563 Grundschüler.

Die Zahl der Lehrer hat sich dagegen kaum verändert: Im Schuljahr 2006/07 unterrichteten 10 626 hauptamtliche Lehrer an Grundschulen. 2016/17 waren es 10 551 Lehrkräfte, wie aus Daten des Statistischen Landesamts in Bad Ems hervorgeht.

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