Weniger Dauerschwänzer, dafür mehr «Gelegenheitsschwänzer» – ist das ein versteckter Hilferuf?

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SCHWERIN. Die Zahl der Schulschwänzer, die mehr als fünf Tage fehlen, ist leicht gesunken. Sorgen machen dem Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern die «Gelegenheitsschwänzer». Für die Linken sind das Kinder, die eigentlich nach Hilfe rufen.

Erklärte Kindern über Jahrzehnte Natur und Technik: Peter Lustig. Foto: Jano Rohleder / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)
Für Schüler gibt es viele Dinge, die interessanter sind, als der Schulalltag. Foto: Jano Rohleder / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

In Mecklenburg-Vorpommern haben im vergangenen Schuljahr 1863 Schüler mehr als fünf Tage unentschuldigt gefehlt. Der Anteil der Schulschwänzer sank damit von 1,5 auf 1,4 Prozent, wie das Bildungsministerium mitteilte. Ab sechs unentschuldigten Fehltagen sprechen Pädagogen von schulaversivem Verhalten. Der Rückgang sei ein gutes Zeichen, sagte Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD). Das Sieben-Punkte-Programm des Ministeriums zur Vermeidung von schulaversivem Verhalten wirke.

Nachdenklich stimme sie jedoch, dass der Anteil der sogenannten Gelegenheitsschwänzer von 1,5 auf 1,8 Prozent gestiegen sei. «Insbesondere in der Grundschule ist die Zahl der Gelegenheitsschwänzer höher als im Vorjahreszeitraum.» Hesse appellierte an die Eltern, auf den regelmäßigen Schulbesuch ihrer Kinder zu achten. Das Nichterfüllen der Schulpflicht sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 2500 Euro geahndet werden könne.

Die Fraktionsvorsitzende der Linken, die Lehrerin Simone Oldenburg, kritisierte Hesse für das Wort «Gelegenheitsschwänzer». Wenn Kinder nicht zur Schule kommen, sei dies in der Regel ein Hilfeschrei, sagte sie. «Hier müssen sofort alle Beteiligten an einen Tisch.» Dafür brauchten aber Lehrkräfte mehr Zeit und alle Schulen müssten durch Schulsozialarbeiter unterstützt werden.

«Aber hier geizt die Landesregierung und dann sind das Erschrecken und die Ohnmacht groß, wenn fast 2000 Schüler mehr als fünf Tage pro Schuljahr geschwänzt haben.» Eltern müssten geschult werden. Sie müssten wissen, wo sie Hilfe finden, bevor die Probleme ihrer Kinder so groß würden, dass sie um die Schule einen Bogen machen. dpa

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