Anträge vereinfacht: Thüringer Schüler sollen vor Ort DDR-Geschichte erfahren

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ERFURT. Vervierfachen will Thüringens Bildungsminister Helmut Holter im kommenden Jahr die Zahl der Schüler, die sich an den rund 70 einschlägigen, außerschulischen Lernorten mit der DDR-Geschichte beschäftigen. Dazu sollen die die Jugendlichen selbst stärker an der Geschichtsvermittlung mitwrken.

Thüringer Schüler sollen sich künftig intensiver mit der DDR-Geschichte beschäftigen – auch an außerschulischen Lernorten wie Gedenkstätten und Museen. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) stellte jetzt eine Zielvereinbarung zwischen seinem Haus und der Landesschülervertretung sowie eine Broschüre zu rund 70 außerschulischen Lernorten im Freistaat vor.

An Gedenkstätte wie dem ehemaligen Stasigefängnis in der Erfurter Andreasstraße können Schüler Geschichte eindrucksvoll erfahren. Foto: Giorno2 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
An Gedenkstätte wie dem ehemaligen Stasigefängnis in der Erfurter Andreasstraße können Schüler Geschichte eindrucksvoll erfahren. Foto: Giorno2 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Bereits seit April können Lehrer deutlich einfacher Anträge auf Kostenerstattung für Fahrten zu Gedenkstätten stellen als zuvor. Für eintägige Fahrten gibt es bis zu 500 Euro pro Klasse. Insgesamt hält das Ministerium in diesem Jahr 80 000 Euro und im kommenden Jahr 100 000 Euro für schulische Gedenkstättenfahrten bereit.

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Ettersberg, Jörg Ganzenmüller, begrüßte sowohl die Broschüre als Handreichung für Lehrer wie auch die einfacheren Anträge. Es sei wichtig, Geschichte nicht nur im Klassenzimmer sondern auch an Gedenkstätten oder Museen zu erfahren. «Geschichte manifestiert sich an Orten wie diesen.» Auch Mira Keune vom Grenzlandmuseum Eichsfeld sprach von einem «riesigen Schritt» vor allem für Lernorte an den Rändern des Freistaats.

Für Kinder seien Familienerzählungen über den DDR-Alltag oft die herausragende Quelle ihres DDR-Wissens, sagte Ganzenmüller. Deshalb trage dieses Wissen zum Teil nostalgische Züge. «Diese Alltagsgeschichten kriegen (…) viele dann nicht in Einklang mit Geschichten von Repression.» Über diesen Widerspruch könne man gut mit den Schülern ins Gespräch kommen.

Ziel des Bildungsministeriums ist nach Holters Angaben, dass sich ab 2018 rund 200 Schulklassen pro Jahr – also etwa 4600 Schüler – außerhalb der Schule mit der DDR beschäftigen. «Sie sollen erleben, was es heißt, dass die kleinen und großen Mächtigen jedes Recht und jede Gerechtigkeit durch ein Wort außer Kraft setzen konnten.» Zwischen 2014 und 2016 gingen jeweils weniger als 50 Anträge auf Förderung beim Ministerium ein.

In der Zielvereinbarung mit der Landesschülerschaft wurde unter anderem festgelegt, dass Schülervertreter künftig eigene Vorschläge zur Vermittlung der DDR-Geschichte an ihren Schulen umsetzen sollen. So sollen Schüler stärker an der Vermittlung von politischem Wissen mitwirken. Eine Bilanz soll im Sommer 2018 gezogen werden. (dpa)

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